Songtext - "Alle Meine Sinne" (for female vocals)

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ChocolatJulie
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Hallo ihr Lieben!




Habe mal meiner lyrischen Ader freien Lauf gelassen und mich an einen Text gewagt. Und ich wüsste gerne, was ihr davon haltet! Er soll später in einen Song eingeflochten werden...


ALLE MEINE SINNE


Alle meine Sinne
Alle meine Sinne
Schlagen aus
Du nimmst mein Denken an der Hand
Und tief ins Abenteuerland
Fliegen wir aus


Alle meine Rufe
Alle meine Rufe
Werden taumelnd laut
Aah - ich seh in deiner Stimme, deiner Seele
Meine Träume, meine Sehn…sucht


REF.
Dort, wo ich deine Stimme spüre
Lausch ich deinem bloßen Blick
Versinke tief in deinen Armen
Kappe den Notausgang zurück
Und das Lächeln deiner Seele umfängt uns wie ein neuer Tag
Woher weißt du wie ich fühle?
Weißt du, dass ich mich jetzt fühle?


Ich habe Angst vor dem Moment
An dem die Wahrheit an uns nagt.
Will mich nicht mehr heimlich sehnen, heimlich quälen
Bei den Worten die du nicht wagst.


Ich suche alle meine Sinne
Such mit allen meinen Sinnen Dich – du weißt
Dass vieles andre kommt und geht
Nur diese Zeit, die manchmal steht,
dich mit mir reißt.


Und ich sage wie von Sinnen
Sage wie von Sinnen
Alles, was ich weiß
Verschenke all meine Gefühle
An den Moment,
unser Stück Selbstvergessenheit.



Soweit mein Rohmaterial. Ich möchte ernsthaft lernen, Songtexte zu schreiben - vielen Dank für euer Feedback! ;)

- Eure Julie
 
Eigenschaft
 
Hallo Julie,

hier einige nett gemeinte Gedanken zu deinem Angebot.

Ich finde in diesem Stadium weder spontan noch nach einiger Überlegung etwas besonders Reizvolles in Deinem Text.
Ich ahne im besten Falle etwas von unerfüllter Sehnsucht auf der einen Seite und vermuteter Schüchternheit auf der anderen.

Du arbeitest auffällig mit dem Stilmittel der Synästhie (Blicken lauschen, Rufe taumeln usw.)..
Das weckt Aufmerksamkeit... aber auf was?

Der eigentliche reale Vorgang bleibt für mich im Dunkeln... ist das Objekt der Begierde nur zu schüchtern oder abweisend?
Um diese Frage dreht sich jedenfalls MEIN Interesse...aber statt nachvollziehbarer Fakten lese ich in erster Linie verschwommene Projektionen der Autorin....

Schade... zumal Du Dir bis hierher noch nicht einmal einem Reimzwang auferlegt hast.

Reime allerdings gehören zu den geläufigsten Stilmitteln eines Songtextes.
So gesehen höre ich den Text noch nicht als Liedtext ...
hier in diesem Songtextforum.

In jeder lyrischen Form geht es um den Spagat zwischen gewagten Formulierungen und blitzschnellem, intuitiven Verständnis. - Viele Komponisten suchen mMn durchaus "dunkle" Zeilen, aber nur dann, wenn sie ein Risiko dahinter erahnen - statt sprachlicher Hemmungen....

Ich würde gern ausführlicher über Aussage und Dramaturgie des Textes schreiben. Dafür fehlt mir leider die Zeit. Deshalb füge ich nachfolgend nur einige Gedanken an, die mir sofort in den Sinn kamen:


ALLE MEINE SINNE


Alle meine Sinne
Alle meine Sinne
Schlagen aus
Du nimmst mein Denken an der Hand
Ich nehme an, Du meinst: an DIE Hand
Und tief ins Abenteuerland
Fliegen wir aus
In der Lyrik geht alles, wenn es Chancen hat, bei einigen Hörern anzukommen.
Ich würde allerdings "aus schwärmen" bevorzugen - und dann würde mich der identische Reim "aus" noch stören



Alle meine Rufe
Alle meine Rufe
Werden taumelnd laut
Aah - ich seh in deiner Stimme, deiner Seele
Meine Träume, meine Sehn…sucht


REF.
Dort, wo ich deine Stimme spüre
Lausch ich deinem bloßen Blick
Versinke tief in deinen Armen
Kappe den Notausgang zurück
"Kappe" verstehe ich nicht
Und das Lächeln deiner Seele umfängt uns wie ein neuer Tag
Woher weißt du wie ich fühle?
Weißt du, dass ich mich jetzt fühle?


