Songtext: Lichtdurchflutet

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Wie vor einigen Wochen angekĂŒndigt, hier nach einigen englischen nun ein deutscher Text von mir. Obwohl ich deutsch natĂŒrlich viel besser beherrsche, habe ich mich mit dem Texten noch einmal deutlich schwerer getan, keine Ahnung warum. Ich hoffe natĂŒrlich, dass sich das nicht im Ergebnis niederschlĂ€gt. Kommentare sind willkommen.

Den Song dazu gibt es auch schon:


LICHTDURCHFLUTET


Deine Wohnung lichtdurchflutet
deine Möbel absolute
EinzelstĂŒcke mit Geschichte
Geschmack und Stil in höchster Dichte

Dein Kfz sportlich dezent
mit Individualakzent
souverÀne Kraftentfaltung
butterweiche Sechsgangschaltung

Wenn du darin nach Hause gleitest
Dann deine Schwelle ĂŒberschreitest
Deine Wohnung dich empfÀngt
Und du dann denkst


Alles hier ist unentbehrlich
Deine SchÀtze definieren dich
Dieser Glanz kann nicht verderben
Hier kannst du in Schönheit sterben


Dein VerstÀrker handverdrahtet
Man hört jede Röhre atmen
Einkanalig minimalistisch
so wie du perfektionistisch

Die Gitarre preisverdÀchtig
Jahrgang neunzehn dreiundsechzig
holzig-luftig-voller Klang und
transparente Tonentfaltung

Holst du sie Sonntags von der Wand
liegt sie prÀchtig in der Hand
Irgendwann
schließt du sie dann an


Und sie spricht mit lauter Stimme
von den Zeiten die mal waren
als noch alles analog ging
und die Fronten waren klar

Du lÀsst sie all die Lieder spielen
durch die du wurdest was du bist
die den Anderen nicht gefielen
denen die du jetzt vermisst


Dein Kaffee perfekt geraten
aus dem Profi-Vollautomaten
exklusive Premium-Bohnen
Schokolade-Holz-Aromen

Deine Weine handverlesen
sind nie im Supermarkt gewesen
erdig fruchtig sonnenverwöhnt
so dass es nur ganz wenig dröhnt

QualitÀt zeigt sich im Kleinsten
Alles nimmst du nur vom Feinsten
Denn du bist was du zu dir nimmst
wenn das so stimmt


Doch dann spĂŒrst du dieses Stechen
halblinks hinter deinen Rippen
beinah hÀttest du's vergessen
und die Stimmung könnte kippen

Denn da ist wieder dieses Zittern
Die kalte Hand des kurzen Lebens
Die GesichtszĂŒge verwittern
war das alles jetzt vergebens

Immer wieder dieses Ziehen
(dein Kaffee perfektionistisch, deine Wohnung minimalistisch)
Immer wieder dieses Suchen
(dein Kfz preisverdÀchtig, dein Selbstbildnis stark und mÀchtig)

Immer wieder dieses Kopfweh
(deine TrÀume lichtdurchflutet, Gedanken kommen unvermutet)
Immer wieder diese Lieder
(dein Hunger nie gestillt, deine Sehnsucht nie erfĂŒllt)
 
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oh wow, ist das gut!
schwer getan und dann leicht erzÀhlt.
Mit der Musik dazu erinnert mich das an die (spÀteren) Fehlfarben und das ist als Auszeichnung gemeint.
👍 👏
 
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Das freut mich, vielen Dank! Fehlfarben mag ich sehr, ich verbinde allerdings eher gitarrenlastigere und keyboardarme Sounds mit ihnen. Aber ein bisschen waren die Achtziger wohl bei mir im Hinterkopf dabei.
 
.. kennst Du zB "Knietief im Dispo" von den Fehlfarben? So an die Zeit hat es mich erinnnert. "Monarchie und Alltag" ist immer noch eine Brett fĂŒr mich, aber auch die spĂ€teren Fehlfarben haben tolle Alben gemacht ...
 
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Hallo @Blazer81 , aus meiner Sicht ein sehr interessanter, flĂŒssig geschriebener Text! (y)

Gerade, weil er so ausfĂŒhrlich technologisch und so wenig „menschlich“ verletzlich argumentiert.
Das lÀsst mich sofort an Heine denken:

Der Brief, den du geschrieben,
Er macht mich gar nicht bang;
Du willst mich nicht mehr lieben,
Aber dein Brief ist lang.

Zwölf Seiten, eng und zierlich!
Ein kleines Manuskript!
Man schreibt nicht so ausfĂŒhrlich,
Wenn man den Abschied gibt.

Verstehst du, was ich mit Heines Worten andeuten will?
 
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Erst einmal vielen Dank fĂŒr deine Worte. Ich bin mir nicht ganz sicher, worauf du hinaus willst. Im Text geht es zum einen um eine leicht ĂŒberdrehte Sprache mit blumigen Metaphern, wie man sie in der Werbung, in Fachzeitschriften oder im Gitarren-Subforum des Musiker-Boards findet ;) Weiterhin könnte man sagen, es geht um die Freude daran, sich mit schönen Dingen zu umgeben - man könnte auch sagen, es geht um das Herausstellen von Statussymbolen, um der Umwelt die eigene Besonderheit und / oder den eigenen guten Geschmack zu demonstrieren. Und dann natĂŒrlich in einer weiteren Ebene darum, wie all dieses seine Bedeutung verliert, wenn es um verpasstes Zwischenmenschliches oder um die eigene Endlichkeit geht.

