Framus Archtop - Projekt oder Sperrmüll?

  • Ersteller Purfling
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Ich würde nicht den ganzen Lack runterholen. Nass in Nass geht gut. Aber... Deine Sache. Nur bei Nitro bitte, bite bitte einen Aktivkohlefilter in der Maske. Der übliche Staubfilter hilft da nämlich nicht.
Ok, dafür ist es nun wohl zu spät, da ich an der Teststelle bereits bis aufs Holz die Farbe abgenommen habe.
Aber ich denke, es wird schon was werden. Ich werde mir mit dem Lack Mühe geben und vorher ausgiebig an ein paar alten Resthölzern üben.
Was die Dämpfe angeht, ist das selbstredend. Ich hänge an meiner Gesundheit. :rolleyes:
Klingt nach einem spannenden projekt. Es wäre super, wenn du hier hin und wieder mit ein paar fotos vom fortgang des projekts erzählen könntest.
Aber gerne doch. Ich dokumentiere den Fortschritt eh für mich, also kann ich es auch hier einstellen.

Nachdem mein Entschluss nun unverrückbar feststand, habe ich heute mit dem Entfernen des Lackes begonnen.
Nachdem ich gestern die Vorderseite mit Abbeizmittel behandelt und über Nacht einwirken lassen habe, bot sich dann heute dieses Bild.
Lackauflösung.jpg
Der Lack hatte ordentlich Wellen geschlagen, also auf den Abbeizer gut angesprochen.
Das Kunststoffbinding hat natürlich auch ein wenig darunter gelitten, obwohl ich versucht habe, es möglichst auszulassen, aber das war ja zu erwarten und es ist kein größerer Schaden entstanden, also nichts, was man nicht hinbiegen könnte.
Jetzt habe ich mit einem alten Spachtel und einem etwas abgestumpften alten Messer den Brei von der Guten geschabt.
Abschaben.jpg
Das ging an manchen Stellen butterweich. An anderen, wo der Lack um einiges dicker war - insbesondere im Bereich der Burst-Lackierung - waren drei bis vier Nachbehandlungen nötig, bis schließlich alles runter war.
So kam dann nach und nach unter dem Geschmier eine hübsche Holzoberfläche zum Vorschein.
Fast entlackte Vorderseite.jpg
Die Reste wurden dann noch mit einem leicht in Nitroverdünnung getränkten Lappen abgerieben. Das Gleiche habe ich dann mit der Rückseite durchgezogen und nun erstrahlt die alte Dame vorne und hinten in wunderschönem, nackigem Naturholz.
Jetzt fehlen nur noch die Seiten, die ich morgen angehen werde.
Den Hals habe ich auch schon abgebeizt, wobei der Lack dort nicht ganz so gut zu entfernen war. Ein paar Rückstände gibt es noch. Da werde ich etwas mehr Schleifarbeit investieren müssen. Die Entfernung des Halsfußes habe ich mal bis zum Ende der Entlackungsarbeiten verschoben.
Alles in allem war es bisher ein ganz schönes Gematsche, aber das Endergebnis lässt sich sehen und mit 2 Arbeitsgängen von jeweils etwa einer Dreiviertelstunde bin ich wohl besser gefahren als mit Schleifen.
Wenn die gute ganz nackig ist, werde ich nochmal Fotos machen.

Gruß von Purfling
 
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NEEEEEEIN! Der gute, alte Nitrolack... :( Der macht doch den Charakter einer solchen Gitarre erst richtig aus :D Es gibt Leute, die zahlen extra für solche "Macken".


Bild von der Framus Florida, die ich - siehe Link "vergewaltigte Archtop" in meiner Signatur - restauriert habe.


Aber ja - es ist manchmal echt nicht einfach, genau herauszufinden, welches Modell es denn eigentlich ist - auch bei meiner Florida musste ich etwas suchen, da bei der mit der Zeit die Form verändert wurde. Mein Problem war damals, dass jemand zusätzlichen Lack über die Gitarre gekippt hatte (die braunen Streifen: https://picasaweb.google.com/lh/photo/sM8TMG6rAGu-PhNpqk4S19MTjNZETYmyPJy0liipFm0?feat=directlink ) und das war eine teuflische Arbeit, den runter zu bekommen, ohne den darunter liegenden Originallack übermäßig zu schädigen.
Der Lack war allerdings an ein paar Stellen ziemlich geschädigt und das Holz hat untendrunter "durchgeguckt" und manche Schädigungen waren ziemlich offensichtlich: http://simon.deobald.org/priv/instrumente/framus4/IMG_5751.jpg (unten links strahlen ein paar Flecken, die nach Barcode aussehen. Um diese Stellen zumindest unauffällig zu bekommen und etwas zu schützen und um wieder einen gleichmäßig (matten) Glanz auf die Gitarre zu bekommen, bin ich damals mit einer Osmo Öl+Wachs-Mischung in Ahorn und zum Rand hin Mahagoni drübergegangen - mit dem Ergebnis bin ich letztendlich ziemlich zufrieden: https://picasaweb.google.com/lh/photo/VlMUCU6GhX9axNF9-EUUeNMTjNZETYmyPJy0liipFm0?feat=directlink