Ich habe Angst vor dem Moment
An dem die Wahrheit an uns nagt.
Die Zukunft mit einer Gegenwart in der Gegenwart ausgedrückt...hm... das finde ich sprachlich dünn
Will mich nicht mehr heimlich sehnen, heimlich quälen
Bei den Worten die du nicht wagst.


Ich suche alle meine Sinne
Such mit allen meinen Sinnen Dich - du weißt
Dass vieles andre kommt und geht
Nur diese Zeit, die manchmal steht,
dich mit mir reißt.
Das verstehe ich nicht


Und ich sage wie von Sinnen
"Sagen" ist für mich das neutralste Synonym für "Reden"
Wie also "sagt" man etwas...wenn man gleichzeitig wie von Sinnen ist?

(Wobei man durchaus wie von Sinnen "etwas" sagen kann... aber diesen Sinn lese ich hier nicht)

Sage wie von Sinnen
Alles, was ich weiß
Verschenke all meine Gefühle
An den Moment,
unser Stück Selbstvergessenheit.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Julie.

Ich taumele auch ein bisschen.
Einerseits mag ich es, wenn man nicht direkt die komplette Geschichte geliefert bekommt (wie Jongleur bemängelte) und man ein bisschen suchen und nachfühlen muss.
Ich kann mich in einigen Zeilen wiederfinden und ich verstehe, so denke ich auch die letzten beiden Verse.
UNd ich lese auch, wie man von Sinnen sagen kann.
Des Rätsels Lösung liegt doch in der Selbstvergessenheit, nicht wahr? Ich würde interpretieren, etwas wie man sagen würde "sich um Kopf und Kragen reden".
Alles sagen, alles reden ohne nach zu denken, um jemanden zu halten, Gründe, Gefühle und doch nur ein Moment... der letzte?

"Kappe" = Klappe? dann ist es ein schönes Bild, reißt mich aber ein bisschen nüchtern aus dem Lesefluss

Was ich anders machen würde, das ist jetzt aber meine persönliche Weise... Ich würde den Stil einheitlicher machen.
Denn die meisten Worte sind in "richtgen" Deutsch. Weiß gerade nicht wie ich das sagen soll.

Alle (Sinne, Rufe,..)
Und dann aber" lausch" und "andre"

Ich würde vielleicht sogar dazu übergehen es weicher zu gestalten was auch zum Inhalt passt und
All meine Sinne
All meine Rufe....
Ist aber Geschmacksache...

Gruß, Luna
 
Hallo Julie,

hier einige nett gemeinte Gedanken zu deinem Angebot.

Ich finde in diesem Stadium weder spontan noch nach einiger Überlegung etwas besonders Reizvolles in Deinem Text.
Ich ahne im besten Falle etwas von unerfüllter Sehnsucht auf der einen Seite und vermuteter Schüchternheit auf der anderen.

Danke zuerst einmal für deine ehrliche Rückmeldung.


Du arbeitest auffällig mit dem Stilmittel der Synästhie (Blicken lauschen, Rufe taumeln usw.)..
Das weckt Aufmerksamkeit... aber auf was?

Das stimmt, ich mache es zugegebenermaßen eher unbewusst, da es sehr nahe an meine innere Wahrnehmung der Welt herankommt.


Der eigentliche reale Vorgang bleibt für mich im Dunkeln... ist das Objekt der Begierde nur zu schüchtern oder abweisend?
Um diese Frage dreht sich jedenfalls MEIN Interesse...aber statt nachvollziehbarer Fakten lese ich in erster Linie verschwommene Projektionen der Autorin....

Schade... zumal Du Dir bis hierher noch nicht einmal einem Reimzwang auferlegt hast.

Reime allerdings gehören zu den geläufigsten Stilmitteln eines Songtextes.
So gesehen höre ich den Text noch nicht als Liedtext ...
hier in diesem Songtextforum.

In jeder lyrischen Form geht es um den Spagat zwischen gewagten Formulierungen und blitzschnellem, intuitiven Verständnis. - Viele Komponisten suchen mMn durchaus "dunkle" Zeilen, aber nur dann, wenn sie ein Risiko dahinter erahnen - statt sprachlicher Hemmungen....

