Impulsantwort von Hallgerät - wie mache ich das?

SubbrSchwob
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Liebe alle,

vor einiger Zeit bin ich auf den Trichter mit den Impulsantworten gekommen. Ich verwende hauptsächlich die Dateien von Samplicitys Bricasti M7. Was soll ich sagen? Es hat sich mir eine neue Welt aufgetan. Ich bin Nerd, ich produziere alles unter Linux, Audio mit Ardour, Video mit Lightworks. Da sind gute Reverb-Plugins sowieso rar, das M7 als Impulsantworten war eine Offenbarung. Davor verwendete ich die Yamaha REV-X in meinem Studiokonsölchen (01V96i) oder ein TC M2000. Beides hochwertige Reverbs, deren Unterschiede im Bereich der Geschmacksurteile liegen. Das M2000 verwende ich als Tontechniker auch gerne live.

Nun ist es so, dass ich für eine sehr lange Aufnahme einen selbstgebauten Preset aus dem M2000 gerne als Impulsantwort hätte. Das Bouncen in Echtzeit ist halt schon echt eine Last, für jeden Zwischenstand über eine Stunde Musikhören...

Zunächst habe ich mit Audacity also einen Sinus-Sweep erstellt, den in Ardour geladen und über die digitalen Anschlüsse durch das M2000 geschüttet. Dann habe ich deconvolv drauf laufen lassen. Wie das gehen soll habe ich in einem steinalten Forum-Thread gefunden. Problem aber ist, dass keine saubere Impulsantwort rauskam, sondern etwas, das sehr nach abschwellendem weißen Rauschen, überlagert von einem mittelfrequenten Gezirpe klang... uffz. Es ist mir unklar, was das Problem ist. Vielleicht Latenz/Verschiebung zwischen Input und Output?

Nach Genuss verschiedener Anleitungen bei YouTube habe ich dann weißes Rauschen mit Längen um die 25msec in das M2000 geschüttet - man bekommt dann direkt eine Impulsantwort. Funktioniert hat das, aber die Impulsantwort führt zu einem scheußlich metallisch blechern klingenden Hall. Nach etlichen Versuchen mit der Länge und logarithmischen Fade-Outs meines weißen Impulses gab ich auf.

Jetzt stehe ich hier im Wald. Wie macht Ihr das? Anleitungen für Windows oder OS X nehme ich auch gerne. Eigentlich geht's mir ja nur um ein paar Presets, vor allem einen, das will ich nur einmal machen, da kann ich auch eine andere Kiste dafür nehmen.

Als Plugin verwende ich übrigens das alte IR.LV2.

Impulsantworten von Reverbs sind ja durchaus beliebt, aber beim Erstellen, da wird ein Voodoo draus gemacht.

Bin für Hinweise dankbar

Grüße
Schwob
 
Eigenschaft
 
Hab jetzt nur mal kurz das unter dem Link zu findende Plugin angeschaut und es fällt sofort auf, dass dieses wohl (ausschließlich?) True-Stereo kann. Dann muss es natürlich auch mit einer (mehrfachen) IR gefüttert werden - das würde zumindest schon mal dem "metallisch blechernen Klang" erklären (Kammfiltereffekt).
 
Danke für Eure Hinweise. Es gibt vom M7 extra Reverbs "M-to-S" die mit dem IR.LV2 funktionieren. Ich denke, dass die eben so gesampelt sind, dass das Gerät mit einem Mono-Signal gefüttert wurde und eine Stereo-Antwort aufgezeichnet. Auf diese Weise habe ich es auch probiert mit dem M2000. Ich vermute, dass mein Impuls einfach nix taugt. Die "M-to-S" Dateien sind eine normale Stereo-Wave-Datei. Vielleicht hab ich auch was noch nicht verstanden.

Gibt es irgendwo einen solchen Nadelimpuls zum Download, mit dem das schon mal jemand erfolgreicher gemacht hat? Oder wie könnte ich so einen erstellen?

LG
Schwob
 
Ich erinnere mich, dass bei ein älteren Samplitude-Version mal eine WAV-Datei mit einem entsprechenden "Knackser" mitgeliefert wurde. Mit diesem Knackser konnte man dann beliebige Hallfahnen aus einem externen Hallgerät als Reverb-Datei erzeugen, die man dann später als Faltungshall in Samplitude verwenden konnte.
Technisch gesprochen enthält ein scharfer Rechteckimpuls praktisch jeden Oberton als Oberwelle (wobei hier nur der Audiofrequenzbereich relevant ist), so dass damit das komplette Spektrum des Halls angeregt wird, aber ohne den blechernen Klangeffekt.

Ich weiß nicht, ob bei den aktuellen Versionen von Samplitude diese Datei noch enthalten ist, kann aber gerne heute Abend mal die Verzeichnisse im Rechner danach absuchen. Wenn ich sie finde, würde ich sie hier als Anhang zum Herunterladen beifügen.
 
Nach etlichem Goorgeln habe ich beschlossen, einfach mal einen Synthesizer als Impulsgenerator zu nehmen, meine Wahl fiel auf das Plugin Noize Mak3r. Damit kann man schon etwas machen, was der Idee von Nadelimpuls recht nahe kommt. Siehe Screenshot:

noisze-mak3r.jpg

Dabei hat sich dann auch offenbart, was der Trick des M2000 ist: Eine Art LFO scheint auf die betonte Hall-Frequenz mit einzuwirken. Das heißt ein identischer Impuls mehrmals nacheinander ins M2000 gefüttert führt periodisch zu Antworten, die mal heller und mal dunkler klingen. Diese Schlawiner! :er_what: Das lässt sich natürlich 1:1 mit einer einzelnen Antwort nicht abbilden.

Ich bin insofern weitergekommen, dass ich nun einen Impuls habe, der eine brauchbare Antwort liefert. In IR.LV2 klingt es gut – aber nicht so wie das Original, vermutlich wie: siehe oben.
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Nachtrag: In Kombination mit einem EQ (x42 EQ Plugin) und einem Bauteil des vermutlich krassesten Synthesizers aller Zeiten, ZynAddSubFX, nämlich dem ZynDynamicFilter, glaube ich, dem M2000 näher zu kommen. Im Prinzip biege ich damit vor dem IR.LV Impulseantwort-Plugin das Signal frequenzmäßig um und setze dann ein langsam moduliertes Bandpassfilter oben drauf. Es klingt noch nicht 1:1, aber ich nähere mich an.
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Nachtrag 2: Wer ebenfalls mit diesem Synthesizer Impulse generieren möchte; diesen Dateiinhalt nehmen und in eine Datei meinpreset.noisemakerpreset ablegen, dann in Noize Mak3r laden: https://pastebin.com/h9uaxF16
 
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das Teil, was du suchst nennt sich Dirac Impuls und wird von manchen Audio-Editoren als Mess-Signal generiert. Sicher auch unter Linux...
Tipp am Rande: vergleiche die Impulsantworten grundverschiedener Hallgeräte mal auf deinem Linux Convolution Plugin.
Ändert sich der Grundklang überhaupt ?
(ist mir kürzlich bei einem Convolution Reverb unter IOS aufgefallen, dass da ein SPX-90 genauso wie ein Lexicon 300 klingt... und das kann nun beim besten Willen nicht sein)

Was das TC2000 Langzeitproblem betrifft: ich habe gelegentlich ähnlich umfangreiche Berechnungen an langen Audiodateien. Dazu kopiere ich einige signifikante Segmente in eine temporäre Datei, stelle den Prozessor passend ein und rendere die Audiodatei dann, wenn etwas anderes zu tun ist.
 

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