Hiwatt Custom 50: Bias / red plating... Tech Tip needed

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Hi Leute,

hab einen wunderbaren Custom 50 von 1976 und mich wundert etwas dem ich gern auf die Schliche kommen möchte:

Ich hab dem Amp frische Elko und Schirmgitterwiderstände verpasst. Neue Endstufenröhren sind auch drin. Gematchte Premium Paar vom TAD.
Soweit so gut. Läuft wieder wunderbar nebengeräuscharm.

nun ist mir aufgefallen, dass bei einer der beiden EL34 das Blech leucht gelblich/rötlich schimmert. Ist kein Megakrasses Redplating, aber es ist eins. Hab die Teile rund um den Bias gemessen und keine defekten Teile feststellen können. Das Bias Cap hab ich vorsichtshalber auch gewechselt.

Auffällig sind die Spannungen an den Röhren:
Röhre 1:
Pin 3: 467V
Pin 4: 453 V
Pin 5: -32,5V
Pin 6: 464V

Röhre 2:
Pin 3: 467V
Pin 4: 456V
Pin 5: -37,3V
Pin 6: 464V

Ich wette, dass die Abweichung der negativen Spannung ursächlich für das Redplating ist, aber ich hab keine Ahnung, wie ich nur bei einer Röhre den Bias verändern soll. Der Hiwatt hat ja ein fixed Bias der nur für beide Röhren gleichzeitig zuständig ist.

Bin für jeden Tipp dankbar.

Beste Grüße und vielen Dank, Seppo
 
In Summe sieht das also so aus, sofern kein Meß- oder Bauelementefehler vorliegt, dass Rö1 einen höheren Gesamtstrom zieht: Ihre Gitterspannung ist zu hoch/zu positiv und ihre Schirmgitterspannung ist etwas "abgesoffen".

Die Abweichung in Richtung "rote Bäckchen" ist mir bei dieser geringen Spannungsdifferenz zwischen den Röhren zu auffällig. Dass auch bei TAD deren "Premium Matching" offenbar nur noch eine Worthülse ist, habe ich erst kürzlich bei einem für einen Kunden neu georderten Paar gemessen: Nix mehr, die Drift war zu groß und das lag möglicherweise am Hersteller oder an der aufgewendeten Einbrennzeit bei TAD.

Weil übrigens - ich beim Starten der beiden Redbase 6L6 einen seltsamen Fischgeruch bemerkte und mir die Aufschrift / silberfarbene Labelung der erkaltenden Röhren anschließend am Handschuh klebte... Der Aufdruck war nicht eingebrannt, sondern offenbar erst später aufgebracht worden oder die Farbe taugt nichts mehr... Habe dazu TAD angefragt / informiert und die meinten, das wäre schon immer so gewesen... Das Paar wurde umgehend zurückgenommen und ausgetauscht... Das aber nur nebenbei...

- -

Ich bin zu faul zum Nachsehen, daher: Entweder liegt ein generelles Thema vor, dass beide Röhren schon zu nahe an der Anodenbelastungsgrenze gefahren werden oder es liegt doch ein Fehlerfall vor (+Ub zu hoch, -Ug1 zu positiv? ).

Daher bin ich jetzt erstmal aus der Ferne vorsichtig mit Hinweisen, wie "Betriebsspannung an Anode und Schirmgitter runter" oder "Gitterspannung negativer machen".
 
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Aufgrund der bisherigen Erfahrungen bei Reparaturen würde ich hier auf einen leckenden Koppelkondensator tippen, sprich, einer der beiden Kondensatoren die die Gitter der Endröhren von der Zuleitung vom PI kommend abkoppeln, lässt etwas Spannung durch und zieht Dir dadurch die (negative) Gitterspannung in den positiven Bereich. Passiert oft wenn die Amp Designer die Spannungen falsch einschätzen (zB RS von Mesa, der kennt anscheinend nur 400V Typen) oder wenn die verwendeten Kondensatoren (oft alte WIMA Durolit oder ähnliche, Polycarbonat versiegelte, Typen) Risse bekommen haben und Feuchtigkeit gezogen haben. Ich würde empfehlen die beiden mal sicherheitshalber durch entsprechende 630V MKT 1813 zu ersetzen...
 
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Vielen Dank! Das klingt schlüssig.

Leider kann ich dir keine Kekse geben, weil ich erst 5 weitere User füttern muss 🫣
 
So, hab gestern die Spannungen bei den koppelkondensatoren am PI gemessen und einen auffälligen Kondensator getauscht. Danach hatte ich gleiche Spannungen an den Röhren:

Pin 3: 465V
PIN 4: 465V
PIN 5: -37,8 bzw -38V
PIN 6: 466V

Zumindest die Bias-Spannung scheint nun werkskonform zu sein. Die übrigen sehe für mich auch richtig aus.

Trotzdem ist das RedPlating noch nicht weg. Hab dann noch den zweiten Koppelkondensator am PI erneuert und einen weiteren, der mir suspekt schien. Das hat aber nichts gebracht.

