[Review] Mackie Thump212: Aktive 12" PA-Lautsprecherbox mit Feedback Eliminator und Ducking Modus

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Einleitung

Vor gut 5 Jahren testete ich mit der Thump15A die vorherige Generation von Mackies Einsteiger-Aktivbox. Ende 2022 bekam ich die neueste Ausführung Thump212 als Teststellung und konnte selbst ausprobieren, inwiefern der US-Hersteller Modellpflege betrieben hat. Momentan (Stand Februar 2023) ist die Lautsprecherbox (noch) nicht bei unserem Board-Sponsor Thomann gelistet, der Straßenpreis liegt bei etwas unter 500 €.

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Lieferumfang, technische Daten

Gerade in den aktuellen Zeiten wirkt Mackies Motto "Built Like A Tank", das auch den Verkaufs-/Versandkarton ziert, unpassend martialisch, dabei spielt es auf die gute Verarbeitung und Langlebigkeit der Produkte des US-Herstellers an. Die Verpackung enthält neben der Aktivbox selbst ein 1,80 Meter langes Kaltgerätekabel und einen Quick Start Guide. Das ausführliche Handbuch und das Datenblatt kann man sich auf Mackies Internetseite herunterladen - ersteres enthält "traditionell" ein Kapitel, das man nicht so ganz ernst nehmen sollte :D...



Mit 12,5 kg wirkt die 12"-Box angesichts ihrer Größe von 62 x 35,6 x 35,6 cm (H x B x T) einigermaßen leicht - das Kunststoffgehäuse mit leichter Struktur sorgt für das rückenfreundliche Gewicht. Es wirkt optisch kantig, fügt sich aber gewohnt nahtlos in die Designsprache der Produktlinie ein.
Auf der Vorderseite schützt ein stabiles Metallgitter mit einer dahinterliegenden Schicht Akustikvlies das Tieftonchassis und das Hochtonhorn. Mittig sorgt die grüne Umrandung um den Running Man für einen optischen Akzent. Mackies Logo ist übrigens drehbar, damit das stilisierte Männchen auch beim liegenden Einsatz der Thump212 horizontal von links nach rechts laufen kann ;). In der mittleren Wabe der unteren Gitterreihe signalisiert eine kleine grüne LED, wenn die Box eingeschaltet ist.



Eine üppige Gehäuseaussparung auf der Oberseite bietet eine hervorragende Griffmöglichkeit - dies war schon beim Vorgängermodell so :great:. Man sieht zwei Aussparungen, in denen bei der XT-Version Flugpunkte vorhanden sind - die hier getestete "einfache" Thump bietet diese Möglichkeit nicht.



Einen 35-mm-Stativflansch findet man wie bei jeder Lautsprecherbox auf der Unterseite. Die vier Standfüße sind im Gehäuse integriert; leider hat Mackie keinerlei Gummierung o. ä. dafür spendiert, so dass keine Rutschfestigkeit gegeben ist und man bei empfindlichen Stellflächen aufpassen muss, dass die Thump keine Kratzer hinterlässt :rolleyes:.



Auch die "Kufen" der Seitenflächen sind nicht gummiert. Sie sorgen für einen Aufstellwinkel von 40° in liegender Position (Bodenmonitor). Der jeweils mittig angeordnete Tragegriff ist durch seine Lamellenstruktur bei längeren Transportwegen einfach nur unbequem :igitt: - hier wäre eine Gummierung ebenfalls die bessere Wahl gewesen.





Keine Überraschung auf der Rückseite: Im unteren Bereich befinden sich Netzschalter (interessanterweise quer eingebaut :)) und Kaltgeräteanschluss sowie Typenschild und Seriennummer - darüber der Running Man und die Produktbezeichnung. Unter der leicht versenkten Platte mit dem Aktivmodul befindet sich die dritte nicht genutzte Aussparung für den XT-Flugpunkt (s. o.).



Weiter geht's mit den Bedienelementen der Mixersektion und den Audioanschlüssen:



Im Gegensatz zu Mackie "größeren" Serien bietet die Thump lediglich zwei Eingangskanäle, die beiden mit Klinke-XLR-Kombibuchsen ausgestattet sind.
  • CH1 verarbeitet wahlweise Line- und Mikrofonsignale (umschaltbar mit der Taste oberhalb der Eingangsbuchse). Für letztere empfiehlt Mackie, das Poti (s. u.) auf ca. 9 Uhr zu drehen.
  • CH2 ist ein reiner Line-In (hieran würde man z. B. den Ausgang eines Mischpults anschließen), besitzt aber eine zusätzliche 3,5-mm-Stereoklinkenbuchse, um Zuspieler direkt an der Box verwenden zu können :great:. Verwendet man gleichzeitig den XLR-/Klinkenanschluss und die Miniklinkenbuchse, werden beide Signale summiert :cool:.
Der Thru-Anschluss (XLR) dient zum Weiterschleifen des Summensignals an eine weitere Box. Die Potis hat die Thump212 von ihrer akkubetriebenen kleinen Schwester Thump GO geerbt: Sie sind elliptisch geformt und durch die weiße Abschlusskappe sehr gut ablesbar. Durch ihre Gummierung sind sie sehr griffig, wenn auch für meinen Geschmack etwas zu kurz geraten - dadurch ragen sie aber auch nicht über die hintere Gehäusekante hinaus. Alle drei Potis besitzen einen Rastpunkt auf 12-Uhr-Stellung (ca. +10 dBu). Lt. Handbuch verarbeitet die Box Line-Eingangssignale von bis zu +20 dBu; hier muss dann das Poti entsprechend zurückgedreht werden.

