[Gitarre] Epiphone Les Paul Standard Flametop LPS-80 (Bj. 2001)

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Epiphone Les Paul Standard Flametop LPS-80

Bei der hier vorgestellten Epiphone Les Paul Standard Flametop handelt es sich um die Nachfolgeserie der Orville- sowie Orville by Gibson-Reihe und wurde unter der Bezeichnung LPS-80 im Zeitraum vom 1998 bis 2002 produziert. Meine stammt aus dem Jahr 2001.Die 80 weist wie die Orville seinerzeit auf den Preis von 80.000 Yen hin. Dies entspricht heute ca. 615 €. Gefertigt wurde sie ebenfalls bei Fujigen, die u.a. auch für die Orville-Reihe verantwortlich zeichnete. Geführt wird die Serie unter „Japan Domestic Market“, was bedeutet, dass sie ebenso wie die Orville nur für den japanischen Markt vorgesehen waren. Dank www sind sie bereits seit längerem der ganzen Welt zugängig.

Epiphone Les Paul Flametop 04_K.jpg


Ausstattung
Epiphonewiki weiß über das Modell folgendes:

Modell:
  • Japan Domestic Market only
  • 1998-2002
Body:
  • Mahogany body
  • Carved maple top
Neck:
  • Set mahogany neck
  • Rosewood fingerboard with trapezoid inlays
  • Open-book headstock with "Les Paul" script
  • 2-screw 2-ply truss rod cover
  • 24.75" scale
  • 1.68" nut width
Binding:
  • Single-ply body & neck
Electronics:
  • Epiphone Japan PAF-style Humbucker pickups
  • 2 Vol, 1 Tone, 1 Master tone controls
Hardware:
  • Chrome hardware
  • Epiphone vintage-style green-key tuners
  • Elevated pickguard
  • Gold speed knobs
Colors:
  • Cherry Sunburst (CS)
  • Honeyburst (HB)
  • Vintage Sunburst (VS)
  • Wine Red (WR)
  • Ebony (EB)
  • Blue (BL)
  • Alpine White (AW)
  • Metallic Gold (MG)
Flame Maple Top Colors:
  • Trans Green (??)
  • Trans Blue (TL)
  • Trans Amber (TA)
  • Honeyburst (HB)
Model, Infos Contributed by GammyBird

Beim Holzeinsatz steht die Epiphone der originalen Gibson in nichts nach. So wurde für den Body Mahagoni verwendet. Die Besonderheit dieser Standard besteht darin, dass das Top aus massivem Ahorn mit einer schönen, weil recht unregelmäßige Flammung besteht. Genau das macht auch den Reiz der Gibson Les Pauls aus den 1950ern aus. Lackiert wurde sie in einem schönen warmen Honeyburst. Der Hals fertigte man ebenfalls historisch korrekt aus Mahagoni incl. Long Tenon Neck. Interessant ist der Umstand, dass bei der Epiphone ein Kopfplattenwinkel von 17° umgesetzt wurde. Dies entspricht den Gibson Les Paul der 1950ern. Die Orville müssen mit dem später kurzzeitig verwendeten Winkel von 14° vorliebnehmen. Als Griffbrettmaterial verwendete man ganz klassisch Palisander. Für die Griffbrettinlays wurde leider wie bei Orville nur Kunststoff eingesetzt. Schade, Zelluloid würde ihr deutlich besser stehen. Der Epiphone-Schriftzug besteht natürlich aus Mother of Pearl. Die ABR-Bridge sowie das Stoptail wurde vernickelt, was einer Les Paul meiner Meinung nach einfach besser steht als Chrom. Auf dem Trussrodcover liest man in Großbuchstaben „GIBSON“ und wurde wie bei den nachfolgenden Serien Gibson-like mit nur zwei statt der für Epiphone üblichen drei Schraube befestigt und weißt auch die korrekte Form auf. Das Binding wurde im Cutaway dünn wie bei den 1950er Les Paul und nicht wie bei späteren Modellen von Gibson so breit ausgeführt, dass die Ahorndecke komplett verdeckt wird.

