Ideales Akkordeon für Seemannschor?

Arrigo
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Liebe Seemänner, und Meerjungfrauen (möglicherweise auch Sirenen und Seeteufel),

ich begleite einen Seemannschor und nutze dafür mein Mädchen für alles (Morino IV S). Sie erscheint mir zwar geeignet aber nicht unbedingt ideal, da sie für diesen Zweck etwas zu zurückhaltend und "zahm" klingt. Da Mylady beim Stimmen war, kam letzte Woche dafür meine Große (Guerrini Superior) zum Einsatz, die trotz Doppeltremolo mit ihrem singenden und Orgelähnlichen Klang wirklich ungeeignet ist. (Darüber bin ich nicht traurig, denn die inklusive Koffer 20 kg herumzutragen ist keine Freude, zumal der große Koffer unhandlich ist.)

Nun aber meine Frage: Was wäre denn das ideale Akkordeon zur Begleitung von Volks- und Seemannsliedern?

Cassotto halte ich für kontraproduktiv, einen allzu schreienden Klang sollte es wohl auch nicht haben oder was meint ihr? Diese Akkordeone, die wie die Steyrischen klingen, halte ich für sehr bemüht und eigentlich klingt doch ein Akkordeon nicht so. (Aber vielleicht gibt es auch da andere Meinungen.) Bin ich einfach übermotorisiert und ein Billigakkordeon aus den 50er oder 60er Jahren ist für solche Musik passender als meine Morino? (Das kann ich mir allerdings auch nicht vorstellen, wenn der Chor nicht ganz talentfrei ist.)

Ein paar von euch sind vielleicht in einer ähnlichen Situation und haben andere Erfahrungen gemacht.
Durch das Forenstudium weiß ich schon, welche Instrumente einige von euch dafür benutzen. Aber vielleicht geht es euch auch so wie mir und ihr spielt genau dieses Akkordeon weil ihr es seit 15 Jahren spielt, die Register blind findet, ihr es schon Hunderte Kilometer getragen habt, mit ihm drei, vier Länder bereist habt, es so zuverlässig ist, o.ä., wisst aber eigentlich auch: Dies oder jenes wäre eigentlich auch gut oder das sollte mein Akkordeon für diesen Zweck besser nicht tun oder haben.

Lange Rede, kurzer Sinn: Vervollständige einen der folgenden Sätze

Das ideale Seemannschorakkordeon ist......
Das ideale Seemannschorakkordeon sollte haben......
Das ideale Seemannschorakkordeon sollte klingen......


Vielen Dank, viele Grüße und Ahoi.
 
Eigenschaft
 
und ein Billigakkordeon aus den 50er oder 60er Jahren ist für solche Musik passender als meine Morino?

:rolleyes: Das suggeriert, dass es in der Zeit noch nichts vernünftiges gab und heute nichts geeigentes hierfür mehr angeboten wird...


Das ist denke ich noch nicht ganz der richtige Denkansatz.

Zuerst sollte man mal schauen, warum die Morino im Seemannschor nicht "rüberkommt" und dann mal gucken, was man denn für einen Klang hierfür benötigt und dann gezielt nach einem solchen Instrument suchen.

Soweit ich aus meinem süddeutschen Blickwinkel die Seemans- und Shantychöre kennengelernt habe, gibt es dort eindeutig eine Tendenz zu Instrumenten mit "durchzugskräftigem" Tremolo. Sprich vorzugsweise 3-chöriges Tremolo mit Tendenz zu scharfem Tremolo. Das hat wohl auch seinen Grund - denn der Schwebeton ist ja im Grunde nichts anderes als eine gezielte "Verstimmung". Und Verstimmungen sind immer gut rauszuhören!

Von daher würde ich eher ein Instrument mit relativ starkem , scharfen 3-chörigem Schwebeton (Tremolo) empfehlen und auch nicht unbedingt ein Cassottoinstrument nehmen. Und dann steht wieder die gesamte Bandbreite auch an neuen Instrumenten offen.

Gruß, maxito
 
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Ich sehe in diesem Anwendungsfall häufig die Atlantik-Serie von Hohner.

Ich habe mal auf einer Atlantik gespielt, also meine Leidenschaft könnte das nicht werden. Ist aber Geschmacksache.

