Musik spiegelt kein Lebensgefühl mehr wieder - es wurde verwässert

Ganz vorne mit dabei ist Mark Foster. Johannes Oerding bzw. Revolverheld und Vincent Weiß (?) gehören auch dazu und noch 1, 2 Damen deren Namen ich nicht parat habe.

Naja, also doch eher die Musik, die ich zwar aufgrund der Texte akzeptieren kann, aber die absolut nicht mein Ding ist. Ich muss Dir in dem Bezug zustimmen, dass da wenigstens noch irgendwie etwas drinnen steckt. Gerade dieser Johannes Oerding, da lief schonmal was, was ich bei einer Zwangsbeschallung mitbekommen habe, was ich vom Text her doch ganz gut fand.

Hmm....für mich klingt die meiste Musik nach Gejammer und langweilig. Da waren Sängerinnen wie Amy Wynehouse (schreibt man die so?) und Beth Dito eine willkommene Abwechslung. Einfach weil mit ihrer Stimme was rüberbringen konnten,den kaufe ich das ab.
Aber ok Geschmäcker sind halt verschieden.

Dem kann ich auch irgendwie zustimmen ... die meisten dieser Popsternchen und Popstars sind eben beliebig ... also austauschbar ... da könnte man genauso gut das Gezwitscher einer Nachtigall einbauen, denn die kann auch "schön singen" und ob das nun Nachtigall 1 oder Nachtigall 2 ist, vermag am Ende keiner zu sagen. ... so ähnlich ist das dann auch bei den Lenas und wie sie alle heißen.

Ich habe auch X Leute im Bekanntenkreis, die Musik studiert haben, die (klassischen) Gesang gelernt haben, aber bei 99% derer klingt das trotzdem seelenlos. Das meinte @Marschjus auch wohl mit der willkommenen Abwechslung, denn bei Winehouse und Ditto, da steckt was drinnen! Genauso ist es dann wieder bei meinem Bekanntenkreis ... es gibt aus all denen mit klassischer Gesangsausbildung oder Studium gerade einmal eine einzige Person, die wirklich super singen kann und bei der sich das auch nach Seele anhört. Die Frau singt nur leider in einem Kirchenchor. ... die wäre als Popsängerin oder Rockröhre besser, zumindest für meinen Geschmack! ;)

Um Kids mach ich mir wenig Sorgen. Guckt mal:

Unter dem Aspekt ja ... Kids und Jazz, Blues, Klassik und viele andere Genres ... ja, aber das sind im Großen und Ganzen auch eher Nischen. Die meisten hören heute Rap und Charts-Pop. Das Interesse an handgemachter Musik in der Herz und nicht nur verkaufsoptimierende Algorithmen und ähnliches steckt wird immer weniger. Als ich Mitte/Ende der 90er noch ein Teenager war, war der Anteil derer die "ehrliche handgemachte Musik mit Seele" gehört und auch selber gemacht haben, noch um einiges größer als heute. Viele interessieren sich ja für nichts mehr außer ihrem Handy, Ausnahmen gibt es aber glücklicherweise immer. Die wenigsten Eltern unterstützen ihre Kinder aber leider auch darin selbst etwas zu erschaffen. Gerade darin liegt aber wohl die größte Zufriedenheit, zu sagen ich kann was und "Hey, das hab' ich gemacht";Das macht glücklich und unabhängig. Kinder und Jugendliche die das von sich sagen können, werden auch weniger zu Suchtmitteln greifen oder wirren Ideologien hinterher rennen.

Ich kenne einen vierzehnjährigen Jugendlichen der Bon Jovi total cool findet und das auch vertritt, während seine coolen Klassenkameraden kein Verständnis dafür haben und lieber Mark Forster und Lena oder Gzuz und Capital Bra hören. Der Kerl hat wirklich Mut dazu zu stehen, denn mit Bon Jovi war man in den 90ern schon nicht im Club der Coolen.

Musik, ein Lebensgefühl? Kennt Ihr das: man sitzt in einem Konzert und fängt an zu heulen einfach weil's so schön ist? Das Phänomen erklärt Sokrates in seinem Phaidros (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Phaidros#Die_zweite_Rede_des_Sokrates) mit der "göttlichen Schönheit", die unsere Seelen bereits gesehen haben - und manchmal, zum Beispiel durch Musik, werden sie dran erinnert.

