Uralte Konzertgitarre "Arthur John"

noch was zur Alterbestimmung
Die Schriftart auf dem Etikett: vor dem Krieg wurde häufig noch "Sütterlin"-Druckschrift verwendet.
Dann könnte das J evtl. ein S sein.
 
Soweit man das auf dem Etikett erkennen kann, scheint es sich um normale Druckbuchstaben zu handeln:

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Greetz :)
 
noch was zur Alterbestimmung
Die Schriftart auf dem Etikett: vor dem Krieg wurde häufig noch "Sütterlin"-Druckschrift verwendet.
Dann könnte das J evtl. ein S sein.

Sorry, DAS wäre nicht Sütterlin, sondern Fraktur ... ;)

(guckst Du Wikipedia oder Google)
 
Ich habe eine Reclam-Sammlung (285 Bücher) mit teils sehr alten dazwischen - das älteste ist von 1881 - bis ca. 1940 wurde die Fraktur-Schrift verwendet und da ich meine ganzen Bücher auch lese (und daher inzwischen Fraktur genauso flüssig lese, wie die lateinische Schrift), behaupte ich mal, dass ich sowas unterscheiden kann. Das ist sehr sicher ein J, zumal die Schrift eben keine Fraktur ist. :D
Davon mal abgesehen, dass nur das kleine s (bzw. eine Art davon - die andere sieht "nromal" aus) einem f sehr ähnlich sieht, das große S würde man eher mit einem G verwechseln. (EDIT: Beispiel für das S bei "Schwanen" und G bei Gaststätte: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Gastaette-01.jpg&filetimestamp=20060221180253 )
Ich hatte bei der Fotosession leider vergessen, auch den Zettel im Inneren zu fotographieren.
Aber OK, da ich jetzt gerade sowieso nichts zu tun habe, blitze ich mal kurz rein....


EDIT: http://www.banjofactory.com/Guitar History.htm
Hier auch zwei Gitarren aus der Zeit (die beiden oberen aus den Abgeboten) - definitiv keine Stahlsaiten, definitiv Metallwellen, definitiv Bridge Pins. Die zweite sieht meiner Arthur John erschreckend ähnlich (Aber Binding und Rosette fehlen und die Brücke ist *etwas* anders).
 

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Zuletzt bearbeitet:
Um nochmal das Streittheme anzufachen:
Ich habe vor wenigen Tagen mal die Laute meiner Oma gesehen - ihre Brücke sag der meiner Arthur John garnicht unähnlich (auch Bridge-Pins - und die Bauzeit stimmt auch ungefähr) - und die war definitiv früher mit Darm-Saiten bestückt. :rolleyes:
 
Hi Jiko
Du suchst Streit??? - ok Dein Wille geschehe.....:D

Ich denke, das Deine John mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine Konzertgitarre ist.
Ich würde sie eher in die Kategorie Parlor einordnen.
Die Gitarre ist zu klein, Klassikgitarren haben keine Orientierungspunkte auf dem Griffbrett,
die Stegeinlage ist zu schmal. Abgesehen davon haben Konzertgitarren Knüpfstege.

Abwegig ist allerdings Deine" Darmsaiten-Theorie" nicht. Nylons gab es erst nach dem Krieg.
(1945 von Albert Augustine auf den Markt gebracht)
Sollte die John vor, bzw. kurz nach dem WW2 gebaut worden sein, wäre es durchaus denkbar, daß da mal Därme drauf waren. Dürfte kein Problem gewesen sein, man mußte ja nur die Schlaufen über den Pin ziehen und einstecken.

..wobei natürlich wieder die schmale Stegeinlage dagegen spricht, die hätte da wie eine Messerschneide gewirkt......;)
 
..wobei natürlich wieder die schmale Stegeinlage dagegen spricht, die hätte da wie eine Messerschneide gewirkt......;)

Korrektur: Nicht vorhandene Stegeinlage. Der vordere Teil vom Holz ist die Auflage.
Außerdem sieht sie einigen von denen wirklich verdammt ähnlich und die haben fast allesamt keine "Knüpfstege":
http://www.earlyromanticguitar.com/erg/components.htm
Die Größe lässt sich damit erklären, dass es einfach eine klassische Gitarre ist, die noch nicht nach der heutzutage üblichen spanischen Bauweise gebaut wurde. Die Arthur John scheint ja um 1920 gebaut worden zu sein und das war erst die Zeit, als sich die spanische Bauweise langsam durchgesetzt hat.
 
