Um meiner selber willen…

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Jongleur
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Ich kam zur Welt um meiner selber will’n
Ich kam zur Welt um meiner selber will’n
Ich werde dir jeden Wunsch erfülln
Ich kam zur Welt um meiner selber will’n

Zettel am Spiegel,
Brief auf dem Tisch
Du kannst es lesen
Oder auch nicht
Geklaute Zitate
in jeder App
Gruß der Genialen
auf Plastiktablett

Es schlummert in jeder neuen Spur
Es schlummert in jedem Treueschwur
In jeder Liebe und Einsamkeit
Es schlummert in aller Ewigkeit

Ich kam zur Welt um meiner selber will’n
Ich kam zur Welt um meiner selber will’n
Ich werde dir jeden Wunsch erfülln
Ich kam zur Welt um meiner selber will’n

Verschleierte Blicke
Wohin man auch sieht
Katzengejammer
auf hartem Beat
Style Klamotten
der Harnisch der Haut
zum Markt getragen
Und langsam ergraut

Es schlummert in jeder neuen Spur
Es schlummert in jedem Treueschwur
In jeder Liebe und Einsamkeit
Es schlummert in aller Ewigkeit

Ich kam zur Welt um meiner selber will’n
Ich kam zur Welt um meiner selber will’n
Ich werde dir jeden Wunsch erfülln
Ich kam zur Welt um meiner selber will’n

Gepflegte, gefakte
Biografien
Gefakt und gepflegt, die
Lustphantasien
Man neckt sich und liebt sich
Und tut sich nicht weh
Ich besing und vermisse
Spuren im Schnee

sie schlummern in jeder neuen Spur
Sie schlummern in jedem Treueschwur
In jeder Liebe und Einsamkeit
Es schlummert in alle Ewigkeit

Ich kam zur Welt um meiner selber will’n
Ich kam zur Welt um meiner selber will’n
Ich werde dir jeden Wunsch erfülln
Ich kam zur Welt um meiner selber will’n

Ich kam zur Welt um meiner selber will’n
Ich kam zur Welt um meiner selber will’n
Ich werde dir jeden Wunsch erfülln
Ich kam zur Welt um meiner selber will’n
 
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Hallo Jongleur,

mir ist zunächst der Titel ins Auge gefallen und habe mich gefragt, ob du das alltagssprachliche "selber" (statt "selbst") bewusst gewählt hast?

...
 
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mir ist zunächst der Titel ins Auge gefallen und habe mich gefragt, ob du das alltagssprachliche "selber" (statt "selbst") bewusst gewählt hast?
Der Zwiebelfisch im „Spiegel“ meint

Die Wörter "selber" und "selbst" sind gleichbedeutend, doch während "selbst" der Standardsprache angehört, wird "selber" eher der Alltagssprache zugerechnet. Im zwanglosen Gespräch ist "selber" genauso gut wie "selbst", im geschriebenen Deutsch hingegen ist "selbst" die bessere Wahl.

Ich selber wiederum brauchte vom Flow einen jambisch marschierenden Rhythmus. Ich stelle mir den Refrain trotzig aufstampfend vor! Und andererseits hatte ich noch nie Probleme damit, zu Gunsten des Flows gegen modische Erwartungen zu verstoßen. Ich sag nur: „Marmorstein und Eisen bricht“ statt „brechen“. Hierbei handelt es sich es sogar um einen grammatikalischen Fehler. Ja und??? Hat es das Verständnis und den Erfolg behindert? ;)

Aber wenn wir schon im Gespräch sind… wie spricht dich der Text inhaltlich und formal an?

Ansonsten: Wie erklärst du dir Flaute im Forum? Kaum neue Texte, kaum Reaktionen… Ich schreibe sowieso jeden Tag. Will aber hier auch nicht zum Solisten werden!
 
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Ich selber wiederum brauchte vom Flow einen jambisch marschierenden Rhythmus.

Der Zwiebelfisch sagt auch dazu was:

Außerdem bevorzugt die Dichtung aus klanglichen oder rhythmischen Gründen bisweilen das "selber".

modische Erwartungen zu verstoßen. Ich sag nur: „Marmorstein und Eisen bricht“ statt „brechen“. Hierbei handelt es sich es sogar um einen dramatischen Fehler. Ja und??? Hat es das Verständnis und den Erfolg behindert?