Oberhalb des Main-Potis signalisiert eine zweifarbige LED, ob ein Signal anliegt (grün) oder ob der interne Limiter eingreift, um Übersteuerungen zu vermeiden (rot).

Daneben gibt es zwei Tastschalter für die "Sonderfunktionen" der Thump:
  • Ducking reduziert den Pegel von CH2 um 10 dB, wenn an CH1 ein Mikrofonsignal anliegt - sinnvoll z. B. in Standalone-Betrieb mit Konserve, wenn zusätzlich eine Ansage gemacht werden soll.
  • FB Eliminator sollte man nicht als Allheilmittel gegen Fehlbedienungen verstehen, aber es ist eine hilfreiche Funktion, wenn man die Thump212 ohne Mischpult/EQ
    verwendet: Erkennt die Box eine akustische Rückkopplung durch erhöhten Pegel bestimmter Frequenzbereiche, werden in diesen Bereichen automatisch bis zu insgesamt 6 schmalbandige Absenkungen (Notch Filter) aktiviert, um das Feedback zu minimieren/eliminieren. Dies funktioniert nur bei Verwendung eines Mikrofons an CH1.

Kommen wir nun noch zu dem, was man nicht direkt sieht:
Das 12" Bass-Chassis (mit Ferritmagnet) und der 1"-Hochtöner mit Polymer-Kompressionstreiber werden jeweils von einer Class-D-Endstufe angetrieben (1200 W bzw. 200 W Peak). Der Übergangspunkt der Frequenzweiche liegt bei 2.100 Hz. Der Abstrahlwinkel beträgt 90° x 60°, und die Signalwiedergabe von 47 Hz - 23 kHz (-10 dB) bzw. 54 Hz - 20 kHz (-3 dB) wird maximal mit 128 dB wiedergegeben.
Neben dem bereits oben genannten Peak Limiter besitzt die Thump212 auch alle weiteren heutzutage üblichen Schutzschaltungen: Subsonic Filter zum Schutz des Tieftöner für extrem tieffrequenten Signalen und Überhitzungsschutz.
Mackie verspricht im Handbuch außerdem eine dynamische Bassanpassung, denn i. d. R. wird bei geringen Pegeln der Bass eher unterrepräsentiert wiedergegeben.

Schauen bzw. hören wir doch mal, wie sich die Mackie Thump212 im Praxistest beweist!


Praxistest, Fazit

Starten wir wie immer mit dem Wohnzimmer-Test: Das MacBook Pro mittels Miniklinkenkabel an CH2 gestöpselt und die Thump212 eingeschaltet. Gut 2 Sekunden dauert es, bis ein minimales Knacksen zu hören ist und der Hochtöner anfängt zu rauschen - Betriebsbereitschaft hergestellt. Bei meinem standardmäßigen Testtitel (Global.Kryer - Proud Mary (Maxi Version)) und 5/16 Lautstärke meines Rechners reicht die 9-Uhr-Stellung des Kanalpotis und die 12-Uhr-Stellung des Main-Reglers, um angenehme Zimmerlautstärke zu erreichen. Deutlich hörbar ist die dynamische Bassanhebung der Box - daran muss man sich wohl erst gewöhnen, denn ich finde die tiefen Frequenzen fast überrepräsentiert. Wer jetzt denkt, dass Die Thump nach "HiFi-Badewanne" klingt, liegt falsch: Auch die Mitten werden ordentlich wiedergegeben, und die Höhen sind unaufdringlich. Nicht schlecht! Das Rauschen des Hochtöners ist bei leisen Passagen tatsächlich störend, aber bei typischen PA-Pegeln unhörbar, wie ich danach ausprobiere. Da geht doch einiges, und die Box klingt eher nach Rock als nach "Feingeist" ;) - damit fügt sie sich gut ins Mackie-typische Klanguniversum ein. Allerdings vernehme ich "auf Vollgas" ein paar Gehäusevibrationen, die mir nicht so gut gefallen :gruebel:. Übertreibt man es mit dem Aufdrehen der Lautstärke, setzt der Limiter dem Treiben irgendwann hörbar ein Ende, um das Material zu schützen.
Die genannte Klangcharakteristik schmeichelt übrigens auch meinem Akkordeon und meiner Steirischen Harmonika. Auch beim Einsatz in der Probe meiner traditionellen Formation schlägt sich die Box gut als Instrumentenverstärker für Akustikgitarre (aktiver Preamp - CH2) und Mandoline (passiver Tonabnehmer - CH1).