Mein nächster Schritt wäre mir die Röhrensockel und die PI-Röhre nochmal genauer anzuschauen. Der eine Röhrensockel hat schon sichtlich Hitze bekommen. Das ist der der in der Schaltung als erstes am Saft hängt. Das redplating tritt aber an der anderen EL34 auf. Deswegen hab ich dem erstmal keine weitere Bedeutung beigemessen.

Habt ihr noch irgendwelche Ideen?

Beste Grüße, Seppo

Link zum Layout: https://hiwatt.org/Layouts/DR504_v2_Complete.pdf
Der Gut Shot wurde noch vor dem Tausch des Koppelkondensators gemacht
 

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Ich bleibe immer noch dabei: Die Differenz der Spannungen an den Röhren ist mir zu gering, als dass eine der Röhren schon gleich "rote Bäckchen" kriegt. Es sei denn, die Dinger werden so grenzwertig gefahren, dass hier schon wenige Volt Abweichung reichen, die Röhre(n) zu überlasten. Aber dann wäre aus meiner Sicht generell was faul.

Doofe Frage nur nebenher: Wenn Du die EL34 tauscht, wechselt dann das "Rote Bäckchen" mit? Dürfte eigentlich nicht der Fall sein. Falls doch, dann hätte die Röhre ein Fertigungsthema, welches TAD offenbar nicht aufgefallen ist oder aber welches jetzt erst beim Hantieren mit den Röhren gekommen ist (zugegeben relativ unwahrscheinlich).

Zweite, für mich wesentliche Frage: Was ziehen die Röhren denn für Ströme?

- -

Wenn die Röhrenfassung ( :opa: :) ) zu schmodderig ist, dann hast Du meistens Schmor- oder Brennspuren drunter und im Dunklen sieht man dann oft Funken-Kriechstrecken. Ja, Austausch oder mindestens eine peinlich saubere Reinigung der Fassungen kann nicht schaden.

Ansonsten hilft nur noch ein Blick in die Kennlinienschar, dann Auswerten, was geht (in Abhängigkeit von der Anodenverlustleistung) und ggf. ein Korrigieren des Arbeitspunktes sinngemäß wie ich oben schrieb: +Ub runter und -Ug1 negativer machen.
 
Welchen der Mustards hast Du denn nun getauscht? Ein DR504 hat da zwei 0.047/630V vor den Gittern...und weil wir bei den Gittern sind: stimmen die Widerstände am Steuer (22k) resp Schirmgitter (1k) noch im Wert?
Dazu sei gesagt dass die anliegende Bias Spannung nichts aussagt, man muss den Strom durch die Röhre ermitteln, entweder über einen Adapter oder über eine Shuntmessung an der Wicklung des OT.
Evtl hat die eine EL34 nun schon einen Hau und geht prinzipiell in Rotglut...
 
So, Abschlussbericht:

getauscht hab ich den Mustard auf der Höhe wo der Kabelschlauch in das Board mündet. (siehe mein Foto im früheren Post)

Hatte nochmal die Spannung ohne EL34 von oben in den Sockeln gemessen, um irgendwelche Störungen in den Sockeln auszuschließen und da war alles tutti. Sockel sind also nicht das Problem.
Hab dann die Röhren nochmal getauscht und siehe da: das Redplating hängt an einer Röhre. Mein Gegen-Check Paar hat offenbar auch einen weg.

Hab dann noch nach der PI geschaut und auch da war ich überrascht. Alle Vorstufenröhren sind noch die alten Mullards, allerdings hat einer die ECC81 in die V1 gesteckt. Also das hab ich dann auch mal eben korrigiert.

Nun hab ich mich durchgerungen ein nagelneues JJ EL34 Reserve Quad zu fleddern und siehe da: Läuft!

Die Röhren waren's. Funkelnagelneue Premium matched TAD EL34. Futsch. Werde ich mal reklamieren. Mal schauen, was der gute TAD dazu sagt.

Ich danke euch beiden vielmals für eure erneute Hilfsbereitschaft!

Übrigens: Hab heute so nen alten Korg PME-40X in der Post gehabt (mit Compressor, Overdrive, Phaser und Digital Delay) und das Ding macht am DR504 eine richtig gute Figur. Gerade auch der Overdrive! Klang auf Anhieb besser als der Fulltone OCD 1.4 der auch zwei Tage vorher in der Post war.

Bis zum nächsten Mal!

Liebe Grüße, Seppo
 
Nun hab ich mich durchgerungen ein nagelneues JJ EL34 Reserve Quad zu fleddern und siehe da: Läuft!

Freut mich. Dennoch würde mich mal interessieren, welche Ströme die so ziehen. Aus der Ferne werde ich immer noch nicht den Verdacht los, dass die viel zu heiss eingestellt sind und Du nur zufällig durch die "Herstellerdrift" drauf gestoßen wurdest. :gruebel:

Die Röhren waren's. Funkelnagelneue Premium matched TAD EL34. Futsch. Werde ich mal reklamieren. Mal schauen, was der gute TAD dazu sagt.