Beim nochmaligen Lesen meines Textes verstehe ich, was du damit meinst. Mein Ziel war, Eindrücke, Momentaufnahmen mit sprachlichen Mitteln wiederzugeben und damit eine Stimmung zu erschaffen - genau den Taumel, welcher sich jeder klaren Aussage entzieht, zu skizzieren. Das war mein (unglücklich gewähltes?) intuitives Mittel, um die Leidenschaft, das Kopflose auszudrücken. Gleichzeitig kann ich nachvollziehen, dass der Text damit Gefahr läuft, zu wenig konkrete, greifbare Information zu beinhalten.


Ich würde gern ausführlicher über Aussage und Dramaturgie des Textes schreiben. Dafür fehlt mir leider die Zeit. Deshalb füge ich nachfolgend nur einige Gedanken an, die mir sofort in den Sinn kamen:


ALLE MEINE SINNE


Alle meine Sinne
Alle meine Sinne
Schlagen aus
Du nimmst mein Denken an der Hand
Ich nehme an, Du meinst: an DIE Hand
Und tief ins Abenteuerland
Fliegen wir aus
In der Lyrik geht alles, wenn es Chancen hat, bei einigen Hörern anzukommen.
Ich würde allerdings "aus schwärmen" bevorzugen - und dann würde mich der identische Reim "aus" noch stören


Danke! Neu:
Du nimmst mein Denken an die Hand
und tief ins Abenteuerland
ziehn wir hinaus





Alle meine Rufe
Alle meine Rufe
Werden taumelnd laut
Aah - ich seh in deiner Stimme, deiner Seele
Meine Träume, meine Sehn…sucht


REF.
Dort, wo ich deine Stimme spüre
Lausch ich deinem bloßen Blick
Versinke tief in deinen Armen
Kappe den Notausgang zurück
"Kappe" verstehe ich nicht

oh, das Verb "kappen" ist offensichtlich nicht gebräuchlich, ich kenne es einfach von meinen Eltern her... es heißt so viel wie abschneiden, trennen

Und das Lächeln deiner Seele umfängt uns wie ein neuer Tag
Woher weißt du wie ich fühle?
Weißt du, dass ich mich jetzt fühle?


Ich habe Angst vor dem Moment
An dem die Wahrheit an uns nagt.
Die Zukunft mit einer Gegenwart in der Gegenwart ausgedrückt...hm... das finde ich sprachlich dünn
Will mich nicht mehr heimlich sehnen, heimlich quälen
Bei den Worten die du nicht wagst.


Ich suche alle meine Sinne
Such mit allen meinen Sinnen Dich – du weißt
Dass vieles andre kommt und geht
Nur diese Zeit, die manchmal steht,
dich mit mir reißt.
Das verstehe ich nicht


Und ich sage wie von Sinnen
"Sagen" ist für mich das neutralste Synonym für "Reden"
Wie also "sagt" man etwas...wenn man gleichzeitig wie von Sinnen ist?

(Wobei man durchaus wie von Sinnen "etwas" sagen kann... aber diesen Sinn lese ich hier nicht)

Sage wie von Sinnen
Alles, was ich weiß
Verschenke all meine Gefühle
An den Moment,
unser Stück Selbstvergessenheit.


Danke für deine detaillierte Rückmeldung! Ich hoffe, ich habe dich richtig verstanden. Demnächst bekomme ich das mit der Formatierung auch noch so hin, dass ich nicht in deinen Text reinschreibe ;)
 
@ Luna Tick
Einerseits mag ich es, wenn man nicht direkt die komplette Geschichte geliefert bekommt (wie Jongleur bemängelte)

Da hast Du mich missverstanden. Direkte Aussagen beschneiden in vielen Fällen die Phantasie. So gesehen, gebe ich Dir völlig recht.

Ich schrieb:
Der eigentliche reale Vorgang bleibt für mich im Dunkeln...
und meinte damit, dass die übertragene ( secundäre) Aussage mich in dem Maße kitzelt, in dem mir die gemeinte (primäre) Aussage klar wird.

Ein guter Autor scheut sich mMn nicht vor einem klaren Sinn. Nein, er muss ja geradewegs darauf bauen, dass der Leser ihn versteht, damit dieser die verblüffenden, originellen Sinnübertragungen (stilistischen Delikatessen) des Schreibers auch entsprechend genießen und würdigen kann.

Ich vermute bei "All meine Sinne" als realen Hintergrund, dass das LI seinen guten Gefühlen nicht 100% vertrauen kann.
DAS ist an und für sich banal, denn wer kann das (für längere Zeit)?!
Jeder sehnt sich nach einer sicheren Liebe... wenn nur die Gefühle nicht so flüchtig wären ;)

Sollte mehr als dieser Gemeinplatz gemeint sein, dann erwarte ich einen sichtbaren tieferen Hintergrund, welcher dem Autoren ( und damit auch automatisch mir ) differenzierte Sichten ermöglicht ...

