Repetetive Lyrics - eine interessante Betrachtung

Katz23
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Was man so alles findet auf YouTube, wenn man ziellos umherklickt: eine höchst interessante und amüsante Ausführung zum Thema "Wiederholungen in Songtexten" (in Englisch)

Ich hab jetzt schon bei drei Texten von mir alle sich wiederholenden Wörter in einem Konglomerat zusammengetragen. Ich liebe solche Spielereien :coffee:

Vielleicht ist der ein oder andere brauchbare Gedanke für andere Schreiberlinge dabei. "Kompression und Wiederholung" ist ja sowieso ein Thema im Lyrik-Abteil, hier einfach mal analytisch, mathematisch und unterhaltsam. Viel Spaß:

 
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Wunderbar analysiert, gibt viel zum Nachdenken mit.
 
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@FerdinandK - ich hab da besonders an dich gedacht, bei der Verbindung von Mathe und Lyrik ;-)
 
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Das ist wirklich spannend, denn dort wo ich (mathematisch) herkomme habe ich genau die gleichen Pattern, (sind für Einträge bei sparsen Matrizen) das erlaubt (vorerst völlig unsinnige) Querverbindungen. Da muss ich wirklich überlegen was das bedeuten kann. Üblicherweise gibt es einen Zusammenhang wenn man ähnlich aussehende Pattern (Muster) erkennen kann.
 
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Und für mich ist die optische/grafische Darstellung interessant. Jedem sein Steckenpferd
 
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Vielleicht ist der ein oder andere brauchbare Gedanke für andere Schreiberlinge dabei.
Ja, der Vortrag war für mich ein einziger "Aha"-Effekt!
Es ging um Popsongs, aber auch in meinem Bereich der Folksongs und Kunstlieder hat die Wiederholung einen hohen Stellenwert. Da gibt es Balladen, die eigentlich ohne Wiederholungen eine lineare Geschichte erzählen, die aber einen Refrain haben, der den Hörer immer wieder daran erinnert, was los ist. Oder die kleinen lyrischen Texte mit zwei Strophen, die sich des gleichen Wortschatzes bedienen aber doch zwei kontrastierenden Aussagen treffen.
Und auch wenn der Text eines Folksong wenige Wiederholungen enthält, so wird jede Strophe auf die gleiche Melodie gesungen, was auch dazu dient, das Stück in das Gedächtnis einzuprägen.

Ich habe daraufhin meine eigenen Lieder Revue passieren lassen - und tatsächlich, die Texte, die mir und meinem Publikum am liebsten sind, enthalten mehr als zufällige Wiederholungen!

Cheers,
Jed
 
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Ja, der Vortrag war für mich ein einziger "Aha"-Effekt!
Und du verstehst ihn ja bestimmt besser als ich... von der Sprache her.
Ich habe auch viele Lieder, die eher eine Geschichte erzählen und nicht so viele Wiederholungen haben. Aber manche Sachen kommen dann trotzdem immer wieder und zum Glück gibt es ja noch den Refrain.
Bei anderen Liedern hab ich einzelne Wörter, oder Phrasen, die sich ständig wiederholen - und ja, ich glaube dass sind auch die Lieder, die am leichtesten den Weg zum Hörer finden.
 
Ihr bezieht euch bisher auf das Kriterium Erinnerbarkeit. Das ist sicher sehr wichtig.

Es gibt aber mindestens ein weiteres Argument. Ich möchte es die " Essenz" nennen, das Wesentliche.
Ein Roman bietet vielen Details die Chance, durch Umschreibungen wichtiger, tiefer zu werden. Deshalb lesen wir genüsslich viele Seiten, die uns der Lösung zwar nicht sonderlich näher bringen, aber eine tiefere Lebenssicht bieten, als wir uns tatsächlich in der täglichen Hatz gestatten.

Diesen Luxus bietet uns der zeilenarme Popsong nicht. Er bietet in den Strophen gerade 3 - 4 mehrzeilig vertiefbaren Details Platz. Oder man reiht 12 -16 einzeiligen Argumente linear auf. Das MUSS automatisch oberflächlich werden.

