Monitoring für "abwechslungsreiches" Song-Repertoire

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Hallo,

Bei uns im Probelokal kümmere ich mich um tontechnische Fragen, frei nach dem Motto: einer muss es ja machen ;) Zum Thema Monitoring habe ich schon etwas praktische Erfahrung gesammelt und auch diverse Beiträge dazu on- und offline gelesen. Mich interessiert eure Meinung zu unserem Setup und vielleicht habt ihr mir auch den einen oder anderen Tipp zur Verbesserung.

Herausfordernd finde ich bei uns die von Song zu Song wechselnden Instrumente und Lautstärkepegel, sowie dass wir zwei Sänger/-innen uns mit Lead- und Backing Vocals abwechseln, unterschiedliche Instrumente spielen und diese manchmal auch mitten im Song wechseln. Das Repertoire beinhaltet laute, vollverstärkte Rock-Songs mit E-Gitarre bis zu Balladen mit "unplugged" (haha) elektroakustischer Gitarre.

Das Probelokal liegt im Halbuntergeschoss und ist ca. 25 m2 gross. Die Akkustik ist ganz Ok, wir haben ein paar Massnahmen getroffen, damit es nicht unangenehm hallt oder der Bass übermässig vor sich hin wummert. Das Schlagzeug ist gedämpft, der Drummer spielt mit leichten Sticks oder Hot Rods.

Die Band:
  • Sängerin: hat ein Mikro am Keyboard (sitzend) und ein zweites Mikro stehend. Singt abwechselnd Lead- oder Backingvocals. Je nach Song spielt sie Keys oder elektroakustische Gitarre (geht über eine DI Box ins Mischpult)
  • Sänger (ich): hat ein Mikro. Singt abwechselnd Lead- oder Backingvocals. Spielt abwechselnd E-Gitarre (über Röhrenverstärker) oder elektroakustische Gitarre (geht über eine DI Box ins Mischpult)
  • Bassist: spielt nur Bass (geht über eine DI Box ins Mischpult, aber auch in eine Basscombo), hat ein Mikro für gelegentliche Backingvocals.
  • Drummer: hat den einfachsten Job und spielt wirklich nur Schlagzeug ;) das Schlagzeug ist mikrofoniert. Das brauchen wir aber eigentlich nur für Aufnahmen, da das Schlagzeug auch so laut genug ist und immer gut gehört wird.
Wir haben 4 Monitorwege, 4 Wedges und optional auch einen Kopfhörerverstärker, d.h. jeder kann seinen eigenen Mix haben.

Die häufigste Beschwerde die ich bekomme ist, dass bei Song X die Gitarre von Y zu laut/zu leise ist oder die Stimme von Z zu laut/zu leise ist oder zu viel oder zu wenig FX auf der Stimme ist. Während bei einem anderen Song alles wunderbar stimmt. Da ich bei den Proben hauptsächlich Musik machen und nicht bei jedem Song an den Monitorpotis rumschrauben möchte, meine Frage in die Runde: wie würdet ihr in unserem Fall vorgehen? Gibt es bei unserer Aufstellung das eine Setup, das für alle Songs passt? Welche Kompromisse kann oder muss man eingehen? etc.

Ich bin gespannt auf euer Feedback.
Viele Grüsse, André
 
wie würdet ihr in unserem Fall vorgehen?
Lernen die Pegel auszugleichen ohne das Mischpult zu bemühen. Das heißt z.B dass man etwas mit dem Mikroabstand und der Art zu singen herumspielt um zwischen Lead- und Backinglautstärke zu variieren.
Das gilt auch für die Pegel von den Instrumenten. Wenn man das eine Zeitlang macht und übt dann wird das so selbstverständlich dass man praktisch nur mehr in den Spielpausen die Vocal-Effekte ausshcalten und bei der nächsten Nummer wieder einschalten muss. Das sollte mal für die Proben funktionieren und auch bei den Live-Auftritten sehr viel helfen.
Wenn ihr allerdings sehr viele unterschiedliche Musikstile bedient, was weiß ich, Pop, Soul, Rock, Metal, Reggae, Folk usw. dann solltet ihr euch tunlichst um einen Tonmenschen umschauen. denn das geht sich mit Herumschaltereien langfristig gar nicht aus.
 
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Danke für deine Antwort @Mfk0815. Du würdest also dazu raten grundsätzlich alle Songs mit den gleichen Einstellungen anzugehen, richtig?

Findest du es dann auch angebracht, wenn die Musiker von Song zu Song am Lautstärkeregler von ihrem Instrument rumschrauben? Ich dachte, dass sei bei den Leuten am Mischpult nicht so gerne gesehen?