Gruß
 
Hallo Luna!

Auch dir lieben Dank für die Rückmeldung und dein Interesse. Ich finde es schön, dass du dich in Teile einfühlen kannst!

In dem Text geht es um einen Moment, in dem eine für das lyrische Ich unerwartete Nähe geschieht. Das erste, was das lyrische Ich bemerkt, ist dass sich seine Sinne auf einmal schärfen - sie schlagen gleich eines Seismografen aus. In der Folge spürt das lyr. Ich seine Bedürfnisse vehement aufkeimen - hier mit Rufen ausgedrückt, die laut werden. Es ist, als würde es in eine andere, bessere Welt entführt.
Die synästhetischen Elemente im Refrain sollen das Verschmelzen der Sinnesebenen ausdrücken (das lyr. Ich ist "wie von Sinnen") und so auch die Verschmelzung zwischen lyr. Ich und dem "Du" unterstreichen.

Ich suche alle meine Sinne
such mit allen meinen Sinnen Dich - du weißt
dass alles andre kommt und geht
und dass die Zeit, die manchmal steht
dich mit mir reißt.

@Jongleur: Das lyr. Ich ist durcheinander von der unerwarteten Nähe: Es versucht, alle seine Sinne wieder "zusammenzusuchen", sie zu ordnen (erste Zeile), doch muss sich eingestehen, dass es sie dazu verwendet, "mit allen Sinnen" nur nach dem Du zu streben (zweite Zeile). Hier wäre es vielleicht besser zu schreiben:

Ich suche alle meine Sinne
mit allen Sinnen Dich - Du weißt
...

dass alles andre kommt und geht
nur dass die Zeit, die manchmal steht
dich mit mir reißt.

--> alles zieht am Du vorbei. Es ist ein kalt wirkendes Du, das mit dem Ausdruck von Emotionen vorsichtig ist.
Und dem gegenübergestellt gibt es wenige, kostbare Momente, in denen das Ich es schafft, dieses Du mit seiner eigenen Hingabe dazu hinzureißen, seinen eigenen Gefühlen nachzugeben. Genau von solchen Momenten lebt die Liebe zwischen ihnen, und solche Momente bewirken die Selbstvergessenheit in der letzten Strophe. Da für das lyrische Ich ein solcher Moment unglaublich wertvoll ist, möchte es ihn am liebsten nicht gehen lassen, auch wenn es ahnt dass er nicht ewig andauern kann. Es redet sich - wie du sagtest Luna! - um Kopf und Kragen - versucht "wie von Sinnen" alles, um ihn zu halten.



Soweit das, was ich eigentlich ausdrücken wollte. Ich sehe, dass es eine Diskrepanz gibt: Für mich macht der Text absolut Sinn, trotz der verschwommenen Eindrücke. Für jemand Außenstehenden scheint es schwierig zu sein, hinter der sekundären Aussage die primäre zu finden (vgl. Jongleur). Das heißt, die Bilder, die ich verwende, sind schwer/nicht zu deuten. Kann es sein, dass ich mich zu sehr auf meine "Innenwelt" beziehe, als den Fokus auf den späteren Leser zu legen?
 
Hallo ChocolatJulie,

ChocolatJulie schrieb:
Demnächst bekomme ich das mit der Formatierung auch noch so hin, dass ich nicht in deinen Text reinschreibe

Keine Sorge. As you like it. Hier ist alles möglich.
Manche machen es wie Du und schreiben in den Text hinein. So bleibt der Beitrag (scheinbar) kurz und schlüssig.
Mir wird das aber auf die Dauer zu unübersichtlich. Ich bevorzuge das einzelne Zitat.

ChocolatJulie schrieb:
Das stimmt, ich mache es zugegebenermaßen eher unbewusst, da es sehr nahe an meine innere Wahrnehmung der Welt herankommt.

Und das ist auch gut so! Für den Fluss des Schreibens und für die Authentizität.

ChocolatJulie schrieb:
Mein Ziel war, Eindrücke, Momentaufnahmen mit sprachlichen Mitteln wiederzugeben und damit eine Stimmung zu erschaffen - genau den Taumel, welcher sich jeder klaren Aussage entzieht, zu skizzieren. Das war mein (unglücklich gewähltes?) intuitives Mittel, um die Leidenschaft, das Kopflose auszudrücken.