Es gibt von Piermaria eine spezielle Shanty-Serie:

http://www.keesvanwilligen.nl/nieuwesite/?page_id=820

Gespielt habe ich darauf noch nicht. Qualitativ spielt Piermaria aber in der oberen Liga. Einfach mal ausprobieren.

Man sollte sich von den üppigen Verzierungen nicht abschrecken lassen, die Instrumente sind auch weniger verziert oder unverziert zu bekommen.

Gruß
Herbert
 
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Hallo Arrigo,

das gleiche Problem hatte ich auch in unserem Shantychor. Meine Morino 5 war hierfür- sage ich mal - zu brav und zu schwer. Ich probierte eine Atlantik aus, irgendwie war die auch nicht das richtige Instrument. Ich fühlte mich damit nicht wohl. Ich versuchte es mit einer 3-chörigen Fantini, die aber mit 72 Bässen zu klein und auch nicht durchsetzungsfähig war.
Dann kam die Pigini Wing, zum Zuge, die zwar sehr leicht ist, aber irgendwie auch nicht passend. Die nehme ich noch, wenn ich im Stehen spielen soll oder den Chorleiter mal vertrete.
Dann ging's wieder zu meinem HZIMM nach Warstein. Zufällig traf ich dort den Shantychorleiter eines anderen Chores, der auch ein neues Instrument haben wollte.
Wir probierten beide aus und hörten und berieten uns gegenseitig :)
Bei mir ist es dann ein 96 bässiges 4-chöriges Dino Baffetti mit Cassotto in Musettestimmung geworden.
Das spiele ich jetzt seit vielen Jahren und kann mir für den Chor kein anderes Instrument mehr vorstellen.
Bei uns werden einige Lieder mit Hawaiian Touch gespielt, da ist das Musette-Register eine Wucht.
Es ist mit seinen 96 Bässen (mehr braucht man gar nicht) handlich, bequem, klingt prima, ist nicht so schwer, aber sehr robust. Denn was Shantychorinstrumente manchmal mitmachen müssen, weißt Du sicher ebenfalls bestens.
Habe noch ein 4-chöriges 72er Dino Baffetti, das ich manchmal auf Reisen mitnehme. Ist auch sehr durchsetzungsfähig ohne Musette, ohne Cassotto, aber einem ganz breiten Tremolo, das ich mir so aussuchen konnte.
Du kennst sicher den Sound der niederländischen Shantychöre, die spielen fast ausnahmslos auf Musette Instrumenten.

Viele Grüße
moewejutta
 
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Lieber maxito,

ganz im Gegenteil: Ich hatte vor zwanzig Jahren eine billige Hohner als erstes Akkordeon, damals neu. Ich war wirklich froh als ich sie endlich los war und bin es heute noch. Als Dauerleihgabe habe ich alllerdings meine Brenda Lee (Hohner Concerto II, 50er Jahre), ein wirklich gutes Akkordeon (für passende Gelegenheiten), im übrigen mein lautestes Akkordeon. Deshalb, wenn ich überhaupt ein billiges Akkordeon mit meiner geliebten Morino vergleiche, dann nur ein altes billiges Akkordeon. Außerdem spricht für die alten noch die Authentizität: Die Musik, die wir heute machen, wurde nun mal früher auf diesen Akkordeonen gemacht und nur sehr selten auf Morinos (Preis damals!). Außerdem war das auch das einfache Tremolo meines Wissens früher weniger flach.
Aber ja, du hast recht, ich habe keine hohe Meinung von neueren Instrumenten unterhalb der Luxusklasse. Das das ein Vorurteil ist, ist mir klar. Trotzdem denke ich, dass der Qualitätsstandard stark gefallen ist. (Wenn du ein Beispiel willst: Bei meiner Morino Bj. 99 oder 2000 ist, als sie noch recht neu war, das Plastikrädchen für den Gurt für die linke Hand gebrochen, das Plastikrädchen, nicht das Alurädchen.)

Auf jeden Fall erneut vielen Dank für die prompte Antwort.