Die Jackplate besteht aus Kunststoff und zeigt auch altersbedingt einen Sprung, hält die Klingenstecker jedoch ohne Probleme. Nach wie vor besitzt die Bridge die berühmt berüchtigte Rappelfeder, die hier jedoch bombenfest sitzt und ihrem schlechten Ruf somit zum Glück nicht gerecht wird. Die Prägung auf der Unterseite lautet „BR-EG“. Wieder sehr kryptisch und ich weiß nicht, was es bedeutet. BR könnte auf ABR hinweisen, aber EG? Die Verankerung der Bridge wird statt mit Buchsen mit Gewinde direkt in den Body verschraubt realisiert. Hier sind wir wieder ganz nahe an Gibson. Kluson-like Tuner halten anständig die Stimmung und sind wohl allen Gitarristen bekannt. Auf der elektrischen Seite haben wir es laut epiphonewiki.org mit Epiphone Japan PAF-style Humbucker zu tun. Bei den Potis handelt es sich um………………

Verarbeitung
Diese zeigt sich makellos. Die Bundenden sind deutlich besser verrundet, als ich das damals bei der Heafy vorfinden könnte. Hier spürt man keinen Grad, der den Spielfluß stört (Anmerkung am Rande: bei meiner Epi Bonamassa Custom kann ich für den Fretjob ebenfalls nur Bestnoten vergeben). Einen Übergang zwischen Halsbinding und Hals fühlt man genauso wenig. Recht leicht ist sie, diese Epiphone und dem Halsprofil würde ich das Prädikat etwas abgespecktes 1959er-Profil bescheinigen wollen. Liegt gefühlt für meine Finger zwischen dem 50er- und 60er-Profil des Mutterkonzerns. Den Paintjob würde ich als vorbildlich bezeichnen. Homogen und glatt geriet dabei die Korpusvorder- sowie –rückseite. Es finden sich keine Einschlüsse, Nasen, Kratzer oder sonstiges im Lack. In der Nähe der Eingangsbuchse verlor die Epiphone ein wenig ihres Lacks. An dieser Stelle kann man erkennen, dass er sehr dünn aufgetragen wurde. Ich kann die Lackdicke nicht messen, aber es fühlt sich so an, als ob der Auftrag nur wenige Zehntel beträgt.

Epiphone Les Paul Flametop 05_K.jpg


Kleine Modifikationen
Die vernickelte Hardware zeigt sich besser, als die goldene meiner Orville erhalten. Dennoch tauschte ich sie wie üblich gegen vernickelt und geagede von Faber aus. Dies betrifft die Tuner, deren Buttons authentischer ausschauen, die Bridge sowie das Stoptail aus Aluminium. Bei dem Faber Lockingkit hatte ich bis dato noch keinen Erfolg mit der Installation. Die Bolzen ließen sich von Hand nicht eindrehen und mit Gewalt wollte ich es erst einmal nicht versuchen. Vielleicht habe ich später weniger Angst davor.

Tone
Die Einstellung der Pickups war erstaunlicherweise schneller erledigt, als ich das normalerweise bei mir kenne erledigt. Der Hals-PU musste höhergeschraubt werden, damit er sich lautstärkentechnisch auf Augenhöhe mit dem Bridge-PU befand. Die Polpieces musste ich dabei nicht anrühren. Alle drei Positionen müssen für mich gut klingen. Diesbezüglich will ich keine großen Kompromisse eingehen. So auch bei der Epiphone.

Der Bridgehumbucker klingt damit bissig und angriffslustig. Der Tone bietet nun genau diesen Attacke, den ich suchte. Er tönt schön offen, ohne Überbetonung einer Frequenz, hell aber doch markant in den Bässen. Der Humbucker erstrahlt wirklich markant und nicht irgendwie blutleer ohne Aussagekraft.

Der Neckhumbucker besitzt genügend Transparenz, wenn auch naturbedingt etwas dunkler, als an der Bridge. Jedoch halten sich die Bässe dezent im Hintergrund. Auf die Art & Weise steht er dem Bridge-PU recht nahe, legt aber ein mächtigeres Fundament. Man könnte sagen, der Bridge beißt, der Neck ballert. In der Zwischenstellung fügen sich beide Sounds zusammen, allerdings wird der Tone lautstärkenmäßig ein wenig gepusht und wirkt so etwas intransparenter. Hier könnte ich wohl (eventuell zu Lasten einer der beiden Singlepositionen) mehr rausholen. Allerdings reicht mir hier auch 95 % meiner Idealtonevorstellung.