Nein. Nicht unglücklich gewählt!! -
Aber Du bleibst hinter Deiner löblichen Absicht in der Praxis leider zurück.
Kopflosigkeit äußert sich für mich anders: stammelnd, verworren, sprunghaft...

Du hingegen versuchst (aus meiner Sicht recht ruhig) das Spiel der verwirrten Gefühle zu erklären.
Und Erklärungen sind der Tod eines guten Textes. -

(Lass es mich mal so sagen: " Mein liebes LI, möchtest Du nicht etwas näher an mich ran rücken? Ich kann Dich ja eigentlich gut verstehen, doch wenn wir von Liebe reden, vertraue ich lieber meinem Gefühl"...;))

Zwischen dargestellten Gefühlen einerseits und erklärten, beschriebenen Gefühlen andererseits zu unterscheiden, ist nicht einfach. Meistens wird der Unterschied erst klar, wenn man sich nach dem Schreiben einige Tage abgekühlt hat.
Verstehst Du, was ich meine?

ChocolatJulie schrieb:
Gleichzeitig kann ich nachvollziehen, dass der Text damit Gefahr läuft, zu wenig konkrete, greifbare Information zu beinhalten.

Ich könnte es auch genießen, wenn mir NUR eine Verwirrung überzeugend geboten wird.
Immerhin kenne ich auch leidenschaftliche Verwirrung und fühlte mich dann, so gesehen, ebenfalls angesprochen.

Doch wenn mir etwas im eher ruhigen Duktus angeboten wird, dann erwarte ich etwas Anderes... wahrscheinlich mehr Reflektierteres

ChocolatJulie schrieb:
oh, das Verb "kappen" ist offensichtlich nicht gebräuchlich, ich kenne es einfach von meinen Eltern her... es heißt so viel wie abschneiden, trennen

So kenne ich das Verb natürlich auch. Allerdings sollte man einen NOTAUSGANG doch lieber verschließen, als ihn zurück kappen zu wollen ;)

-------------------------------------

So weit, so gut.

Allerdings vergiss wie gesagt bitte nicht, dass die wenigsten Komponisten auf Reime verzichten können/ willen.

Gruß

P.S. Ich sehe, dass Du mich in einem anderen Beitrag nochmals angesprochen hast.

ChocolatJulie schrieb:
Genau von solchen Momenten lebt die Liebe zwischen ihnen, und solche Momente bewirken die Selbstvergessenheit in der letzten Strophe.

Selbstvergessenheit... ein an und für sich schon sperriges Wort.... dagegen klingt ein: "ich vergesse mich" doch wesentlich vielschichtiger und emotionaler...und schon bin ich wieder beim Unterschied zwischen geschriebenen oder beschriebenen Emotionen.
"Ich vergesse mich"... Dein Schlussgedanke wäre wahrscheinlich mein Anfangssatz...;)

Na ja. Am Ende bleibt Kunst Geschmackssache.
 
Zuletzt bearbeitet:
@ChocolatJulie

ChocolatJulie schrieb:
Soweit das, was ich eigentlich ausdrücken wollte. Ich sehe, dass es eine Diskrepanz gibt: Für mich macht der Text absolut Sinn, trotz der verschwommenen Eindrücke. Für jemand Außenstehenden scheint es schwierig zu sein, hinter der sekundären Aussage die primäre zu finden (vgl. Jongleur).

Ja, ich kenne dieses Drama natürlich auch. Beim einsamen Schreiben bekommt man eine Gänsehaut... und anschließend fragen Dich dann die Leute Löcher in den Bauch oder speisen Dich - im schlimmeren Fall - mit freundlichen Beifall oder gar Schweigen ab.
ABER: Ich bin beruflich oft gezwungen, auf Einwände konstruktiv zu reagieren. - Und fast immer (!) bringen mich Kritiken, die ich berücksichtigen muss (auf eigenen oder fremden Druck) zu schöneren, klareren Gedanken und Formulierungen.

Heute würde ich zugespitzt sagen: Nähere Dich einem Thema, dass Dich heiß beschäftigt, mit kühlem Interesse - und einer Story, die Dich (noch) kalt lässt, übertrieben wie ein Liebhaber.

