Hallo antipasti,
Da bin ich nicht ganz der Ansicht von Katachi. <br />
Userin Shana hat da doch mal einen schönen Vergleich formuliert: Der Unterschied zwischen Singen lernen und ein Instrument lernen, ist.: Beim Singen musst Du Dein eigenes Instrument erst noch bauen (oder so ähnlich). <br />
Ein Klavier muss ebenfalls erst gebaut werden. Ebenso wie jedes andere Instrument. Und auch da kommt es auf die Konstitution, Körperbau (Akustikgitarre bspw) etc. an. Und wenn
du jetzt eine Gitarre bauen solltest, ohne Grundkenntnisse, na dann bin ich mir sicher dass auch die erstmal nicht so gut klingt und erst nach geraumer Zeit, nach dem Erlernen der Grundkenntnisse des Gitarrenbaus und der dazugehörigen Schleif, Leimen und Bautechniken wirst du eine Gitarre bauen können die gut klingt (nachdem du zuvor wahrscheinlich schon einige Gitarren gebaut haben musst).
Der Kauf einer Gitarre gehört nicht wirklich zum Instrument lernen dazu. Es ist einfach nur der pure Vorteil, dass das jemand für einen macht. Aber versuch es mal selber zu machen...ohne Gitarrenbauunterricht (und dann im Wettbewerb mit jemandem der unterrichtet wird...jede wette er baut schneller eine wohlklingendere Gitarre)!

Also ich könnte es ohne Unterricht nicht.
Ein gut klingendes Klavier kann ich mir kaufen oder auch eine Trompete, wenn ich den Sound lieber mag.
Aber auch die klingen nach langem Nicht-Gebrauch nicht mehr gut und du musst nachstimmen (oder auch bei viel gebrauch). Und auch die klingen nicht gut, wenn man sie nicht spielen kann. Ist doch mit der Stimme nichts anderes.
Bei der Stimme geht das nicht so einfach. Das Rohmaterial und auch der Klang sind nicht frei wählbar - es ist Dein Körper und der ist nun mal nicht bei jedem Menschen gleich . Es lässt sich zwar "bearbeiten" und aufch trainieren, aber nicht völlig austauschen.
Das Rohmaterial kann man sich zwar nicht aussuchen und austauschen kann man die Stimme auch nicht, aber das soll man ja auch gar nicht. Das Argument hinkt finde ich, denn beim Singen geht es ja um die Individualität des Instruments, sprcih der Stimme, bei einem Instrument ist man an den Klang des Instruments gebunden und der Künstler hat nur begrenzt die Möglichkeit diesen zu verändern. Dafür brauch er dann zusatzmaterial (modelierer etc.), bei der Stimme geht das ohne Probleme und ohne zusätzliches SchnickSchnack. Man kann viel mehr Klangvariationen erzeugen als mit einem herkömmlichen Instrument (wenn wir mal die digitalen Sachen raus lassen). Ich finde du siehst die Stimme aus einem zu pragmatischen Blickwinkel.
Anders: wenn mir der Klang meines Klaviers nicht gefällt, kann ich mir ein besseres kaufen.
Dadurch wird das was dabei raus kommt aber nicht besser, nur anders klingend.
Eine andere Stimme oder andere Stimmbänder gibt es aber nicht im Laden. Ich muss mit dem "Sound" und den Grenzen klarkommen, den mir die Natur gegeben hat.
Ist das was gutes oder was schlechtes ist jetzt die Frage? Desweiteren kann man die Grenzen die man im Anfangszustand besitzt immens ausweiten. Das ist der Vorteil von lebendem organischen Gewebe.

Man kann die Muskulatur ausprägen, die Materialien sind von Natur aus extrem hochwertig, flexibel und widerstandsfähig und erlauben bei guter Pflege und Ausbildung ein Klangbild dass einzigartig ist. Und das zum Nulltarif! Wow.
Diese Vorraussetzungen hat auch eigentlich jeder Mensch (rein physiologisch und anatomisch) und von daher ist auch jeder befähigt dies zu nutzen und deswegen kann auch jeder theoretisch singen.
Das von dem du sprichst ist nicht die technische Grenze wie du meinst, sondern im Gegenteil, die Grenze wird oftmals durch den Künstler gesetzt. Singen ist zum Großteil eine geistige Angelegenheit und dort scheitern die meisten Menschen und nicht daran, dass sie nicht die nötigen körperlichen (und somit technischen) vorraussetzungen haben (können).
Viele sind zu faul sich 15-30 minuten richtig einzusingen, viele haben keine lust übungen zu widerholen etc. pp. Das sind alles geistige Hürden, die oftmals aber die Ausbildung einer guten, schönen und starken Stimme verhindern.
Ich sehe es an mir, wenn ich viel Arbeit habe und einfach nicht zum Singen komme und dies über mehrere Tage, dann merk ich das ich mich länger einsingen muss oder meine Stimme manche Töne nicht mehr mühelos schafft und erst nach 2-3 Tagen ich wider voll aufm Dampfer bin. Das gleiche erfahre ich bei meiner Gitarre wenn ich sie nicht pflege oder nicht stimme. Ratz fatz autsch.
Auch dass man sich nicht traut, bestimmte Gefühle oder Zustände in denen man sich befindet so rauszulassen wie man möchte, ist eine große geistige Hürde. Einfach die Leidenschaft und Obsession "raus zu lassen" wie man es gern würde. Das habe ich im übrigen auch noch des öfteren. Ich übe es einfach zu wenig, ich bin geistig in diesen Momenten noch nicht so weit mich da zu öffnen. Aber es ist eine Übungssache und ein Prozess. Wenn der Knoten platzt ist das super, aber von alleine kommt das natürlich nicht. Das ist aber meine persönliche Grenze die ich mir setze, meine Stimme könnte das sicherlich. Ein Gesangslehrer kann einem dabei den nötigen Support geben, den man selber nie selber sich geben könnte. Gerade in der Aufbauphase. Auch der andere Blickwinkel (den man selber auch nie haben kann) den man dadurch erfährt. Das sind Dinge die rein zwischenmenschlich passieren.
Natürlich kann man das genauso mit einem Kumpel oder Freund haben, aber das ist ja dann auch nichts anderes als Gesangsunterricht. Nur ohne Geld zu bezahlen.
Unterricht kann nie falsch sein finde ich. Aber ok, da muss natürlich auch jeder seine eigene Meinung zu haben und ich stimme dir zu dass er am besten das machen soll wozu er Lust hat. Ich glaube da sind sich alle einig.