Wenn man aber die Essenz regelmäßig erwähnt, kristallisieren sich ganz von selber auch die wesentlichen Details heraus. Und dann genügen wenige, etwas vertiefte Argumente, um dem Song Glaubwürdigkeit zu verleihen.

Wir begegnen diesem Phänomen täglich im Leben. Da gibt es die Schwätzer, die jedes Detail unreflektiert betonen, als wären sie die heimlichen Herrscher der Welt. Und dann gibt es die Schweiger, von denen jeder sagt: Sie erzählen wenig, aber DAS hat Gewicht...

Die ansteigende Zahl der Wiederholungen trägt dem allgemeinen Wissensstand Rechnung, wiederholt das Essenzielle und fügt einige wenige Argumente (Strophe) und Gegenargumente (Bridge) hinzu.

Die herausragende Qualität eines Textes hängt mMn davon ab, wie durchdacht, konsequent, mutig und frech Essenz und Argumente form- uliert werden!

Das ist für mich DER Grund, warum uns Facebook-Diskurse langweilen, aber Hemingway fasziniert. Obwohl sich beides ähnelt; beides ist vorrangig in knappen Hauptsätzen formuliert...
 
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Ein Roman bietet vielen Details die Chance, durch Umschreibungen wichtiger, tiefer zu werden. ...

Diesen Luxus bietet uns der zeilenarme Popsong nicht.

Ja, der Roman war das erste europäische Literaturformat, das nicht rezitiert und gehört, sondern gedruckt und still gelesen wurde. Der Romanleser kann den Text im eigenen Tempo lesen und sogar zunächst unklare Stellen nachlesen, um deren Sinn genauer zu erschließen. Beim Lied (egal welches Genre) haben wir noch die uralte Forderung der unmittelbaren Verständlichkeit. Wir können den Sänger nicht bitten, "Wiederhole mal die Zeile!". Wenn die "Essenz", wie du es treffenderweise nennst, nicht sofort klar wird, muss sie nochmals im Verlauf des Vortrags erwähnt werden.

Cheers,
Jed
 
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Interessant.
Kannte das Thema bisher nur im Kontext mit Psychologie, also sinngemäß, wieviele Wiederholungen es (ca) bedarf, um einen Text bzw eine Phrase o.ä. im Unterbewusstsein des Menschen zu verankern (ich glaube es war 15 mal).
Bzw auch, was welche Worte wie warum hervorrufen können...

Mit Popmusik bin ich jetzt nicht so wirklich vertraut, aber mir ist bei dem Vortrag aufgefallen, warum viele der "Radio"songs , auch wenn man sie "Shice" findet, im Kopf bleiben (ob sie nun textlich inhaltlich Sinn haben oder nicht, sei dahingestellt).
Sakralmusik funktioniert ja recht ähnlich.

Wer das mal mit unseren Songs untersuchen.....

Danke @Katz23 für den Thread :great:
 
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@Jakari : Die Wiederholung ist eines der ältesten Stilelemente der Dichtung. Aus meiner Sicht ist die Einprägung nur eines von vielen Motiven. Mindestens genauso wichtig ist mMn:
- die Strukturierung einer Idee und
- die Verangsamung des Informationsflusses.
- die Hervorhebung eines Gedankens

Lies mal hier zur Stilmittelgrupe der Repeditio.

Die Wiederholung sollte jeder Dichter genau auf dem Schirm haben. Bereits die Liedform (S, Ref, Bridge) ist Wiederholung. der Refrain sowieso. Oder der Reim,.

Wenn momentan bestimmte Zeilen wiederholt werden, ist das nur eine modische Erscheinung des extrem wichtigen Gedankens der Wiederholung. Jedem, der mal einige Tage konsequent über das Stilmittel der Wiederholung nachdenkt, garantiere ich Fortschritte im Handwerk, leichteres Texten!
 