Lieber Herbert,

guter Gedanke, ich habe mir bereits leihweise eine (alte) Atlantik de Luxe besorgt. Die werde ich testen. Ein neues Akkordeon steht bei mir sicher nicht an. Wenn ich mir überlege, was ich für meine Spitzen-Guerrini bezahlt habe, dann sehe ich es einfach nicht ein, für eine dieser Schönheiten mehr Geld auszugeben als für mein 5-chöriges A Mano MIII-Prachtstück, rein aus Prinzip. Aber ganz vielen Dank trotzdem, denn das ging aus meiner Fragestellung nicht hervor, und für diesen Zweck ein geeignetes Neuinstrument zu finden erschien mir unmöglich, jetzt aber nur noch wie eine Nadel im Heuhaufen, die du gefunden hast.

Meinen Respekt.


Liebe moewejutta,

du hast ganz genau erfasst, was mein (Luxus-)problem ist. Interessant, dass du doch wieder ein Cassotto-Instrument hast und empfiehlst. Dass z.B. Aloha Oe im Musette-Register toll klingt glaube ich gern und ich denke auch, dass diese Leichtigkeit meiner 4-chörigen Morino fehlt. Nur: Fehlt dir dann nicht im Gegenzug die Schwermut einer Morino für russische Seemannslieder, echte Arbeits-Shanties oder Santiano? Und noch eine Frage: Ist dein Chor so groß oder so sehr verstärkt, dass die Durchsetzungsfähigkeit ein Problem sein kann?
Ich bin übrigens erst etwa ein Jahr Seemann, d.h. du hast mir sicher viel vorraus. und wenn du sonst irgendwelche Tipps hast, nur heraus. Ich werde dir kaum Konkurrenz machen, dafür wohnen wir zuweit auseinander.

Darum Grüße aus dem Süden und vielen Dank.

Arrigo
 
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Liebe moewejutta,

du hast ganz genau erfasst, was mein (Luxus-)problem ist. Interessant, dass du doch wieder ein Cassotto-Instrument hast und empfiehlst. Dass z.B. Aloha Oe im Musette-Register toll klingt glaube ich gern und ich denke auch, dass diese Leichtigkeit meiner 4-chörigen Morino fehlt. Nur: Fehlt dir dann nicht im Gegenzug die Schwermut einer Morino für russische Seemannslieder, echte Arbeits-Shanties oder Santiano? Und noch eine Frage: Ist dein Chor so groß oder so sehr verstärkt, dass die Durchsetzungsfähigkeit ein Problem sein kann?

Arrigo

Hallo Arrigo,

russische Seemannslieder haben wir kaum im Gepäck (gibt an meinem 96er auch entsprechende Register), aber gerade für Santiano (ist momentan der Hit fast aller Shantychöre) und Arbeits-Shantys (auf den Schiffen gab's sicher keine Morinos oder Dino Baffettis, meistens eine Handharmonika oder Mundharmonika) passt mein 96er bestens. Wir sind zwar 3 Akkordeonspielerinnen im Chor, aber ich habe viele Soli und Zwischenspiele, die sich schon durchsetzen sollten. Ansonsten steht der Chor im Vordergrund. Wir sind auch noch mit 2 Gitarristen, 1 Bass und Kongas, Mundharmonika, Handharmonika (Chorleiter) und 40 Sängern ausgestattet.
Was schon manchmal instrumental überlastet sein kann.
Unsere Mikrofonanlage kann ich Dir nicht erklären, steckt zu Auftritten nur ein Mikro an den Akkos (wie Brandonia schreibt, nur am Diskant, denn auch bei uns spielt der Akkordeonbass durch die Begleitung keine Rolle) und einige Mikros für die Sänger, Bass, Gitarren sowieso und wird von einem Mitglied über ein digitales Mischpult ausgesteuert.
Wie geschrieben, meine Morino, die ich natürlich immer noch habe, ist hier zu brav. Trotzdem ist dieses Instrument in etlichen Chören vertreten. Auch meine 120er Bugari passt nicht, wobei eine Kollegin die hier spielt.
Mit dem 96er bin ich viel beweglicher. Mach' auch mal ein freundliches Gesicht ;)
Wir fahren zu vielen Shantychortreffen, veranstalten selber und keiner ist Konkurrent. Im Gegenteil, man guckt sich was ab und tauscht auch Noten aus.
Daher - ein Treffen irgendwann mal - ist nicht ganz ausgeschlossen :)
Vielleicht könnte Brandonia (aus dem ganz hohen Norden) noch Tipps geben. Sie spielt ebenfalls in einem Shantychor und hat ja kürzlich erst ein Instrument gekauft.

