Gezieltes und gewolltes "Verstimmen" der Snaredrum!

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Liebe Gemeinde,

Alle die ihre Snaredrumschlagfelle bis zum erbrechen anknallen und alle Guss-Spannreifen Liebhaber jetzt mal weghören! (oder weglesen)

Ich habe kürzlich im Proberaum mal wieder einen wahrscheinlich nicht (mehr) sehr verbreiteten Kunstgriff beim Stimmen meiner Snaredrum angewandt.
Da ich ein absoluter Fan bestimmter 70er jahre Disco und Funk Snaresounds bin, stimme ich meine Snaredrums in der Regel nicht sehr hoch. Ich bevorzuge einen relativ tiefen, trockenen und satten Klang mit vieeel Teppich, weshalb ich auch das oft gescholtene Dämpfen und "Abkleben" nicht scheue.:redface::D
Um nun aber das eigentlich Dämpfen auf ein absolutes Minimum zu begrenzen, suche ich mir auf der mir abgewandten Seite der Snare EINE Schlagfellstimmschraube aus und drehe diese soweit heraus, dass sie fast gänzlich gelockert ist.
Der Effekt ist für meine Soundbedürfnisse optimal, ohne die Spielbarkeit oder die Teppichansprache der Snare allzu negativ zu beeinflussen.
Solltet ihr Langeweile haben oder generell experimentierfreudig sein, probiert es doch auch einfach mal aus.
Bei Snaredrums mit Guss-Spannreifen ist es allerdings nahezu sinnlos (vor allem bei Modellen mit 10 Stimmschrauben) weil sie sich im Vergleich zu geflanschten Spannringen oder Powerhoops kaum verwinden.
Ob ihr´s glaubt oder nicht, aber einen vergleichbar fetten und satten Snaresound habe ich noch mit keiner anderen Tuningmethode hinbekommen.

Kennt von euch jemand dieses Verfahren und falls ja, wie sind eure Erfahrungen damit?
 
Eigenschaft
 
na ja, kann auch daneben gehen...

ich habe im Frühjahr 2002 Snaredrum-Lines im Studio eingespielt auf einer Snare für Klassiker vom Dresdner Apparatebau (an + für sich ein sehr feines Teil - für bestimmte Zwecke), aber eine Spannschraube direkt neben der Snareabhebung war extrem schwergängig. Der "Techniker???!!!" vom Studio hat das dann in der Werkstatt repariert, in der Art, daß das Gewinde total kaputt war und die komplette Spannschraube nicht mehr verwendbar war.
Wir haben trotzdem mit den Aufnahmen begonnen, bei schnelleren Stickings war irgendwie ein undefinierbares "Pfeifen" zu hören, bei kraftvollen einzelnen Schlägen ein sehr deutliches "ouuiiiiiiiiii" bei jedem Schlag..., sprich, die Aufnahmen wären so nicht zu gebrauchen gewesen.

Der Produzent wollte aber unbedingt den Sound dieser speziellen Snare, meine Signature war deutlich anders und als der Herr dann zu Mittag war, haben wir das ganze auf der Pearl-Freefloating eingespielt und die Apparatebau-Snare danach wieder schön "aufgebaut" - und der Herr Produzent hat uns dann mit dem total neuen Spruch überrascht "na geht doch!"
 
Schlägt das Fell dann nicht Wellen???
Oder nur soweit herausdrehen, dass es gerade noch gespannt ist?
 
ce_band schrieb:
Schlägt das Fell dann nicht Wellen???
Oder nur soweit herausdrehen, dass es gerade noch gespannt ist?
...wenn die komplette Schraube fehlt... - kann, muß aber nicht, kommt auf die Qualität vom Fell und der Spannung insgesamt an, auf der Apparatebau-Snare hatten wir auch nur einen Teppich mit 8 Snares drauf.

Ich sag mal so, optisch hätten wir das ausgehalten, wenn es akkustisch ok gewesen wäre...
 
