Hat jemand Erfahrungen mit dem Hohner Bravo II 60?

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Deprez
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Hallo allerseits,<br><br>ich bin neu hier, spiele seit 10 Jahren Akkordeon (unregelmäßig, da Autodidakt), überwiegend europ. Folklore. <br><br>Aus bestimmten Gründen spiele ich wesentlich leichter auf meinem Hohner Student (48 Bässe) als auf meinem Hohner Concert mit 72 Bässen.<br><br>Weil ich mich aber mittlerweile basstechnisch doch sehr eingeschränkt fühle, die verminderten Bassakkorde bei meinem Repertoire nie brauche und mit 2 Registerfarben im Diskant gut auskomme, käme mir das Hohner Bravo II 60 gerade recht.<br><br>Ein bisschen irritiert mich der niedrige Preis, mein Hohner Student ist uralt aber qualitativ hochwertig (laut Akkordeonbauer) und hat seinerzeit auch schon 400.-€ gekostet (generalüberholt), wie sind die Erfahrungen mit Hohner Bravo II (48+60)?<br><br>Gibt es Hersteller, die diese kleinen Akkordeons noch in Europa fertigen? Kann man so ein Billiginstrument aufrüsten (z.B. andere Stimmstöcke)?<br><br>Grüße<br><br>Deprez
 
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Hallo Deprez,

erst einmal vorneweg: Bei einem Wechsel von Concerto II zu Bravo 60 sparst du größen- und gewichtsmäßig nichts ein, weil das 72-Bass-Modell dem 60-Bass-Modell keine zusätzlichen Töne/Bässe voraus hat, sondern nur die zusätzliche Knopfreihe samt den Drähten, an denen sie befestigt sind, und die wiegen so gut wie gar nichts. Falls du eine Concerto III hast, der tiefe Chor (auf den ich aber nicht verzichten würde) wiegt schon 300-400 g. Wenn es dir um diese Gewichtsersparnis geht, rate ich dir deswegen ganz klar zu einer alten Concerto II (vom Fachhandel) und nicht zu einer neuen Bravo. Die ist dann auch in Deutschland gefertigt, falls sie älter als 30 Jahre ist. Da sie, gerade wenn sie nur zweichörig sind, gebraucht relativ günstig zu haben sind, und wegen der Instrumentengröße eine Komplettstimmung oder Teilüberholung nicht so ins Geld geht, sind sie eindeutig die bessere Alternative zur neuen China-Hohner, aber auch zu allen anderen Akkordeonen dieser Preisklasse. (Kauf trotzdem nicht jeden Schrott. Eine Garantie vom Händler ist trotzdem zu empfehlen.) Wenn dich das Gewicht interessiert: Die alten Concerto II haben 6 kg, die Concerto III 7 kg.

Das Gewicht vieler Akkordeone findest du übrigens hier:

https://www.musiker-board.de/plauderecke-akk/471438-wieviel-wiegt-mein-akkordeon.html

Wer fertigt heute noch in Europa? Alle bis auf Hohner und die Chinesen (und die wenigen Amerikaner, die bei uns nicht zu bekommen sind). Alle Italiener, in Deutschland Weltmeister, in Tschechien Melodija fertigen in Europa. (Vorsicht: Serenelli ist chinesisch.)

Kann man ein Akkordeon aufrüsten? Klar. Macht es Sinn? Nein.
Ein Golf mit Ferrari-Motor ist kein Ferrari. Es kommt bei Akkordeonen nicht nur auf dieses oder jenes Bauteil an. Das Problem bei billigen Akkordeonen ist, unabhängig vom Hersteller und Herstellungsort: Das Instrument wird (u.U. im Akkord) schnellstmöglich zusammengebaut. Da bleibt keine Zeit mehr für Nacharbeit und Feinarbeit, denn Zeit ist Geld. Das ist auch der Grund, warum alte Akkordeone "besser" sind: Früher hatten Hohner im Westen und Weltmeister im Osten jeweils einige zehntausende Mitarbeiter, Wenn heute beide miteinander 10000 Mitarbeiter in Deutschland hätten, wäre ich extrem überrascht. Die Produktion ist aber nicht im selben Maße gesunken, d.h. ein Mitarbeiter muss heute mehr Instrumententeil produzieren als früher und die Arbeiter früher haben auch nicht geschlafen. Das heißt für jedes einzelne Akkordeon bleibt weniger Zeit.