Herzliche Grüße
moewejutta
 
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Also ....

Wie gesagt spiele ich auch in einem Shantychor. Wir sind zu zweit, dazu ein Bassist und ein Gitarrist. Unser Chor ist bis zu 25 Sänger stark und sehr stimmkräftig. Also benötige ich auch ein Akkordeon mit Durchsetzungskraft. Es soll nicht schrill sondern weich klingen und eine gute Ansprache haben. Möglichst nicht zu schwer, falls man mal länger stehen muss. Für den Shantychor habe ich meine Beltuna Euro IV mit Musette-Stimmung, 96 Bass, ohne Cassotto. Aber auch meine Brandoni Modell 68 mit Musette-Stimmung, 4 chörig, 96 Bass ist sehr Shanty-Chor geeignet. Ich spiele im Sitzen, bei Auftritten werde ich auf der Diskantseite mit Mikrofon (Rode M 3) abgenommen. Die Bassseite spielt wegen der Gitarristen keine große Rolle. Mein Mitspieler spielt als alter Tanzmusiker hauptsächlich Akkorde als Begleitung und ich Melodien, Zwischenspiele und Soli - aber auch bei uns steht der Chor im Vordergrund. Mein neues Bayerland-Akko habe ich noch nicht für den shantychor getest - ich glaube es passt nicht dazu.

Richtig Spass macht es mit einem zweiten Akkordeonspieler, wenn man sich blind versteht und gegenseitig die Läufe und Zwischenspiele zuspielt und sich ergänzt.
Zur Technik müsste Erwin etwas sagen.

Herzliche Grüße aus Ostfriesland
Brandonia
 
Danke moewejutta,

so eine Größenordnung hat mein (Männer-)Chor nicht und ich bin schwer beeindruckt. Ich bin immer froh, wenn von 30-40 Mitgliedern bei einem Konzert 20 Zeit haben, und ich bin der einzige Instrumentalist.
Mit Tipps habe ich nichts spezielles gemeint. Ich habe nur gedacht, vielleicht brennt dir ja etwas auf den Nägeln so wie ich, jedesmal wenn ich höre, jemand will Mundharmonika spielen, zwangsläufig den Tipp gebe: Nicht hineinblasen, sondern durch das Instrument atmen. Entschuldige meine kurze Antwort. Ist nicht unhöflich gemeint. Nur weitere Informationen zu mir und meinem Chor wollte und werde ich im Vorstellungsthread posten. Der Artikel war schon geschrieben und ist beim Versuch, ein Bild einzufügen, verlorengegangen.

Alles Gute und keinen Skorbut.

Arrigo

- - - Aktualisiert - - -

Hallo Brandonia,

es muss, soweit ich weiß, für meinen Chor schwer gewesen sein, vor einem Jahr überhaupt einen Wanzenpresser zu finden und ein zweiter Mann oder Vertreter ist nicht in Sicht. D.h. Begleitung (in der Regel Wechselbass), alle Stimmen (damit die langen Töne nicht absacken) und Zwischenspiele (wer sollte sie sonst spielen?) bleiben an mir hängen. Der Einstieg war nicht leicht, denn das große Repertoire stand bereits, aber es ist völlig in Ordnung. Ich kann ja jederzeit Zwischenspiele vereinfachen oder sogar festlegen, das Lied passt mir nicht, warten wir damit lieber einen Monat. Ich spiele auch immer im Sitzen. Das habe ich meinem Vorgänger zu verdanken, der weniger fit als ich war. Ich bin auch noch U30. Trotzdem würde ich meine Morino auch nicht im Stehen spielen wollen und meine Guerrini, die die Morino vertreten muss, solange sie auf Kur ist, mit ihren 16 kg erst recht nicht. Ich werde nicht verstärkt, aber das ist ja das Tolle am Akkordeon, dass man zwar leise spielen kann, aber auch nicht. Ich denke, wenn ich will, dass man mich hört, dann hört man mich auch.

Übrigens auch an deiner Akkordeonfamilie sehe ich, dass meine Suche nach dem besten Klang, obwohl man schon einen guten Klang hat, kein Problem ist, das mich allein betrifft. Ich habe mir schon Sorgen gemacht.

auch dir vielen Dank.