TAD ist sehr nett und kulant, zumindest kenne ich das nicht anders (u.a. wie bei den beschriebenen Redbase 6L6, deren Drift und deren Beschriftung).
Vermutlich haben die inzwischen auch mit den Herstellern und dessen Qualität zu kämpfen und müssen immer mehr zusehen, ihren eigenen, nun mal "Premium"-gestempelten Qualitätsanspruch in Richtung Kunden zu halten. Und was deren Farbe angeht, auch hier können geänderte Rezepturen der Farbhersteller oder andere Lieferanten nicht immer zu besseren Ergebnissen führen... Die Silberfarbe habe ich jedenfalls immer noch auf einem Handschuh drauf, der ist jetzt sozusagen verwischt "TAD 6L6 Premium labeled"... :D
 
Sorry, hat nen Moment gedauert. Mein Bias Probe wollte erst gefunden werden ;-)

Hab aus dem Stand 53mV gemessen. Also deutlich zu hoch für 465V Anodenspannung. Überlege, mir ein kleines Bias-Poti einzubauen. Hab ein 100k Piher. Das müsste ja passen zusammen mit nem 12K Widerstand, oder? Bin noch nicht so ganz überzeugt von dem kleinen Piher. Sieht ein bisschen fizzelig aus...
Gibt's da bei euch gute Empfehlungen für Trim-Potis für diesen Zweck? Ich könnte auch ein dickes 24mm nehmen und mit Heißkleber aufs Chassis kleben. Da hab ich bestimmt auch noch ein 22K von rumliegen. Ist aber dann deutlich mehr Gefrickel und dann noch weiter weg vom Originalzustand. Den würde ich schon sehr gern soweit wie möglich erhalten.
 
Hab aus dem Stand 53mV gemessen. Also deutlich zu hoch für 465V Anodenspannung.
Das ist Vollast für eine EL34, da wundert mich nix mehr dass es rote Backen gibt.
Wenn Du den Bias Zweig anpasst dann mach es so dass ein Potifehler nicht den Bias zur Röhre unterbricht sondern dass dann maximal Biasspannung anliegt…der Partridge Ausgangsübertrager und die Endstufe danken es dir.
 
Also 100k Poti und 12k widerstand in Serie ok und safe? Oder soll ich das Poti einfach zwischen den 27k klemmen?

Hab es zwischen das 27k gehängt. Einstellungen brauchen nun viel Fingerspitzengefühl, aber ich hab nun 34,8mV. Das sollte im grünen Bereich liegen.
Und für den Fall, dass das Poti auf Durchgang schaltet, werkelt der originale 27k vor sich hin.

Getestet und läuft einwandfrei. Und klingt sogar um Längen besser als vorher.

Nochmal vielen Dank für deine Unterstützung! Wenn du nicht nachgehakt hättest, wäre ich das vermutlich nicht angegangen.
 
Das ist Vollast für eine EL34, da wundert mich nix mehr dass es rote Backen gibt....

Was meine Vermutung von Anfang an war. Die "depperten" TAD-Röhren waren zufällig nur der von TAD ungewollte Indikator dieses Zustandes. :gruebel:

...aber ich hab nun 34,8mV...

Das klingt gut, da köcheln die beiden EL34 bei diesen Betriebsspannungen (die jetzt sicherlich höher sind als vorher) so aus der Ferne betrachtet, gut vor sich hin.
 
Hab es zwischen das 27k gehängt. Einstellungen brauchen nun viel Fingerspitzengefühl, aber ich hab nun 34,8mV.
Sorry, hatte gestern auf die Schnelle keinen Schaltplan verfügbar aber kann man so machen, das ist halt die Quick&Dirty Version.
Ich hätte es eher so wie auf dem unteren Schaltplan gemacht, dann ist das 100% Failsafe:

Original:
1705998869058.png


Modifiziert:

1705998898746.png
 
Danke, die Pläne kenne ich natürlich. Aber ich wollte nicht so dolle drin rumbasteln. Maximal hätte ich mir auch vorstellen können, einfach einen fixed bias mit dem Wert der jetzigen Konstruktion einzubauen. Dann ist man zwar nicht mehr so flexibel wie mit nem Poti, aber immerhin wäre die Gefahr eines Ausfalls wieder auf Originalzustand zurückversetzt ;-)

Aber ich sehe diese Quick&Dirty-Kombi in sehr vielen Hiwatts und mache mir da ehrlich gesagt keine Platte, dass damit was passieren wird. Das Poti kann man ja auch im Zweifel alle paar Röhrenwechsel einfach tauschen, wenn man da auf Nummer sicher gehen will. Die 50 Cent jucken ja nicht weiter und dann kann es beim nächsten Mal auch gern ein 25K Poti sein. Dann ist das nicht so fizzelig mit dem Einstellen.

Nochmal vielen lieben Dank für eure Hilfe.

PS. Hab hier schon wieder den nächsten Patienten: Randall 667, der Ghost Notes spuckt. Aber den lasse ich vermutlich doch lieber an den Händler zurückgehen. Bei soviel Platine und Plastiksteckern hab ich nur Sorge, dass ich beim werkeln irgendwas abbreche. Immerhin müssten zum Tausch der radialen Filter Caps das ganze Board raus. Neeneenee...das tu ich mir nicht an.
 

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