... Zum Thema: Aus Sticks 1 Feb. 1989 gab Jeff Porcaro folgende Antwort auf die Frage nach Snares:
"Während der Show ist alles akustisch. ...,ich hab nur eine Snare auf der Bühne. Eine LUDWIG Supra-Phonic 5x14. Für mich die vielseitigste Snare überhaupt. Bei Balladen wie "I won't hold you back" drehe ich einfach eine Stimmschraube fast komplett heraus, lockere die Saiten und treffe die Trommel genau in der Mitte, um einen vollen Sound zu bekommen. Dann ziehe ich das Fell etwas an für rockigere Sachen..... "Snaredrums, Drums are a pain in the butt sometimes""

Die Methode ist ein bischen in Vergessenheit geraden, funktioniert aber top. Überhaupt wenn man live spielt und seinen Sound verändern will oder muss. Funktionert aber nur gut, wenn die Snare vorher gut gestimmt war, und man das Spiel nur an ein und derselben Schraube spielt. (ach ja wie Wayne schon sagte mit Gußreifen geht das auch nicht.)
 
Tach!
Ich würde sagen das was Herr Schlegel oben beschrieben hat gilt oder kann ebenfalls ür die Toms gelten!
Man kann auch bei diesen die Stimmschrauben sehr unterschiedlich anziehen und mit dem Ergebnis das Optimum an Sound aus einer Trommel holen.
Normal stimme ich meine Trommel ´normal´, sprich Stimmschrauben relativ gleichmäßig anziehen aber durch ein paar Zufälle habe ich mit dem oben genannten Verfahren teils den gewünschten Sound erzielt!
Es kommt halt auch auf das Zusammenwirken von Kesselmaterial und der Befellung an.:great:
Ein richtiges Rezept beim Stimmen gibt es meiner Meinung nach nicht!
Nur Grundlagen die es einem gewissermaßen vereinfachen können!
Zum Thema Free Floating Snare kann ich nur sagen, da spart man sich oft das Herausdrehen einer Stimmschrauben, das macht diese Snare öfters automatisch!;)

Gruß

T-Bone
 
Ich würde das nicht mit eine Stimmschraube allein machen. Es gibt da die sogenannten Verstimmungsmethode.
Funktioniert aber nicht mit Gussreifen, da die zu steif sind und bei etwas größerem Unterschied zwischen zwei benachbarten Schrauben meist eine schon locker ist. Weiterhin sollte das Fell rel. neu sein, aber man kann es sich durch dieses Verfahren auch schnell ruinieren. Der Haltbarkeit (vom Klang) tut es evtl. nicht gut. Aber Versuch macht kluch.

Der Einfachheit halber hier der Text vom drumcenter kopiert:

Beim Verstimmungsverfahren wird die goldene Regel alle Spannschrauben immer möglichst gleich zu spannen kräftig über den Haufen geworfen. Warum das so ist und wieso es ein tolles Ergebnis liefert lest ihr weiter unten. Aber zunächst einmal wie es funktioniert.

Grundsätzlich bezieht es sich nur auf das Schlagfell, das heißt das Resonanzfell sollte wie immer recht fest gespannt sein und auch möglichst gleichmäßig. Die Snare muss 10 Spannschrauben pro Seite haben, sonst ist das Stimmen nach dieser Art nicht möglich.