Arrigo

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P.S. Wie ist das hier mit diesen Bewertungen? Nützen die einem irgendwie, gehört es zum guten Stil, diese zu verteilen, ärgert man sich über sie, weil man dann eine Nachricht bekommt, oder ist jemand beleidigt, wenn er keine bekommt?
 
Hallo Arrigo,

Ja, die Auswahl ist schwierig und wie du hier an den Antworten siehst - so eine eindeutige Antwort, die auf alle Bedürfnisse passt, gibts wohl leider nicht! Aber ich meine unter den Vorschlägen sind brauchbare Tips dabei.

...Die Bewertungen sind nur als Anerkennung und "Dankeschön" zu sehen. Die sollen dem Beitragersteller zeigen, dass man sein Engagement gut unfand und anerkennt.
Dann gibt es ja uch noch die "Ich finde diesenBeitrag hflreich" Funktion. Die soll anzeigen, das ein(mehrer.. viele) User) mit diesenm beitrag etwas anfangen konnten und dassder ihnen geholfen hat. Dies soll "Neueisnteigern in diese Thema schneller zeighen, wo Beiträge mit hohem Informationsgehalt sind.

... Müssen muss da aber niemand und dürfen tun alle!

Also trau dich ruhig! Und trau dich ruhig auch weiter nachzufragen, wenn dir was unklar ist. Jede sinnvolle Frage bringt Antworten und bringt uns alle insgesamt weiter!

Gruß, maxito
 
Hallo,

wir haben hier bei uns im Ort eine Marinekammeradschaft, mit denen wir letztes Jahr zusammen ein Konzert gegeben haben.
Im Chor selbst haben die zwei Akki-Spieler die alte Hohner-Kisten aus den 50ern spielen.
Das eine Instrument ist weiss wohl eine alte Tango, die noch mit den ganz alten Registerndrückern ohne Cassotto.

Ich denke, dass das Ideale Instrument eines ist, welches funktioniert ;-)
Wenn ihr könnt stellt euch mal vor den Chor, während jemand anders spielt. Es ist ein gigantischer Unterschied, ob man vor einem akkordeon steht, oder die Kiste selbst vorm Bauch hat.

Entscheident ist doch, was beim Zuhörer ankommt und da verschwinden die - für uns so wichtigen Unterschiede - ziemlich.
Warum nicht ein folkloreInstrument mit Helikonbässen....
Ich denke mal, dass da der optische Eindruck für die Zuschauer wichtiger ist als der Klang,

Ein Beispiel: Normalerweise habe ich im Orchester in der Probe eine schwarze Morino IV N, die ist leicht und Handlich.
Für Auftritte nehme ich aber - speziell dann, wenn ich in einem Stück ein kurzes Solo spiele und dazu aufstehe - vieeeeel lieber ein weisses oder rotes Instrument. Und das wird vom Publikum bemerkt. Wie die Kiste klingt ist völlig egal.

Es gibt doch momentan noch diesen anderen Faden über die optische Gestaltung eines Shanty-Akkis. Da gehts um Optik, nicht um Klang.

grüße
morigol
 
Entscheident ist doch, was beim Zuhörer ankommt und da verschwinden die - für uns so wichtigen Unterschiede - ziemlich.

Das würde ich auf jeden Fall unterschreiben.

Und noch ein anderer Gedanke: Man ist doch heute oft so sehr um "Authentizität" bemüht (Stichwort: Historische Aufführungspraxis).
Und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, daß ein armer Seemann in seinem harten und kärglichen Leben auf rauher See ein Spitzeninstrument mit Cassotto, A-Mano-Stimmzungen und dem Wert eines Kleinwagens (aus heutiger Sicht) herumschippert.
Die salzhaltige Luft, allgegenwärtige Feuchtigkeit usw. werden den armen "Schifferklavieren" auch ordentlich zugesetzt haben.

Ich bin von daher der Meinung (schlagt mich meinetwegen), daß eine olle Möhre mit ordentlich Tremolo genau dazu paßt.
Wenn's etwas mehr sein darf, ist eine Hohner Atlantik schon vom Namen her ideal ;) - laut und durchdringend ist sie auch, obwohl damals an Bord eines Windjammers noch keine Kreissägen benutzt wurden. :rolleyes:

Zu Saloon-Musik aus dem Wilden Westen gehört doch auch ein runtergerittenes, verstimmtes Klavier mit halbkaputten Dämpfern und kein Steinway- oder Bösendorfer-Konzertflügel in erstklassigem Zustand.

