[Review] Mackie Thump15A: Neueste Generation der PA-Fullrange-Aktivbox

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Einleitung

Vor etwas über neun Jahren leistete ich mir eine einzelne 15"-Aktivbox der Klasse unter 300 €, nicht zuletzt aufgrund positiver Erfahrungsberichte hier im Musiker-Board, speziell für Standalone-Einsätze mit Laptop/MP3-Player bzw. Keyboard - der Name "Tapco Thump TH-15A". Die damalige Thump hatte einen XLR-Eingang, der für Mikrofonpegel ausgelegt war, einen 3-Band-EQ mit semiparametrischen Mitten besaß, und angesichts des günstigen Preises erstaunlich rund klang. Meine Thump tut inzwischen bei einem befreundeten Musiker seinen Dienst als Keyboardverstärker, und der Mutterkonzern Mackie hat nun die AFAIK vierte Generation der Thump-Serie veröffentlicht, ausgestattet mit interessanten Features. Grund genug, sie auf Vermittlung von @Robin Lussu als Testobjekt von Mackie anzufordern. Ein Dank geht in diesem Zusammenhang an Peter Brüning von Mackie, der die Teststellung koordinierte und bei Fragen mit Rat und Tat zur Seite stand.



Ausstattung, technische Daten

Die DHL-Botin hatte etwas zu kämpfen, um die sperrigen Versandkartons der 15"-Aktivboxen zur Haustür zu schleppen, allerdings lediglich aufgrund der Dimensionen, nicht aufgrund des Gewichts. Tatsächlich bringt die 686 x 442 x 356 mm große Box lediglich 15,8 kg auf die Waage, was an der konsequenten Verwendung von Kunststoff als Hauptkomponente des Gehäuses liegt. Lediglich das engmaschige Frontgitter, das der Thump15A ein IMHO ansehnliches "Gesicht" verleiht, besteht aus stabilem Blech. An der unteren Kante ist eine längliche grüne LED angebracht, die den Betriebszustand signalisiert. Mit Hilfe eines Tastschalters auf der Rückseite (s. u.) lässt diese sich aber komplett deaktivieren.

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Die Gehäuseform wirkt kantig und für mich ein klein wenig "billig" und futuristisch. An der Verarbeitung gibt es nichts auszusetzen, wobei folgende Details für mich zu Minuspunkten führen - vermutlich sind diese der günstigen Preisklasse geschuldet:
  • Die Trageschale auf der Oberseite ist scharfkantig und besitzt keinen wirklichen Griff.
  • Die Tragegriffe, die sich in je einer Gehäuseschale auf den abgeschrägten Seiten befinden, sind eher unbequem, da nicht gummiert, sondern von innen geriffelt.
  • Das Gehäuse der Box besitzt weder auf der Unterseite, noch an den Seiten, wo sich die Monitorschräge befindet, Gummifüße. Dadurch lässt sich die Thump15A zum einen nicht rutschfest aufstellen bzw. hinlegen, und zum anderen handelt man sich leicht Kratzer im Gehäuse ein.
  • Der Boxenflansch auf der Unterseite besitzt einen geringfügig zu großen Durchmesser, d. h. die Box wackelt auf einem (guten) Stativ immer leicht hin und her :bad:.
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Die Rückseite beherbergt sämtliche Bedienelemente der Thump.

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Oben links befindet sich zunächst ein Taster, um die vier vorhandenen DSP-Modi durchzuschalten - Music, Live, Mon, Sub. Inwiefern sich dabei der Frequenzverlauf des Audiosignals ändert, lässt sich anhand der weiter unten aufgedruckten Diagramme sogar ohne Studium des Handbuchs ablesen :great:.
Der Taster rechts neben der DSP-Sektion dient zum bereits oben erwähnten Abschalten der Betriebszustands-LED auf der Vorderseite. Zusätzlich signalisiert hier eine Limit-LED das Eingreifen des integrierten Limiters.

Unter den Konfigurationstastern befindet sich die Eingangs- und Ausgangssektion inkl. 2-Kanal-Mixer.
Die beiden Inputs sind als Klinken-XLR-Combobuchse ausgeführt und eignen sich dank "Wide-Z", also breitem Impedanzbereich, sowohl zum Anschluss von Mic-/Line-Signalen als auch zum direkten Einstöpseln von Instrumenten mit Tonabnehmern.
Der Output zum Weiterschleifen des Gesamtsignals an ein weiteres Topteil oder einen Subwoofer liegt als XLR-Männchen vor. Die zugehörigen Pegelsteller sind oberhalb der entsprechenden Buchsen angeordet und besitzen lediglich eine Mittenrasterung. Für meinen Geschmack könnten sie etwas schwergängiger und griffiger sein, aber das ist ein rein subjektiver Eindruck. Zumindest stehen sie aus Schutzgründen nicht über die hinteren Kanten des Gehäuses hervor.

