Hallo,
...interessante Fragestellung... Im abgebildeten Falle würde ich vermutlich auch eher auf eine Nahmikrofonierung setzen, da das Harmonium ziemlich "unsymmetrisch" zu den Wänden steht und sich möglicherweise die Ecke ganz schön bemerkbar machen kann.
Grundsätzlich: Erlaubt ist, was gefällt
Davon abgesehen haben wir in der Fragestellung drei unterschiedliche Abnahmesysteme: Laufzeitstereofonie (AB), Intensitätsstereofonie (XY) und Äquivalenzstereofonie (NOS, EBS, DIN) mit ihren individuellen Vor- und Nachteilen.
Ich verlinke mal auf eine sehr gute Darstellung bei Herrn Sengpiel:
KLICK
NOS, EBS und DIN haben alle einen Öffnungswinkel von 90 °, aber unterschiedliche Entfernungen der Kapseln zueinander, was dann letztlich einen unterschiedlichen "Aufnahmebereich" ergibt. Die auch noch abgebildeten RAI und ORTF haben noch breitere Öffnungswinkel und noch mal andere Kapselabstände.
Grundsätzlich, etwas burschikos formuliert, hat AB als Laufzeitstereofonie eine sehr schöne Abbildung des Raumes, aber eine möglicherweise etwas schwammige Ortung der einzelnen Schallquellen, und hundertprozentig monokompatibel ist es auch nicht.
XY wäre hundertprozentig monokompatibel, hat auch die bessere Ortung, aber dafür bildet es den Raum nicht so schön ab.
Die Äquivalenz-Verfahren nutzen beide Wege, um den Stereoeindruck zu erzeugen: Laufzeit- UND Intensitätsdifferenzen. Theoretisch vereinen sie die Vorteile beider Welten - aber eben auch nicht ganz....
Wie ich oben bereits sagte - erlaubt ist, was gefällt und einen zum Ziel bringt.
Für die Sachen, die ich gewöhnlich meist aufnehme (Klassik), und für die Räume, in denen ich meistens aufnehme, hat sich für mich AB als gut herausgestellt, XY mochte ich in den besagten Konstellationen nicht besonders.
Wenn ich allerdings mal Zeit habe, bei so einem Aufbau auch auszuprobieren, läuft auch schon mal eine MS-Mikrofonierung mit, demnächst habe ich vielleicht mal wieder die Möglichkeit, in einer gutklingenden Kirche mit einem Profiensemble Blumlein auszuprobieren.
Ein klein wenig in meinen Aufnahmeerinnerungen geblättert: Bei einem Konzert 2014 wurde a capella mit der Motette "Wie liegt die Stadt so wüst" von Mauersberger eröffnet, darauf folgte das Mozart-Requiem. Der Chor war jeweils derselbe. Beim Mauersberger gefiel mir die MS-Mikrofonierung klanglich besser, beim Mozart die AB mit Stützen...
Viele Grüße
Klaus
Ach so, noch vergessen: Ich habe den Beitrag mal von den Studiomikrofonen zur Mikrofonierung verschoben, da paßt er besser hin...