Lass es mich versuchen, meine Meinung mal mit einem Vergleich zu verdeutlichen:
Eine Freundin kommt zu Dir und verkündet aufgelöst, dass sie sich urplötzlich von ihrem Mann trennen will. Sie wird bitterlich weinen und gleichzeitig heftige Vorwürfe ausstoßen. - Und was machst Du? Wirst Du nicht sagen: "Nun beruhige Dich erst mal. Erzähl von Anfang an. Gaaaanz langsam..." ?
Und dann wird sie sich (hoffentlich) abkühlen und langsam den eigentlichen Vorgang und ihr Geflecht von Gefühlen zum Vorschein bringen. Scheinbar einfache Sachverhalte wie Untreue können plötzlich viele Stunden in Anspruch nehmen. -
Ach was sag ich Stunden. Wochen! Denn die entschiedenen Absichten Deiner Freundin können schon am nächsten Tage von Selbstzerfleischung und Katzenjammer abgelöst werden... Und danach versucht sie plötzlich ihren Mann zu verstehen und wird kleinlauter und großmütiger... ;)
Und so wird erst allmählich überzeugend klar, welche Gefühle, Gedanken, Grundsätze hinter einem spontanen, heftigen Einfall die Fäden ziehen.
Kann natürlich auch sein, Deine Freundin zischt zwischendurch mal: "Du nervst mit Deiner Fragerei!" (Immerhin war doch am Anfang alles so schöööön klar...) - aber letztlich wird sie wahrscheinlich sagen. "Danke. Du hast mir sehr geholfen. jetzt sehe ich klarer!"
Was zu beweisen war;)

Übrigens: Allein deine Kommentare zu Deinem Text enthalten Beobachtungen, Gedanken, die sich - gut formuliert- innerhalb Deines Textes spannend, klug und angenehm anhören könnten!
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo lieber Jongleur,

danke erst einmal für deine klare Rückmeldung! Ich habe mir ein paar Tage Zeit genommen, damit ich das, was ich geschrieben habe, mit etwas Abstand betrachten kann. Und ich glaube, jetzt sehe ich, was du meintest mit Gefühle zu erklären, anstatt sie in den Text zu "fühlen" - beschriebene oder geschriebene Emotionen. Du hast aus meiner jetzigen, differenzierteren Sicht damit wirklich ins Schwarze getroffen. Die Gedanken und Gefühle, die mich dazu inspiriert haben, sind nach wie vor in mir präsent, doch so wie ich es dann niedergeschrieben habe, die FORM die ich gewählt habe - der Text - gefällt mir nicht mehr so.
Ich werde ihn erst einmal ruhen lassen, um die in ihm gespeicherten Gefühle etwas später vielleicht in ein anderes lyrisches Etwas umzuwandeln - vielleicht jedoch auch nur in Musik! ;)

Liebe Grooves
Julie
 
liebe Julie,

danke für diese Rückmeldung.

Einerseits freut es mich, wenn ich Dir am Ende AUCH Lust an einer weiteren Bearbeitung Deines Text geben konnte.
Andererseits wissen wir beide natürlich, dass es niemals den optimalen Zustand eines Textes geben kann.

Also richtig betrachtet: was kann groß passieren? - Dein Text steht ja erst mal... vielleicht bekommst du von jemandem Anderen demnächst so viel Zuspruch, dass Dir Dein Text plötzlich doch wieder gefällt....;)

Und Du hast Dich auch dem -aus meiner Sicht - wichtigsten Thema des Schreibens weiter genähert, der Art der Darstellung von Gefühlen. -

Ich schreibe seit mehr als ...zig Jahren Texte und bin noch immer nicht an dem Punkt, GENAU zu wissen, wie man Gefühle darstellt. Der wichtigste Gradmesser ist für mich geworden, ob meine Bilder bei Fremden die Gefühle wecken könnten, die ich ausdrücken wollte.

Anders gesagt: Ich habe Jahre gebraucht, ehe ich verstand, dass Erklärungen in erster Linie NUR beruhigen wollen. - Ruhe, die man zum Zeitpunkt des Schreibens ja offensichtlich AUCH braucht.... weil gerade etwas Beunruhigendes die Gefühle durcheinander wirbelt. - Über die Sehnsucht nach Ruhe WISSENTLICH zu schreiben, kann ja AUCH recht reizvoll sein: die Bilder eines Taifuns zu erklären, nur um sich selber das Gefühl zu vermitteln, ihm künftig bei klarem Verstand entgehen zu können, kann durchaus sexy sein...jedenfalls für mich.:)

MIR geht seit einigen Monaten Folgendes verstärkt durch den Kopf: fühlbare Bilder sollten iIMMER etwas Provozierendes, Freches. Frisches besitzen, um vom Anderen wahrgenommen werden zu können. Und Frechheit hat wiederum sehr viel mit aktuellem Zeitgeist zu tun.
Allein die Journalisten sorgen täglich dafür, dass immer aufgeheiztere Headlines und Inhalte nach unserer Aufmerksamkeit grabschen. - Diese Tatsache wiederum erhöht beim Publikum die Schmerzgrenze. Das sollte man beachten, wenn man gerade bei Altmeistern wie Shakespeare, Heine oder den Beatles in die Lehre geht...