Warum sieht man eigentlich so wenig Diatonische bei Seemannschören?

Viele Grüße
Torsten
 
Hi Torsten,

Wir haben bei uns im Verein auch eine Spielgruppe für diatonische Instrumente sprich die alten Hohner Club. Die jüngsten darin sind schon alle gut über 60, die ältesten über 80.
Der boom bei den jungen diatonischen Richtung Alpen geht ja aber in eine ganz andere musikalische richtung. Es fehlt meiner Meinung nach schlicht und ergreifend die Altersgruppe, die diatonisch spielt und solche Musik macht.

Ja, die 'originalen' SeemansInstrumente, so es denn so etwas überhaupt gibt, dürften wohl immer eher einfacherer und leichterer Bauart gewesen sein, wie ich schon oben schrieb mit der Tango.
Ich sehe da schon auch die Atlantic, die meiner Meinung nach viel zu schlecht wegkommt, vor allem die älteren mit den schwarzen Registerschaltern, das sind grundsolide Instrumente, ich hab auch eine :)
Die sind gebraucht preiswert zu bekommen und als Instrument fürs grobe einfach nur gut und durch das Metallgehäuse auch noch sehr robust.

Grüße
morigol
 
Hallo zusammen,

auf Herbert Reedfans Anraten habe ich nun eine eine Atlantic getestet, und zwar die mit dem schönsten Klang in meinem Bekanntenkreis, da dort mehrere vertreten sind, die allerdings zum Teil richtig furchtbar klingen. Deswegen bzgl. Atlantic der Tipp, unbedingt auszuprobieren und zwar mit der Musik, die man später spielen will, und erst dann eine zu kaufen, wenn man eine von den schön klingenden hat, da die Atlantics scheinbar im Klang viel stärker schwanken als zum Beispiel Morinos.
Nun also mein Resümee zu einer Atlantic IV N de Luxe: ein wirklich gutes Instrument. Die einzige Einschränkung: die Diskanttastatur ist schon klapprig. Wer keine Morino will (Preis, Gewicht) kann sich das aber schon überlegen.
Die Frage, die ich mir gestellt habe, war aber, da ich ja meine Morino IV S habe, ist die Atlantic für Seemannsmusik evtl. besser geeignet als die Morino? Und da denke ich: nein, nicht viel schlechter, aber nicht besser. Beide Instrumente sind 4-chörig und in Piccolo-Stimmung. Die 4- und 8-Fuß-Chöre sind sich erstaunlich ähnlich, aber wenn der 16-Fuß mitspielt hat die Morino mehr Volumen (Ty Moryak, Wolgaschlepperlied), genauso beim Bass. Das Master-Register im Diskant gefällt mir allerdings bei beiden nicht. (Können das wirklich nur die Italiener besser?) Das volle Bass-Register der Atlantic ist erstaunlich vielseitig und, was die Lautstärke angeht, gut ans Diskant angepasst. Bei der Morino muss ich viel mehr mit den Bassregistern schalten, damit der Bass nicht zu dominant ist. Dafür habe ich aber auch mehr Bassregister.

Zu Morigol und Torsten: Ihr habt schon Recht, aber auch wenn die Zuhörer schwerhörig sind und die Musik nicht zu anspruchsvoll, der Musiker kann es trotzdem sein.

Vielen Dank und viele Grüße,

Arrrrrigo
 
Hi Arrrrrigio,

ich denke, es kommt auch immer auf den Betrachtungswinkel an:
Wenn du deine Morino gewöhnt bist ist die Atlantic natürlich 'einfacher' die Plastiktastatur mit Ihrer Aufhängung klappert, der Klang, undundund.
Die Atlantic war bei mir viele viele Jahre die Zweitbesetzung fürs Grobe, weil leichter und es mir auch nicht so drauf ankam, wenn zu den ganzen schon vorhandenen Schäden noch ein weiterer Kratzer drankommt. Da das Teil aber völlig heruntergenudelt ist, habe ich sie vor gut einem Jahr durch eine Tango IV ersetzt, noch leichter, noch einfacher im Klang, aber für's Grobe, also Stimmung im freundeskreis oder so völlig ausreichend.

