[Review] Lewitt LCT440 pure

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Unverhofft bekommen …

Ich liebäugle schon länger mit einem Großmembranmikrofon und bei dieser Gattung war das Lewitt LCT440 pure schon länger recht weit oben auf der „to check“ Liste.

Jetzt wäre es vermutlich lange auf der Wunschliste stehen geblieben, denn es gab keinen „muss“ – Grund zur Anschaffung und daher auch keinen Kauf. Aufnahmen überhaupt waren ja mit den existierenden Kleinmembranern und dynamischen Gesangsmikrofonen möglich.
Da hat Fortuna beim letzten Durchlauf des MB Party Gewinnspiels zugeschlagen und mir just dieses Mikrofon beschert.

Noch ein Disclaimer: ich habe zwar viel Erfahrung und Vergleich zu Kleinmembran - Kondensatormikrofonen und kenne viele dynamische Mikrofone, habe aber kaum Vergleich zu andern Großmembranenern und kann das daher nicht im Vergleich zu anderen einsortieren.

In diesem Review geht es um dieses hier:
Lewitt LCT 440 PURE



Warum war das auf meiner Wunschliste?
Ich wollte
  • ein echtes Großmembranmikrofon (1“ Kapsel). Kleinmembraner habe ich schon ein paar.
  • Nierencharakteristik, weil die für meine Zwecke meist am besten passt. Umschaltbar muss für meine Einsätze nicht sein.
  • ein nicht ganz billiges (es muss sich schon lohnen gegenüber den Kleinmembranern)
  • eines mit Spinne, denn Trittschall ist immer blöd.

Nun war es da.

Unboxing … Trommelwirbel​

LCT440Verpackung.jpg


Das Mikrofon kommt im Pappkarton
LCT440da.jpg

Der Karton enthält eine Broschüre, eine Anleitung, eine Mikrofontasche und das Mikrofon nebst Spinne, Popschutz und Schaumstoff – Windschutz.
Der Einsatz ist so einer Art Eierkarton. Umwelttechnisch sicher löblich, aber als Aufbewahrungslösung leider nicht so dauerhaft. Das Mikrofon hätte ein Holzkästchen verdient.

In der Kunstledermappe kann man es aufbewahren, aber mir gefällt das nicht. Da es aber vor allem im Heimstudio dauerhaft aufgebaut ist, habe ich aus Lederresten eine Abdeckkappe genäht, die die Kapsel vor Staub schützt. Im Gegensatz zu meinen anderen Mikrofonen, die einen dichteren Korb teils mit Schaumstoff haben, liegt die Kapsel doch sehr offen da. Gut für den Klang, aber auch Staub könnte eindringen. Daher die Abdeckung. Durch das recht großflächige Gitter sieht man die Membran. Es gibt 2 Gitterlagen, außen grobes, innen feines Gitter.
KapselSichtbar.jpg
Gitterlagen.jpg
Lederhuelle.jpg


Das Mikrofon ist recht kompakt und liegt schwer in der Hand. Mit einer Papp-Banderole ist die Vorzugsrichtung markiert. Natürlich sollte man die vor Gebrauch entfernen. Der Aufdruck mit Logo ist „vorne“, also die Einsprechrichtung.
LCT440_Pure.jpg

Natürlich habe ich das gleich aufgebaut und getestet.

Die Spinne ist kompakt und auf den rechteckigen Querschnitt des Mikrofons angepasst, so dass der Gesamtaufbau auch sehr kompakt ist.
Der mitgelieferte Popschutz lässt sich per Magnet auf die Spinne clipsen und trägt ebenfalls praktisch nicht auf. Er ist wirklich sehr wirkungsvoll ohne den Klang hörbar zu verfälschen, selbst bei Nahbesprechung.
Popschutz.jpg

Der Windschutz war in der Verpackung etwas zerknautscht. Der war etwas lieblos bei der Spinne mit rein gepackt. Er ist aber auch wirkungsvoll und passt gut auf das Mikrofon.

Dann der erste Test …
Wahnsinn. Ich habe ja schon einen ganz guten Fuhrpark von brauchbaren Mikrofonen, aber das hier stellt alle anderen in den Schatten. Es hört wirklich alles.
Die Spinne unterdrückt den Körperschall sehr gut.

Auch ganz schnell aufgefallen ist ein Nachteil der kompakten Spinne. Solange man sich in der fortlaufenden Achse des Stativs befindet, ist alles gut. Will man aber aus Platzgründen den Stativarm eher von der Seite haben, kann man das Mikrofon in der Spinne nicht drehen, was bei runden Bauformen von Großmembranern sonst möglich ist.
Hier bräuchte es am Stativ noch ein Winkelgelenk.
Vermutlich werde ich so eines noch anschaffen:

Gravity MSQT 1B Mic adapter


Ein Workaround geht auch: man kann das Mikrofon von der anderen Seite in die (dann umgedrehte) Spinne schrauben. Dann kann man es nach allen Seiten drehen. Die Spinne funktioniert in dieser Richtung übrigens genau so gut. Nur kann man dann den Popschutz nicht mehr montieren.
Für Instrumente wie Gitarre, die keinen Luftstrom erzeugen eine einfache Option. Man könnte natürlich auch einfach den Windschutz drüber stülpen, falls man Gesang oder Blasinstrumente damit abnimmt.
SpinneGedreht.JPG


Klang:​

ist natürlich subjektiv.