Kürzlich ist ein sE Electronics V7 Switch in meinem Bestand gelandet, das nun beim Sprachtest an CH1 zum Einsatz kommt. Tatsächlich muss man den Kanalregler relativ weit aufdrehen, um ein ausreichend lautes Signal zu erhalten. Dann klingt das Mikrofon wie gewohnt, vielleicht sogar ein klein bisschen mittig und minimal weniger brillant - Rockcharakteristik.
Eine gute Gelegenheit, gleich mal den FB Eliminator unter Wohnzimmerbedinungen auszuprobieren: Zunächst bleibt er deaktiviert, und ich nähere mich mit dem Mikrofon einmal dem Hochtonhorn, einmal der Mitte des Basslautsprechers - ab ca. 15 cm Entfernung (Höhen) bzw. 20 cm (Bässe) fängt es an zu pfeifen bzw. zu brummen. Aktiviert man die Feedback-Funktion, wird das Signal kurz unterbrochen, und man hört einige leise Knacksen - vermutlich werden hier die Notch-Filter zurückgesetzt. Danach kann ich mich mit dem Mikrofon bis auf 5 cm dem Hochtöner nähern, bis das typische Pfeifen einsetzt - beim Basschassis kann ich keine Veränderung feststellen. Sicher ist das kein Allheilmittel, aber zumindest eine kleine Arbeitserleichtung für "Einzelkämpfer". Im Praxistest durfte eine einzelne Thump mit besagtem Mikrofon und aktivierter "Rückkopplungsunterdrückung" zur Sprachbeschallung bei einer Verbandstagung dienen - klanglich unauffällig (im positiven Sinne) und ohne Feedback.

Wie sieht's mit dem Ducking aus? Sie funktioniert wie erwartet. Zu beachten ist allerdings, dass das "geduckte" Signal nicht über den Thru-Ausgang weitergeschleift wird, also nur beim Einsatz einer einzelnen Box sinnvoll ist.

Im Liveeinsatz durften sich schließlich beide Thumps bei einer Faschingsveranstaltung gemeinsam als Bodenmonitore an einem Aux-Weg meines A&H Qu-16 beweisen: Hier galt es, bei Garde- und Showtänzen die Playbacks für die Akteure auf der Bühne bassstark und deutlich hörbar zu verstärken. Durch die Bodenkopplung war das klangliche "Fundament" ausreichend gegeben und musste nicht per EQ zusätzlich angereichert werden. Dadurch gab es auch keine Probleme mit den o. g. Gehäuseresonanzen. Mangels Gummifüßen hatte ich unter die Aufstellwinkel der beiden Aktivboxen dünne Schaumstoffstreifen gelegt, um einerseits das Gehäuse nicht zu verkratzen und andererseits die Rutschfestigkeit zu erhöhen.

Worauf hat Mackie bei der Ausstattung im Vergleich zu den anderen "höheren" Serien verzichtet? Es gibt keinen Kanal-EQ und kein Bluetooth-Modul. Dementsprechend hat die neue Thump auch kein LCD-Display "nötig" und ist somit speziell für (unbedarfte) Anwender, die einfach nur "laut" machen möchten bzw. ohnehin ein fertiges Mischpultsignal wiedergeben möchten, leicht bedienbar. Ansonsten reiht sich die "einfache" Aktivbox mit 2 (bzw. 3) Eingängen und den beiden Sonderfunktionen Ducking/FB Eliminator nahtlos zwischen der Thrash212 und der SRT212 ein.

Bei der Anschaffung einkalkulieren sollte man, wie bei jeder Kunststoff-Lautsprecherbox, eine Schutzhülle. Mackie bietet alternativ zum einfachen "Überzieher" auch eine Trolleytasche für den rollbaren Transport an. Wer's etwas bassiger mag (z. B. für einen DJ-Einsatz ohne Subwoofer) greift zur großen Schwester Thump215 mit 15"-Tieftöner. Kleine persönliche Punktabzüge gibt's aufgrund der fehlenden Gummierung an den Aufstellflächen und den meiner Meinung nach unbequemen seitlichen Griffen. Eine "aufgebohrte" Version der Trash212 ist übrigens die Thrash212XT, die mit Bluetooth Streaming und Steuerung (inkl. Voicing Modes) die gleichen Features wie die Thump GO (s. o.) bietet und nur unwesentlich teurer ist als die Nicht-XT-Ausführung - ich schaue mal, ob ich demnächst mal ein Exemplar oder Pärchen davon zum Testen bekommen kann...
 
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Eine "aufgebohrte" Version der Trash212 ist übrigens die Thrash212XT, die mit Bluetooth Streaming und Steuerung (inkl. Voicing Modes) die gleichen Features wie die Thump GO (s. o.) bietet und nur unwesentlich teurer ist als die Nicht-XT-Ausführung - ich schaue mal, ob ich demnächst mal ein Exemplar oder Pärchen davon zum Testen bekommen kann...
Voilà: Thema '[Review] Mackie Thump212XT: Aktive 12" PA-Lautsprecherbox mit Bluetooth und Voicing Modes'
 

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