Griffbrett (neuer Hals) mit Tung Öl behandeln: Gut oder böse?

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Deus Deceptor
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Hallo allerseits,

ich habe den Hals an meiner Ibanez RG leider durch eigene Dummheit beschädigt. Zum Glück kann man relativ einfach im Netz Ersatzhälse bestellen, was auch passiert ist.

Jetzt habe ich diesen frischen, neuen Hals hier liegen und spiele mit dem Gedanken, das Griffbrett noch vor dem Einbau mit Tung Öl zu behandeln. Gute Idee oder ganz doof?

Über die Notwendigkeit lässt sich sicherlich streiten. Grundsätzlich sind die günstigeren Palisanderhälse von Ibanez, Yamaha & co. ja eher unbehandelt, also "trocknen" mit den Jahren aus, das Holz wird heller, Ablagerungen im Holz zeichnen sich ab. Das sieht nicht toll aus und ist vermutlich auch nicht super für das Holz, auch wenn es das aushalten sollte. Dagegen hilft meiner Erfahrung nach eine gründliche Reinung und danach leichtes Ölen mit (Firma XZYZ) Fretboard/Lemon Oil usw. - Hat bisher immer gute Ergebnisse erzielt.

Bei vielen dieser handelsüblichen Produkte gibt es jedoch keine genauen Inhaltsangaben und ich vermute, dass sie neben Parfüm größtenteils aus Paraffinöl oder flüchtigen Ölen bestehen (falls überhaupt echtes Öl enthalten ist), da der Effekt nach dem Einziehen ins Holz nicht sehr dauerhaft zu sein scheint. Nach Monaten bis Jahren sieht das Griffbrett wieder nahezu aus wie davor. Das ist jetzt sehr anekdotenhaft und ich habe nicht jedes Produkt getestet, aber generell ist das Produktangebot recht obskur.

Warum also nicht diesen ganzen Prozess umgehen und das Griffbrett direkt ein Mal dauerhaft ölen?

Ich habe Tung Öl (ich meine hierbei 100% natürliches Tung Öl!) schon häufiger bei anderen Holzarbeiten sehr erfolgreich verwendet: Kochutensilien, Schneidebretter, Möbel, Trainingswaffen für den Kampfsport, sogar einmal für die Brücke einer alten Akustikgitarre. Es ist wasserresistent, lebensmittelecht, zieht ins Holz ein, trocknet und hinterlässt eine seidenmatte Oberfläche. Der einzige Nachteil ist die lange trocknungszeit von einigen Wochen bis zur Grifffestigkeit und einigen Monaten bis zur endgültigen Aushärtung. Das kann ich mir jedoch aktuell noch leisten, 2 Monate brauche ich bestimmt noch für den Umbau.

Gibt es irgendwelche Gründe, das nicht zu tun oder ist das sogar eine tolle Sache? Hat jemand mit soetwas schonmal Erfahrungen gemacht oder vielleicht mit anderen, trocknenden Ölen (Walnuss, Leinöl, usw.)?

Die einzige Frage, die sich vermutlich nicht beantworten lassen wird, ist, ob der Hals aus der Fabrik bereits in irgendeiner Form vorbehandelt kommt. Es sieht aber nicht danach aus und ich gehe nicht davon aus, dass Tung Öl eine schädliche Reaktion verursachen würde.

Schreibt mal gerne eure Gedanken dazu. :)
 
Hallo und herzlich willkommen im Musiker-Board!

Ich persönlich verwende Leinölfirnis, also gekochtes Leinöl da dies relativ schnell aushärtet und ein damit behandeltes Griffbrett sofort bespielbar ist. Nach Aushärtung ergibt sich ein seidiges Gefühl das die Fingerkuppen angenehm gleiten lässt.

Vielleicht benutzt Du mal die Suchfunktion die wir hier haben, denn ich habe schon unzählige Beiträge zu diesem Thema geschrieben...

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Dieses Tung Öl kenne ich nicht. Soll ja ganz wunderbar riechen. :oops:

Ich habe mich auch überzeugen lassen und nehme heute (aber auch nur selten) das von Bassturmator angeratene Leinölfirnis.
Funktioniert gut. Wahrscheinlich muss ich noch ein paar Gitarren kaufen umd das ganze Zeug irgendwann zu verbrauchen. ;-)

Ansonsten einfach mal beim Saitenwechsel mit einem leicht feuchten Baumwolltuch den Siff entfernen.
 
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Hi!

Danke euch schonmal für die schnellen Erfahrungsberichte! :)

Vielleicht benutzt Du mal die Suchfunktion die wir hier haben, denn ich habe schon unzählige Beiträge zu diesem Thema geschrieben...

