Wie scannt ihr große Mengen an Noten in hoher Qualität?

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Ich verwende ForScore auf einem 12.9‘‘-iPad, die grundlegende Problematik haben außer mir aber sicher alle, die viele Noten am Tablet verwalten: erstmal müssen die Noten in hoher Qualität gescannt und als PDF gespeichert werden. Dabei gibt es ja folgende Herausforderungen:
  • gleichmäßige und optimale Beleuchtung: das geht nur mit einem Scanner und nicht mit der iPad-internen Kamera, denn da spielt die Umgebungsbeleuchtung zu sehr mit hinein, sodass die Papierfarbe im Foto deutlich sichtbar ist. Außerdem wirft das iPad bzw. werfen die Hände Schatten beim Fotografieren von oben oder die Seiten liegen evtl. nicht plan, wenn es gebundene Noten sind
  • überflüssige Ränder müssen abgeschnitten werden, letztlich ist man ja nur an einem Rechteck innerhalb des Scans interessiert, in dem sich die Noten auf der Seite befinden
  • unterschiedliche Ausgangsformate: größere und kleinere Formate sollen auf DIN A4-Größe gebracht werden, um den Platz auf dem Tablet bestmöglich auszunutzen
  • die Scans müssen automatisch gerade ausgerichtet werden, falls sie geringfügig schief auf dem Scanner lagen (Deskew-Funktion)
  • Speichern der Scans mit aussagekräftigen Dateinamen, ohne jeden einzeln eintippen zu müssen
  • das ganze für mehrere 100 Seiten, also muss alles möglichst schnell und automatisiert gehen
Ich beschreibe mal meine Arbeitsweise, bin aber natürlich an Infos interessiert, wie andere Leute die Probleme oben gelöst haben:

Ich scanne mit einem A3-Multifunktionsgerät (brother MFC-J6530 bzw. Vorgänger) mit Windows Paint, das mit Autohotkey automatisiert ist. In diesem Autohotkey-GUI-Fenster kann ich den Titel des Stückes eintragen und den Namen der Partitur/Stimme aus einer Liste auswählen. Die Seitenzahlen werden automatisch hochgezählt. Es entstehen monochrome PNG-Dateien mit 300DPI, die bereits Titel, Stimmenbezeichnung und Seitenzahl im Dateinamen tragen. Deskewing passiert mit https://galfar.vevb.net/wp/projects/deskew/ .

Dann lade ich alle Scans in GIMP, https://www.gimp.org/ . Bei Bedarf wird das Bild um 90,180 oder 270 Grad gedreht. Dann ziehe ich ein Rechteck um den interessanten Bereich, lasse erst normal, dann automatisch zuschneiden, auf A4 vergrößern oder verkleinern und als PDF speichern. Bei Scans mit dünnen Linien wende ich die „Erodieren“-Funktion an. GIMP habe ich auch mit Hotkeys weitgehend automatisiert.

Die PDF-Dateien werden dann durch ein weiteres Autohotkey-Script unter Analyse des Dateinamens mit https://www.pdflabs.com/tools/pdftk-the-pdf-toolkit/ so zu mehrseitigen PDF-Dokumenten zusammengefasst, dass immer eine Partitur oder eine Stimme eine PDF-Datei wird.

Probleme...: Ich würde gerne das Deskewing auch in GIMP erledigen, wenn jemand eine Lösung kennt, wäre ich für Infos dankbar. Und natürlich würde ich das Ziehen eines Auswahlrechtecks gerne automatisieren...aber ich habe das bei mehreren Grafikprogrammen ausprobiert, keines war so genau und gleichzeitig fehlertolerant, wirklich nur die Noten einzugrenzen und die unweigerlich entstehenden schwarzen Punkte durch Papierflecken oder Scanfehler zu ignorieren.
 
Eigenschaft
 
Für so etwas bezahlt man einem notleidenden Studenten nen fuffy und gut is. Die kann man beim Arbeitsamt bestellen. Kommen ins Haus.
 
Ich scanne mit einem A3-Multifunktionsgerät (brother MFC-J6530 bzw. Vorgänger) mit Windows Paint, das mit Autohotkey automatisiert ist. In diesem Autohotkey-GUI-Fenster kann ich den Titel des Stückes eintragen und den Namen der Partitur/Stimme aus einer Liste auswählen. Die Seitenzahlen werden automatisch hochgezählt. Es entstehen monochrome PNG-Dateien mit 300DPI, die bereits Titel, Stimmenbezeichnung und Seitenzahl im Dateinamen tragen. Deskewing passiert mit https://galfar.vevb.net/wp/projects/deskew/ .