Unterhalb der oben erwähnten Diagramme befinden sich schließlich Kaltgerätebuchse und Netzschalter. Ein mit ca. 3 Metern Länge ausreichend dimensioniertes Netzkabel wird mitgeliefert.

Kommen wir schließlich zu den inneren Werten: Von der Gesamtleistung (1300 W) der Class-D-Endstufe treiben 300 W den 1,4"-Titan-Hochtontreiber an und 1000 W den 15"-Woofer.

Praxistest, Fazit

Nachdem die beiden Boxen kurz vor dem heimischen Weihnachtsmarkt geliefert wurden, habe ich sie nach einem kurzen Funktionstest direkt ins kalte Wasser bzw. passender gesagt "ins kalte Winterwetter" geworfen ;):

Am Abend der Lieferung fand eine Einstimmung in die Adventszeit bei Bratwurst und Glühwein im Hof eines Dorfgemeinschaftshauses statt - Konservenbeschallung Open-Air bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. Der Aufbau war bequem, denn die für eine 15/2er-Box sehr leichte Thump15A lässt sich problemlos alleine auf ein Boxenstativ hieven. Sehr angenehm: Kein aufdringlicher Plopp beim Einschalten, dafür ein etwas unangenehmes "Quietschen" beim Ausschalten :rolleyes:. Als Preset habe ich "Music" gewählt, da ein iPod mit fester Playlist und neutralem EQ als Quick&-Dirty-Zuspieler diente. Der leichte "Badewannen"-Frequenzgang sorgte bei "halber Kraft" für einen angenehmen unaufdringlichen Sound, und das für mehrere Stunden.

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Direkt am Tag danach folgte ein Härtetest der besonderen Art: Zur Beschallung des Bühnenprogramms anlässlich eines Weihnachtsmarkts mussten die beiden Thumps bei wirklich widrigen Bedingungen einen ganzen Tag über ihren Dienst im Freien verrichten - teilweise bei dichtem Schneefall und leichten Minusgraden. Neben der üblichen Sprachbeschallung galt es, einen Chor, ein Akkordeontrio und ein Saxofonensemble angemessen zu beschallen. Da die Steuerung der PA hierfür mittels Allen&Heath Q-16 und zugehöriger iPad-App erfolgte, standen die beiden Mackies auf der IMHO neutralsten Einstellung "Live", und der Summen-EQ des Pults war auch nahezu unangetastet. Auch diesen Einsatz absolvierten die beiden Boxen ohne Auffälligkeiten sowie ohne Schaden zu nehmen, auch wenn sie ihr "Gesicht" ins Schneegestöber halten mussten ;).

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Als letzter Praxiseinsatz und Höhepunkt stand dann ein kombinierter Silvester-Gig (Konserve und Live-Musik) an: Neben Partymusik (Oldies und Discofox) vom Zuspieler war der tontechnisch anspruchsvollere Teil des Abends einer Formation aus bis zu 3 Akkordeons, Klarinette, Baritonhorn und 2x Gesang vorbehalten. Auch hier liefen die beiden Thump15A wieder im "Live"-Preset am A&H Qu-16, allerdings haben sie da leichte Schwächen im Sound offenbart: Zum einen "zischelt" der Hochtöner für meinen Geschmack etwas zu stark, zum anderen übersteuert die Box doch etwas leicht, bevor der Limiter eingreift. Hier ist also etwas Vorsicht, gutes Gehör und Fingerspitzengefühl gefordert, um klanglich ein brauchbares Ergebnis zu erzielen. Am "Tiefgang" gibt es allerdings dank 15"-Woofer nichts auszusetzen.

Aktuell (Januar 2018) wird die Mackie Thump15A zu einem Straßenpreis von unter 400 € angeboten - angesichts der Features eine Kampfansage. Wer mit den kleinen o. g. Abstrichen leben kann und sich von der kantigen Optik nicht abschrecken lässt, erhält eine Box mit gutem Preis-Leistungsverhältnis, an der man lange seine Freude haben kann. Hierbei sehe ich persönlich die Box eher als brauchbares Werkzeug für DJs oder einfache Beschallungsjobs, die man ohne Subwoofer absolvieren möchte.

