HERZ-AUGE

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Ein (aus früherer Sicht nahezu perfekter) Text, wie ich ihn vor Jahrzehnten gern geschrieben hätte .. Aber ich schrieb ihn - wie im Rausch-, soeben… :unsure:


HERZ-AUGE

Ein neuer Tag, ein neuer Weg
Führt dich und mich an seinen Rand
Der gleichen Fluss, der gleiche Strand
Im Überdruss die selbe Angst
In jedem Schritt der selbe Klang
Die selbe Wut nur dann und wann:

Wenn ein Herzauge zwinkert,
ist der Moment auch noch so klein,
passt eine fast perfekte Welt
in diesen Augenblick hinein


Kinder verlieren den Verstand
Und schrein wie irre in die Zeit.
Eine Eiche stirbt am Wegesrand
Und liefert einen letzten Reim
Ohne Verstand, ganz ohne Sinn,
Summ ich den Reim vor mich hin:

Wenn ein Herzauge zwinkert
ist der Moment auch noch so klein,
passt eine fast perfekte Welt
in diesen Augenblick hinein


SOLO

Ein neuer Tag, ein neuer Weg
Führt dich und mich an seinen Rand
Der Abend naht, es ist zu spät,
Denk ich und ruf dich dennoch an.
Die Rufnummer still und feig unterdrückt,
hör ich dich atmen - geliebtes Glück

Wenn ein Herzauge zwinkert
ist der Moment auch noch so klein,
passt eine fast perfekte Welt
in diesen Augenblick hinein

Wenn ein Herzauge zwinkert
ist der Moment auch noch so klein,
passt eine fast perfekte Welt
in diesen Augenblick hinein
 
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Zugegebenermaßen verstehe ich überhaupt noch nicht worauf Du hier anspielst lieber @Jongleur , aber vielleicht spricht der Text mich gerade deshalb an.
Darüber muss ich wohl die ein oder andere Nacht schlafen, wenn ich denn kann.
 
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Wow
Zugegebenermaßen verstehe ich überhaupt noch nicht worauf Du hier anspielst lieber @Jongleur , aber vielleicht spricht der Text mich gerade deshalb an.
Wow, gut möglich. dass manche Leser allein die Sprache anspricht! Andere wiederum brauchen ein klares Zusammenspiel der inhaltlichen Komponenten! Vielleicht brauchen einige sogar Klischees, um gar nicht überlegen zu müssen. Bei dir lieber @Wizzzzard2000 bin ich überzeugt, dass du keine Vorurteile gegenüber kryptische Texte hast!

Mich reizt am meisten Klang und Rhythmus der Sprache. Dafür streiche ich prinzipiell jedes überflüssige Wort. Dann suche ich die kürzesten Worte. ich benutze selten Worte mit mehr als 3 Silbe. Ein einziges 5- silbiges Wort bestimmt mit seinem gestern Rhythmus sofort die Metrik des gesamten Gedichtes und macht daraus ein Kreuzworträtsel! Das lehne ich sofort ab!

Neben dem Rhythmus ist mir der Klang sehr wichtig! Ich wiederhole sehr gern in einer Zeile gleiche Worte. Und versuche sogar die Silbenzahl / Wort so oft wie möglich zu spiegeln.
Man beachte allein in der ersten Strophe dass der Rhythmus ALLER Zeilen absolut identisch ist!
Schau mal, wie viele oft die rhythmische Merkmale einer ersten Zeilenhälfte in der zweiten gespiegelt sind!
Ein neuer Tag, ein neuer Weg …1. (x Xx X / x Xx X)
Führt dich und mich / an seinen Rand
Der gleichen Fluss / der gleiche Strand
Im Überdruss die selbe Angst
In
jedem Schritt / der selbe Klang
Die
selbe Wut / nur dann und wann
Das ist kein kranker Perfektionismus! Das ist sehr ernst genommener Rhythmus! Das ist Silben-Musik! Soviel allein zum Rhythmus. Dazu kommen die Wiederholung der Vokale NEBEN den Reimen. Solche Details kosten mich keine Zeit. Die höre ich gleichzeitig, so wie andere eher mit auf die Inhalte achten.

So, nun sind wir bei den Inhalten. Wir brauchen brauchen in der Instrumentalen Musik keine verständlichen Worte um dennoch Sänger bejubeln zu können!