Es war keine Kritik und ich hatte auch keinerlei "modische Erwartung". Mich hat es lediglich interessiert und der erste Teil deiner Begründung hat meine Frage beantwortet. Danke.

...
 
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nochmal Zwiebelfisch:

und
Sprachliche Korrektheit​
Verschiedentlich wird darauf hingewiesen, der Aufzählung Marmor, Stein und Eisen habe richtigerweise das Verb in der Pluralform brechen statt in der Singularform bricht zu folgen; wegen dieses angeblichen Fehlers sei das Lied im Bayerischen Rundfunk sogar lange Zeit nicht gespielt worden. Christian Bruhn dagegen sieht es als eine in der Lyrik durchaus übliche Singularform, wie sie z. B. auch in „Glück und Glas, wie leicht bricht das“ vorkommt.​
(wiki)
 
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Außerdem: „selbst willen“ - 5 Konsonanten hintereinander, das ist fast unsingbar! Aber zu dem bedanke ich mich auch noch für deinen zusätzlichen Hinweis.

Du weißt, dass mir Deine Text sehr gefallen. Wie gehst DU denn damit um, ungeniert mit der Sprache umzugehen?
 
Verschiedentlich wird darauf hingewiesen, der Aufzählung Marmor, Stein und Eisen habe richtigerweise das Verb in der Pluralform brechen statt in der Singularform bricht zu folgen; wegen dieses angeblichen Fehlers sei das Lied im Bayerischen Rundfunk sogar lange Zeit nicht gespielt worden. Christian Bruhn dagegen sieht es als eine in der Lyrik durchaus übliche Singularform, wie sie z. B. auch in „Glück und Glas, wie leicht bricht das“ vorkommt.
Danke auch für diesen Hinweis.

Ich habe ja auch in der Diskussion zu meinem letzten Text bereits darauf verwiesen, dass ich mich nicht dem dem Duden, sondern der Sprache meiner Gefühle verpflichtet fühle. Ich komme aus einem kleinstädtischen und proletarischen Milieu. Das prägte meine Kinderzeit. Manche meiner Ansichten wurden damals geprägt, Und steigen dann in ihren provinziellen Ausdrucksweise in mir hoch. Diese Form dann auch zu schreiben stärkt auch mein Gefühl, authentisch zu sein!

Und ich brauche diese authentische Gefühl. Es schwächt automatisch meinen Hang zur Philosophie. ;)

Also auch an Dich lieber @dubbel : Inhalt und Form kann ich nicht trennen. Wie denkst du darüber?
 
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Wie gehst DU denn damit um, ungeniert mit der Sprache umzugehen?

Ich geh' damit nicht um, ich tu' einfach. Bei mir passiert das aber meist eher unsubtil mit dem Vorschlaghammer.

Wie gesagt: Mich hat wirklich nur der Grund interessiert, da der Titel nun mal das erste war, was ich gesehen habe. War es eine bewusste Entscheidung (offenbar ja, wegen des Rhythmus' und der Singbarkeit) oder war es beispielsweise deine eigene regional-biografische Sprachprägung, bei der die Alltagsform die gängigere ist? In meinem Umfeld ist "selbst" gängiger, sonst hätte ich es ja gar nicht bemerkt.

Es hätte aber auch noch ganz andere Gründe haben können, die mit der Erlebniswelt der Protagonisten oder des Lyrischen Ich im Zusammenhang stehen.

Und da du ein Berufstexter bist, hat mich einfach interessiert, ob auch solche kleinen Entscheidungen einen tieferen Grund haben. Offenbar nicht, was völlig okay ist.

...
 
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Es hätte aber auch noch ganz andere Gründe haben können, die mit der Erlebniswelt der Protagonisten oder des Lyrischen Ich im Zusammenhang stehen.
Naja, ich habe mich allerdings tatsächlich auf meine Erlebniswelt berufen. Ich erwähnte ja mein verdammtes Interesse an der meist abstrakt formulierenden Philosophie. Andererseits komme ich von Blues, der i.d.R. „gnadenlos“ Situationen und Gefühle betextet. ;)

Ich versuche immer zu meinen abstrakten Gedanken gleichzeitig authentische Bilder in mir zu wecken, um möglichst lebensnah zu schreiben.