Gesucht habe ich vorher, aber unzählige Beiträge dazu habe ich nicht gefunden, nur einiges zu Gitarrenkorpus ..sen? Allerdings denke ich sind Griffbretter noch ein bisschen was anderes, da das Spielgefühl dadurch ja maßgeblich beeinflusst wird und sie sich geringfügig bewegen können. Zu Tung Öl speziell finde ich auch aktuell nur meinen eigenen Beitrag, das interessiert mich ja doch am meisten, da ich das Zeug bereits da hab und einige Erfahrung mit der Verwendung habe. ;)

Grundsätzlich funktionieren Leinöl und Tung Öl ja ähnlich von ihren physikalischen Eigenschaften her. Beide härten vollständig aus und versiegeln das Holz dauerhaft, lassen sich in ihrer naturform sogar zusammenmischen.

Nach allem, was ich so gesehen und gelesen habe, ist Tung Öl ein klein wenig "dichter" also härtet fester aus und ist noch wasserundurchlässiger als Leinöl und andere pflanzliche Öle. Ob das für Griffbretter besser oder schlechter wäre, kann ich mir gerade nicht zusammenreimen. Es hat tatsächlich einen recht eigenen Geruch, ich persönlich finde ihn aber jetzt nicht unangenehm. Nach ein paar Wochen ist der Geruch aber sowieso komplett verflogen, spielt also keine sonderlich große Rolle meines Erachtens nach.

Ihr erwähnt Leinölfirnis, ich habe das gerade mal kurz nachgeschlagen. Wenn ich das richtig verstehe, ist es einfaches Leinöl, dem zur schnelleren Trocknung mit Metalloxide zugesetzt sind? Gibt es da unterschiedliche Produkte oder was würdet ihr so empfehlen?

Angeblich dringt das auch nicht ganz so tief ein, da es schneller trocknet. Ich wollte eigentlich sogar das Tung Öl noch verdünnen, damit es etwas tiefer einzieht. Ich weiß allerdings nicht, wie toll das ist, wenn es bis zum Trussrod oder in das Holz vom Hals dringt. Vielleicht wäre eine oberflächlichere Anwendung da besser? Andererseits, was sollte da schon passieren..?
 
Gibt es da unterschiedliche Produkte oder was würdet ihr so empfehlen?
Ich nutze seit Jahrzehnten nur noch reines Walnussöl, das es in jedem Supermarkt gibt.. auch in kleinen Mengen... War mal ein Tipp von einen US Gitarrenbauer Kollegen..
Es spricht aber auch nichts gegen Leinölfirnis / Leinöl .. Eine weitere Möglichkeit wäre Ballistol..
 
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ich habe schon unzählige Beiträge zu diesem Thema geschrieben...
Es wäre vielleicht mal sinnvoll, aus diesen Beiträgen die Essenz zusammenzukopieren und in einen "Master Thread Griffbrettöl" (oder sowas in der Art) zu gießen, der ganz oben in diesem Bereich festgepinnt und standardmäßig referenziert werden kann, wenn zum gefühlt achthundertfünfundneunzigsten Mal das Thema hochpopt. :biggrinB:

Sonst fühlt sich das immer so an:

8cil4c.jpg
 
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Ich hatte und habe so einige Gitarren. Das Spielgefühl ist natürlich ohnehin von Gitarre zu Gitarre etwas unterschiedlich, aber ich habe aufgehört mit da so/zu viele Gedanken zu machen. Alle Griffbrettern ging und geht es prima. Egal was da schon drauf war.

Bei der heutigen Mischung Leinöl/Balsamterpentin müsste ich nachschauen was das Mischungsverhältnis betrifft.

Früher habe ich allerlei Zeug benutzt. Auch schon mal eine Möbelpflege. War damals übrigens ein Tip von einem nicht ganz unbekannten Frankfurter Gitarrebauer. ;-) Letzteres war aber wahrscheinlich schon eher eine nicht ganz so gesunde Brühe. Muss ja auch nicht sein. Wir wissen ja heute manchmal Dinge auch besser.
Aber wenn du mich fragst, mit meinen Griffbrettern hatte ich noch nie Probleme. Auch nicht mit Lemon-Oil. *duck* ;-)

Den Tip von Bassturmator fand ich gut, weil man dann wirklich weiß was drin ist und das Zeug ist zudem auch noch recht preiswert
 
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Leinölfirnis ist wohl gekochtes Leinöl mit Terpentin gemischt.

Der Fachmann @Bassturmator schrub dazu


"Wenn man Leinölfirnis statt mit Terpentinersatz mit echtem Balsamterpentin mischt, dann riecht es sehr gut. Zudem ist die fertige Mischung dann wesentlich haltbarer"
 
Ballistol ist ein Waffenöl das mit basischen Zusatzstoffen dafür sorgt das die sauren Verbrennungsrückstände der Munition neutralisiert werden was so vor Korrosion schützt.

Hauptbestandteil ist Weißöl genau wie bei fast allen sogenannten Griffbrettölen.