Fazit
Diese Epiphone-Reihe ersetzt wie beschrieben die Orville-Modelle, die immerhin von 1989 bis 1998 produziert wurden. Ich weiß nicht warum man das damals tat, kann mir allerdings denken, dass man den Name Epiphone einheitlich für alle außerhalb der USA gebauten Gitarren verwenden wollte. Es gab noch im Zeitraum 2005 bis 2007 eine Ausführung Namens LQ. Sie wies ein paar Besonderheiten auf. So wurde sie mit Nitro lackiert und erhielt einen Knochensattel ab Werk. Später änderte man die Kopfplatte dergestalt, dass sie nur noch der der Gibson ähnelte. Sie lief vom Hals her betrachtet noch oben hin schlanker aus, bevor sie dann den Zuschnitt bis zum Jahr 2019, der von wenigen geschätzten wurde erhielt. Erst 2020 glich man sie wieder der Gibson-Kopfplatte an, auch wenn es immer noch große Unterschied gibt.

Da Fujigen die Orville-Reihe bis 1998 und direkt im Anschluss die neue Epiphone baute, kann man davon ausgehen, dass es fertigungstechnisch wohl keine großen Unterschiede gab und somit gleich hochwertig zu sehen sind. Natürlich ist sie mit ihrem Epiphone-Schriftzug nicht so exotisch wie eine Orville, dennoch stellt sie ebenfalls ein Spitzenprodukt aus japanischer Fertigung dar.

Wer auf der Suche nach einer günstigen Alternative zu einer Gibson Les Paul ist, wobei günstig auch relativ ist, immerhin kommen diese Epiphone auch schon auf 900 – 1.000 €, sollte sich einmal mit dieser Reihe befassen. Auf der anderen Seite kommt eine aktuelle Standard auf 545 €. Ob einem der Mehrpreis für eine fast schon Vintage-Gitarre wert ist, muss natürlich jeder für sich entscheiden. Man sollte nicht außeracht lassen, dass wir es hier mit einer Gitarre Made in Japan zu tun haben und deren Ausstoß damals mit Sicherheit nicht die Stückzahlen der in China hergestellten Modelle erreichte. Den Orville sagte man damals nach, sie seien auf dem Niveau der Standardmodelle von Gibson, die Orville by Gibson sagte man gar Gibson Custom Shop Genen nach. Und die MIJ-Epiphone stehen denen in nichts nach.

Epiphone Les Paul  Flametop 01_K.jpg
Epiphone Les Paul  Flametop 03_K.jpg

Licht & Schatten
 
Eigenschaft
 
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Sehr schöne Vorstellung :prost: Nach meinem Eindruck haben aber die Orvilles im Gegensatz zu Epiphones preislich einen ziemlichen Höhenflug. Ich erinnere mich, dass noch vor 10 Jahren in Europa und USA Orvilles wie sauer Bierangeboten und zu echt niedrigen Preisen verschleudert wurden.

Letztlich kommt es aber auf das Geschachere nicht an, sondern darauf, dass es Spaß macht, die Gitarren zu spielen.
 
Danke, danke, auch für die Kekse. Es ist nicht nur Dein Eindruck, dass sich die Orville preislich deutlich in die Höhe geschraubt haben. Vor etlichen Jahren konnte ich eine K-Les Paul Custom noch für deutlich unter 500 € erstehen. Mit meinen beiden, die ich vor kurzem kaufte (Reviews finden sich ebenfalls hier im Board) kam ich auf rund 800 €. Dies stellt derzeit die unterste Grenze für dar. Allerdings war die Epi hier ein Stück teurer.

Und Spaß machen sie mir alle!
 
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Reaktionen: 1 Benutzer
Sehr feine Gitarre und schönes Review dazu! :great:
 
Danke Euch @chris_kah & @Myxin.
 
Leider kann ich deine anderen Reviews nicht bekeksen, du hast zu viele geschrieben (aber dafür auch mehrere im Lostopf - hast du die angemeldet?)
 
(y) Danke @C_Lenny.

Sagen wir mal so, ich hatte irgendwann mal meine ganzen beobachten Themen gelöscht und den für die Reviewmeldung nicht mehr finden können. Deswegen hoffe ich (wie funktioniert) auf die Admins, dass sie eingetragen werden und vielleicht auf den Link zur Reviewmeldung :).

*Edit: Da ist der Link ;) -> https://www.musiker-board.de/threads/reviews-anmelden.707089/ *
 
Grund: siehe edit (in grün) by C_Lenny
Habisch doch schon längst :) . @chris_kah war doch so lieb und hat ihn in Post #6 angehängt. Anscheinend hat das Board meine letzte Änderung nicht gespeichert. Meinen Eintrag hatte ich nämlich genau daraufhingehend abgeändert.
 
Danke dir für das schön zu lesende Review!
 

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