Fazit: Früher war mir die Darstellung meiner Meinung wichtiger. Heute sorge ich mich vorrangig um die emotionale Zündkraft einer Zeile.

In diesem Sinne und in aller Gelassenheit

Bis zum nächsten Mal

Lg
 
Zuletzt bearbeitet:
Lieber Jongleur...

"Anders gesagt: Ich habe Jahre gebraucht, ehe ich verstand, dass Erklärungen in erster Linie NUR beruhigen wollen. - Ruhe, die man zum Zeitpunkt des Schreibens ja offensichtlich AUCH braucht.... weil gerade etwas Beunruhigendes die Gefühle durcheinander wirbelt."

Dieser Satz trifft ins Schwarze. So, dass es fast wehtut. ;) GENAU das ist für mich die Essenz dessen, was ich gerade lerne. Beim Schreiben des Gedichts war diese Sehnsucht nach Ruhe sehr präsent. Jetzt verstehe und sehe ich das.

Abgesehen davon muss ich mir eingestehen, ich finde meinen Text im Moment selbst nicht sehr reizvoll. (Haha. Es ist einfach so.) Das Thema schon, aber wie es geschrieben ist... du musst dir vorstellen... es ist Nacht. Du kannst nicht schlafen, weil die Musik in deinem Kopf so laut ist. Eigentlich sind es diesmal gesungene Gedanken, die sich schließlich zu Worten formen. Um leichter mit dem Wirbelsturm (den du ja auch beschrieben hast) umzugehen. Ihn in eine Form zu bekommen. Weil man aber gar so poetisch ist, flüchtet man sich in ein nebeliges Reportoire aus Second-Hand-Gefühlen und Phrasen, aus denen sich dann ein Songtext ergibt, der so "vielschichtig" ist, dass man ihn selbst nicht begreift. Eigentlich ist er vor allem eines, unklar. So sehe ich persönlich es zumindest inzwischen. Ich glaube, es ging mir darum, den Wirbelsturm zu identifizieren, aber ich habe lieber poetisch sein wollen, als zu wagen, das Wirkliche dahinter zu entdecken und authentisch in eine Form zu bringen. Puh. Deckt sich das mit deiner Wahrnehmung des Textes?

Und jetzt meine Annahme dahinter: Gerade WENN ein Text authentisch ist, in einer bestimmten ehrlichen Intention schwingt, bringt er auch etwas im Inneren des Zuhörers zum Klingen. Das kann ich natürlich nicht aus Erfahrung sagen, vielleicht ist es naiv. Aber ich glaube daran. Beim künstlerischen Stimmtraining meine ich zumindest, dass dies wirklich gilt. Was meinst du dazu? Du schreibst, du richtest dich vor allem nach dem Effekt, den ein Text beim Zuhörer auslöst. Was genau hast du als Faktoren erkannt, die einen Text "ankommen" lassen?

Das waren jetzt viele Gedanken auf einmal. Ich hoffe, das war nicht zuviel. :) Wenn ja, lass es mich wissen. Wenn nicht... ich bin gespannt auf deine Sichtweise!
 
Lieber Jongleur...

Und jetzt meine Annahme dahinter: Gerade WENN ein Text authentisch ist, in einer bestimmten ehrlichen Intention schwingt, bringt er auch etwas im Inneren des Zuhörers zum Klingen. Das kann ich natürlich nicht aus Erfahrung sagen, vielleicht ist es naiv. Aber ich glaube daran. ....Was meinst du dazu?

Ich könnte Dir natürlich Recht geben. Und auf Grund des netten Tonfalls möchte ich das eigentlich auch sehr gern.;)
Aber Du hast mir da eine Rechnung mit mehreren Unbekannten präsentiert.

Authentische (?) Absichten (?) des Textes = Inneres Klingen (?) des Zuhörers (?)

Authentisch: Lies mal spaßeshalber hier http://de.wikipedia.org/wiki/Authentizität ... und Du wirst schnell erkennen, dass der Begriff "authentisch" unser Problem mehr verwässert als aufhellt.
Die meisten verstehen darunter nur "Ehrlichkeit" oder "Aufrichtigkeit". - Ich verstehe darunter auch Selbstbewußtsein der eigenen Stärken und Schwächen UND vor allem ein geradlinig konsequentes Handeln, welches sich aus dem Seiner-Selbst-Bewusst-Sein ergibt.