Ja, da kann ich Dir zustimmen. Gute Musik bewegt. Das wird der von mir verteufelte Charts-Pop wohl auch bei vielen tun, wenn auch nicht bei mir ... aber OK, Geschmäcker sind verschieden.
An den guten alten Sokrates hatte ich gar nicht mehr gedacht! Danke für die Erinnerung! :great:
 
Ich kenne einen vierzehnjährigen Jugendlichen der Bon Jovi total cool findet und das auch vertritt, während seine coolen Klassenkameraden kein Verständnis dafür haben und lieber Mark Forster und Lena oder Gzuz und Capital Bra hören. Der Kerl hat wirklich Mut dazu zu stehen, denn mit Bon Jovi war man in den 90ern schon nicht im Club der Coolen.

Wohl war, wohl war. Der Kollege erinnert mich stark an ... mich. Als seinerzeit alle Modern Talking und Rick Ashley hörten, grub ich aus der LP-Sammlung meines Vaters Dire Straits aus, die ersten beiden Alben. Und Queen. Und Pink Floyd. Versuche, meine Begeisterung mit anderen mittels des hingehaltenen Kopfhörers meines DD II Walkman zu teilen, trafen auf wenig Gegenliebe ... Während andere die ersten Freundinnen abschleppten, war ich eher isoliert und griff zur E-Gitarre. Was sich dann im Hinblick auf die Mädels dann aber später doch auszahlte, als die ehemaligen Modern-Talking-Fans Anfang der 90er Nirvana und die Red Hot Chili Peppers entdeckten ;-)

Nochmal zum "Lebensgefühl", dazu schrieb ich schon vor Monaten und viele haben das genau so formuliert: Die jeweils aktuell erfolgreiche Musik muss das Lebensgefühl von Menschen ausdrücken - sonst wäre sie nicht erfolgreich.

Was ich allerdings schon behaupten möchte, weil ich mir gerade mit unserer 9-Jährigen, die gerade "Queen" für sich entdeckt hat die LIVE AID-DVDs angeschaut habe: (Pop- und Rock-)Musik hatten in den 80ern (also "meiner" Zeit) definitiv eine andere Bedeutung als heute. Sie war allgegenwärtig, sie war omnipräsent.

Wer redet denn heute - abseits vom gerade angesagten deutschen "Gangster-Rap" - über Musik? Die Stahlkraft und die Vorbildfunktion, die in den 80ern Pop- und Rockstar hatten, liegt in meiner Wahrnehmung heute bei "Youtubern" und "Influencern".

Im übrigen war das Musik-Biz seit den 60ern eine knallharte, extrem auf kommerziellen Erfolg ausgerichtete Branche, die viele reich gemacht hat, während die Musiker oft geknebelt und abgehockt wurden.

Diese "Kommerz-Power" fließt in Form von Produktplatzierungen und Werbebannern und -Clips heute in die Online-Kanäle. Dort wird heute das Geld mit den Jugendlichen verdient.

Musik ist heute für Jugendliche noch ein Thema, es ist aber lediglich eines von ganz vielen bei der Identitätsbildung. In meinem Umfeld war Musik in den 80ern/frühen 90ern dagegen so etwas wie Religion. Ich habe viel drüber nachgedacht und meine, dass dieser Schluss nicht nur "Verklärung" ist. Es gab damals einfach nichts so ein Überangebot an Medien, Musik war schlicht konkurrenzlos. Das hat sich geändert.
 
Ich höre Neofolk :)
 
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Nochmal zum "Lebensgefühl", dazu schrieb ich schon vor Monaten und viele haben das genau so formuliert: Die jeweils aktuell erfolgreiche Musik muss das Lebensgefühl von Menschen ausdrücken - sonst wäre sie nicht erfolgreich.

... irgendwie geb' ich Dir da recht ... und sehe das aber auch irgendwie manchmal anders. Eins ist aber definitiv interessant und zwar, dass wenn man einen Text betrachtet ohne den Künstler/Verfasser zu kennen, man den evtl. als gut/besser bewerten würde, als wenn man den Verfasser/Künstler nicht kennt.
Das Ganze gibt's auch in einem etwas anderem Rahmen im wissenschaftlichen Diskurs und nennt sich dort Framing, also in welchem Rahmen etwas präsentiert wird. Das wäre auch das was ich da weiter oben schon mal geschrieben habe. Wenn ich dann von Pop-Künstler XYZ einen Songtext lese, finde ich den evtl. tiefgründig oder treffend, wüsste ich dann allerdings dass es Künstler XYZ ist, fände ich den nicht mehr so gut oder selbst wenn mir der Name nix sagt, ich die Musik dazu höre.