Und ich glaube, aus verarbeitungstechnischer Sicht würde ich auch so für die Holzbehandlung eine Öl+Wachs-Mischung empfehlen. Das ist recht einfach gemacht und das Ergebnis ist meistens ziemlich zufriedenstellend - und stört den Klang nicht, was bei einigen Lacken der Fall sein könnte... wenn ich auch nicht weiß, ob das bei einer solchen Dicke der Decke noch übermäßig relevant wäre.


Ich wünsche jedenfalls viel Glück und viel Spaß bei der Wiederherstellung des Instruments! Auf dass es niemals den Sperrmüll sehen wird - nichtmal aus der Ferne! :great:
 
NEEEEEEIN! Der gute, alte Nitrolack... :( Der macht doch den Charakter einer solchen Gitarre erst richtig aus :D Es gibt Leute, die zahlen extra für solche "Macken".

Den gleichen Gedanken hatte ich auch....schätze, da wurde mit einem Schlag der Sammlerwert der Gitarre halbiert, zumindest
ziemlich reduziert.:rolleyes:
Meine Erfahrung mit diesen alten Framussen:redface: hat gezeigt, daß der Originallack fast unverwüstlich ist. Eine gründliche Reinigung (Waschbenzin) und
anschließend polieren hat jeweils Wunder gewirkt...und das alte Mädchen ist so um die 50 Jahre alt....da darf man schon ein paar Runzeln haben:)


.......natürlich kann jeder mit seinem Eigentum machen was er will;)
 
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Jaaa, ich weiß, das treibt den Vintage-Fans Tränen in die Augen.
Wenn es jetzt eine alte original Gibson oder so was gewesen wäre, wäre ich das auch anders angegangen. Aber hier handelt es sich um eine alte allerwelts-, (relativ) billig Gitarre, wenn sie auch recht hübsch ist. Und der Sammlerwert einer solchen, selbst in sehr gutem Zustand, hält sich in engen Grenzen.
Außerdem war der Zustand des Lacks einfach zu schlecht, inklusive Aufkleberspuren, dicker Abplatzer, Schraubenzieherkratzer und Brandflecken.
Und wenn ich mir so ansehe, was für ein schöner Holzbody unter der runzligen Schicht zum Vorschein gekommen ist, bereue ich es im Moment auch nicht. Jetzt gilt es nur, das Ganze wieder schön herzurichten.
Ich verspreche, ich geb mir alle Mühe. ;)
 
Gibt es hier inzwischen was Neues? ;)
 
Naja, es gibt noch nicht so ganz viel Neues.
Allzuviel Zeit hatte ich die letzten Tage nicht. Der Lack ist jetzt von Korpus und Hals komplett runter und ab und zu habe ich mir noch ein paar Minuten zum Reinigen und Schleifen genommen.
Die Gitarre ist jetzt ganz nackig und macht vom Holz her wirklich einen guten Eindruck. Ich habe noch die Schrift und Verzierung, die aus dünnem Metall bestehen, von der Kopfplatte vorsichtig abgenommen als der Lack darüber weg war und sie gereinigt. Die kommen dann wieder drauf und werden überlackiert. Ich habe noch keine Fotos, kann aber noch nachliefern.
Sobald ich jetzt wieder etwas Zeit habe, werde ich mich der Halsreparatur widmen und noch etwas Kosmetik betreiben.

Hier noch eine weitere Frage bei der mir vielleicht jemand helfen kann:

Das Binding ist etwas beschädigt. Es hatte vorher schon ein paar Macken und aufgeworfene Brandstellen. Durch das Abbeizen hat es noch die ein oder andere Stelle dazu bekommen. Ich habe es soweit wieder glatt geschliffen, aber es hat noch ein paar Stellen, an denen etwas Material fehlt. Es ist nichts dramatisches, aber ich hätte es gerne schön glatt. Jetzt gibt es nur die Möglichkeit komplett auszutauschen, was ein größerer Akt wäre, oder die leichten Mulden mit einer Füllmasse aufzufüllen und schön glatt zu schmirgeln, wobei ich letzteres wegen des geringeren Aufwandes natürlich vorziehen würde.
Ich habe mich schon nach verschiedenen Sachen umgeschaut, bin aber noch unschlüssig was ich verwenden sollte. Hat jemand einen Vorschlag für eine Masse, die sich gut mit dem Kunststoff des Bindings verbindet, die Mulden füllt und beim Überlackieren später keine Probleme bereitet?
 