In diesem Falle geht es mir eigentlich um das Zusammenspiel von Egoismus und Liebe. Das kann man natürlich über eine Geschichte erzählen. Werde ich vermutlich als Nächstes probieren!

Hier habe ich mir während des Schreibens die Frage gestellt, ob und wo in Songs generell und explizit das Zusammenspiel von gesundem Egoismus und opferbereiter Liebe thematisiert wurde. Üblich scheint es ja zu sein, dass ein LI an Hand einer Story den Egoismus eines Partners beschreibt und beklagt. Oder am Ende einer Beziehung zerknirscht eigene Fehler eingesteht.

Dabei pendeln wir doch alle pausenlos zwischen zielgerichtetem Durchsetzungswillen und erzwungener Kompromissbereitschaft. Oder? :unsure:
 
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Mal abseits der Diskussion selber/selbst (dir mir durchaus gefällt, aber mir inhaltlich für das Lied unwichtig erscheint): Sehr starke Strophen! die singen sich ja von selbst, so prima sind die im Rhythmus! Kurze Zeilen, viel Inhalt, viel Raum für Interpretation.

Hier
Man neckt sich und liebt sich
Und tut sich nicht weh
bin ich ja fast etwas überrascht, dass Du nicht "und tut sich nur weh" geschrieben hast ... gut so!

sie schlummern in jeder neuen Spur
Sie schlummern in jedem Treueschwur
In jeder Liebe und Einsamkeit
Es schlummert in alle Ewigkeit
wäre hier in der vierten Zeile nicht auch ein "Sie schlummern ..." konsequent?

Der Kernsatz hat mich noch nicht ganz gepackt:

Ich kam zur Welt um meiner selber will’n
und zwar wegen der ersten Hälfte ... das auf die Welt kommen ist für mich eher etwas unbewusstes, das ist passiert, ich hab es nicht aktiv getan. Es schwingt durch, dass gemeint ist (oder für mich so klingt): Ich lebe mein Leben um meiner selber willen. Um das nicht so klar zu sagen, duckt sich das LI hinter "Ich kam zur Welt". Eine zweite Assoziation: Zur Welt kam Jesus - nur um den geht es wohl nicht, den lese ich jedenfalls nicht raus. Das wäre bei mir also die Stelle, an der ich noch weiter nachdenken würde, wie ich sie schreiben würde. Oder wie ist sie zu verstehen, lieber @Jongleur ?

Zur Flaute im Forum: Kann ich nur für mich sprechen: Ich schau hier gern rein und beteilige mich auch gern an den Diskussionen - und pass es dann auch an das vorhandene Zeitbudget an ...
 
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Der Kernsatz hat mich noch nicht ganz gepackt:
und zwar wegen der ersten Hälfte ... das auf die Welt kommen ist für mich eher etwas unbewusstes, das ist passiert, ich hab es nicht aktiv getan. Es schwingt durch, dass gemeint ist (oder für mich so klingt): Ich lebe mein Leben um meiner selber willen. Um das nicht so klar zu sagen, duckt sich das LI hinter "Ich kam zur Welt".
Interessanter Punkt, hatte ich nicht im Kopf. Dabei hab ich keine Ahnung, was die Zeile meinen könnte. Meine Tendenz war, dass die Zeile gut klingt und das reicht.
Deine Logik zu unbewusst/aktiv kann ich nachvollziehen und oft stör ich mich auch an so sprachlichen Nuancen. Hier find ich es aber sogar interessant so wie ist.

Hab gerade "wir sind geboren um zu leben" im Kopf und kann echt nicht sagen, ob das extremst tiefsinnig ist oder Flachheit pur.
 
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das auf die Welt kommen ist für mich eher etwas unbewusstes,… das ist passiert, ich hab es nicht aktiv getan. Es schwingt durch, dass gemeint ist (oder für mich so klingt): Ich lebe mein Leben um meiner selber willen. Um das nicht so klar zu sagen, duckt sich das LI hinter "Ich kam zur Welt".
Das kann man so verstehen. Ähnlich einem passiven „ich wurde geboren“ ähnlich auch
einem „Ich verirrte mich…“

Eine zweite Assoziation: Zur Welt kam Jesus - nur um den geht es wohl nicht, den lese ich jedenfalls nicht raus. Das wäre bei mir also die Stelle, an der ich noch weiter nachdenken würde, wie ich sie schreiben würde. Oder wie ist sie zu verstehen, lieber @Jongleur ?
Diese Assoziation trifft die Absicht meiner Formulierung allerdings besser! :)

Laut der Bibel schickte Gott seinen Sohn zur Welt, um eine Aufgabe zu erfüllen. Jesus kam mit einem Auftrag. - keine Sorge, ich sehe mich nicht als Sohn Gottes! ;) - Obwohl.,, wer schickte warum einen Menschen auf der Welt???

