Metalllegierungen der Stimmplatten bei Steirischen: Erfahrungen mit der Tonstabilität?

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Handimen
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Da ich von der Mundharmonika herkomme; und mich in dieser Technik leidlich auskenne, ist allgemein bekannt, dass z.B.Muhaspieler im Premium Bereiche ihre Harmonikas in vorgeheizten Cases transportieren, weil Kälte/Wärme sich auf das Schwingverhalten der Stimmzungen auswirken. Dies dürfte auch auf die Steirische übertragbar sein. Desgleichen gilt dies für laut und leise spielen auf der Muha. Auch hier muss nach einiger Zeit nachgestimmt werden. Auch - oder vielleicht gerade - wenn bei Bühnenpräsenz durch vergrößertem Lösabstand kompensiert wird. Aber das Nachstimmen ist bei der Muha üblich. Durch Bending und Overblows werdem die Stimmzungen allerdings auch mehr belastet.

Nun sind bei der Steirischen auch andere Metalllegierungen üblich, ob sich das aber auf die Tonstabilität auswirkt, könnte eine Erklärung sein, sollte Nachstimmen, nach z.B. 1 Jahr, NICHT nötig sein. Kärtnerland wiederum bietet bei einem Neukauf nach einem Jahr eine kostenloses Nachstimmen an.

Vllt haben die "Altvorderen" hier im Forum eigene Erfahrungen? auf die ich gespannt wäre.

Gruß Handi
 
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Hier noch einmal die Posts, auf die sich Handi zum Thema "Nachstimmen" bezogen hatte:

Mir hat ein (selbsternannter?) 'Fachmann' mal erklärt, das eine lautgespielte, neue Hamonika nach einiger Zeit weniger bis nicht nachgestimmt werden muss, als eine leise gespielte.

Nach meiner Erfahrung gab es bei meiner Müller Hahnenkamm anfangs "Tonhöhenschwankungen", als ob die Stimmzungen sich erst einmal daran gewöhnen müssen, angesprochen zu werden. Der Effekt war aber schon nach 7 Wochen Üben weitestgehend verschwunden. Ich hab das Instrument ja (als Anfänger) entsprechend Lehrheft-Fortschritt (und Muskulatur-Aufbau im linken Arm) erst nach und nach "zum Leben erwecken" können. Mir scheint, dass das kräftigere Ansprechen der Stimmzungen (stärkere Umströmung/Durchlüftung bis hin zu "scheppern") diese in der Tonhöhe "stabilisiert" hat (keine Ahnung wie ich das fachmännischer ausdrücken könnte). Allerdings war es zu Anfang im August auch noch extrem warm und ich weiß nicht, welchen Effekt die Wärme auf die Einbettung der Stimmzungen (Thema Stabilität) gehabt haben mag.

Insofern: die von Dir erwähnte Aussage "hat was", wobei ich bezweifeln möchte, dass ein Nachstimmen jetzt notwendig wäre, nur weil ich anfangs eher leise gespielt habe. Meine Ohren sagen mir heute nach 2,5 Monaten mehr leiser als lauter Einspielphase (kann laut Fachleuten bis zu 2 Jahren dauern), dass diese Tonhöhenschwankungen (zumindest von mir) nicht mehr wahrnehmbar sind. Auf die technische Erklärung der Aussage wäre ich aber mal richtig neugierig ;) Mich erinnert das an das Thema "Einfahren eines Motors" - egal wann man das macht, ein Motor "fährt sich frei" durch höhere Drehzahlen - bei mir immer wieder wenn ich nach längerem Kurzstreckenbetrieb mal wieder auf Langstrecke unterwegs bin. Das braucht dann so seine 300 km ;)

Welche Erfahrungen haben andere mit der Tonstabilität ihrer Steirischen gemacht ???
 
Da ich von der Mundharmonika herkomme;
Nun sind bei der Steirischen auch andere Metalllegierungen üblich,

Stimmzungen , die für Mundharmonikas verwendet werden, sind definitiv andere, als in Akkordeons und steirischen Instrumenten. Die "Betriebsart" unterscheidet sich schon deutlich, die Spieldrücke sind anders, und vor allem kommt Feuchtigkeit der Atem luft mit ins Spiel. Drum sind Mundharmonika Stimmzungen aus Messing, Bronze oder Edelstahl.

Stimmzungen in Steirischen und Akkordeons sind allerdings wiederum prinzipiell gleich und durch die Bank aus nicht rostfreiem Stahl. Die unterscheiden sich zwar schon in der Größe (Helikonbass etc.) aber die Betriebsbedingungen und der generelle Aufbau ist dem Akkordeon gleichzusetzen. Deshalb kann man schon sagen, was für das Akkordeon zum Einspielen gilt, gilt auch für die Steirische.

Und drum gilt für das Einspielen von Steierischen generell das in diesem Faden gesagte:
https://www.musiker-board.de/threads/akkordeon-einspielen-wie-geht-das.564893/

Ob nun nach einem Jahr nachgestimmt werden muss, oder nicht - dafür gibt es unzählige Faktoren, die zufällig sind und schon im Instrument begründet liegen, wie man es bekommt. Ob man nun laut oder leise einspielt, beeinflusst maximal die Zeit, wie früh oder spät ein versteckter Effekt sich zeigt. Verhindern kann man s jedoch nicht.

Wenn z.B. das Holz der Stimmstöcke noch nicht 100% stabil steht und unter den neuen Umgebungsbedingungen noch etwas "arbeitet", lässt sich durch die Spielweise nicht beeinflussen.