OK kleines Update in der Sache.
Da nicht viel an Tipps gekommen ist, musste ich erst mal ein bisschen experimentieren, womit ich das Binding flicken kann.
Ich will das mal hier posten, vielleicht findet es ja jemand hilfreich, der mal ähnliche Reparaturen anstellen muss.
Ich habe zunächst einmal Uhu Repair Knete ausprobiert, die sich allerdings nicht so richtig formen ließ, dass man mit ihr die kleinen Rillen ausbessern konnte. Sie ist einfach zu krümelig. Mit ihr konnte ich aber ganz gut das Loch zuspachteln, welches entstanden ist, da ich die Schlagschraube vom Tailpiece rausbohren musste.
Ich bin dann eher zufällig auf eine recht dünnflüssige Modellbauspachtel von Revell gestoßen, die ideal geeignet ist, kleinere Unebenheiten auszugleichen und gut aushärtet.
Das Ganze habe ich dann ordendlich glatt geschliffen. Damit es auch wieder eine schöne, gleichmäßige Farbe bekommt, wollte ich einen Elfenbeinfarbton drüber streichen.
Alles was ich zunächst in dem Farbton gefunden habe, war ein Ausbesserungslack für Autos. Es stellte sich aber heraus, dass der viel zu zäh war und sich absolut nicht eben über eine größere Fläche verstreichen ließ.
Nach etwas Suchen habe ich dann Modellbau-Acryllack von Noch in der Spraydose gefunden, der einen hübschen Elfenbeinfarbton hat.
Mit dem habe ich jetzt zunächst mal das Halsbinding gesprüht. Bis jetzt sieht das ganz vielversprechend aus. Es muss noch aushärten und nochmal etwas nachgeschliffen werden und dann werde ich mal sehen, wie das Endergebnis aussieht.
 
Hier noch im Nachgang ein Bild von der entkleideten Schönen.
Oder gehört das in einen Guitar-Porn-Thread?
Entlackt.jpg
 
Oder gehört das in einen Guitar-Porn-Thread?

Puuhhh, ja... das ist schon so an der Jugendschutzgrenze - die is ja nackig - verhülle wenigstens den Halsansatz :D

Wie schaut der Plan aus? Noch immer geplant, die originale Lackierung zu imitieren? Schon einen Plan, wie das umgesetzt werden soll?
 
Schon einen Plan, wie das umgesetzt werden soll?
Ja klar, wenn ich von allem so viel machen würde, wie planen ...:rolleyes:

Ich habe vor, die originale Burst-Lackierung mit Beize nachzuahmen und mit Klarlack zu überdecken.
Ich wollte daher erst einmal den Korpus gleichmäßig in rot beizen. Ich habe mich für die Clou Pulverbeize entschieden, mit der hier ja schon einige gute Erfahrungen gemacht haben. Ich konnte mich anhand der Farbbeispiele im Internet nicht entscheiden, ob eher das Hellrot oder das dunkelrot der alten original-Farbe entspricht, daher habe ich kurzerhand beide bestellt. Dann kann ich ausprobieren und gegebenenfalls auch noch mischen.
Wenn das geklappt hat, will ich mit schwarzer Beize dann den Burst vom Rand her aufbringen, ähnlich wie es im Original war.
Ich habe schon ein paar alte Bretter besorgt, auf denen ich das üben kann.

Das Binding im Hals ist nun soweit fertig und ich bin mit dem Ergebnis recht zufrieden. Es erstrahlt wieder in einem schönen Elfenbeinton und die Macken sind weg. Ein - zwei Stellen sind nicht ganz glatt geworden, aber das ist minimal und kaum sichtbar. Eventuell wird das ja beim Überlackieren mit Klarlack noch besser.
Lackiertes Binding1.jpg
Lackiertes Binding2.jpg
Die Löcher am Korpusbinding sind auch schon ausgebessert und ausgehärtet. Jetzt wird das noch beigeschliffen und sorgfältig abgeklebt, dann kann es auch wieder eine hübsche Farbe bekommen.
 

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