Auf Dostojewskis Grabmal steht ein Bibelsatz des Johannes:
; „Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Es sei denn, dass das Weizenkorn in die Erde falle und ersterbe, so bleibet`s allein - wo es aber erstirbet, so bringet`s viel Früchte."

Wir alle sind Glieder einer unendlich langen Kette, Ein entsprecheder Auftrag ist zwar nicht entschlüsselt, aber vorstellbar. Und philosophische Gedanken gingen mir tatsächlich durch den Kopf. Wozu bin ich auf der Welt? Um meiner selber Willen… welche Früchte unser Leben hinterlässt, werden wir zwar letztlich nicht erfahren, wir haben aber gute Gründe, unseren Willen nicht als sinnlos zu empfinden. Auch wenn wir in uns Egoismus und Notlügen entdecken..,

Früher habe ich pathetische Formulierungen generell vermieden. Heute entscheide ich darüber von Fall zu Fall.
 
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Interessanter Punkt, hatte ich nicht im Kopf. Dabei hab ich keine Ahnung, was die Zeile meinen könnte. Meine Tendenz war, dass die Zeile gut klingt und das reicht.
Genau so erging es mir auch! Die Zeile eroberte mich blitzschnell wie der Gang einer schönen Frau;) Erst später prüfte ich sie auf Herz und Nieren… ähm die Zeile.

Deine Logik zu unbewusst/aktiv kann ich nachvollziehen und oft stör ich mich auch an so sprachlichen Nuancen. Hier find ich es aber sogar interessant so wie ist.
Das freut mich sehr, lieber @hobz biz-zejt ! Ist es nicht das Mehrdeutige, was uns in Filmen oder Songs fasziniert. Denn mE liegt in ALLEM Mehrdeutigkeit!, was unsere praktischer Verstand aber ständig vertuschen will ;)
Hab gerade "wir sind geboren um zu leben" im Kopf und kann echt nicht sagen, ob das extremst tiefsinnig ist oder Flachheit pur.
Sehe ich auch so! Einerseits ist "wir sind geboren um zu leben" abgedroschen - aber wenn man (mit etwas Geduld) das eigene Leben so betitelt, wird es spannend und spannender…
 
Wie erklärst du dir Flaute im Forum?

Hoppla, das kam wohl per EDIT später. Eben erst entdeckt.

Das Lyrik-Sub war immer schon eine Nische und die Stammgäste selten mehr als eine Handvoll.


Tatsächlich wurden in diesem Jahr nachweislich schon deutlich mehr neue Texte gepostet als im gleichen Zeitraum 2021.

Viele der aktuellen Texte sind allerdings von dir selbst. Diese veränderte Perspektive vom "Kommentator" zum "Threadstarter" verändert mutmaßlich auch den Blick auf die Boardaktivität.

Generell werden viele neue Werke aktuell von erfahrenen, versierten Autoren veröffentlicht und auch kommentiert (außer dir z.B. auch Teestunde, x-riff...). Das erklärt auch meine eigene Zurückhaltung in diesem Sub. Ich beschränke mich meist auf Starthilfe, auf grobe Schnitzer von Anfängern. Für tiefergehende Detaildiskussionen fehlt mir die Zeit, vermutlich auch das handwerkliche Fundament und vielleicht sogar der Intellekt. Ich schnuppere gelegentlich in die ersten Zeilen und denke: "Naja, der/die kann's halt erwartungsgemäß, was soll ich groß dazu sagen?"

Ich kann mir vorstellen, dass es auch anderen so ergeht.

----------------------------------------

Topic – um überflüssigerweise nochmal auf selbst vs selber zurückzukommen.:

Ich habe mittlerweile die Erkenntniss gewonnen, dass gar nicht das selber selber mir aufgefallen ist. Ich verwende wahrscheinlich selber selber viel häufiger, als es mir selber bewusst ist.:)

Es ist dieser alltagssprachliche Begriff inmitten einer orthografisch vollendeten Zeile inklusive Zirkumposition und Genitiv.