So wie man das Instrument dann hat, ist es und damit muss man dann leben und klarkommen. Hat man Glück, erwischt man ein Instrumment, das rundum ziemlich stabil bleibt: Glück gehabt!, Hat man Pech, und erwischt ein Instrument, bei dem noch diverse Effekte auftauchen, dann lernt man zwangsläufig seinen Fachmann in den nächsten Monaten besser kennen!

Drum: Wie s kommt, kommts! Es gibt leider keine Methode, wie man im voraus feststellen kann, ob noch versteckte Effekte im Instrument stecken!

Gruß, maxito
 
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Danke Maxito für Deine fachkundigen Erläuterungen.

Ich habe leider keine Erfahrungen mit neuen Intrumenten.
Meine Steirische (gebraucht gekauft) habe ich jetzt seit knapp vier Jahren und konnte bisher keine Veränderungen in der Bespielbarkeit bzw. auch keine Verstimmungen feststellen.

Viele Grüße
Geobur
 
hallo zusammen,

es ist hier ja vieles geschrieben worden. ein satz hat nun aber mein besonderes interesse geweckt:

Wenn z.B. das Holz der Stimmstöcke noch nicht 100% stabil steht und unter den neuen Umgebungsbedingungen noch etwas "arbeitet", lässt sich durch die Spielweise nicht beeinflussen.

da ich aus dem tal der ahnungslosen komme, was das material holz angeht, stellt sich für mich nun die frage, woran ich erkennen kann, daß das holz der stimmstöcke meines instruments 100% stabil steht. soll dies bedeuten, daß es ein völliges glücksspiel ist, daß die stimmung zuhause unter den wohnraumbedingungen noch passend ist, da in der fabrikationsstätte des instruments andere bedingungen vorherrschen? ist mehr die umgebungstemperatur als die luftfeuchte der ver/bestimmende faktor? und wenn dann nach einem jahr nachgestimmt wird, muß dann der stimmer nach hause kommen, sonst passt es ja wieder nicht? liefern die hersteller die instruments mit holz aus, dessen feuchte zu hoch ist, wie lange muss ich die stimmstöcke dann zuhause trocknen lassen? oder lieber gleich einen plastikstimmstock? und zu allem kommt stets noch, dass eine temperaturänderung das metall der stimmplatten und stimmzungen ungünstig beeinflusst durch unterschiedliche ausdehnungen von aluminium und federstahl. können die stimmzungen rosten, wenn die holzfeuchte zu gross ist?

freundliche grüsse

roger
 
woran ich erkennen kann, daß das holz der stimmstöcke meines instruments 100% stabil steht.

na eigentlich an gar nichts - das ist ja das Problem!

in früheren Zeiten haben die Instrumentenbauer ihre Hölzer oftmals erst 20 Jahre gelagert, bevor sie es verwendeten. So ein Holzlager hat aber heute praktisch keiner mehr. Das Holz wird industriell getrocknet gekauft. Dafür gibt es diverse Qualitätsstufen. In der Regel passt das dann auch.

-> Es gibt aber auch immer Hölzer, die grundsätzlich eher problematisch sind. Z.B. Buchenholz hat gerne eine Tendenz zum verdrillen, Zwetschge sowieso. Fichte, Kiefer, Lärche sind diesbezüglich eher unproblematisch

Die Instrumentenbauer schauen natürlich sehr genau , welche Holzbohle die kaufen und wo sie die verwenden. Es gibt Stellen, da spielts keine Rolle und es gibt Stellen ( z.B. am Stimmstock), da sollte sich nichts mehr ändern. Z.B. wurde für die Oberleiste des Stimmstocks bei Hohner in früheren Zeiten gerne Birne verwendet, da dieses hart ist und relativ verzugsfrei.

Klar mit Kunststoff kann man dem entgegenwirken... aber auch hier ist man nicht sicher. Je nachdem, wie der Spritzguss durchgeführt wird, kann es unter Umständenr auch zum Verzug nach dem Entformen kommen... dann aber steht das Ding normalerweise.

Jedoch wird der Stimmstock nicht nur ausschließlich nach solchen Kriterien aufgebaut, sondern die Oberfläche und Oberflächenstruktur (Poren, Rauhigkeit, Absorbtionsverhalten etc) des Materials sind wichtig für die Klangeigenschaften.

-> Es gibt hier also leider kein Patentrezept, außer seinem Hersteller zu vertrauen. Allerdings ist es ganz einfach statistisch heutzutage wahrscheinlicher als früher, dass ein Ausrutscher auftaucht, da bei den großen Stückzahlen früher einerseits mehr Holz benötigt wurde - es war dann auch prozentual mehr "gutes " Holz für die Stimmstöcke da zum aussuchen und es hat sich eine größere Vorratshaltung gelohnt, das Material wurde beim Hersteller i.d.R länger gelagert und Verzug war deshalb schon vor der Verarbeitung eher feststellbar.

-> Bleibt die Alternative, sich kein neues Instrument zu kaufen - aber dafür hat man dann jede Menge andere Risiken.

Bleibt schwierig! Aber in den allermeisten Fällen ist ja auch alles in Ordnung!

Das hat nun mit der Eingangsfrage nicht direkt zu tun - aber indirekt schon ganz stark, denn wenn der Stimmstock nicht sauber und eben ist, und sauber und fest aufliegt, dann kann die Stimmplatte sein, wie sie will - eine haltbare saubere Stimmung erreicht man damit auf keinen Fall. Die Stimmung wird immer in mehr oder weniger kurzer Zeit wegwandern!

Sieht man also wieder:
Das Gesamtsystem macht die Musik - allzu einseitiges Betrachten eines Details bringt einen nicht wirklich zur Lösung.

Gruß, maxito
 
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