Setze dich vor deine Snare, so wie sie normalerweise an deinem Set steht. Ich gehe mal davon aus, dass du ein neues Fell gerade aufgezogen hast oder zumindest ein neuwertiges auf deiner Snare ist. Alte Felle haben sich in der Folie, besonders aus der Mitte, heraus bereits gedehnt. Wenn man dann spannt bekommt man den mittleren Bereich nicht wirklich kontrolliert. Die Spannschrauben sollten leicht gefettet oder geölt sein, denn die Belastung auf einzelnen Gewinden ist beim Verstimmungsverfahren teilweise höher als normal.
So, also das Fell erst mal von unten herauf spannen. Egal ob über Kreuz oder reihum. Auf jeden Fall, sobald Spannung und etwas Klang da sind in kleinen Schritten. Das ganze sollte dann schon gut kräftig gespannt sein, ich sage mal vielleicht sogar etwas höher als du dein Snarefell sonst spannst. Jetzt das eigentliche Verstimmen. Die drei Spannschrauben die dir am nächsten sind (dort wo du auch Rimshots spielst, ca. 5/6/7 Uhr) eine Umdrehung zusätzlich spannen jeweils. Von den drei gegenüberliegenden Schrauben (11/12/1 Uhr ca.) die beiden äußeren eine Umdrehung lockern. Mit der mittleren dieser drei Schrauben (12 Uhr) hat man jetzt das Mastertuning in der Hand. Das heißt man kann z.b. diese auch lockern, je nach Snare zwei bis drei Umdrehungen, den Teppich eventuell nachjustieren und du hast einen fetten Sound für Rockballaden. Die Masterschraube richtig angeknallt ( ja genauso dass man denkt es muss eigentlich schon viel zu stark sein) und du hast einen Funky-Killer Sound a la Chad Smith. Ganz nebenbei sind unkontrollierte Obertöne bei diesem Stimmverfahren deutlich geringer als bei insgesamt gleichmäßiger Stimmung. Außerdem lockern sich die Spannschrauben bei Rimshots nicht mehr, da ja hier ein höherer Druck anliegt.
 
@ Wayne, DDS, 00Schneider ->ihr habt doch tatsächlich was (für mich) Neues gebracht!! Danke

Den Effekt vom unterschiedlichen Sound wenn sich Stimmschrauben gelockert hatten, den kannte ich natürlich - wäre bisher nur nicht auf die Idee gekommen, das gezielt einzusetzen.

Ich habe jetzt mal eine gute Stunde experimentiert, es funktioniert auch mit Gußring + 12 Schrauben!! Und zwar nach der Methode, die 00Schneider anspricht. Ich habe zwei gegenüberliegende Schrauben quer von mir als Drehachse benutzt, alle Schrauben auf der mir zugewandten Snarehälfte stärker angezogen, im gleichen Maße alle Schrauben gegenüber gelockert. Dadurch ergibt sich eine (natürlich nur minimalste) Schrägstellung des Spannringes, durch Spannen/Entspannen der gegenüberliegenden Schraube ist deutlich hörbar der Sound zu verändern!

Ich werd mir das mal im Hinterkopf bewahren - ich spiele eigentlich keine Musik, wo ich das sinnvoll einsetzen könnte...
 
Is sicher ne gute Methode, aber hat des nicht denselben Effekt, wenn man ALLE Schrauben nicht ganz so weit herausdreht wie bei dieser Methode die eine? Also, ich hab des mit allen Schrauben mal gemacht und meine Snare hat richtig (und ich sags im Ernst: RICHTIG) fett geklungen. Son richtiger, ja wie soll man sagen "BATSCH" halt (kann man nicht beschreiben. Aber der Sound war richtig dick.
Ich weiß nicht, was ihr für Snares habt, vielleicht liegts ja da dran. Also ich hab ne PEARL Sensitone Messing Snare, die eigentlich ziemlich gut stimmbar ist (auch hoch -> Fell gscheit anziehen etc.). Naja, mal sehen...:great:
 
ich spiel hauptsächlich eine Sonor-Signature (Metall 14x8").

das Geniale an der Veränderung durch eine!! Schraube ist, das geht ratz fatz und das Ergebnis kannst du sofort hören, wenn du alle Schrauben veränderst, dauert das (kommt live nicht unbedingt gut) und du hast mehr Aufwand, bis der Sound paßt.

...Nachschlag: Ob es eine gute Methode ist, sei dahingestellt, es ist sicherlich nicht die optimale Belastung für Fell + Spannreifen - aber es ist sicherlich eine einfach zu handhabenende Geschichte, mit etwas Übung.
 
Lite-MB schrieb:
ich spiel hauptsächlich eine Sonor-Signature (Metall 14x8").

das Geniale an der Veränderung durch eine!! Schraube ist, das geht ratz fatz und das Ergebnis kannst du sofort hören, wenn du alle Schrauben veränderst, dauert das (kommt live nicht unbedingt gut) und du hast mehr Aufwand, bis der Sound paßt.