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@Jongleur
Ist mir schon bekannt ;-)
Ich fand hier die andere Herangehensweise zu dem Thema ziemlich schräg.
Im literarischen nutz ich das häufig bewusst (logisch), um zB Trancewirkung zu erzielen; wie bei einem Mantram (nur eben mit "Geschichte" dazwischen :)
 
@Jakari : Wow! Sehr schön! Klar, Mandra und Trance bauen seit Menschengedenken auf Wiederholungen auf.

Ich bin über die Jahrzehnte immer mehr zur Repetition als eines der wichtigsten Elemente von Poesie gekommen. Und ich habe einige Schweirigkeiten, diesem Vortrag zu folgen....

Den Vortrag selber, soweit ich ihn bisher verfolgt habe, finde ich interessant! Aber ich bezweifle stark, dass sehr viele Zuhörer einen tiefen Sinn hören wollen. Das zeigt mir das Lachen der Zuhörer, wenn der Vortragende besonders augenfällige Wiederholungen erwähnt. Das oder die Erwähnung von Lady Gaga löst grosse Belustigung aus. Obwohl gerade die Ähnlichkeit zwischen einem repetitiven Text und der Struktur einer DNA vermutlich mehr zutage bringen könnte als ein hämisches Lachen...

Ich habe das Video noch nicht ganz gesehen, aber dennoch Grund zu der Annahme, dass viele der Zuschauer nur bestätigt sehen wollen, wie blöd Chartprodukte und -produzenten geworden sind.

Ich sehe DAS etwas anders. In dem Maße, wie sich Kunst der DNA annähern sollte, bestätigt sich, dass Kunst immer natürlicher wird. Das geht einher mit einer Veränderung der Denk-und Sichtweite über all auf der Welt. Das Komplizierte wird für die Mehrheit nutzlos. Die (triumphierende) Rückkehr auf einfachere Positionen nimmt zu. Hat sich aber noch nicht ganz durchgesetzt. Noch gibt man sich gern auch kultiviert.

Man nehme nur einen grossen Teil der im forum veröffentlichten Texte. Viele Autoren geben sich Mühe, sich nicht so einfallslos zu zeigen, wie sie sich vermutlich dennoch beim Texten fühlen. Hätten sie mehr Mut zur Wiederholung, kämen sie vermutlich schneller zu ihren tatsächlichen Gefühlen. Aber nein, sie geben sich lieber klüger und reifer.... Und wiederholen sich dennoch.... zum Beispiel im Satzbau, in der dünnen Sprachdecke, in ihrer eindimensionalen Betrachtungsweise! !! Ich behaupte mal, gerade DIE sind die ersten, die über Lady Gaga lästern. Ich bin mir der Schärfe meiner Antwort sehr bewusst.

Gebe aber zu, dass ich nicht stolz auf meine Englischkenntnisse bin und froh wäre, hätte ich manches nur falsch verstanden. Jedenfalls musste ich mich ständig von diesem dummen Gelächter des Publikums erholen. Der Vortragende hält sich zwar mit Wertungen zurück, aber sein häufig süffisantes Lächeln zeigt mir, dass das Ganze vermutlich generell abwertend gemeint ist


Was beeindruckt Euch denn KONKRET an dem Vortrag?

Edit:

So, nun bin ich fast durch. Und nun wird der Vortrag für mich immer billiger! Die steigende Zahl der Autoren in Kredits hat keine künstlerische Aussagekraft, sondern 100% wirtschaftliche Gründe. Der Verkauf an Tonträgern sinkt, die Live-Verwertung ebenfalls, Streaming das Modell der Zukunft - und der Kampf um die Tantiemen it extrem hart geworden. Viele der "Autoren" in den Kredits sind in Wahrheit Produzenten und andere Nichtautoren! !! Die meisten kämpfen auch nur ums beruflihe Übereben und erpressen sich Anteile an Töpfen, die sie normaler Weise nichts angehen.