Ich weiß ja nicht, weshalb du mit der Größe der Concerto nicht zurechtkommst, aber ggf. wäre auch ein spezielles Gurtsystem mit Bauchgurt etwas für dich, oder ein Akkordeonständer, wo du dich nur mit einem Stuhl dahinter setzen musst.
Vielleicht hast du aber auch das gegenteilige Problem und ein größeres Akkordeon wäre die bessere Wahl so wie bei mir. Ich bin recht groß: Akkordeone bis 96 Bass liegen bei mir nicht auf den Oberschenkeln auf außer bei einer ungesunden Rückenhaltung. Mir kann also ein 96 Bass-Akkordeon zu schwer werden, weil es an meinen Schultern hängt, und ein 120 Bass-Akkordeon nicht weil es auf meinem Oberschenkeln liegt.

Ich hoffe du findest etwas passendes!
 
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Hallo allerseits,

für den Fall, dass jemand in diesen Thread gerät und wissen will, wie ich entschieden habe:

Ich habe mir vor drei Wochen ein Borsini Vagabondo gekauft.
Das ist 3-chörig, hat 72 Bässe und ist etwas kleiner als z.B. das Hohner Concerto II, allerdings fehlen im Diskant cis-e. Ich bin sehr zufrieden mit dem Instrument, ein wahre Freude. Das gründliche Suchen und nicht zuletzt Arrigos Kommentar haben sich gelohnt. Vielen Dank

Grüße

Deprez
 
Kann man so ein Billiginstrument aufrüsten (z.B. andere Stimmstöcke)?

Theoretisch kann man das schon - dafür würdest du aber ein vielfaches des Instrumentenpreises auf den Tisch legen müssen, weil die Stimmplattenmaße höchstwahrscheinlich nicht passe und deshalb neue Stimsmtöcke extra gefertigt werden müssten + die Kosten für die Stimmplatten. Dafür darfst du getrost einen guten 4 stelligen Betrag für die oben erwähnten Instrumente rechnen .... sofern du einen Akkordeonbauer findest, der beriet ist die Arbeit durch zuführen.

Sowas lohnt sich nicht. In dem Preissegment macht es eher Sinn sich umzuschauen, was es auf dem Gebrauchtmarkt gibt (am besten vom Händler mit Garantie)

Das ist auch der Grund, warum alte Akkordeone "besser" sind: Früher hatten Hohner im Westen und Weltmeister im Osten jeweils einige zehntausende Mitarbeiter, Wenn heute beide miteinander 10000 Mitarbeiter in Deutschland hätten, wäre ich extrem überrascht.

Da wären auch Hohner und Harmona (Weltmeister ) sicher sehr überrascht, wenn sie soviele Mitarbeiter hätten! ... oder auch nur jemals annähernd gehabt hätten.

Bei Hohner wurde mir auf einer Führung die Zahl von ca. 5000 Mitarbeiter in den besten Zeiten genannt. Von Weltmeiser habe ich eine Zahl von 3000 zu besten Zeiten im Kopf.
Und was die Zahl der Instrumente angeht, so träumen sowohl Hohner als auch Harmona gerne von den Stückzahlen früherer Tage - davon sind heute beide sehr weit entfernt. Der Markt gibts einfach nicht mehr her, weil nur noch ein Bruchteil der Instrumente von früher nachgefragt werden. Geht aber den Italienern genauso - auch da gibts Firmensterben und Zusammenlegungen, wo man hinschaut. So isses eben heutzutage.


Ich habe mir vor drei Wochen ein Borsini Vagabondo gekauft.

Das erscheint mir als logische Kosequenz, wenn ich die Vorgeschichte lese. Da ist die Borsini genau dazwischen - größer als die Student, aber noch kleiner als die Concerto.

Viel Spaß mit deinem neuen Intrument!

Gruß, maxito
 

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