Die Frage wäre dann allerdings eher, ist es der Text oder die Musik, welche/r hauptsächlich das Lebensgefühl erzeugt oder ist es dann der größere Rahmen im sozialen Erleben der eigenen kleinen Umwelt mit der Musik oder sogar das soziokulturelle Gesamtbild? ... oh weia, jetzt wird's philosophisch ... aber evtl. ist das auch die beste Herangehensweise!

Musik hatten in den 80ern (also "meiner" Zeit) definitiv eine andere Bedeutung als heute. Sie war allgegenwärtig, sie war omnipräsent.
Nicht nur das, sie war eben auch "begrenzt"! ... heute macht man mal schnell klick klick klick, zack, neuer Song, zack neues Genre, zack neues Medium ... es ist eben da auch vieles beliebig und austauschbar. Welche Medien hatte man als junger Mensch in den 80er/90ern? Schallplatten und MCs, auf letzteren wurden Songs dann evtl. zig mal überspielt und weitergereicht, es wurden etliche Male die Songs aus dem Radio aufgenommen, bis man eine Version in voller Länge und ohne Gequatsche des Moderators oder Werbung hatte ... dann kamen die CDs ... da war die Situation auch nicht anders. Ansonsten gab es noch MTV und die paar wenigen Musiksendungen im TV (Ronny's Pop Show und wie die paar anderen noch so hießen) ... wenn ich da als Kind irgendwas mitbekommen habe, dann war das eine heilige Zeit für mich und ich klebte vor dem TV, wenn ich durfte. ... und dann kam für mich Anfang der 90'er der Livestream aus den heiligen Hallen der Götter - MTV!!! ... und was da für gutes Zeug lief, Rock und Hardrock und Metal in rauhen Mengen. Ich habe mit meinen älteren Geschwistern tagsüber ganze Stunden im Wohnzimmer vor dem TV verbracht. Später lief MTV beim Anfertigen der Hausaufgaben.

Die Stahlkraft und die Vorbildfunktion, die in den 80ern Pop- und Rockstar hatten, liegt in meiner Wahrnehmung heute bei "Youtubern" und "Influencern".
... auch das stimmt, ... da gibt's dann allerdings auch wieder extrem viel und es ist auch da wieder wie bei der Musik, extrem viel, in allen Sparten und Qualitätsspektren. Da hat einfach glaube ich die schiere Vielfalt auch viel zerstört. Irgendwie ist es doch ein wenig Fluch und Segen zugleich, dass da heute jeder was produzieren und online stellen kann. Selbst die meisten, die gute Sachen machen gehen unter und es sind garantiert einige dabei, die früher in den 80ern/90ern das Zeug zum Star oder "Rockgöttern" gehabt hätten, die heute schier untergehen.
Es wird auch unter Jugendlichen immer unbeliebter Musik zu machen. In meinem Abschlussjahrgang und im Jahrgang drüber und drunter gab es zwar auch nicht so megaviele Schüler, die Musik gemacht haben ... aber es gab welche ... da waren rund 6-8 Leute, die in irgendwelchen Bands gespielt haben (Wir haben auch teils immer mal freitags in wechselnder Besetzung im Musiksaal der Schule gejammt und durften alles nutzen was da war, solange nix kaputt ging, geklaut wurde und anschließend sauber gemacht wurde!), es gab einige die zuhause im stillen Kämmerlein Techno aufgelegt, gemixt und produziert haben (von denen einer mittlerweile immerhin seine Brötchen als Electro-Act weltweit verdient) und es gab ein paar die gerappt haben.
Heute ist es unter Jugendlichen allerdings extrem unattraktiv Musik zu machen, bzw. ein Instrument zu spielen. Einige spielen zwar mal irgendwie in der Schule ein bischen Gitarre, Keyboard oder auch mal ein (Blech-)Blasinstrument, aber das geht meist spätestens bis zur 7. Klasse und dann ist Schluss, weil es uncool ist - die wenigsten machen da weiter. Das war irgendwie in den 80ern/90ern auch anders. ... da war auch irgendwie mehr Identifikationspotenzial da und es gab wirklich große Stars. In den 90ern gab es wahrscheinlich nicht viele Menschen, die den Namen Michael Jackson nicht kannten und es gab ja noch mehr solcher Stars! Gibt es solche heute noch? Lady Gaga? Taylor Swift? Miley Cyrus? Bilie Eilish? Katy Perry? ... ich glaube die sind zwar groß, aber noch weit weg vom Ruhm und der Bekanntheit eines Michael Jackson, Metallica, Phil Colins, Red Hot Chili Peppers, Celine Dion, Nirvana oder oder oder in den 80ern/90ern. ... und viele Jugendliche kennen die Namen heute noch und wenn sie nur wissen wer das ist oder auch nur ein oder zwei Songs kennen.