Auch das Ansteigen der Repetitionen ist vielfältiger erklärbar. Nimmt man beispielsweise die "Comedian Harmonists", stellt man fest, dass bereits in den 20iger Jahren viele Songs ausgesprochen repetitiv waren.... Wir nähern uns scheinbar mehr und mehr diesen Zeiten....

edit 2

Jetzt bin ich bei dem Vergleich Shakespeare und Lady Gaga. Wenn daran etwas gaga ist, dann die völlig stümperhafte Darstellung und Übertragung von klassischer Dichtung auf Poplyrics . Würde das bei begründetem Interesse gern näher erläutern.

Hm. Er setzt also doch lediglich auf eine nostalgisch-gehässig gestimmtes ältere Kundschaft. Schade, aber wie überall fand ich auch hier Anregendes.
 
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Stell dir vor, du bist Wissenschaftler und beschäftigst dich mit einem Thema, dann bist du plötzlich Keynote. Jetzt kannst Du nicht einfach das vortragen was du tust oder herausgefunden hast, weil dann schaust Du ab und zu ins Publikum uns siehst wie die Köpfe nach hinten kippen, die Augen zufallen, oder erkennst das kämpfende Bemühen diese offen zu halten. Ich habe unzählige dieser Vorträge gehört und viele davon selbst gehalten. Eine Keynote muss heute wie eine kleine Show sein, ein paar Perlen, eine Geschichte, ein paar Lacher, Sachen verwenden die sie kennen, erkennen (also nicht aus dem beruflichen Umfeld). In meiner besten Keynote habe ich die Schöpfungsgeschichte bemüht, war ein perfekter Träger für die Abfolge von Entwickungen welche ich darstellen wollte. Die Leute wollen Geschichten erzählt bekommen, selbst wenn es um den Nobelpreis geht.
.
Die Perlen sind die Auswertungen mit den "dot-plots", die Matrixdarstellung, da gibt es viel mehr zu sagen und zu erzählen, aber das würde keiner hören wollen weil es zu technisch wäre, man kann diese Bilder ("snowflakes") nicht nur mit jenen von DNA vergleichen sondern es gibt auch einen Zusammenhang mit geometrischen Strukturen, mit 2D, 3D, N-D Körpern, Gebilden. Hinzu kommt eine Darstellung für die "Fraktalität" (also man kann die Verschränkung der Wiederholungen auf verschiedenen Skalen) sehen.
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Man könnte jetzt sich z.b. vornehmen ich "konstruiere" einen Text, mit dem repititiven Pattern von Kreisen in Kreisen in einem Kreis, das ergibt dann ein Pattern und ich fülle dieses dann mit Worten. Genauso könnte ich versuchen einen Text zu entwerfen, der Linien, in Dreiecken in einem Kreis entspricht. (Die geometrischen Objekte die ich hier erwähne sieht man NICHT auf den Pattern, sie erzeugen Pattern). Das ist in so einem Vortrag nicht zu vermitteln, darum lässt man es einfach weg.
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Natürlich kann man die exakt gleich Analyse auch auf die Musik selbst übertragen, also "gleiche" Tonfolgen, ev "gleiche" relative Tonfolgen, ... Das gäbe ganz spannende Matrixdarstellungen. Das ist aber viel aufwändiger (weil man ev nur Aufnahmen und z.b. keine Midi-files hat), aber es hätte auch extreme kommerzielle Konsequenzen, weil man dadurch z.b. auf das Thema der "Autoklassifizierung" von einer ganz anderen Seite bearbeiten kann.
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Letztendlich wurde auch ein Maß definiert, mit diesem Maß kann man messen und die Ergebnisse dieser Messung sind nicht trivial, er versucht dann die Ergebnisse dieser Messung zu interpretieren und zu motivieren, also ein "Warum", das hat aber nix mit seiner Forschung zu tun, sondern er versucht lediglich seine gemessene Werte zu erklären und zu begründen (das müsste er nicht), aber er ist damit erfolgreich weil die Zuhörer bis zum Schluss dabei bleiben.
 
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@FerdinandK : Danke für deine ausführliche Antwort. Ich will mal vorsichtig im Dunkeln tappen.

