Hallo Mondluchs,
danke für deine ausführliche Analyse. Immer wieder interessant zu lesen, wie andere die Dinge wahrnehmen.
Stimmt.
Vermutlich beziehst du dich auf die Singbarkeit des Textes. Anfangs bin ich auch über diverse Stellen gestolpert. Vor allem die Verbindungen von Zeile 3 und 4 waren problematisch, da sie sich so in die Länge ziehen. Gerade bei dieser Strophe.
Nein, ich bezog mich eher darauf, dass ich die Bilder allgemein unsauber finde - das ist alles.
Doch nach längerem Grübeln

und Herumprobieren hab ich sogar eine Melodie gefunden

, die die Problemstelle angenehm überbrückt. Leider aber wieder vergessen

. Aber es scheint zu funktionieren, wenn man lange genug sucht.
Zu singen ist alles, was sich auch gut liest. Wenn ich jedoch beim Lesen stolpere (warum auch immer), finde ich auch keine Gesangslinie.
Es sollten sich nur die Zeilen 3 und 5 reimen.
Verzeih, falsches Wort - ich meinte Metrik. Jedes Gedicht lebt von der Metrik, dem gleichmäßigen Heben und Sinken der Stimme. Bei Songs können hier Ausnahmen gemacht werden - dies aber, meiner Ansicht nach, nur dann, wenn der Text so besonders ist, dass er es rechtfertigt. In meinen Augen hier nicht gegeben.
Ja, das ist halt ne Geschmackssache, wie bei anderen Liebesliedern auch. Der eine mag's pathetisch, der andere realistisch, der dritte romantisch, der vierte subtil etc.
Natürlich

Aber auch Pathos kann schlecht oder gut sein - habe ich dann eh weiter unten nochmal gesagt. Ich versuche das auch eher objektiv zu betrachten, wie ich z.B. auch ein Techno-Lied objektiv betrachten würde, nach den dort vorherrschenden Standards (auch wenn es nicht meins ist). Und hier ist dieser Pathos einfach nicht gut, in meinen Augen.
Die Blüte steht stellvertretend für die Liebe, und die führt in die Hölle. Und: Versetz dich mal in die Lage eines Insekts. Auch Insekten werden von Blüten angezogen - mitunter von sehr heimtückischen Blüten. Stell dir mal vor, der Hörer/ die Hörerin identifiziert sich mit einem Schmetterling oder eine Biene - oder einer dicken Hummel - und landet in einer Kannenpflanze