... und wenn all das nicht so wäre, das Musik früher ein mehr an Lebensgefühl war ... warum sind die meisten von uns denn sonst in diesem Forum aktiv? ... weil das irgendwie eine starke Prägung war und seine tiefen Spuren im Leben eines jeden hier hinterlassen hat, dieses alte Lebensgefühl. ... und nicht nur weil wir diskutieren wollen, ob nun diese oder jene Gitarre, Stimmung oder Saitenstärke besser ist, sondern weil es uns doch irgendwie und wenn es nur im verbogenen Inneren ist, um ein kleines Stück davon für uns geht ... der Grund wieso die meisten hier mal die Kochlöffel gegen Drumsticks eingetauscht haben oder zur Gitarre oder einem anderen Instrument gegriffen haben.

Gestern hatte ich mich auch mal so zwischendurch beim Grübeln in einer Leerlaufphase gefragt, wie das eigentlich aktuell mit Hip Hop-Künstlern ist. ... da ist doch auch irgendwie lange nix mehr passiert. Die Größen der 80er/90er sind bekannt und über den Kultstatus von Ice-T, Chuck D, Flavor Flav, Run DMC, Biggie und wie sie alle hießen brauct man auch kein Wort verlieren, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass es da spätestens seit dem Wu Tang Clan im englischen bereich und evtl. noch der Welle des deutschen Hip Hop in den 90ern/2000ern und evtl. noch Künstlern wie Fischmob und Deichkind, die dann noch mehr elektronische oder andere Musik mit rein mischten, auch keine großen Innovationen mehr gab. ... heute geht's doch auch nur noch um Weiber, Drogen, Knarren, Beef und wer der krasseste Macker ist. ... das ist auch irgendwie immer gleich, nur die Namen ändern sich und ich hab den Eindruck das Bildungsniveau der Rapper nimmt proportional zur wachsenden Entfernung zum goldenen Zeitalter des Hip Hop ab, insofern die Dummheit nicht nur Show ist.

... und egal welches Musikgenre oder welcher Youtube-Kanal, irgendwie geht es doch massiv nur noch um Selbstdarstellung. Ist Selbstdarstellung dann das neue Lebensgefühl? ... und was hat Selbstdarstellung mit Musik zu tun? Früher war da trotz aller Selbstdarstellung nochwas in der Musik, egal ob im toupierten Style des Glam-/Hairmetal oder im Geboaste des Hip Hop, da ging es doch nicht nur um "dicke Hose", sondern es gab auch immer noch eine Message ... Skid Row - "Youth Gone Wild" ... Public Enemy - "Fight the Power" ... und das ließen sich noch massiv viel mehr Beispiele nennen, selbst als in den 90ern der Ton in diversen Genres rauher und auch gegen Ende der 90er (wieder) kommerzieller wurde.

In meinem Umfeld war Musik in den 80ern/frühen 90ern dagegen so etwas wie Religion. Ich habe viel drüber nachgedacht und meine, dass dieser Schluss nicht nur "Verklärung" ist.

Jawollja, Amen! ... und das spiegelt sich zuletzt nicht nur in all den Musikfilmen aus den 80'ern, 90ern und frühen 2000er wieder!

... und um es auf ein gutes Abschlusswort zu bringen: Rock!


--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Ich höre Neofolk :)

... das war jetzt das Totschlagsargument! :D;) Ich geb' mich geschlagen!:eek:;)
 
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