1. Klar sollte ein Vortrag unterhaltsam sein. Das setzt Bildlichkeit voraus. Diese setzt wiederum inhaltliche Klarheit voraus.
DAS Bild meiner Kindheit war ein Briefträger mit einer Zeitschrift, auf dessen Cover dieser Briefträger mit dieser Zeitschrift zu sehen war, auf dessen Cover usw.... Ich fragte mich jahrelang, wie oft man eigentlic das Wiederholen wiederholen, zeichnen kann, bis das Motiv quasi nicht mehr erkennbar ist. Viele Jahre blieb diese Frage eine scheinbar nutzlose Grübelei, bis ich dieses Beispiel in der Chaosforschung erwähnt fand. Die Lösung verblüffte mich: Jede sich proportional verändernde Versuchsanordnung endet irgendwann im Chaos, weil bis dahin unbeobachtete Neben-Faktoren unbemerkt plötzlich zu destruktivn Hauptfaktoren heran gewachsen waren... Diese Erkenntnis prägt mich bis heute sehr stark.


2. Aber was teilt mir obiges Video mit? Soweit ich es verstehe, dass Lady Gagas Wiederholungen nicht an die Sprache Shakespeares rankommen. Hm... Für einen Wissenschaftler ein jämmerliches Fazit. Denn Lyrik und lyrics sind im Prinzip unvergleichbar. Lyriker benutzen Formspiele wie die erwähnten Pentameter, um ihre Inhalte formal zu strukturieren. Für Lyriker ist eine metrische Textform absolut nützliche Bedingung. Der Musikdichter braucht keine klassischen Gedichtformen. Im Gegenteil, diese stören extrem, denn mit der Gesangsmelodie ist eine völlig andere Form verbindliche Bedingung!!! Diese Erkenntnis führte dazu, dass ein Kongress für lyricer und Lyrikern nach wenigen Stunden platzte, weil beide Gruppen sich nicht auf nützliche Prämissen einigen konnten.

3. Ich bin überzeugt, dass Wiederholungen das Herz jeglichen Lebens sind. Also auch das Herz jeglicher Kunst. Manche deutschen lyriker waren beispielsweise von diesem Gedanken so besessen, dass sie nach immer mehr typischen Vermaßen und Versfüßen suchten und damit an den Rand des Wahnsinns gerieten.

4. Klar ist es schwer, Wissenschaftler und guter Rhetoriker zugleich zu sein. Aber wenn ein Wissenschaftler zugunsten der Rhetorik mit den Fakten rumstümpert, ist er am Ende eben ein doppelter Stümper. Dann sollte er lieber streng bei den Fakten bleiben und einen Sprachkünstler seinen Vortrag schreiben lassen.

5. Lieber FerdinantK, wo war bezüglich des Videos dein ganz konkreter Erkenntnisgewinn? Was hat mein Schulenglisch eventuell überhört?
 