Das Ganze hat sich bei mir aber jetzt wieder völlig verändert, seit ich die Gola habe, seitdem nehme ich fürs Grobe die Morino IV N, und zwar eine alte von 1966 mit 11 kg.
Und jetzt kommts:
Die Tastatur der Morinos empfinde ich seit meiner GolaZeit als klapperig, der Klang ist dünn uswusw. und zwar in etwa in dem Qualitätsabsieg wie von Morino zu Atlantic.

Es kommt also immer auf die Richtung an, aus der man kommt und auf die man schaut.

Im direkten Vergleich können das klanglich auch Zuhörer unterscheiden.
Optisch sehen alle drei (atlantic,morino und gola) für einen unbedarften gleich aus, aber klanglich ist es auch für Laien im direkten Vergleich gut hörbar.
Wenn ich mit nur einem Instrument ankomme, ist das auch recht, da ist dann egal, welche.

Deshalb schrieb ich ja schon oben: Das beste Akkordeon für diesen Einsatz ist eines welches funktioniert.

Vieleicht noch eine Anmerkung zu den Registern:
Zuhörer können sehr gut unterscheiden zwischen Tremolo und 'geraden' Registern, die ganzen möglichen Feinheiten kommen aus meiner Erfahrung nicht an.
Das ist Imho wohl auch der Grund, warum meist nur eine eingeschränkte Anzahl von Registern bei den Instrumenten realisiert wird.

Grüße
morigol
 
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Hallo morigol,

wie immer (bisher) schreibst du einige hundertprozentige Wahrheiten. (Das ist als Kompliment gedacht, falls du so wie ich auch immer mit Ironie rechnest.)

Wenn ich ein billigeres Instrument mit einem teureren vergleiche, ist der Vergleich unfair. Das war mir auch vor dem Vergleich klar. Nur gibt es keinen idealen Klang im Allgemeinen, sondern wenn überhaupt einen idealen für eine bestimmte Musikart. Ich will damit sagen: Zu wirklich jedem Akkordeon kann ich eine bestimmte Musik und ein darauf spezialisiertes anderes Akkordeon finden, so dass diese Musik mit diesem anderen Instrument schöner klingt (oder stimmiger oder authentischer). Nun dachte ich mir, Seemannslieder sind eine bestimmte Musik, also ist es keine Schande für meine Morino, auch wenn es ein billigeres Instrument ist, das vielleicht dafür besser klingt. Ich suche also nicht das bessere Akkordeon, sondern das besser spezialisierte und daher der Vergleich in diese Richtung. Hätte ich vorher gewusst, dass Atlantic und Morino in diesem Maße auf den gleichen (Hohner-)Klang hin abgestimmt sind, hätte ich mir den Vergleich gespart, bzw. das Ergebnis vorhergesehen. Dass diese Atlantic meiner Morino aber so nahe kommt, finde ich doch bemerkenswert.

Zur Tastatur: Die hochwertigste Akkordeontastatur, die ich regelmäßig spiele hat meine Guerrini, nur zugleich die klapprigste, weil die Filze an den Klappen und unter den Tasten getauscht gehören. Ohne dir zu nahe treten zu wollen, bist du sicher, dass man bei deinen Morinos nichts machen kann? Zumindest bei deinen älteren Baujahren wäre es m. E. ein Wunder, wenn nicht. Wenn ich (sehr selten) auf neuen teuren Instrumenten klimpern durfte, habe ich an deren Tastatur noch nie eine wirkliche Verbesserung gegenüber meiner Morino gemerkt. Einer Gola war ich noch nie näher als ca. 20 Meter habe es auch nicht vor aus genau dem Grund, den du beschrieben hast (das Bessere ist der Feind des Guten). Deswegen stand auch beim Kauf meines Wohnzimmerinstrumentes neben den Kriterien 5 Chöre, MIII und keine 2. Morino auch das Preislimit fest und nicht das Modell oder die Marke. Meine Morino sollte ergänzt und nicht übertroffen oder ersetzt werden.