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass ein 18"-Subwoofer sowie eine 12"-Variante der Thump die aktuelle Serie vervollständigen - ein Review zur "kleineren Schwester" ist dort zu finden:
Test: Mackie Thump 12A

Außerdem gibt es "aufgebohrte" ("boosted") Ausführungen der beiden Thump-Tops mit dem Zusatz BST, die ein Bluetooth-Modul besitzen und damit verlinkbar bzw. per App konfigurierbar/steuerbar sind sowie Möglichkeiten zum Flugbetrieb bieten. Seitens Mackie wurde mir bereits eine Teststellung zugesagt, so ich hier eine Vergleichsmöglichkeit erhalten werde, die in einem separaten Review in den nächsten Wochen/Monaten veröffentlicht wird.
 
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Hallo,
Danke für das interessante Review.
Ein paar Fragen haben sich mir allerdings gestellt.
Das Gehäuse der Box besitzt weder auf der Unterseite, noch an den Seiten, wo sich die Monitorschräge befindet
Was denn? Gummifüße oder so etwas hast Du bestimmt gemeint.
Dienst im Freien verrichten - teilweise bei dichtem Schneefall
Ähh, hattest Du die nicht abgedeckt? Die sind doch sicher nicht für solche Einsätze gedacht, oder?
 
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Hallo mjmueller,

Danke für die Anmerkungen.

Was denn? Gummifüße oder so etwas hast Du bestimmt gemeint.

Ja, das Wort ist irgendwie verlorengegangen. Hab’s oben ergänzt.

Ähh, hattest Du die nicht abgedeckt? Die sind doch sicher nicht für solche Einsätze gedacht, oder?

Ich hatte die ausdrückliche Freigabe, die Boxen zu quälen ;). Aber selbstverständlich habe ich sie umgehend nach dem Witterungsumschwung in Sicherheit gebracht, damit sie auch wirklich keinen Schaden nehmen.
 
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Außerdem gibt es "aufgebohrte" ("boosted") Ausführungen der beiden Thump-Tops mit dem Zusatz BST, die ein Bluetooth-Modul besitzen und damit verlinkbar bzw. per App konfigurierbar/steuerbar sind sowie Möglichkeiten zum Flugbetrieb bieten. Seitens Mackie wurde mir bereits eine Teststellung zugesagt, so ich hier eine Vergleichsmöglichkeit erhalten werde, die in einem separaten Review in den nächsten Wochen/Monaten veröffentlicht wird.

Ein Pärchen der genannten BST-Ausführung ist inzwischen bei mir eingetroffen - anscheinend bin ich einer der ersten in Europa, der diese Boxen unter die Finger und vor die Ohren bekommt :). Das Musiker-Board ist hier also mit vorne dabei - weiterführendes Review ist in Arbeit inkl. Praxistest in einer Woche.
 
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Matsch und Schnee

Diesmal nur Indoor - schließlich ist die Weihnachtsmarktsaison vorbei ;). Aber gerade das Schneegestöber-Bild hat bei Mackie USA lt. meinem Ansprechpartner auch Erstaunen und Begeisterung gleichermaßen hervorgerufen :D...
 
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Ein Pärchen der genannten BST-Ausführung ist inzwischen bei mir eingetroffen - anscheinend bin ich einer der ersten in Europa, der diese Boxen unter die Finger und vor die Ohren bekommt :). Das Musiker-Board ist hier also mit vorne dabei - weiterführendes Review ist in Arbeit inkl. Praxistest in einer Woche.

Darf ich mal fragen, wie weit der Praxistest fortgeschritten ist? Konkret stelle ich mir gerade eine Frage zu der Bluetooth-Link-Funktion der BST-Modelle und würde mich freuen, wenn Dein Review darauf ganz konkret antworten könnte: Verstehe ich das System richtig, dass "nur" das BT-Signal auf den beiden linked Boxen rauskommt. Wenn man dabei in die Kanäle 1/2 bei einer der beiden Boxen was einspeist - z.B. ein Mikro -, kommt das nach wie vor nur aus dieser einen Box raus, es sei denn, man nutzt ein Kabel vom Line-Ausgang der einen Box in die andere Box, oder?

Vielen Dank jetzt schonmal für Dein Review! Bernd
 

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