Dann lade ich alle Scans in GIMP, https://www.gimp.org/ . Bei Bedarf wird das Bild um 90,180 oder 270 Grad gedreht. Dann ziehe ich ein Rechteck um den interessanten Bereich, lasse erst normal, dann automatisch zuschneiden, auf A4 vergrößern oder verkleinern und als PDF speichern. Bei Scans mit dünnen Linien wende ich die „Erodieren“-Funktion an. GIMP habe ich auch mit Hotkeys weitgehend automatisiert.

Wenn ich deine Vorgehensweise richtig verstehe, dann könntest du dir mit einem professionellen Scan-Programm, etwa Abbyy FineReader, einige Arbeit sparen. Darin wählst du gleich den gewünschten Scanbereich aus und das Programm macht das Deskewing selbst. Alle zusammen gehörigen Seiten sind in einem Projekt und du musst sie nicht mehr explizit zusammen fassen. Sehr wahrscheinlich ist die Ergebnisdatei dadurch kleiner. Obendrein bekommst du OCR für Texte auf den Seiten.
 
Das Ipad hast Du ja ausgeschlossen, ich will nur anmerken, dass das nicht so schlecht funktioniert. Ich habe sicherlich schon eine 4 stellige Zahl von Seiten abfotografiert.
Wenn es eine längere Session wird, nehme ich den meinen Mikroständer mit Ipad Halterung zu Hilfe.
Als Programm Adobe Scan, dort kann man direkt nach Aufnahme das Rechteck mit den Fingern ziehen (wenn überhaupt nötig) und die Aufnahme direkt einem verwendeten Setlist Programm über Freigabe zuordnen (kopieren)
Und ich verwende meinen Flachbettscanner so gut wir gar nicht mehr, da das Ergebnis am Ipad mindestens so gut aussieht und schneller geht.

Zusatz:

- Größenanpassung mache ich dann meist in ForScore, meinem Notenprogramm (wenn ich die Noten dann tatsächlich benutze, Probe etc.)
- Automatische Ausrichtung geht denke ich nicht (ich habe noch nicht danach gesucht), wenn benötigt mache ich eine manuelle Ausrichtung ebenfalls in ForScore
- Dateinamen müssen manuell eingegeben werden (glaube ich zumindest), sonst wird nur das Scandatum verwendet. Es gibt eine Schrifterkennung, gelegentlich kann man den Titel oder Teile davon zusammenklicken. Allerdings sind die "Scans" ja schoni direkt pro Stück zusammengefasst, also nur einen Namen pro Stück und keine Seitenzahlen.
 
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Hallo Harald

Solche "Durchlaufscanner" kennst du?
https://www.amazon.de/Fujitsu-ScanS.../B07HQCBH3F/ref=psdc_1626220031_t1_B07VM98NKT

Funktionieren idR. so, dass man ein "Magazin" wie bei einem Drucker hat, nur legt man statt Leersaiten eben die Scanseiten hinein, drückt auf los und er frisst automatisch eine nach der anderen, geht je nachdem wie viel man investiert bis in die Größenordnung >100 Blatt pro Minute, idR. können die Dinger auch Vorder- und Rückseite synchron scannen.
Einzig: Du brauchst klarerweise Einzelseiten. Also was in irgendeiner Form gebunden ist kriegt man in so ein Teil nur, wenn man es zerscheidet.

Grüße
 
Solche "Durchlaufscanner" kennst du? [...]
Einzig: Du brauchst klarerweise Einzelseiten. Also was in irgendeiner Form gebunden ist kriegt man in so ein Teil nur, wenn man es zerscheidet.

Danke für den Hinweis! Den Typ von Scannern kannte ich, aber es sind halt fast immer zusammenhängende Seiten, die ich nicht zerschneiden kann (und auch die wildesten Papierformate), daher scheidet das leider aus.
Mein Lösungsansatz besteht darin, den Arbeitsplatz so sinnvoll wie möglich einzurichten, also den Scanner auf eine angenehme Arbeitshöhe (höhenverstellbarer Drummersitz), genügend Ablagefläche drumherum, ggf. Deckel vom Scanner entfernen...so kann ich zumindest den Aufwand überschaubar halten.

Auch an alle anderen schonmal vielen Dank für die Antworten, da ist viel Interessantes dabei.
 
Hallo,
der Thread ist zwar schon ein bisschen älter, aber vielleicht darf ich trotzdem von meinen Erfahrungen berichteten.
Bin 2020 auf das Thema Tablet gestoßen. Habe seitdem Tausende von Seiten eingescannt. Brauche keinen kiloschweren Pilotenkoffer mehr, um meine gesammelten Notenwerke zu transportieren. Habe jetzt alles auf dem Tablet dabei.
Verwende
- iPad Pro 12.9
- forScore
- zum Blättern Flic 2 Smartbutton und IK Multimedia iRig BlueTurn
- zum Bearbeiten Adobe Acrobat Pro.