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Das man (Lied-Texte) in seiner erwähnten Art analysieren kann. Lied-Texte sind deshalb interessant, weil man sie "minen" kann. Songs (also z.b. die Audiodateien) sind schwer zu minen (im Sinne von datamining) weil sich schwer Text und Noten (digital) extrahieren lassen woran man passende Analysen ansetzen könnte (wird aber auch irgendwann kommen). Lied-Texte sind in Überzahl vorhanden dazu Korrelationen mit z.b. Chartplatzierungen (aber erst seit es Charts gibt). Das bedeutet ich habe einen Datensatz UND eine Qualitätsbewertung. Jetzt kann ich versuchen eine Korrelation zu finden WARUM diese oder jene lyrics erfolgreich sind/waren. Das hat er eindeutig herausgefunden, Repititiv ist in Korrelation mit erfolgreich (im Sinne von Chartplatzung). Keine Kurve steigt ewig aber im beobachteten Zeitraum tut sie das und das ist ebenfalls.
.
Des weiteren hat er eine Visualisierung, eine Quantifizierbare Visualisierung der "repetitivness" gefunden (die Darstellung als boolsche Matrix. Er geht nicht weiter darauf ein aber er zeigt Beispiele, es gibt viele Analysemethoden zu dieser Art von boolschen Matrizen, (sparse Matrix graphs, DNA, ...) diese kommen oft vor und es gibt einen ganzen Satz von Methoden der darauf angesetzt werden kann.
.
Also der Vortrag hätte auch sein können
Slide 0 abstract, topic intro (data mining)
Slide 1:
Repetitiveness of Lyrics can be visualized using boolean matricies
Slide 2-5 examples
Slide 6:
Repetitiveness of Lyrics can be measured using the zipping ratio
Slide 7-10 examples
Slide 11
Repetitiveness of lyrics has grown over the last 50 years
Slide 12
Repetitiveness is higher of top 10 songs over top 100 songs (das ist schon interessant!)
Slide 13
Conlusion and outlook
.
bei slide 6 wären schon alle am pennen.
.
Die Beobachtung:
Repetitiveness is higher vor top 10 songs over top 100 songs
oberflächlich "primitiv" korreliert mit "erfolgreich"
kommt überraschend, man hätte erwartet mehr content, "besserer" song, das ist aber nicht der Fall und daran spießt es sich (kognitive Dissonanz) und das versucht er zu motivieren (ohne jegliches gemessenes oder wissenschaftliches Fundament, er spekuliert einfach). Die kognitive Dissonanz erzeugt auch die Lacher, weil selbst die Zuhörer nur so auf das eigene Vorurteil (primitiv kann nicht qualitativ sein) reagieren können.

Um diese vier Sätze (das ist der content, und diesen kannte ICH noch nicht):

Repetitiveness of Lyrics can be visualized using boolean matricies
(also ich kann es visualisieren und es gibt eine Vielzahl von weiterführenden bekannten Methoden)

Repetitiveness of Lyrics can be measured using the zipping ratio
(ich kann es messen mit einfachen kompressionsalgorithmen)

Repetitiveness of lyrics has grown over the last 50 years
(über die letzen 50 Jahre stetig im steigen)

Repetitiveness is higher of top 10 songs over top 100 songs
(kann in Relation zu "erfolgreich" gesetzt werden)

hat er ein Show gebaut (nicht schlecht wie ich meine) hatte schon Vorträge mit mehr content, aber auch welche mit weniger. Wäre interessant die repetitiveness seines Vortrages selbst zu visualisieren, das würde interessant aussehen und der Vortrag selbst würde die Wirkung erklären.

Selbst die Verbindung zu den Aktienindizes ist interessant, weil die dater-miner einerseits nach "Progammiernachweisen" suchen als auch nach "Indikatoren". Aktienkurse SIND Indikatoren für gesellschaftliche Veränderungen, würde mich nicht wundern, wenn die "Repetitiveness" (ebenso wie die Aktienkurse) immer vor "spannenden Zeiten" peaken und dann crashen. Gelingt ein Brückenschlag (eine Korrelation) zwischen Indikatoren, so sucht/hofft man, dass diese "zeitlich versetzt" sind, also, dass man z.b. mit dem Peak des einen den anderen vorhersagen kann. Üblicherweise läuft die Kunst der Gesellschaft voraus und es ist nicht unrealistisch sich einen künstlichen vorhersagenden Indikator dabei zu erhoffen.

Das klingt alles banal, aber mit dieser vorgestellten Methode kann ich jeden Facebookpost "minen", er gibt mir eine Kennzahl, Diagramme, ... Alles was als Text online verfügbar ist kann ich damit minen, die Tools sind auf jedem Server vorhanden, ob was herauskommt dabei werden wir nie erfahren.
 
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Kurzfassung:

Wikipedia-Definition, erster Datz : Datamining ...mit dem Ziel, nicht triviale bzw. nicht offensichtliche Informationen über die Daten zu erhalten.

ich meine: der Vortrag hat dieses Ziel verfehlt.
-------------------

Longversion:

Ok und danke für die Erklärung deines speziellen Interesses. Hilft auch mir, das englischsprachige Video besser zu verstehen. - Auch ich verbringe einen grossen Teil meiner Arbeitsszeit mit der statistischen Analyse erfolgreicher (Chart)texte oder wenigstens mit der Erstellung spezieller Wortlisten. Deshalb interessierte auch mich das Video. Sehr sogar.

