Phantom Winter

hrawth
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So langsam arbeiten sich die Winterdoom-Phantome ja vom Geheimtipp hoch, deshalb finde ich, dass sie allmählich einen eigenen Thread verdienen.

Aus den zersplitterten Brocken des Omega Massif haben Andreas Schmittfull und Christof Rath ihre neue Band gemeißelt, mit der sie düstere, größtenteils zähflüssig-langsame Songs schreiben, die manchmal auch kurz in Raserei ausbrechen.

Das Besondere an dieser Combo ist, dass sie zwei Sänger hat: Christian Kranks heisere "Haunting Growls" in mittlerer bis mitteltiefer Tonlage kontrastieren Andreas' hohe "Bewitched Screams" ganz wunderbar, auch zusammen ergänzen sie sich perfekt. Unter dem instrumentalen Aspekt ist für mich als Drummer besonders interessant, dass Andreas alles, auch die Drumpatterns, schreibt, und dass Christof diese Vorgaben perfekt umsetzt und so jedem Lied eine eigene Groove-Identität gibt. Seine Arbeit mit nur vier Becken (Hihat mitgerechnet) plus sein beinahe "Tribal Drumming" zu nennendes Spiel auf den Kesseln verleihen den Songs einen hypnotischen Abwechslungsreichtum, der mich jedesmal aufs Neue begeistert. Ebenfalls speziell ist die Bühnenshow der fünf Mannen, denn sie verzichten fast komplett auf Beleuchtung, auf dem Boden stehen lediglich drei blaue Lichter, die an Insektenfänger erinnern und die durchweg beklemmende Stimmung der Songs super unterstreichen. Noch extraordinärer sind die Textthemen und die Sprachsamples, von denen in jedem Stück eins untergebracht wird: Hier werden abwechselnd die Verzweiflung sowohl am Wahnsinn der Welt im Allgemeinen als auch an der fehlenden humanistischen Gesinnung des modernen Menschen im Speziellen sowie Hexen (nicht die nackt im Wald tanzenden Klischees, sondern die verfemten und oft auch hingerichteten Vorreiterinnen des Feminismus) abgehandelt.

Seit etwas über drei Jahren machen Phantom Winter nun die Blackened Doom/Sludge-Szene unsicher und haben auf ihrem bisherigen Weg auch das Alhambra in Oldenburg in Schutt und Asche gelegt, wobei ich persönlich anwesend war. Nach diesem Konzert hatte ich nur noch eine Frage: Warum musste es so schnell vorbei sein? Der Sound, die Samples, die monochrome Bühnenbeleuchtung, alles passte perfekt zur verzweifelten, schleppenden, wütend-kathartischen Musik. Solch ein stimmiges Gesamtkunstwerk, und zwar sowohl live als auch auf Platte, verdient meiner Meinung nach ein größeres Publikum.

Ihr aktuelles, ab dem 02.03.2018 in den Plattenregalen stehendes drittes Album ist derzeit im Stream bei Deaf Forever komplett anzuhören - ein akustischer Albtraum, der eine nochmalige Steigerung gegenüber der ersten und auch der zweiten Scheibe darstellt und sich wahrlich lohnt!

Das hier ist mein Lieblingssong von Phantom Winters zweitem Album: der Titeltrack Sundown Pleasures.



Schreibt fleißig, wie ihr sie findet, ob bzw. wann und wo ihr sie schon live gesehen habt und wie's euch gefallen hat!

Viele Grüße
André
 
Eigenschaft
 
Grund: Infos ergänzt, Grammatik gerichtet.
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