Umbau einer ES175 zur Rockgitarre

  • Ersteller frama78
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Jetzt hast Du meinen Nerv getroffen. Toll. Ich bin echt auf Deinen Eindruck von den GFS gespannt.
 
ich bin erst vor 2 jahren auf die idee mit dem Schellack gekommen, nachdem ich auf einem Flohmarkt eine uralte Gitarre "fast geschenkt" bekommen hab (Bj. 1880-1890). Ich wollte sie restaurieren und hab mich mit einer Gitarrenbauerin kurz geschlossen. Sie meinte, dass damals Gitarren und Geigen eigentlich fast auf die gleiche Art gebaut wurden (Kurzversion). Daher kam das mit dem Schellack.

Ich hab dann recherchiert und zum Probieren einfach ungebleichten "Streichschellack" aus dem Baumarkt gekauft. Dann per Ballen (alte Socke) einfach mal auf der alten Gitarre rumprobiert. War ok, aber zu klebrig. Der Ballen ist dauern kleben geblieben, hat angetrockneten Lack abgerissen und ich hab Fussel von der Socke einpoliert. Also hab ich mit bummsnormalem Brennspiritus verdünnt. Das Ergebnis war echt gut. Es kam eine schöner, gelblicher Farbton raus, der in Verbindung mit der Oberfläche einen schönen used-look ergab. Hat echt Flair und passt zu Gitarren, wenn man sie als "Werkzeug" sieht; ist aber (bei mir) keine perfekte, spiegelglatte (ebene) Oberfläche. Dafür ist der Lack m.Mn nach zu dünn und mir fehlt die Erfahrung/Technik. Wer den Gelbstich nicht will muss sich gelbeichten Schellack kaufen. Steht im selben Regal ;)

Ich hab dann bei ein paar anderen Projekten weitergetüftelt und im Moment bin ich echt zufrieden. Die ersten Durchgänge schmiere ich mit dem Pinsel drauf und schleife dann nach 2-3Tagen mit nassem 400er Schmirgel ganz leicht drüber um die Poren zu füllen bzw. die Pinselstriche zu glätten. Die Wartezeit ist wichtig! Der Lack trocknet zwar innerhalb ein paar Minuten, aber um auszuhärten braucht er länger. Wenn ich geduldiger wäre, würde ich sogar besser 2-3 Wochen(!) empfehlen.

Danach einfach einen wenig fusselnden Baumwollstoff nehmen, Ballen formen und dann gib ihm :)

Ich mische Lack/Brennspiritus so ungefähr 2:1 Pi mal Auge. Als Schleiföl nehme ich ein paar tropfen Behandala vom Ikea. Das müsste ein Leinöl sein; Andere haben anscheinend auch mit Olivenöl Erfolg und Stradivari nahm Pferdesperma.....
Ich nehme das Öl aber erst gegen Ende, wenn´s um die Feinpolitur geht, damit der Ballen besser flutscht und nix kleben bleibt. Im YT gibts da auch viele interessante Videos dazu! Ich würde da aber garnicht so eine große Wissenschaft draus machen. Einfach mal probieren. Ein Fläschchen Lack kostet so um die 9,- und ein Liter Brennspiritus so 2-3.- Das reicht dann ewig.

Ich hab von unserem Hausumbau ein Blöckchen Bimsstein vom Wanddurchbruch im (jetzt ehemaligen) Küchenmixer zermahlen und werde an der Decke mal Bimsmehl zum Porenfüllen versuchen. Wenn es zu grob sein sollte probiere ich mal Gips. Try & Error :)


Nachteil: Der Lack ist empfindlicher gegen "Plektrumschlenzer" und Fingernägel und der Vorgang dauert laaaange. Eine richtig glatte, französische Politur erreiche ich nicht. Ich glaube, dass da schon die Vorarbeiten meinerseits nicht sorgfältig genug waren (wässern, schleifen, wässern, schleifen, wässern....porenfüllen...). Es sieht von nahem Rustikal aus (s.Bilder)

Vorteil: Naturprodukt, Sinkt nicht besonders (man riecht halt den Spiritus), keine Lackierkabine und/oder Kompressor/Sprühpistole nötig, macht (normal) keine Sauerei, Polierballen und Werkzeuge einfach in ein altes verschraubbares Glas und es trocknet nicht aus, zum Reinigen reicht Spiritus und Wasser, hauchdünne Lackierung= Man fühlt das Holz und ich kann mir nicht vorstellen, dass Schwingungen arg gedämpt werden und die Tiefenwirkung der Lackierung ist der Wahnsinn!


Die GFS habe ich jetzt erstmal rustikalisiert und verlötet. Einbauen tu ich sie erst gegen Ende. Mal sehen, ob ich ein Soundsample hin kriege.
 
...und schleife dann nach 2-3Tagen mit nassem 400er Schmirgel ganz leicht drüber um...die Pinselstriche zu glätten...