Klar, als Sänger kann man mit dem Abstand zum Mikro steuern, wie laut man im Verhältnis zur andern Stimme ist. Wenn ich Backings singe, gehe ich natürlich etwas weiter weg vom Mikro. Das Problem das wir hier haben ist aber, dass ich mich zwar super aus meinem Monitor höre, solange ich Lead singe, aber wenn ich in den Backing-Modus wechsle, wird meine eigene Stimme von der Lead-Sängerin neben mir übertönt, bzw. vom Signal das aus ihrem Monitor kommt - wir stehen ja nur ca. 1.5 Meter voneinander entfernt. Und umgekehrt natürlich das gleiche.
 
Findest du es dann auch angebracht, wenn die Musiker von Song zu Song am Lautstärkeregler von ihrem Instrument rumschrauben?
Ja sicher ist das angebracht. Wer, wenn nicht die Musiker, ist besser dazu in der Lage.
Ich dachte, dass sei bei den Leuten am Mischpult nicht so gerne gesehen?
Ich kann da nur für mich sprechen und ich habe damit kein Problem,so lange die Musiker wissen dass der Lautstärkeregler in beide Richtungen gedreht werden kann.
 
von Song zu Song am Lautstärkeregler von ihrem Instrument rumschrauben?
Wenn das dazu dient, einen gleichmäßigen Pegel abzuliefern, dann sehr wohl.

Ich spiele bei meinen Gigs 5 unterschiedliche Instrumente über einen Modeler im Wechsel. Da sind die Presets/Patches so eingestellt, dass zwischen den Instrumenten kein größerer Lautstärkesprung statt findet. (Auch die sonstigen Einstellungen sind angepasst, z.B. Art und Dauer des Reverb ...)
Im Prinzip kommt da ein angepasstes Stereosignal, das vom Pult keinerlei Effekt mehr braucht.
Das ist nötig, weil wir uns selber von der Bühne mischen.
Und das funktioniert. Man muss es allerdings wollen und üben.

Umgekehrt habe ich auch schon Bands gemischt, die das gar nicht im Griff hatten, und da hast du als Tonmensch verloren. Wenn z.B. die Snare im Setup Cajon, Snrae Hihat, 1 Becken mit nur 1 Overhead und 1 Grenzufläche im Cajon komplett rausknallt, kannst du nichts mehr richten. Oder wenn die Gitarristen in der Begleitung ordentlich reinlangen und beim Solo plötzlich ganz leise sind ... dann merkst du irgenwann "oh ein Solo" und regelst nach und bist hoffentlich nach Solo Ende schnell genug wieder unten.

Wenn die Band ihre Lautstärke (und die Balance derselben) im Griff hat, wird es für alle Beteiligten deutlich angenehmer, daher schließe ich mich meinem Vorredner an.
 
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... Die häufigste Beschwerde die ich bekomme ist, dass bei Song X die Gitarre von Y zu laut/zu leise ist oder die Stimme von Z zu laut/zu leise ist oder zu viel oder zu wenig FX auf der Stimme ist. Während bei einem anderen Song alles wunderbar stimmt. ... Welche Kompromisse kann oder muss man eingehen? etc...

Moin! Sehen dass denn alle so, dass bei Song X die Gitarre von Y zu laut ist? Dann muss der Musiker das doch eigentlich auch mitbekommen. Ich meine, wenn ich Gitarre spiele, will ich meine Mitmusiker/innen ja auch gut hören können. Oder nicht?

Ich denke, dass mit den Stimmen kriegt man mit etwas Übung und ein wenig Disziplin in den Griff: Einfach alle Mikros auf Sololautstärke hochziehen, und wenn man Backings singt, geht man eben 5 bis 10 cm weg vom Mikro und bekommt - tadaa - Backgroundstimme!

Das mit dem manchmal passenden und manchmal nicht so passenden Effekt kann ich noch verstehen, für eine getragene Ballade darf der Hall ruhig länger und etwas lauter sein als bei einem flotten Rock- oder Pop-Song. Mach Dir halt zwei Presets oder habe den Decay-Regler in Reichweite. Mehr solltest Du nicht verändern müssen. Wenn Ihr alles abnehmt, könntest Du auch mit Kompression einiges wettmachen - fragt sich nur, ob die Kompressoren bei Eurem Pult auch auf den Monitorausgängen wirken. Aber das lässt sich ja im Manual nachlesen und ggf. konfigurieren.