Dadurch wirkt dieser Begriff auf eigentümliche Weise "trotzig" in seiner adligen Gesellschaft. Das hat meine Aufmerksamkeit erregt – was prinzipiell ja nicht's Schlechtes ist.

...
 
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Ansonsten: Wie erklärst du dir Flaute im Forum? Kaum neue Texte, kaum Reaktionen…
Da kann ich sagen, dass es - siehe @antipasti - schon etliche neue Texte gibt.
Ich richte mich da ganz nach meinen Zeitfenstern und da stehen gerade eher musikalische Umsetzungen an, und da ich da alles alleine mache und experimentierfreudig wie detailverliebt bin, bleibt dann da recht wenig. Da schaue ich auch zuerst unter den neuen Anwärter*innen und der Rest meiner Aufmerksamkeit strömt so ziemlich frei in der Gegend rum.

Ich bekomme schon mit, dass Du in einer extrem produktiven Phase bist und das finde ich ausgesprochen gut. Auch mit Deinen mehrkanäligen Ansätzen, von Philosophie über Sprache und Texte und Beobachtungen etc., kann ich was anfangen - da das aber sehr umfassend daher kommt, ist das für mich nix, um mal eben was reinzuschmeißen ...
Bei Deinen Texten geht es mir so, dass ich die gut finde, aber die wenigsten Texte etwas in mir auslösen. Kommt mir so vor als seien wir auf unterschiedlichen Ebenen unterwegs. Es triggert mich sozusagen wenig - und deswegen überkommt es mich sozusagen nicht, hierzu etwas zu sagen. Ist auch nicht so, dass mich das kalt lassen würde - es befindet sich irgendwie in so einer Art Zwischenbereich. Und da Deine Texte sich sprachlich eh auf einem hohen Niveau befinden, gibt es da auch wenig, was ich beisteuern könnte.

Ich kam zur Welt um meiner selber will’n
Das ist so eine Stelle, die etwas bei mir antriggert.
Das hat damit zu tun, dass ich noch den Spruch meiner Oma meiner Mutter gegenüber gehört habe, dass sie diese ja zur Welt gebracht hat - was wohl ein Grund zu ewiger Dankbarkeit sein sollte bzw. die Erwartung von Dienstbarkeiten fundieren sollte. Dieser Spruch weckte in mir sofort Widerspruch: Ein Kind bittet nicht, auf die Welt zu kommen - es wird ja gar nicht gefragt. Es sind immer die Eltern, die ein Kind wollen - und dafür sollten sie keine Dankbarkeit erwarten. Das ist der eine Teil.
Der andere ist, dass natürlich ohne die Eltern auch die Kinder nicht sind. Woraus dann schon die Grundlage der eigenen Existenz außerhalb von einem selbst liegt. Das hat für mich eher spirituellen Charakter. Sehr nah war mir immer der Ausspruch der Existenzialphilosophen, dass man in die Welt geschmissen wird.
Der dritte Teil ist dann eine spirituelle Ansicht, dass sich die Kinder ihre Eltern aussuchen. Wenn ich das richtig mitbekommen habe, hat das einen Bezug zur Theorie der Wiedergeburten und einer Seele, die durch viele Körper wandert.