Hm, was ich mich schon seit langem frage, warum offenbar keiner die Erstschichten mit einer Rolle aufträgt... :gruebel:
 
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sehr gute Frage...

bei mir liegts nur daran, dass ich keine Schaumstoffrolle hier habe:)
Der Lack ist bei mir aber so flüssig, dass die Pinselstiche gut in sich verlaufen; Rollen werfen vielleicht wieder Blasen; bzw sie bleibt kleben. Aber gut; irgendwas ist ja immer ;)

Ürigens: Wandspachtel und Fugenkleber funktioniert tatsächlich SUPER zum Poren füllen!
 
Hm ja, Rollen neigen dazu, Orangenhaut auf der Oberfläche zu bilden, wenn man zu lange rollert. Auch muss natürlich sicher sein, dass der Alkohol nicht den Schaumstoff anlöst.

Ich weiß nicht, aber ich befürchte, ich muss das mal an meinem Stratbody ausprobieren... :gruebel:
 
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So; man muss auch mal loslassen können: Letzte Lackschicht und finale Politur. Jetzt noch ein paar Tage trocknen und durchhärten, dann wird montiert :)

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nebenher habe ich noch meinen Champion 600 umgebaut. Jetzt habe ich schönes 50´s-Equipment .... und eine stinksauere Frau neben mir. Aber da muss SIE durch ;)
 
:great: Schöne Farbe !



TC
 
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neues Trussrodcover. Nachdem Kaffee zum vergilben nicht funktioniert hat musste wieder der Schellack her :D
 
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Soweit so fertig:

optisch bin ich sehr zufrieden. Bespielbarkeit ist auch gut und der trockene Sound passt auch. Hat natürlich nicht viel akustisches durch den Balken unter dem Steg, aber zum Üben im Garten ist es toll!

Es gibt aber ein paar noch verbesserungswürdige Baustellen für die Zukunft:

Das B6C ist für den Steg etwas zu hoch. Die Saiten laufen fast eben von der "Auffädelrolle" zu den Reitern. Das B6 hat ja keine Anpressrolle. Dadurch habe ich die Saitenlage relativ hoch (was aber komischerweise beim Spielen echt nicht stört).

Die Kerben der Reiter (vor allem hohes E) sind zu weit. Beim Benden hört man das mechanische knacken, wenn die Saite etwas "in der Kerbe" hin und her rutscht. Hier sollte ich entweder nachfeilen oder nochmal höher stellen.

Die Belegung der Elektrik ist für mich doch nicht so komfortabel wie erhofft. Ich hätte den Master-Volumen doch lieber da, wo der PU-Selector ist; wobei der da schon gut sitzt. Ein seperates Steg-Volumenpoti wäre sinnvoll gewesen. Der Kondensator am Hals-PU ist mit den .47 zu dunpf. Der Mud-Switch vor de, Herrn. Der .1er am Steg ist besser, dürfte aber wiederrum etwas satter zugreifen. Ich vermute, dass .22 für mich perfekt wären!
Da ich die Kabel sowieso einfach nur reingewurschdelt habe muss ich eh nochmal ran. Der Rest ist ganz cool :)

Die Retrotrons sind gut! Aber ich finde, dass sie wie normale Humbucker klingen. Sie sind recht heiß (so Duncan 59/SH1-Niveau) und haben mehr PAF-Sound als ich gedacht habe. Eher Gary Moore als Brian Setzer!
Definitiv nicht schlecht, aber anders ;)
Wenn ich den Steg-PU splitte gehts mehr in die gewünschte Richtung. Richtig witzig ist der Out of Phase-Switch. Gerade bei Leads kommt dieser "Brian May-Sound" auf Abruf. Eine Mischung aus nasal und holzig. Ich glaube, sowas baue ich in Zukunft öfters mal ein!


Da ich im Moment sehr viel Tele und Strat (Singlecoils) spiele finde ich den Sound generell etwas dunkel und wuchtig für meinen momentanen Geschmack.

Jazz macht die Mama fein (sofern ich sowas spielen wollte ... also könnte :D).

Was wirklich wahnsinnig ist, ist wie schnell Feedbacks kommen. Also es kann echt super sein und singende Leads singen auch wirklich dermaßen gut! Für verzerrte Rythmus-Sounds ist es etwas too much. Ein wenig das Poti zudrehen und siehe da; es klappt. Aber die Gitarre ist halt auch keine Metalaxt!


Alles in Allem bin ich zufrieden, aber es gibt noch etwas Luft nach oben.


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Sehr schön, nur das eingeklemmte Plektrum sieht ziemlich spießig aus. :)
 
uuuhh.... wenn das Pick den größten Kritikpunkt darstellt habe ich alles richtig gemacht :D
Ich klemm die Dinger immer da rein; ist ganz praktisch und erspart die Suche. Außerdem regt sich Frau immer auf, wenn sie auf dem Boden liegen.... und ICH reg mich auf, wenn sie sie wegsaugt ;)


Ach ja: Griffbretter dunkel beizen ist genau so sinnfrei wie Schuchreme. Man hat dreckige Finger und der Geruch von letzterem ist WIDERLICH! Das Einzige, wie man Palisander dunkler bekommt ist regelmäßiges spielen (vor allem live; viel schwitzen) und NICHT putzen.
 