Authentische Figuren kennen wir aus Filmen genügend. Schauspieler wie Robert de Niro oder Sylvester Stallone - aber auch Woody Allen oder Stromberg fallen mir da auf Anhieb ein.
Ich meine einen authentischen Menschen erkennst Du nicht an seiner Aufrichtigkeit (wer will die überprüfen) - sondern eher am Tonfall, an der Gestik, am Blick, am Gang, an den Worten... weil es alles irgendwie besonders...ähm... oder wenigstens merkwürdig rüber kommt. Eben nicht so stromlinienförmig, wie wir Anderen unser Leben verbringen.

Und so ist das auch bei den Autoren. Figuren erfinden, die sich selber gegenüber ehrlich, anderen gegenüber aufrichtig, selbstbewusst und folgerichtig sind, ist eine Herausforderung, die ein Leben lang geübt werden muss, um nicht unter dem gesellschaftlichen Druck ins Ungefähr(lich)e zurück zu fallen.

Dagegen fallen mMn private Recherchen über die eigene Gefühlswelt ab. Jeder Mensch neigt zur permanenten Selbstbeweihräucherung. Mich nervt das schnell. Bei mir. Bei anderen.

Absicht::

Ich glaube, unerfahrene Autoren wissen wenig über ihre Absichten - was sie nicht am erfolgreichen Schreiben hintern muss (siehe authentisch).
Viele Schreiblehrer empfehlen aber das Suchen nach der eigenen "Prämisse", um sich anschließend konsequent an diese Prämisse zu halten und andere Absichten aus dem Text zu eliminieren. Ich teile diese Ansicht. Weil es den Text klarer macht, wenn man herausbekommt, ob man mit den Text den Verflossenen zurück erobern möchte oder statt dessen Tatsachen schaffen will, die eine Reunion nun erst recht unmöglich machen usw...
Unklarheiten über die Absichten fallen mir immer sofort ins Auge... In diesem Forum bei 9 von 10 Texten. Ich hab dieses wichtige Thema wirklich nur minimal angeritzt.

Inneres Klingen- Ich nehme an, Du meinst positive Gefühle?

Mit den Gefühlen ist das wie mit der Authentizität. Jeder redet drüber... aber die Wissenschaft ist sich völlig uneins, was damit gemeint sein könnte.
Und was ist mit Texten, die die Welt sarkastisch darstellen? Wie "klingt" das dann beim Zuhörer?

Nein- ICH meine, der größte Feind des Schreibers ist seine Sehnsucht nach Ruhe und Anerkennung. Ich werde immer erst wach, wenn ich beim Schreiben etwas zu formulieren beginne, bei dem ich ins Fettnäpfen trete. Zunächst ins natürlich eigene! JEDER Sachverhalt läßt sich nett ausbalanciert ... aber auch provozierend einseitig ausdrücken. Und wenn ICH vor Formulierungen zurückschrecke, die doch eigentlich raus müssen, DANN ahne ich adäquate Vorgänge beim Empfänger meiner Botschaft.

Zuhörer: 1000 Zuhörer = 1000 verschiedene Welten.

Ob ich eine erregende Zeile gefunden habe, merke ich daran, dass eine andere Stimme in mir sagt: Das kannst Du doch nicht machen. Und dann denke ich darüber nach, wie die sprechende Person aussieht, was sie repräsentiert und ob ich ihn/ sie mag. Eine gute Aussage findet mMn garantiert Widerspruch. Darum geht es. Der Bildzeitung genauso wie den meisten Dichtern. behaupte ich mal.

Du schreibst, du richtest dich vor allem nach dem Effekt, den ein Text beim Zuhörer auslöst. Was genau hast du als Faktoren erkannt, die einen Text "ankommen" lassen?

Sind das übrigens Deine Beine auf dem Atavar?....

....frage ich mal rhetorisch und bin mir recht sicher, an welche Zeile meiner langen Antwort sich die meisten Lesern am ehesten erinnern werden;)



Lg
 
Zuletzt bearbeitet:
Sind das übrigens Deine Beine auf dem Atavar?....

....frage ich mal rhetorisch und bin mir recht sicher, an welche Zeile meiner langen Antwort sich die meisten Lesern am ehesten erinnern werden

:rofl: :rofl: :rofl:

Lieber Jongleur, du hast meinen Tag gerettet. Hab Dank dafür! :)

Liebe Grüsse

SoleLuna_m
 

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