Zu den Registern: Ich weiß es ist ein bisschen neunmalklug, aber das falsche Register hört man immer, auch wenn Tremolo/kein Tremolo stimmen, weil das Register die Tonhöhen beeinflusst. Das ist ja auch der Grund, warum man mittels Registern oktavieren kann. Aber du hast schon Recht, wenn das Register passt, fällt es nicht auf. Nur wenn es auffällt, dann hat man das falsche.

Alles Gute.
Arrigo
 
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Hallo Arrigo,

da ich selber der Shanty-Musik verbunden bin und auch in einem Shantychor Mitglied (leider wohne ich inzwischen zu weit weg, deshalb musste ich passiv werden und vermisse die Musik sehr) und mich in meinem Leben schon ein wenig mit Akkordeons beschäftigt habe, möchte ich gerne auch noch meine Meinung anfügen:

Eines der schönsten Akkordeons für die Shantymusik kommt sicherlich von BRANDONI. Die Modelle "Super Musette" bieten genau das scharfe Musette, dass man benötigt um sich gegen einen kräftigen Männerchor durchzusetzen.

Darüber hinaus kommt es m. E. auch ein wenig auf die Gesamtwirkung des Chores an, sowohl klanglich als auch optisch. Und Segelschiffe sind nun einmal weiß und deren Beschläge aus Messing - also goldfarben. Airbrush-Akkordeons finde ich für das Chormetier unpassend, weil ein schreiend bunt lackiertes Akkordeon eher von der Sache ablenkt und auf einer Bühne, die i.d.R. weiter vom Zuhörer entfernt ist, auch nicht richtig zur Geltung kommt.

Ich habe deshalb hier mal zwei Bilder hochgeladen: Ein Instrument in weissem Zelluloid (120 Bass; z. Ansicht) und eines in schwarzem Zelluloid mit 96 Bass, dem ich in weißem Zelluloid wegen des geringen Gewichtes den Vorzug geben würde. Wenn der Verein dann mal etwas Geld in der Kasse hat, lohnt die Anschaffung eines neuen Instrumentes auf alle Fälle, da die Belastung durch das wöchentliche Üben und die Veranstaltungen doch recht hoch ist.

Schöne Grüsse aus der Oberlausitz!
 
Im direkten Vergleich können das klanglich auch Zuhörer unterscheiden.
VETO - wir haben das bereits widerlegt. Man ist kaum in der Lage ne Ventura von einer Gola zu unterscheiden. Mir scheint, wir müssen so eine Blindverkostung mal wieder auf einem Treffen machen - für den Aha-Effekt :D

(Bemerkung nur am Rande - gehört nicht unbedingt in diesen Thread)
 
Warum sieht man eigentlich so wenig Diatonische bei Seemannschören?

Viele Grüße
Torsten
Hallo Be-3,

auf den Schiffen gab es ja nie solche Chöre wie Seemanns-oder Shantychöre, die sind erst seit - mmmhh na sagen wir - 30, höchstens 40 Jahren groß geworden und vermehren sich weiter. Von daher versucht man, eine Seefahrerromantik, die es ja nie gab, dem Publikum zu vermitteln. Selbst Chöre, die sich Shantychor nennen, haben oftmals kaum noch Shantys an Bord. Das ist an der Küste nicht anders als bei uns. Oder nur Shantys, die beim Publikum (ich gebe es zu, es ist zumeist ein älteres) nicht ankommen. Eine gute Mischung passt immer.
Und der Chor muss mehrstimmig sein. Dazu passt kein abgehalftertes Instrument.
Es soll ja auch klingen. Und das mitunter in größeren Konzertsälen. Die Kleidung ist meistens auch nicht wie auf den Schiffen.
Unser Chorleiter spielt eine diatonische Morino Club. Er hat zwei davon jeweils in anderer Tonart.
Gerne schreibt er dann auch die Noten in B-Tonarten um.
Aber er hat hat auch eine in G. Und da kann es passieren, dass er versehentlich beim Konzert die falsche Harmonika erwischt und dann.....
Unser Publikum hat's stets humorvoll genommen, obwohl hier keiner verstanden hat, woran der Fehler nun lag ;)
Dieses Instrument wird kaum noch unterrichtet. Und wer versucht heutzutage noch, es sich selbst beizubringen?
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Viele Grüße Jutta
 
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