...Nachschlag: Ob es eine gute Methode ist, sei dahingestellt, es ist sicherlich nicht die optimale Belastung für Fell + Spannreifen - aber es ist sicherlich eine einfach zu handhabenende Geschichte, mit etwas Übung.

Ich habe das heute in der Probe noch mal nach der von Herrn Schneider zitierten etwas erweiterten Methode ausprobiert und bin hellauf begeistert.
Wir haben Stücke aus den verschiedensten Stilistiken querbeet aus unserem Repertoire geprobt und ich hatte mit einem Handgriff immer den passenden Sound mit ein und der selben Snaredrum.:great::D
Zumindest für die Pop/Rock/Funk-Schiene halte ich diese Methode für sehr gut.
Einen evtl. erhöhten Verschleiss beim Schlagfell oder gar mittelfristig ein Verziehen des Spannreifens nehme ich da gern in Kauf, weil mich das klangliche Ergebnis einfach überzeugt hat.:)
 
Ich hab die Stimmschraubenmethode mal früher angewandt, um die ätzenden Obertöne abzutöten. Das hat zwar geklappt, aber der Sound insgesamt war mir dann zu tief. Deshalb hab ich meine Snare jetzt auch mit nem Taschentuch beklebt, womit der gewünschte Klang erreicht wurde.
 
Das macht dann 10 € plus Versand für einen erfolgreichen Stimmversuch.

Kontodaten per PM nachfragen.

Danke.
 
00Schneider schrieb:
Das macht dann 10 € plus Versand für einen erfolgreichen Stimmversuch.

Kontodaten per PM nachfragen.

Danke.

Cherzpold! :D
 
Mist, ich sollte mir langsam angewöhnen "erst das Geld, dann die Tipps"...

So funzt das nie.
wallbash1sx.gif
 
Übrigends klappt das mit dem Verstimmen auch mit Snares mit 8 Stimmschrauben pro Seite.
 
@ Wayne: Was hastn du für ne Snare? Weil bei mir geht das nicht so richtig. Man merkt zwar an kleinen (echt klein) Unterschied, aber der richtige Unterschied kommt erst, wenn ichs mit mehreren Schrauben mache. Bei einer gehts zwar schnell, aber warscheinlich muss man auch die gscheite Snare dafür haben, oder?
 
...umgekehrt wird ein Schuh draus - ich habe ja erst die Tests gemacht!!! Ihr hattet ja alle behauptet es funktioniert nicht mit Gußreifen...sollte ich da nicht einen Testaufwand bekommen...
 
metaljünger schrieb:
@ Wayne: Was hastn du für ne Snare? Weil bei mir geht das nicht so richtig. Man merkt zwar an kleinen (echt klein) Unterschied, aber der richtige Unterschied kommt erst, wenn ichs mit mehreren Schrauben mache. Bei einer gehts zwar schnell, aber warscheinlich muss man auch die gscheite Snare dafür haben, oder?

Rein zufällig habe ich genau die Snare auf die sich Jeff Porcaro in dem vom DagoberDuckSen geposteten Interview bezieht. Eine Ludwig Supraphonic 14 mal 5 Zoll. Mit der klappt es exakt so wie von Jeff beschrieben (mit bereits EINER Stimmschraube!)
Mit meiner Pearl Sensitone klappt es ebenfalls (ist ja quasi ein Supraphonic Nachbau...)
Dann habe ich noch eine Yamaha Maple Custom (14 mal 6,5), die benutze ich eigentlich kaum, auf der müsste es aber ebenfalls funzen.

Übrigens, Lite-MB hat recht. Es funktioniert durchaus auch bei Snaredrums mit Guss-Spannreifen, ist allerdings schwieriger und nicht ganz so deutlich wie bei Snaredrums mit "normalen" Spannreifen.
Ich hab´s heute extra noch mal mit der Mapex Snare eines befreundeten Drummers ausprobieren dürfen. (die hat Guss-Spannreifen)

Mensch, da habe ich ja was in Gang gesetzt.:redface:
Ist hier jetzt so wenig los, weil das halbe Forum fleissigst am "Verstimmen" ist?? :confused::D
 

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