All das wird angetriggert, ohne dass es ausgesprochen wird. Es hat auch wenig Relevanz für Deinen Text - außer dass die Frage auftaucht, was die Aussage überhaupt aussagen soll. "Ich kam zur Welt um meiner selber willen." sagt eigentlich nichts aus. Außer, dass offensichtlich die Eltern nicht als die motivierende Ursache auftreten bzw. wenn, dann nur, dass sie ausfüllendes Organ des Willens eines Ungeborenen sind, was schon sehr spirituell ist, wenn man tiefer bohrt. Letztlich deute ich es als Generaldeutung des LI gegenüber der Welt: es geht um meinen Willen in dieser Welt. Was ich vollkommen in Ordnung finde, neben dem Umstand, dass es aus meiner Sicht die einzig sinnvolle Haltung gegenüber sich und der Welt ist.
Denn es hat erst mal gar nichts mit einem übergebührlichen Egoismus oder einer Egozentrik oder einem Willen zu tun, der sich auf Kosten anderer auslebt. Das ist damit alles gar nicht gesagt. Es hat aus meiner Sicht damit zu tun, dass in erster Linie jede/r selbst für sich verantwortlich ist - und das ist gut.
Nichtsdestotrotz unterschlägt es generell die Sozialbezogenheit des Menschen. Keine/r steht für sich in der Welt - gerade nicht, wenn er oder sie zur Welt kommt oder aufwächst. Das geschieht immer in Gesellschaft, zumeist in der Familie. Den oft behaupteten "einzelnen Menschen" mit einem "autarken, das heißt unbeeinflussbaren oder unbeeinflussten Willen" gibt es faktisch nicht - er bleibt immer eine Abstraktion bestimmter philosophischer Richtungen, die der Realität nicht standhalten. Der Mensch als Mensch ist ein soziales Wesen.
Weshalb dann doch der Satz "Ich kam zur Welt um meiner selber willen." eigentümlich verkürzt und verquer erscheint - und gerade dadurch aber zur Provokation und zum Triggern geeignet ist.

Noch mal sprachlich: Aus meinem Gefühl heraus würde es bei mir immer "um meiner selbst willen" heißen. Wahrscheinlich würde mir auch irgendeine Begründung einfallen, es ist aber eher mein Sprachgefühl, das mir das sagt.

Herzliche Grüße

x-Riff
 
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;)Herzlichen Dank lieber @x-Riff für deinen so ausführlichen wie auch interessanten Kommentar.
Da schaue ich auch zuerst unter den neuen Anwärter*innen
Meinst mit „neu“ neue Namen im Texterforum oder die neuesten Beiträge? Ich lese hier jeden neuen Beitrag und interessiere mich für das Gelungene genauso wie für das scheinbar noch Unreife. Beides kann ja produktive Assoziationen auslösen.
Da kann ich sagen, dass es - siehe @antipasti - schon etliche neue Texte gibt.
Stimmt. Aber was ist mir der Zahl der beteiligten Autoren? Sie scheint momentan zu sinken. Spiegelt das den Zustand einer rastlosen Welt oder ist das eher Zufall? Oder lädt ein bunte Vielfalt der beteiligten Autoren die anderem eher ein?

Ich bekomme schon mit, dass Du in einer extrem produktiven Phase bist
Nein, das täuscht etwas. Ich schreibe sowieso täglich Texte. Aber momentan gibt es weniger abgesicherte Projekte, Einerseits spiegelt das recht heftig die Situation im Live-Betrieb, andererseits erhöht diese Flaute die Möglichkeit, projektungebundener zu experimentieren.

Und da Deine Texte sich sprachlich eh auf einem hohen Niveau befinden, gibt es da auch wenig, was ich beisteuern könnte.
Natürlich freue ich mich über freundliche Worte, aber glaube mir, dass ich wie alle anderen hier immer sehr unsicher auf „senden“ drücke. :) Nur ist meine Freude am Experimentieren ein klein wenig größer als meine ewige Furcht vor dem Scheitern.;)

Bei Deinen Texten geht es mir so, dass ich die gut finde, aber die wenigsten Texte etwas in mir auslösen.
Eben! Das ist das Risiko von Experimenten. Im besten Falle schafft man etwas ungewöhnliches, was aber naturgemäß Zeit braucht, um angenommen zu werden, Im schlechtesten Falle hat man sich im Handwerk gerade zu sehr verbissen. Und dann kommt natürlich die Gestimmtheit der jeweiligen Kritiker dazu ;)

Und da Deine Texte sich sprachlich eh auf einem hohen Niveau befinden, gibt es da auch wenig, was ich beisteuern könnte.
Das ist ein sehr interessanter Punkt, den ich in vielen Foren beobachte. Autor*Innen, die um Änderungsvorschläge bitten, erzeugen mehr Resonanz. - ABER: Je tiefer ich in das Schreiben eindringe, umso mehr „Fehler“ können aus meiner Sicht durchaus ein reizvoller Hingucker sein (wie zum Beispiel das „selber“ in meinen Titel). Aus diesem Grunde mache ich immer seltener Gegenvorschläge. Komisch, nicht? ;)
Dieser Spruch weckte in mir sofort Widerspruch: Ein Kind bittet nicht, auf die Welt zu kommen - es wird ja gar nicht gefragt. Es sind immer die Eltern, die ein Kind wollen - und dafür sollten sie keine Dankbarkeit erwarten. Das ist der eine Teil.
Ja, auch ich hatte als Kind mit meiner Mutter zu ringen, die mein Dasein als eine Verpflichtung verkaufen wollte. Aber diese angebliche Verpflichtung lastet letztlich auf allen Partnerschaften. Besonders auf der „selbstlosen „Liebe, die sich selber immer freigiebig und den Partner schnell pauschal egoistisch nennt. DAS ist mein Thema. Wenn dich das (wie auch immer) reizt, dann triggert dich schon das Wesentliche am Song. Denn wie kann man den Partner versprechen, ihm jeden Wunsch zu erfüllen, wenn man sich selber verpflichtet ist?!?
 