*
 
Also doch Lemon-Oil/Griffbrettöl? Ich würde mein Griffbrett nämlich schon sehr gern korrosionsfrei halten wollen!
:tomatoes:
 
Ich verwende schon seit 25 Jahren Hartwachsöl. Entweder Auro oder Osmocolor. Beide sind für die Versiegelung von Parkettfußböden gedacht. Auch ganze Gitarrenbodies habe ich damit behandelt. Sehr gut!!
 
Ich verwende schon seit 25 Jahren Hartwachsöl. Entweder Auro oder Osmocolor. Beide sind für die Versiegelung von Parkettfußböden gedacht. Auch ganze Gitarrenbodies habe ich damit behandelt. Sehr gut!!
Auch für das Griffbrett? Hab Body/Halsrückseite von meinen DiY-Bass mit dem Auro Hartwachsöl behandelt. Die Trocknung hat schon ziemlich lange gedauert. Ist jetzt eine wirklich schöne Oberfläche. Aber auf dem Griffbrett würd ich's glaub ich nicht haben wollen...
 
Ich finde es faszinierend, wie viele unterschiedliche Alternativen sich doch etabliert haben, aber dann ist der Plan wohl gar nicht so abwegig.

Bei der heutigen Mischung Leinöl/Balsamterpentin müsste ich nachschauen was das Mischungsverhältnis betrifft.

D.h. du verdünnst das Öl auch? Trägst du dann mehrfach auf und wie handhabst du die Trocknungszeit?

Ich nutze seit Jahrzehnten nur noch reines Walnussöl, das es in jedem Supermarkt gibt.. auch in kleinen Mengen... War mal ein Tipp von einen US Gitarrenbauer Kollegen..
Es spricht aber auch nichts gegen Leinölfirnis / Leinöl .. Eine weitere Möglichkeit wäre Ballistol..

Gleiche Frage auch hierzu, habe auch schon von Walnussöl gelesen, aber es noch nie ausprobiert. Härten soll es ja schneller, als die anderen genannten Öle (abgesehen vom Leinölfirnis vielleicht). Soll aber auch nicht ganz so "haltbar" sein, wie die Anderen, wobei ich das Argument nicht ganz nachvollziehen kann, wenn es ins Holz eindringt und sich dauerhaft damit verbindet. Muss die Oberfläche irgendwann nachbearbeitet werden?
 
Muss die Oberfläche irgendwann nachbearbeitet werden?
na ja, wie bei anderen Ölen auch.. wobei sich das in Grenzen hält.. Es ist ja letztlich ein Erfahrungsprozess wann und wie man Griffbretter "mal" reinigt und mit etwas Öl versorgt.. Ansonsten konnte ich bisher keinerlei Nachteiliges bei der Verwendung von Walnussöl feststellen..
 
@Deus Deceptor
Ich benutze "Lignocolor" Leinölfirnis. Das wird in Deutschland produziert und scheint mir ein sehr sauberes Produkt zu sein.
Bei richtiger Anwendung und nach Angaben des Herstellers auch Lebensmittelecht und für Kinderspielzeug (also auch unsere Gitarren :D) geeignet.

Auftragen, überflüssige Menge aufnehmen und dann kann ich die spätestens am nächsten Tag problemlos spielen.
Das vollständige Aushärten soll aber wohl auch schon mal zwei bis drei Tage dauern.

Aber wie gesagt, das mache ich auf meinen oft gespielten Gitarre vielleicht einmal oder zweimal im Jahr.
Wahrscheinlich muss aber auch das nicht wirklich sein. ;-)

 
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Und ich wollte jetzt "Lemonoil" schreiben... :D :evil:

*duckundganzschnellwegrenn....*
 
Stichwort "Ballistol"

Sobald Ihr diesen Firmennamen nennt, dann müsst Ihr schon genau ausführen, welches der vielen verschiedenen Produkte der Firma Ballistol ihr da verwendet.

Stichwort "Oberflächenbehandlung"

Hier ist der Link zur Oberflächenfibel der Firma Dictum. Da wird sehr vieles dargestellt ....von Leinölfirnis, Tungöl, Halböle, Schelllack.... sehr informativ.

 
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Auch für das Griffbrett? Hab Body/Halsrückseite von meinen DiY-Bass mit dem Auro Hartwachsöl behandelt. Die Trocknung hat schon ziemlich lange gedauert. Ist jetzt eine wirklich schöne Oberfläche. Aber auf dem Griffbrett würd ich's glaub ich nicht haben wollen...
Die Erfahrung habe ich nicht gemacht... Ich trage oder pinsele es auch nicht einfach auf, sondern schleife es ein... Es entsteht ein "Matsch" den ich dann mit weiterem Hartöl einreibe. Ist nach wenigen Stunden trocken, wird dann noch einmal nachpoliert und ist dann bespielbar. Nur zur Info die Bilder wie ich das mache..

IMG_2644.jpgIMG_2645.jpgIMG_2646.jpgIMG_2647.jpgIMG_2648.jpg
 
Ich benutze immer F-One Öl von MusicNomand. Habe damit sehr gute Erfahrungen gemacht.
 

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