REVIEW Lewitt DTP340REX und DTP640REX

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DTP340Rex und DTP640REX sind beides Mikrofone vorrangig für Bassdrumanwendungen aus der DTP-Percussion-Mikrofonserie von Lewitt.
Da die dynamische Kapsel und Grundgehäuse bei 340er und 640er identisch sind, bietet es sich an, die Reviews dieser beiden Mikrofone zusammenzuziehen. Das DTP640REX verfügt zusätzlich über eine integrierte Condenserkapsel und zusätzliche Verschaltungsmöglichkeiten.
DTP340Rex gibt’s zu einem Strassenpreis von ca. 130 Euro, das DTP640Rex kommt auf etwa 260 Euro.

Das Gehäuse ist robust, gross und schwer, über 7cm Durchmesser und über 700gr Gewicht, liegt also noch deutlich über Shure Beta 52A u.ä., daher wird auch ein entsprechend stabilstehendes Stativ benötigt. Die angebaute Halterung ist stabil gelöst und über eine Klemmschraube sicher arretierbar.
Die Fertigungsqualität ist gut, die Serienkonstanz angemessen und auf Niveau der Mitbewerber.

Die dynamische Kapsel betont den Bereich ab etwa 200 Hz abwärts moderat mit rund drei dB, unter 50Hz fällt das Mikro sanft ab mit ca. 6dB/Okt.
Ab 2KHz bis 6kHz erhebt sich eine Betonung von rund 4dB, gefolgt von einer zweiten Betonung von 7-11kHz um 4,5dB, darüber fällt die Kapsel steil ab. Die obere Nutzfrequenz liegt bei etwa 13,5kHz.

Beide Mikrofone verfügen über eine zusätzliche Schaltmöglichkeit zum stärkeren Sounden, die die vorhandene Charakteristik verstärkt. Die Betonung im Bass steigt auf bis zu 12dB bei 40Hz, 8dB bei 4kHz und 7dB bei 10kHz. Die untere Nutzfrequenz sinkt damit von 30 auf 20Hz. Nahabnahme verstärkt die Bassbetonung nochmals deutlich.
Klar muss halt sein, dass damit schnell eine nachgeschaltete PA-Anlage überfordert werden kann…

Die Richtcharakteristik Niere wird ordentlich eingehalten, im Bass sehr breite Niere, wird bis etwa 5kHz immer enger und hat darüber Aufweitungen, das ist für so ein Mikro völlig ok.

Bass und unterer Mittenbereich sind sauber durchgezeichnet, ab etwa 2kHz wird die Durchzeichnung deutlich reduziert und die Verfärbungen steigen deutlich an. Die Kapsel ist ausreichend entkoppelt, grobdynamisch ist die Kapsel den typischen Aufgaben ohne weiteres gewachsen.

Neben Bassdrum ist sicher auch Bassampabnahme interessant, in der „linearen“ Schalterstellung auch tiefe Bläser.
Der gelieferte Grundsound ist eine gute Arbeitsbasis, insbesondere in der „linear“-Stellung ist das Signal sehr gut formbar und sehr unterschiedliche Bassdrumsounds beliebig erreichbar.

Das DTP640Rex hat zusätzlich eine integrierte Condenserkapsel, Vorbild ist hier sicher Audio-Technica mit dem AE2500 und ATM250DE (https://www.musiker-board.de/threads/unterschied-audio-technica-ae-2500-atm-250de.256015/#post-4716387 ).
Es gibt einen dreistufigen Abschwächer, der nur auf die Condenserkapsel wirkt (0/ -10dB/ -20dB) – allerdings scheinbar nicht auf die Kapsel, sondern nur auf die Schaltung.
Ausserdem ist ein dreistufiger Schalter integriert, der einmal beide Kapseln gleichgewichtet, einmal beide Kapseln gleichgewichtet, aber das Sounding der dynamischen Kapsel zuschaltet.
Die dritte Stellung implementiert eine Art Weichenschaltung, bei der die Condenserkapsel im Bass arbeitet mit +26dB-Peak bei 60Hz gegenüber 1kHz und steilem Abfall nach unten. Die dynamische Kapsel ist breit betont mit +16dB zwischen 3 und 7kHz gegenüber 1kHz.
Persönlich ist mir diese Einstellung deutlich zu einschränkend.

Die Signale der beiden Kapseln werden getrennt ausgegeben über eine fünfpolige XLR-Verbindung, ein Adapterkabel auf 2x dreipoliges XLR liegt bei. Dadurch hat der Anwender jegliche Freiheit der Signalgestaltung. Die Kapseln addieren sich phasengleich sehr gut, hier profitiert man von der sehr eng aneinanderliegenden Montage der Kapseln. Ein Phasendreher wirkt sich natürlich fatal auf die Signalqualität aus…

Die Condenserkapsel arbeitet insgesamt deutlich feiner und unverfärbter als die dynamische Kapsel, ist aber auch alles andere als neutral.
Die Kapsel hat einen sehr sanften Roll-off ab etwa 250Hz, eine 4dB-Betonung bei 3kHz und eine weitere Ueberbetonung bei etwa 14kHz.
Auch die Condenserkapsel hält die Nieren-Richtcharakteristik ausreichend gut ein, nach unten weitet sich die Niere deutlich auf, läuft im Mittelton recht gleichmässig, ab 7kHz wird die Niere sehr breit und schnürt sich über 11kHz dann ein.

Kleines Problem scheint mir bei der Condenserkapsel noch die Grobdynamik zu sein, die Kapsel kann u.U. in die Verzerrung getrieben werden – u.a. ist mir das bei Bläsern und bei Abnahme eines Lesliekabinetts aufgefallen.

Der direkte Vergleich mit dem ATM250DE bietet sich natürlich an, persönlich finde ich das ATM ausgewogener und obenrum feinzeichnender und unverfärbter – und damit vielseitiger. Kostet aber ja auch schon ein Stück mehr…

Preis-Leistungsverhältnis halte ich sowohl beim DTP340Rex als auch beim DTP640Rex für gut, insbesondere das 340 erscheint mir von breiterem Interesse.

Ciao, Günther
 
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