Soweit so fertig .... Alles in Allem bin ich zufrieden, aber es gibt noch etwas Luft nach oben
das war damals schon vorher zu sehen:

Nachdem die Honeymoon-Phase vergangen war kam die Ernüchterung! Die Bespielbarkeit war toll, das Halsprofil und die Dicke sind nach wie vor einTraum, aber der Klang war im Vergleich zu anderen Gitarren doch eher "Pling..." und mir sind Verarbeitungsmängel, bzw unsaubere Verarbeitung (meiner seits!) extrem aufgefallen.

Hier die Kritik im Detail:

- Das Bigsby ist durch die Umlenkrolle zu hoch für den Steg. Die Saiten rutschen bei "normalem" Anschlag aus den Reitern. Man müsste die Brücke höher schrauben, was die Saitenlage wieder verschlechtert. Vermutlich ist der Halswinkel zu flach für dieses Tremolo.

- Die Beize ist durch Reste von Grundierung und/oder Leimstellen an vielen Stellen unschön eingezogen (fleckige Optik)

- Die Schaltung und die Positionen der Regler/Potis/Schalter ist unkomfortabel für mich.


Also auf ein neues:

- Ich habe noch einen Bibsby B7-Nachbau mit Anpressrolle. Dadurch sollte es gehen. Dann kommen zwar ein paar Schrauben in die Decke, aber darauf kommt jetzt auch nimmer an.

-Elektisch werde ich mich bei P90ern umschauen, oder ich laufe mal geschickt an ein paar Filtertrons ran.

- Da die Brücke eh mieserabel und die Intonation auch nicht so genau regelbar ist (leicht falsch gesetzt!) versuche ich eine Archtop-Brücke (die ggf. gepinnt wird).

- Die fleckige Optik gefällt mir gar nicht. Ich werde eine deckende, bzw transparente Nitrolackierung versuchen. Auf Abschleifen habe ich keine Lust mehr :-D

Das B6C und die Elektronik habe ich in eine Epiphone Dot Special gepackt und da gefällt mir alles immernoch sehr gut!
 
ach guck und ich war überrascht das du sie so gut gebeizt bekommen hast und sie so wenig Flecken hat (abgesehen von der Stelle am Cutaway wo du durchgeschliffen hast) Ich finde mit nem anderen Trem sieht man ihr nicht an das sie A mal ne Billo Klampfe war und B selbst Umgebaut wurde. Ich habe sehr großen Respekt vor dir, gerade Schellack ist für mich immernoch ein jaa ich mach das aber gerne? ne.
 
... aber der Klang war im Vergleich zu anderen Gitarren doch eher "Pling..."
-Elektisch werde ich mich bei P90ern umschauen, oder ich laufe mal geschickt an ein paar Filtertrons ran.
Ich liebe P90, aber wenn dir der Ton jetzt schon nicht satt genug ist würde ich vielleicht gleich nach Filtertrons Ausschau halten.

Außerdem ist das ein tolles Projekt, was ich durchs hochschieben jetzt mitbekomme
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Danke für die Blumen. Man lernt mit der Zeit eben auch dazu :)

Naja; Schellack ist relativ zeitintensiv, aber eigentlich ganz einfach zu verarbeiten, zumindest, wenn man gegen Ende genug Polieröl nimmt.

Allerdings bin ich seit meinem Les Paul finishing ( https://www.musiker-board.de/threads/dokumentation-les-paul-bausatz-trudy.592557/ ) ziemlich von Nitrolackierung per Pistole begeistert. Das geht im Endeffekt schneller und bedarf weniger penibler Vorarbeit, da die Grundierung schon vieles Glattbügelt.

Ich tendiere aber jetzt zu einem Metallic, bzw Sparke-Finish. (Laubfrosch/Giftgrün, Lila,....oder sowas)


Zur Elektronik:

Haben Filtertrons nicht einen so minimalen Output?

Wäre es nicht so ein gefummel, würde ich die GFS-Retrotons später nochmal in "Rocky" testen ... Aber ich glaube, das machen meine Nerven nicht nochmal mit :D

Ich schaue jetzt erst mal, dass ich die Optik gerade gebogen bekomme und dann eins nach dem Anderen ....
 
So und weiter im Text:

Ich will ja die schlecht positionierte "Nashville"-Brücke gegen einen Archtop-Steg austauschen. Ich hoffe, das passt nachher von der Höhe. Falls nicht muss ich die Einschlagbuchsen neu positionieren.

Frisch verdübelt ist halb gewonnen :D
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Den Halsfuß ergonomischer zu formen war von der Idee her eingetlich nicht schlecht, aber gut gemacht wars nicht. Also Nacharbeiten. Erst das Grobe, dann das weniger grobe (Stand aktuell). Feinarbeit kommt am
Wochenende dran


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Gestatten, das Knallbonbon :D

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