Was mich an dem Vortrag stört:

1. wenn du die rhetorischen Stilmittel der alten Griechen qualifizierst, dann ist wohl neben der Sinnübertragung die grösste Gruppe der Ausdrucksmittel die der Repetition. Ich habe oben diese Gruppe verlinkt. Wenn man beispielsweise Goethes Gedichte untersucht, kann man viele inhaltliche Verästelungen als Wiederholungen von gleichen oder verwandten Bedeutungen erkennen. Dass ein Wissenschaftler das nicht vorab weiss, deutet auf fehlende interdisziplinäre Zusammenarbeit hin. Oder kurz gesagt - auf oberflächliche Arbeit.

2. Bekannt ist auch, dass das Gehirn in der Not auf ein Notprogramm umschaltet, welches nur noch bestimmte Signale zur weiteren Bearbeitung ausfiltert. In dem Maße, wo sich die Fakten verringern, wächst mMn die Wiederholbarkeit der Restfakten. Ich jedenfalls flüstere während der Flucht floskeln wie. "Weiter, weiter", "Diesen Weg noch, und dann noh diesen“, "Das schafftst du, du schaffst das" oder " Scheiße, Scheixxx, Scheixxx, Scheixxx". Jeder Drehbuchschreiber lebt von diesem Wissen.

3. Diesen Fakt nun blitzschnell grafisch überprüfen zu können, finde auch ich sehr gut!

4. Aber das wäre kein Grund für bräsiges Lachen. Eher einer für zustimmendes Murmeln. Das Lachen deutet auf etwas anderes hin: wieder ein Schuldiger an der allgemeinen Verblödung enttarnt: Lady Gaga -und natürlich die Medien. Wer ist Schuld an den primitiven Repetitionen in den sozialen Medien: Richtig - Facebook und die Afd. Ach, wenn es doch wirklich so wäre... Aber kein kluger Mensch ist gezwungen, sein Feedback in einen einzigen einfachen Hauptsatz zu "kleiden".

5. Auch der Redner widerholt einfache Hauptsätze und bedeutungsvolle Blicke, während er als Höhepunkt Shakespeare moderne Poplyrik gegenüberstellt. Auch ER, mit seinem modernen (Not) Programm (schön schwarzweiß... ja keine unnötige Farben... höchsten etwas grau beimischen... und bedeutsames Schweigen... und etwas namedropping... mit Kurven mischen.... ich zeige das Mischen hochexplosiver Stoffe, die Bomben werfen andere.... Die Bomben werfen andere).

6. Die Bombe werfen immer die Anderen. Ich nicht. Wer bin ich denn?! I C H. N I C H T!

7. Oops, etwas übertrieben, diese Repetition. Naja, typisch Poptexter....

Edit:

Wer liest denn derartig lange Erwiderungen. Maaaannn - ein provokativer Hauptsatz brächte garantiert mehr Leben in die Bude.

Lg
 
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Data mining ist roh, brute force, nicht wartend, was die Wissenschaft noch bringen mag, sonder was kann ich jetzt in diesem Moment mit den verfügbaren Mitteln herausfinden.
.
Er stellt eine Methode vor, wendet diese an und zeigt erste nicht naheliegende Resultate, das ist mehr als man erwarten durfte.
.
Bei einem (wissenschaftlichen) Vortrag ist es für mich nicht so wichtig, was mich stört, sondern was ich dabei lernen kann.
 
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Ok. An dieser Stelle gehen unsere Meinungen leider zu sehr auseinander.

Dass sich viele moderne Songs in Chorus oder Bridge wiederholen, ist augen und ohrenfällig. Das besagt noch nichts z. b. über die Qualität der singulären "punchlines". Die Interpretation dieser Ergebnisse klingt für mih nicht sonderlich kompetent in Sachen Stilanalyse. ,

Aber ein ehrliches Dankeschön für das Gespräch. :)
 
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