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Viele der aktuellen Texte sind allerdings von dir selbst. Diese veränderte Perspektive vom "Kommentator" zum "Threadstarter" verändert mutmaßlich auch den Blick auf die Boardaktivität.
Ein sehr interessanter Gedanke!! So wird das wohl sein! 🙏 @antipasti
Ich schnuppere gelegentlich in die ersten Zeilen und denke: "Naja, der/die kann's halt erwartungsgemäß, was soll ich groß dazu sagen?"
Ja, das hat etwas. Siehe meine Gedanken weiter oben!
Es ist dieser alltagssprachliche Begriff inmitten einer orthografisch vollendeten Zeile inklusive Zirkumposition und Genitiv.

Dadurch wirkt dieser Begriff auf eigentümliche Weise "trotzig" in seiner adligen Gesellschaft. Das hat meine Aufmerksamkeit erregt – was prinzipiell ja nicht's Schlechtes ist
Wunderbar! Genau das war meine hintergründige Absicht! 🙏🙏
 
Sie scheint momentan zu sinken.

Das sind saisonale Schwankungen, die sich in allen Boardbereichen alljährlich beobachten lassen. Dominiert wird das Sub von den Big 5, aber je nach Wetterlage, Ferienzeit etc gesellen sich phasenweise Neulinge oder Gelegenheitsgäste aus anderen Subs hinzu, die aber selten zu Stammgästen werden.

Genau das war meine hintergründige Absicht!

Hätt' ich jetzt auch gesagt :p

...
 
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Denn wie kann man den Partner versprechen, ihm jeden Wunsch zu erfüllen, wenn man sich selber verpflichtet ist?!?
Dieses Versprechen ist eh eine Lüge, in keiner Weise ein ernsthaft und niemals verlässlich.
Das hat nichts damit zu tun, dass der Wunsch danach ernsthaft sein kann und im Überschwang der Gefühle genau auch so gesagt und gemeint werden kann - genau so wie man ernsthaft sagen kann "Ich lass Dich nie wieder los.", ohne dass man das Realität werden soll.

Wenn man sich ernsthaft selbst verpflichtet ist, bezieht das auch eine Beziehung ein. Das einzige Versprechen, das man geben kann, ist, man selbst werden zu wollen und ehrlich zu sein.
Ich habe die Stelle in Deinem Text "Ich werde dir jeden Wunsch erfülln" sowieso als zum LI selbst gerichtet gedeutet - für mich ist es ein Monolog.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Das sind saisonale Schwankungen, die sich in allen Boardbereichen alljährlich beobachten lassen. Dominiert wird das Sub von den Big 5, aber je nach Wetterlage, Ferienzeit etc gesellen sich phasenweise Neulinge hinzu, die aber selten zu Stammgästen werden.
Sehe ich auch so - bzw. Corona. Einige gehen vermehrt ins homerecording oder vertiefen sich in Musik oder Texte, die meisten Bands aber liegen brach und das trifft auch viele Musiker*innen - ist jedenfalls meine Wahrnehmung.
 
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Ich habe die Stelle in Deinem Text "Ich werde dir jeden Wunsch erfülln" sowieso als zum LI selbst gerichtet gedeutet - für mich ist es ein Monolog.
Oha…:unsure: Aber warum dann nicht gleich: „ich werde MIR jeden Wunsch erfüllen“???
Ironie ist das Gegenteil des eigentlich Gemeinten… Aber ist ja eigentlich egal. Ich staune immer wieder, wie vielfältig ein Text verstanden werden kann.

Danke
 

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