Also: Lautstärkeverhältnisse üben (und dann den Rest dem Kompressor überlassen) und den Hall an den Song anpassen. Feddich. Ein Regler pro Song zu bedienen. Das geht so grade noch, finde ich :)
 
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Klar, als Sänger kann man mit dem Abstand zum Mikro steuern, wie laut man im Verhältnis zur andern Stimme ist. Wenn ich Backings singe, gehe ich natürlich etwas weiter weg vom Mikro. Das Problem das wir hier haben ist aber, dass ich mich zwar super aus meinem Monitor höre, solange ich Lead singe, aber wenn ich in den Backing-Modus wechsle, wird meine eigene Stimme von der Lead-Sängerin neben mir übertönt, bzw. vom Signal das aus ihrem Monitor kommt - wir stehen ja nur ca. 1.5 Meter voneinander entfernt. Und umgekehrt natürlich das gleiche.
Vielleicht zusätzlich in-Ears?
 
Moin! Sehen dass denn alle so, dass bei Song X die Gitarre von Y zu laut ist? Dann muss der Musiker das doch eigentlich auch mitbekommen. :)
Drummer und Bassist sind eigentlich immer happy mit dem Sound. Die Tonprobleme drehen sich meistens um uns zwei Gitarre-spielenden Sänger.

Der betreffende Musiker (also ich ;)) merkt natürlich schon, dass es lauter wird, wenn ich von einer handgezupften Balladenbegleitung auf der Akkustikgitarre zu einem AC/DC Song mit verzerrter E-Gitarre aus dem Röhrenverstärker wechsle. So ein Rocksong hat eine ganz andere Intensität als ein Ballade (Drums, Stimme, etc.) - d.h. die Band wird insgesamt lauter. Dazu kommt, dass der Röhrenverstärker sich nicht beliebig zurückdrehen lässt, ohne an Crunch zu verlieren. Obwohl ich auch hier schon Massnahmen getroffen habe, um das Teil so leise wie möglich zu bekommen.

Uns machen hauptsächlich solche Pegelunterschiede von Song zu Song zu schaffen.

Aber: für mich ist schon mal das allgemeine Feedback hier im Thread wichtig, dass wir im grossen und ganzen mit dem gleichen Monitor-Setup durch alle Songs kommen sollten. Mir war nicht klar, ob das nun etwas ist, dass wir mit Technik in den Griff bekommen können oder ob es eher an uns Musikern liegt einen guten Mittelweg zu finden und situationsbedingt Anpassungen an unseren Instrumenten/Stimmen vorzunehmen. Ich denke, wir werden an letzterem arbeiten.

Kompressoren haben wir leider an unserem alten, analogen Pult nicht. Nur das FX-Gerät für die Summe aller Vocals hat einen Kompressor. Ich schätze das hilft nicht dabei, deinen Vorschlag umzusetzen.

Vielleicht zusätzlich in-Ears?

Wir haben keine In-Ear Anlage, aber einen Kopfhörerverstärker mit 4 individuellen Ausgängen, was ein recht guter und günstiger Ersatz für Proben ist. Ich hatte auch schon die Idee, mir den Kopfhörer auf die Ohren zu setzen, wenn ich mich nicht mehr so gut höre. Dagegen spricht allerdings, dass wir auf der Bühne schlecht einen Kopfhörer aufsetzen können und wir dort sowieso mit dem Monitoring leben müssen, was die Location bietet. Darum lohnt es sich für uns wohl eher an unserer individuellen Abstimmung zu arbeiten.
 
... Pegelunterschiede von Song zu Song...

Klar kommen Balladen etwas leiser. Aber auch die kann man kraftvoll spielen. Und die verzerrte Gitarre kann man leiser drehen, wenn der Amp dann nicht mehr klingt, probiere es vielleicht mit einem kleineren Amp oder einem leiseren Amp und einem guten Overdrive-Pedal davor. Nicht perfekt für Deinen persönlichen Sound, ich weiß. Aber der beste Gitarrensound nützt nichts, wenn es dem Bandsound schadet.

Mein Tipp wäre also, auch daran zu arbeiten - "leise" Songs lauter spielen, "laute" Songs leiser spielen oder regeln.
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... Kompressoren haben wir leider an unserem alten, analogen Pult nicht. Nur das FX-Gerät für die Summe aller Vocals hat einen Kompressor. Ich schätze das hilft nicht dabei, deinen Vorschlag umzusetzen...

Stimmt, so ist mein Tipp nicht umsetzbar. Aber falls Euer Pult Inserts hat, kann man für ca. 50 EUR einen gebrauchten Vierfachkompressor kaufen, z.B. den Behringer MultiComp 4600 oder den Vorgänger 4400 - solange man es mit der Kompression nicht übertreibt und unter ca. 6dB Gainreduction bleibt, klingen die gut. Die benötigten Insertkabel dürften dann fast soviel kosten wie das ganze Gerät...
 
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