Deute ich deine Anmerkungen richtig, dass das "technologische" zu viel Platz einnimmt gegenĂŒber dem "menschlichen"? Das ist ja eigentlich genau eine Aussage des Textes.
 
Deute ich deine Anmerkungen richtig, dass das "technologische" zu viel Platz einnimmt gegenĂŒber dem "menschlichen"? Das ist ja eigentlich genau eine Aussage des Textes.
Ja, darauf will ich hinaus. Ich lese sehr selten Werbung und ĂŒberfliege gern technische Aussagen, um mich dort wieder dort einzuklinken, wo meine Gedankenwelt „interessanter“ angesprochen wird. Persönlicher? Aber das machen sicher alle Menschen so.

Wenn es nur um unserer GeschmĂ€cker ginge, wĂ€re wohl alles freundlich gesagt. Aber ich frage mich außerdem, ob es dir hier um die optimale Sprache fĂŒr DEINE GefĂŒhle, fĂŒr deine Musik geht. Und welche innerliche Freude diese spezielle Kombination in dir auslöst, und das frage ich ernsthaft interessiert. Denn mir gefĂ€llt nĂ€mlich manches, rein formal was ich höre
:)
 
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Wenn ich es einmal konkret am Wort "Lichtdurchflutet" festmache: fĂŒr mich ein wunderschönes Wort, es tauchen Bilder einer Lichtflut vor dem inneren Auge auf, einen schönen Klang hat es auch. Der einzige Kontext, in dem es mir bisher begegnet ist, ist die Beschreibung von WohnrĂ€umen mit großen Fenstern zum Zwecke der Vermietung oder des Verkaufs. Ich fand es lustig, dass so ein schönes Wort fĂŒr so profane Zwecke erfunden wurde, und meine erste Idee fĂŒr den Text war, Ă€hnliche Verbindungen oder WidersprĂŒche zu suchen und daraus etwas zu machen. Die tiefgrĂŒndigere Ebene kam erst spĂ€ter dazu.

Ich mag tatsĂ€chlich auch Beschreibungen wie "luftiger Klang" fĂŒr eine Gitarre oder "Holzaromen" fĂŒr Kaffee, die ich mir ja nicht fĂŒr diesen Text ausgedacht habe, und gleichzeitig amĂŒsiere ich mich ein wenig darĂŒber. Ich habe das GefĂŒhl, dich irritieren diese Vergleiche und mein Umgang damit im Text?
 
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Ich fand es lustig, dass so ein schönes Wort fĂŒr so profane Zwecke erfunden wurde, und meine erste Idee fĂŒr den Text war, Ă€hnliche Verbindungen oder WidersprĂŒche zu suchen und daraus etwas zu machen. Die tiefgrĂŒndigere Ebene kam erst spĂ€ter dazu.
Das verstehe ich sehr gut. Ich habe mein Leben lang Probleme, zwischen den Funktionen eines Werbetexters und denen eines Songtexters zu unterscheiden. Sobald es um Geld geht, vermischen sich der gleichzeitiger Wunsch nach IndividualitÀt und Massen-Wirksamkeit.
Ich mag tatsĂ€chlich auch Beschreibungen wie "luftiger Klang" fĂŒr eine Gitarre oder "Holzaromen" fĂŒr Kaffee, die ich mir ja nicht fĂŒr diesen Text ausgedacht habe, und gleichzeitig amĂŒsiere ich mich ein wenig darĂŒber. Ich habe das GefĂŒhl, dich irritieren diese Vergleiche und mein Umgang damit im Text?
„Irritieren“ trifft es nicht ganz: Jedes deiner benutzten Attribute kommt mir irgendwie so bekannt vor, als sei es ein Klischee (geworden). Ich habe vielleicht stĂ€rker den Wunsch (bzw das BedĂŒrfnis), mit Klischees zu spielen. Frech, oder tiefgrĂŒndig oder anderweitig verrĂŒckt.

Ich mag tatsĂ€chlich auch Beschreibungen wie "luftiger Klang" fĂŒr eine Gitarre oder "Holzaromen" fĂŒr Kaffee, die ich mir ja nicht fĂŒr diesen Text ausgedacht habe, und gleichzeitig amĂŒsiere ich mich ein wenig darĂŒber.
Auch das verstehe ich sehr gut. Wobei ich auch gern mal lĂ€nger darĂŒber nachdenke, wann ich mich ĂŒber mich selber amĂŒsiere.

Meine individuelle Erfahrung: je kreativer mein Umgang mit Klischees endet , umso mehr liebe ich meine zugehörige Musik. Und je mehr ich meine jeweilige Musik liebe, umso stÀrker wird mein Wunsch nach einer betont individuellen Ausdrucksweise.

Fazit: du hast erfreulich viele ⭐. Wenn Du mit meinen EindrĂŒcken nichts anfangen kannst, Ă€rgert wiederum mich das nicht ;)

lg:hat:
 
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Sterne hin oder her, ich freue mich ĂŒber jeden, der zuhört und sich mit dem Text beschĂ€ftigt. Danke fĂŒr deine Gedanken!
 
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