Außerdem sieht sie einigen von denen wirklich verdammt ähnlich und die haben fast allesamt keine "Knüpfstege":
http://www.earlyromanticguitar.com/erg/components.htm
Die Größe lässt sich damit erklären, dass es einfach eine klassische Gitarre ist, die noch nicht nach der heutzutage üblichen spanischen Bauweise gebaut wurde. Die Arthur John scheint ja um 1920 gebaut worden zu sein und das war erst die Zeit, als sich die spanische Bauweise langsam durchgesetzt hat.

..steht aber nirgends, daß das Konzertgitarren wären;)
Ich les immer nur "romantic"
Die heute noch übliche Bauweise für Klassikgitarren hat Antonio de Torres bereits 1852 eingeführt.
 
You will see bridge pins on steel-string guitars, but they are very different, designed for ball-ended strings. The steel-string guitar bridge pin has a hole to thread the string through. The 19th century guitar bridge pin is a tapered wooden peg that holds the strings in place with friction by tying a knot in the string. Never put steel strings on a classical guitar; bridge pins do not indicate whether the guitar is steel or nylon strung. Later guitars toward the mid 19th century used tie holes to secure the strings, which is most commonly employed today for classical guitars.

Und die heute übliche Bauweise gab es durchaus schon zu dieser Zeit, aber die Einführung der heutzutage bekannten Form heißt ja nicht, dass schlagartig nurnoch diese verwendet wurde. Bis sie sich richtig durchgesetzt hat, hat es mit Sicherheit auch gedauert. Das sind schlicht und einfach zwei total verschiedene Bauarten.

Auch interessant (Torres wird auch erwähnt):
The standard modern classical guitar scale is 650mm distance from nut to bridge. Some modern guitars are even 660mm scale, which was thought to improve volume and projection, but at the expense of playability. The scale length of early romantic guitars was typically shorter, 635 being perhaps the most common, but scale varies widely between 596-650, with most being 620-635mm. Staufer used 4 main string lengths, 640mm, 625mm, 607mm and 596mm. Virtually all Legnani style instruments by Viennese makers use either the 607 or 596mm scales, and Panormo around 630-635. Scale varied by maker, by country, and according to the original customer's hand size.

Surprisingly, the modern 650mm scale was a very common scale for French romantic guitars, but not for Spanish guitars. The body of French guitars is rather small, but the bridge is very low in the table, which gives a greater string scale and gives a characteristic sound for Paris or Mirecourt guitars. (From Francoise Sinier). Baroque guitars had similar construction, so it is not surprising to find early 19th century guitars with bridges toward the end. Also, Baroque guitars used typically 650 scale, so some early guitars were also 650. Some Baroque guitars were even longer, 660-670mm. Over time this was shortened, but by Torres' day, 650 had become the standard again.
 
Was hast Du gegen Parlor-Gitarren?:)
 
Hallo Jiko,
ich kann dir wohl ein bißchen weiter helfen was Arthur John betrifft. Habe selbst einige Gitarren und bin durch Zufall auf deine Beschreibung der Gitarre gestoßen.
Arthur John war eigentlich Geigenbauer und Experte für alte Geigen. Er war ein Onkel meines Vaters, der in Hamburg aufgewachen ist.
Seine Geschäft und die Werkstatt hatte er ganz in der Nähe des Bahnhofs Hamburg Sternschanze. Seine Geigen hat er in den 1920er Jahren bis nach Amerika verkauft.
In den 1930er Jahren wurde er zu einem Termin zum Schätzen einer Guarneri Geige-gerufen und kam nicht wieder.
Tage später fand man seine Leiche bei "Teufelsbrück" in der Elbe.
Es hat mich gerfreut zu hören, daß noch Instrumente von Ihm existieren.

Gruß Michael
 
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Willkommen im Board!

Danke für diese Info :great:
 
Da war ich 2015 irgendwie nicht zur richtigen Zeit hier im Board und hatte den Beitrag leider gänzlich überlesen. Trotz des einzigen Beitrags: Großen Dank im Nachhinein!

Eigentlich habe ich diesen uralten Thread wieder ausgegraben, weil ich selbst gerade wieder forschen war. Wenn ich nach den Daten auf dem Zettel in der Gitarre eingebe, finde ich zwar nicht viel mehr als diesen Thread in Google, aber ich habe dann einfach mal die Adresse eingegeben und siehe da: http://www.hamburg-bildarchiv.de/XBA2189.jpg

Die Schanzenstraße 101 und 103 in Hamburg im Jahre 1917. Eigentlich ist das Motiv das Hotel Tiede, aber rechts daneben steht tatsächlich "Arthur John Musikwaren". Leider ist das auch das einzige Bild, das ich hier finde, aber zumindest unterstützt das zusammen mit der Information von Michael die zeitliche Einschätzung, dass diese Gitarre um 1920 gebaut worden sein dürfte.