Und was ist nun mit den INHALTEN??? Da würde ich sagen: Lieber geheimnisvolle als dümmliche Inhalte.

Fazit:
1. Lieber tolle Rhythmen, Klänge und Rätsel als dumme Worte!!!
2. ich denke sehr intensiv über Inhalte nach. Aber weniger über leicht verständliche, sondern eher verspielte Inhalte!!!!

Lieber @Wizzzzard2000, ich habe kein Problem damit, wenn meine Inhalte nicht verstanden werden. Ich bin überzeugt, dass viele meiner Texte klanglich gut rüber kommen können! Aber ich würde auch gern treuen Lesern wie dir jede KONKRETE Frage zum Inhalt sehr gern beantworten!!!
 
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Liebe Freunde der Poesie: Als ich diesen Songtext schrieb, lief im Hintergrund pausenlos Bob Dylan, mit dem ich am gleichen Tag Geburtstag habe, was mir schon immer zusätzliche Energie verlieh! ;)

Gerade überfliege ich einige seiner Welterfolge und bemerke, wie kryptisch mir diese heute schon wieder erscheinen. Ich hatte eben damals in diesen Fällen zahlreiche Interpretationen gelesen,

Mein neuer Text beschreibt die Einsamkeit eines LIs, der seit einiger Zeit seine Wege allein geht, die er früher zu zweit ging. An ihrer Seite war ihm alles vertrauter: Die Leute im Kiez mit ihren schreienden Kinder, die Bäume, die plötzlich todkrank seinen einsamen Weg säumen. So krank, wie er sich selber fühlt. Und immer wieder „schlägt sein Herz die Augen auf“, sieht er sie! Und mit ihr kehrt die ehemalige Welt für einen Herz-Augenblick zurück. Manchmal ruft er sie an. Und sie schweigen beide hilflos am Telefon…

Es ist vermutlich einer meiner persönlichsten Texte, die ich je schrieb. Denn plötzlich ahne ich, dass er quasi “dylanesisch“ geschrieben sein könnte… :unsure:

In jeder Generation gibt es wohl spezielle Lese- und Schreibgewohnheiten, die man unbemerkt wie eine Fremdsprache gelernt hat! Irgendwie streift diese Vermutung auch die interessanten Assoziationen bezüglich „Stairway to Heaven“ über die ich mich mit einigen Usern in meinem Faden betreffend „Zwillinge“ austauschte… :hat:
 
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Mein neuer Text beschreibt die Einsamkeit eines LIs,
Mich erinnert der Text an eine alte Dame, die regelmäßig das Grab ihres verstorbenen Mannes aufsucht und ihm von dem erzählt, was sie erlebt, berührt und wie schmerzlich sie ihn vermisst; das ist ihr "geliebtes Glück".
Für mich liegt dies geliebte Glück in den Herzschlagmomenten des Lebens, die kurz, leuchtend und leider sehr flüchtig sind, aber wieder erinnert werden können. Genau das beschreibst du im Chorus lieber @Jongleur, der mich sehr berührt. Danke.
 
Mich erinnert der Text an eine alte Dame, die regelmäßig das Grab ihres verstorbenen Mannes aufsucht und ihm von dem erzählt, was sie erlebt, berührt und wie schmerzlich sie ihn vermisst; das ist ihr "geliebtes Glück".
Oh, DAS ist die ideale Interpretation! - Immer mehr wird mir klar, dass man als Autor während des Schreibens „Pop“ auf gar keinen Fall automatisch mit „populär“ verwechseln sollte!

Ja, der Monolog am Grab trifft es perfekt! Denn die Hinterbliebenen können nur noch hoffen, dass ihre großen Gefühle richtig eingeordnet werden, Von wem auch immer! Herzlichen Dank für dieses Bild! Deine Bilder sind mE immer toll! ;) :hat:
 
Eine gute Gelegenheit für eine Ergänzung:
Für mich liegt dies geliebte Glück in den Herzschlagmomenten des Lebens, die kurz, leuchtend und leider sehr flüchtig sind, aber wieder erinnert werden können.
Bevor ich zu schreiben beginne, suche ich gedanklich irgendwie immer in meinem schnöden Alltag nach einem schönen Augenblick. Nicht etwa als Textidee, sondern ich zünde mir mit diesen Erinnerungen quasi ein Kerzenlicht an, um mir mit „Zufallsbildern“ sofort das Leben und Schreiben als das Schönste klar zu machen, was ich besitze!
 
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