. Grauenvoll.
'Versetz dich mal in die Lage eines Insekts' - warum sollte ich das tun? Steht da irgendetwas davon im Text? Nein, deswegen habe ich auch nicht daran gedacht. Ich habe mir vorgestellt, wie ich diese Blume schnuppere, sie betört mich, ich verfalle ihr - aber wie ich auf einmal in der Hölle lande, war mir nicht klar. Wenn sie mich tötet, führt sie mich in den Tod, weil sie mich vergiftet, das geht noch. Aber an Insekt hätte ich ohne deine Information jetzt gar nicht gedacht.
Wäre eine Lösung. Allerdings die Wortfolge "... mit Liebe, mit ihrer Hand ..." klingt etwas merkwürdig. 2x MIT. Für mein Empfinden macht es eigentlich keinen Unterschied, ob ich die Liebe selbst als Hand betrachte oder der Liebe metaphorisch eine Hand verpasse. Strenggenommen gibt die Maske ja auch keinen Sinn, weil sie sich auf die Hand bezieht. Hand mit Maske? Unter logischen Gesichtspunkten unsinnig. Da allerdings Liebe = Hand, ist es am Ende wieder einerlei. Die Bilder vermischen und überlagern sich, ähnlich wie im Traum.[/QUOTE]
Es wäre eine bewusste Geminatio (so hieß es, denk ich), also Wiederholung des Wortes, welches schön in den Rhythmus passt. Beispiel von dem einzigen Gedicht, das ich auswendig kann:
Ich habe im Traume geweinet,
mir träumte, du lägest im Grab
Zweimal was mit Traum, liest sich herrlich für mich, gerade im Rhythmus.
Und ja, ich nehme das streng, weil für mich Pathos sehr herausfordernd ist. Unzählige pathetische Emo-Gedichte sind bekannt, die oftmals zurecht belächelt werden - und auch gute Dichter haben so Sachen geschrieben, die teilweise nicht richtig zusammenhängend waren, nur von den Emotionen getrieben. Für sie persönlich sicher eine schöne Therapie es rauszulassen, aber richtig intensiv kommt es beim neutralen Leser dann selten an.
Mit jeder Strophe zeichnest du ein neues Bild, und es sollte, in meinen Augen, ein klares Bild sein, damit der Leser sich darauf konzentrieren, gepackt werden kann. Für DICH sind die Sprünge vielleicht nachvollziehbar, für mich jedoch mal gar nicht - und ich halte mich nicht für sooo abnormal, dass alle andere den Text total genial und gut finden, wie er ist. Jedenfalls muss die Strophe in sich stimmig sein - deswegen meinte ich, dass du in der Strophe mit Hand und Maske die Liebe personifizierst. Man hat EIN Bild, so wie die Blume vorhin, nur jetzt ist die Liebe ein Mensch, die mit Hand und Maske da ist. Sie blickt dich als Mensch kalt an, usw. Dieses vermischen und überlagern ist in meinen Augen ebenfalls SEHR herausfordernd - wie ein Maler, der ein Bild malen will, wo auf den ersten Blick einfach nur wilde Farben und Formen zu sehen sind, die aber, je länger man es betrachtet, immer mehr Sinn machen und in sich einig sind. Wenn du meinst, du willst es wie in einem Traum machen, dann passt das kaum zum restlichen Text - der doch zum Großteil in sich einig ist.
Abschließend schaut eine Hand nicht - ich muss dabei an eine Parodie von einem Comedian denken, der einen miesen Rapper gibt, und singt 'I kick you in the face with my fist!'

Und da überlagert sich für mich auch nichts, da ist es einfach ungenaue Sprache, weil ich mir nichts mit schauender Hand vorstellen kann. Klar, wenn ich mich einrauche, könnte ich das anders betrachten *lach* aber als nüchterner Leser geht das nun mal nicht.
Was meinst du konkret mit Technik?
Einerseits die Metrik, welche für mich sehr wichtig bei Gedichten ist, andererseits auch die richtige Verwendung von Signalwörtern, usw. Jemand, der das studiert, könnte wohl ein Lied davon singen, wie unglaublich detailliert das sein kann. Es ist genau wie Musik: klar, man macht es einfach, einige Künstler machen es einfach, ohne recht zu wissen, was genau für Theorie dahinter steckt, die es einfach im Gefühl haben. Und andere können es nur über Theorie lernen - die Besten beherrschen meistens Beides.
Um schöne Bilder ging es mir nicht. Mir ist in erster Linie wichtig, ob das, was ich schreibe auch das ist, was ich ausdrücken will, sprich - ob die gewählten Bilder mit meinen inneren übereinstimmen. Dass ich da "auch"" auf Missfallen oder Unverständnis stoße, liegt in der Verschiedenartigkeit der Menschen.
Ich hoffe, ich komm nicht zu harsch rüber jetzt. Ich mag dich und deine Texte, dementsprechend bin ich auch sehr motiviert, zu versuchen dir zu helfen, dich weiter zu entwickeln. Wenn der Text für dich eine persönliche Bedeutung hat, du ihn emotional geschrieben hast und nur so emotional auch lesen kannst, dann verstehe ich, dass du nichts ändern willst. Ich sage nur, wie ich es als möglichst neutraler Leser ihn aufnehme. Wenn es dir darum ging, ob der Text FÜR DICH passt, dann habe ich wohl umsonst geschrieben.
Ich will aber eines sagen: die Verschiedenartigkeit der Menschen ist natürlich gegeben, und einige Missverständnisse sind darauf zurückzuführen. Jedoch jede negative Rezension sofort damit begründen zu wollen, finde ich etwas kurzsichtig.
Werde versuchen, den Text noch einmal durch deine Brille

zu betrachten - sofern es die nachdrängenden Texte zulassen.
Nun, ich habe meinen Standpunkt dargelegt - hoffe, du konntest irgendetwas davon mitnehmen.