(Ansicht von Google Earth heute - Spielhalle: https://earth.google.com/web/search...1sV5SNAIhoKFktTMkpvUnNTYUVSRmd3RVlJendwUEEQAg )


Ich habe mich auch mit der Gitarrenbauweise etwas beschäftigt. Das ist in der Tat von der Bauweise her der "Vorgänger" der spanischen Bauweise der klassischen Gitarre. Der Übergang ist eben nicht auf einen Schlag geschehen, sondern diese sind noch eine gute Weile parallel gebaut worden, bis sich die "Spanische Gitarre" komplett durchgesetzt hatte. Hierzu dieser Teil eines sehr interessanten Videos zur Evolution der Gitarre mit einer Beuweise, die in diese Richtung geht:



Bilder dieser Gitarre habe ich 2019 noch ein paar angefertigt und diese liegen natürlich im Bilder-Thread für die akustischen Gitarren: https://www.musiker-board.de/threads/bilder-von-euren-akustikgitarren.319201/page-63#post-8887584
 
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Mich würde ja mal die Mensurlänge und Sattelbreite interessieren. So schön ich so alte Gitarren auch finde, meistens ist die Sattelbreite zu schmal für meine breiten Finger.
Für einen darmsaitenähnlichen Klang würde ich Aquila Ambra 800 in low tension empfehlen. Halten länger als Darmsaiten und lassen sich besser stimmen.
 
Ja, die Sattelbreite ist schon schmal. Ca. 43,5mm. Mensur liegt bei ca. 615mm, hier also grob im Bereich einer 7/8-Konzertgitarre der modernen Bauweise. Saiten verwende ich aktuell Augustine Black Low Tension. Habe da keinen Vergleich zu Darmsaiten, bin aber weitestgehend zufrieden mit denen.
 
Hallo , Das mit " Arthur John " scheint ja zu stimmen. Habe in einem alten Gitarrenkoffer mit Geige auch den Namen mit Anschrift stehen. Schön zu wissen von wem und wann die Geige stammt.
 

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    Bild Geigenkoffer.jpg
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Es sollte schon klar sein, dass Arthur John solche Gitarren nicht selbst gebaut hat, das deutet schon seine Ladenaufschrift "Musikwaren" an! Ein Blick in ein Hamburger Adressbuch von 1930 sagt auch, dass er Geigenbauer war

Adressbuch 1930.png


und der Telefonbucheintrag aus demselben Jahr spricht von Geigenbau und einem Pianolager!

Telefonbuch 1930.png


Pianos hat er sicher auch nicht selbst gebaut, sondern nur verkauft. Höchstens Geigen dürfte er gebaut haben, aber auch nur die teureren Modelle. Für die damals günstigeren Modelle gab es schon lange eine Massenherstellung im Vogtland, von wo aus die ganze Welt mit Hunderttausenden Musikinstrumenten im Jahr beliefert wurde. Die dortigen Hersteller belieferten auch einheimische Musikhäuser, die ihre eigenen Zettel in die Instrumente klebten - oder kleben liessen, mit Instrumenten in häufig guter Qualität. Hier ein Beispiel für eine solche Gitarre, wo auch die Maße ähneln: https://www.siccasguitars.de/shop/guitar/anonym-gitarre-1910/
Das Stichwort dürfte Wiener Modell sein, ein Experte für solche Instrumente ist Christof Hanusch, der vielleicht mehr dazu sagen könnnte und sich eventuell auch über ein paar Fotos freuen würde.
 
Höchstens Geigen dürfte er gebaut haben
Das war doch schon geklärt …
ich kann dir wohl ein bißchen weiter helfen was Arthur John betrifft. Habe selbst einige Gitarren und bin durch Zufall auf deine Beschreibung der Gitarre gestoßen.
Arthur John war eigentlich Geigenbauer und Experte für alte Geigen. Er war ein Onkel meines Vaters, der in Hamburg aufgewachen ist.
Seine Geschäft und die Werkstatt hatte er ganz in der Nähe des Bahnhofs Hamburg Sternschanze. Seine Geigen hat er in den 1920er Jahren bis nach Amerika verkauft.

;)
 

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