Scannen mit Flachbett-Scanner
- schwarzweiß, 600 dpi, pdf
- selten Einzelblätter, meistens Hefte oder Bücher, daher ist für mich der Flachbett-Scanner praktischer als die Kamera im Tablet
- Scanner fasst alle Scans zu einer Gesamt-pdf-Datei zusammen, ehe sie zum PC geschickt werden.
- kostet Zeit

Bearbeiten mit Adobe Acrobat Pro DC 2020.
- gab es gebraucht für ca. 100 €
- 1. Schritt: Seite beschneiden.
Meine Erfahrung: je mehr vom oberen und unteren Seitenrand abgeschnitten wird, desto größer ist die spätere Darstellung auf dem Tablet
Habe PaperScan u. a. ausprobiert, die automatisch Ränder beschneiden. Bin aber wieder davon abgegangen und schneide wieder "per Hand" zu. Seitenzahlen u. Textangaben unter den Noten kann ich auf diese Weise auch entfernen.
Kostet Zeit.
- 2. Schritt: Text erkennen
Drei Vorteile:
1. kann später die pdf-Datei nach Text durchsuchen.
2. wichtiger: bei der Texterkennung wird die Seite horizontal ausgerichtet! (Wusste nicht, dass das Deskewing heißt und inzwischen eine gesuchte Funktion ist. Dachte bisher, nur mich stören schräge Notenzeilen)
3. pdf-Datei wird verkleinert. A4-Seite unter 100 KB

Nutzung mit forScore
jede Seite wird automatisch mit max. Größe dargestellt.
Auf dem iPad Pro mit 12.9 werden A4-Scans auf ca. 95 % verkleinert, kleinere Formate, A5 u. ä. werden vergrößert

Fazit:
Scannen und Beschneiden kosten Zeit. Für ein 200-Seiten-Heft brauche ich schon ein paar Stunden. Ich denke aber, dass es sich für mich trotzdem lohnt, die Zeit aufzuwenden.
 
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  • überflüssige Ränder müssen abgeschnitten werden, letztlich ist man ja nur an einem Rechteck innerhalb des Scans interessiert, in dem sich die Noten auf der Seite befinden
  • unterschiedliche Ausgangsformate: größere und kleinere Formate sollen auf DIN A4-Größe gebracht werden, um den Platz auf dem Tablet bestmöglich auszunutzen
  • die Scans müssen automatisch gerade ausgerichtet werden, falls sie geringfügig schief auf dem Scanner lagen (Deskew-Funktion)

Hallo zusammen,

ich habe es in einem Digitalisierungsprojekt mit einem größeren Notenbestand zu tun - insbesondere mit Stimmauszügen für Bigband/Musikverein/Orchester.
Um die Menge von vielen (zig) Seiten pro Stück, die alle natürlich ähnlich aufgebaut sind und ähnliche Eigenschaften haben, möglichst effizient bearbeiten zu können, nutze ich
imagemagick.
Erstens Open Source, zweitens kommandozeilenfähig, drittens kann auch von python genutzt werden, viertens recht mächtig und vielseitig, fünftens für alle Betriebssysteme verfügbar usw. Erfordert jedoch Einarbeitung.
Somit lassen sich z. B. Scripte bzw. Stapelverarbeitungsdateien (Windows-BAT-Dateien) erzeugen, um die Nachverarbeitung möglichst zu automatisieren und sich nicht zu Tode zu klicken.

Einer der oben von @HaraldS genannten Punkte ist die Deskew-Funktion zum Geraderichten leicht verdrehter Scans (das lässt sich ja nie ganz vermeiden).
Diese drei Punkte sind beim mir immer der erste Schritt beim Nachbearbeiten der "Roh-Scans".

Nun hatte ich heute zum ersten Mal ein zunächst verblüffendes Problem, das ich Euch nicht vorenthalten möchte:
Eine ziemlich gerade eingescannte Partiturseite wurde erst durch den Deskew-Algorithmus deutlich in Schieflage gebracht! - viel schlimmer, als es im Original war.

1688373166821.png


[Edit: Ausschnittvergrößerung]

1688398306577.png


Es handelt sich um eine Seite aus Hal Leonards "Joung Jazz"-Serie (eigentlich unwichtig, nur zur Info).
Offensichtlich hat sich der schlaue Algorithmus dieses Mal weniger an Notenlinien & Co. als vielmehr an den langen und in vielen Stimmen auftretenden Crescendo-Gabeln orientiert (siehe rot eingezeichnete horizontale Linien) und somit das ganze Blatt nach rechts gekippt. :eek:
Die Gabeln haben eine größere Linienstärke als die Notenlinien.

Durch Anpassen der Parameter konnte ich dieses Problem zum Glück schließlich lösen, aber am Anfang war ich ganz schön überrascht und erst einmal ratlos.

Viele Grüße
Torsten
 
Grund: Ausschnittvergrößerung hinzugefügt
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