Ich habe zuerst gesungen und das LCT 440 pure mit meinem bekannten Sennheiser e945 verglichen, das mit meiner Stimme sehr gut harmoniert.
Im Vergleich klingt das LCT440 noch viel detaillierter, so als ob man eine Decke wegzieht (und das im Vergleich zu einem ohnehin sehr guten Gesangsmikrofon).
Aber: das Mikrofon bildet auch schonungslos alle Schwächen ab. Wenn ich gut bei Stimme bin und in einer bequemen Lage singe, ist das Ergebnis mit dem LCT 440 erstklassig (eben begrenzt durch meine Stimme).
Wenn ich nicht so gut bei Stimme bin oder in Grenzlagen (vor allem in die hohen) muss, bildet das LCT 440 schonungslos alle Schwächen mit ab, die das e945 doch etwas kaschiert.

Wie eingangs erwähnt, kann ich das Mikrofon im Vergleich zu anderen Großmembranern nicht einordnen, da ich einfach keinen Vergleich habe (außer zu einem MXL 2006, aber das ist schon eine Weile her, dass das mein Bandkollege für eine Aufnahme dabei hatte).

Für Recording Einsteiger ist das Mikrofon auf jeden Fall einen Blick wert. Wenn ich bei 0 anfangen müsste, wäre ich vermutlich zuerst bei Kleinmembranern (wie den LCT140 Air, die ein super Preis-Leistungsverhältnis haben, alternativ Rode NT5 die ähnlich performen). Dann wäre wohl so ein Großmembraner wie dieses hier dran, bevor es zu spezielleren Typen wie das Sennheiser MD420 ginge.

Insgesamt gibt es heute im erschwinglichen Preisrahmen Equipment, das vollkommen ausreicht, um Amateur-Aufnahmen in einer exzellenten Qualität zu machen.
Bevor das Equipment einschränkt, ist eher die eigene Performance die Begrenzung, dann das Know How der Mikrofonierung, denn allein bei der Positionierung kann man viel mehr gut oder schlecht machen, als es der Wandler tut. Wenn ich ein Mikrofon z.B. vor dem Schalloch einer Gitarre positioniere, dann wird es dröhnig, egal wie gut das Mikrofon ist.

Die Prophezeiung
Du wirst es ausgiebig nutzen.
hat sich durchaus bestätigt.
Ein Indikator: Ständig aufgebaut sind derzeit (siehe Bild oben) meine beiden Lewitt LCT140 Kleinmembraner, das LCT440 als Großmembraner und mein Gesangsmikrofon Senneheiser e945, das meiner Stimme schmeichelt. Mit den Mikros hat man in der Regel ohne viel Mühe ein brauchbares Ergebnis (richtige Positionierung und natürlich brauchbare Qualität der Original-Performance vorausgesetzt).

Aufnahmen​

habe ich im Weihnachtsthread eingestellt.

Hier war es nur der Schellenkranz, da meine Stimme an dem Tag etwas mitgenommen war und das e945 die Unzulänglichkeiten der Stimme besser kaschiert hat, als das LCT440, das natürlich alle Unschönheiten schonungslos für alle Zeit und Ewigkeit festhält. Da war das Großmembranmikro „Perlen vor die Säue“, aber da es ohnehin schon aufgebaut dastand wurde es eben gleich verwendet.

Hier war es das Saxophon

Hier vor meiner Nylon – Akustik. Vor dem Korpus in 20 cm Entfernung etwa in Höhe des Steges.

Bei allen Aufnahmen ist kein EQ im Kanal und im Master gesetzt – eben „pure“.

Fazit:​

Das Lewitt LCT 440 pure ist auf jeden Fall einen Blick wert, gerade bei Einsteigern im Recording- Bereich. Es sorgt bei artgerechter Verwendung für einen guten Klang.
Etwas meckern muss ich bei den Positioniermöglichkeiten der Spinne, die kein Verdrehen zulässt, ansonsten ihren Job sehr gut macht (Trittschall unterdrücken).
Der Popschutz – Filter ist schön gelöst, funktioniert tadellos und trägt kaum auf.
 
Eigenschaft
 
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Nachtrag:
1. Ich habe mir jetzt bei meinem Musikladen ein K&M Kugelgelenk gekauft. Damit kann man jetzt besser drehen und positionieren.
2. Wenn ich mit dem Großmembraner aufnehme, kann ich keinen offenen Kopfhörer verwenden. Das Mikrofon hört alles. Muss also meine IEM Ohrstöpsel verwenden. Wenn ich Gesang über das Sennheiser e945 close Mic einsinge, dann ist das völlig egal.
 
Review zum Kugelgelenk ist hier.
 

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