Bestimmte Methoden sind aber so, weil sie sich (jedenfalls für die meisten) bewährt haben und sinnvoll sind. Man kann alles anders machen, fragt sich halt, ob es Sinn macht.
Sinn macht es für die, für die die bewährten Methoden halt nicht klappen.
Wenn ich das Gebälk an einen Kran hänge, kann ich beim Hausbau (theoretisch) auch mit dem Dach anfangen. Ist halt ziemlich umständlich und für mich (und den meisten wohl auch) nicht die klügste Idee. Da ist die altbewährte Art, mit der Bodenplatte anzufangen, sicher einfacher.
Das Gebälk an den Kran zuhängen und in der Luft pendelnd das Dach bauen zu wollen ist auch sicher nicht sinnvoll und zu umständlich gedacht. Das Dach auf dem Boden beginnen und unten zu lassen geht aber ohne rumturnen auf Kränen.
Gestern habe ich mit einer Matheprofessorin (ich lasse grade die Naturwissenschaften und gehe Richtung Informatik, ein Interesse das genau wie Schlagzeugspielen die letzten 25 Jahre unter einem wust an Störungen verschwunden war, ein Resultat des Schlagzeuges auch da jetzt andere Wege zu suchen) einen Lösungsansatz für eine Aufgabe diskutiert, der mir als erste Idee gekommen ist, den hat sie nicht nur als ungewöhnlich sondern sogar unorthodox bezeichnet. Was ungewöhnliches zu tun ist ja schon schlimm genug für viele, aber unorthodox verstößt doch gegen ultimative Regeln. Kein Problem bei ihr, aber wenn man gegen Dogmen verstößt ist die Reaktion anderer halt oft hart. Oft sind diese schrägen Ideen das was mir als erstes einfällt. Man konnte übrigens auch mit meinem Ansatz zur Lösung kommen, der war als ich den vollständigen Weg dann gesehen habe nicht komplizierter als der andere konventionelle Weg, aber eben nicht was man für gewöhnlich lernt.
Meistens hast du ja 3 Gliedmaßen zu koordinieren. Wenn es nicht funktioniert, lass eine Teil weg und zwar wechselweise.
Auf die Idee war ich auch schon gekommen. Immer wenn ich einen Beat nicht in seiner Gesamtheit hinkriege baue ich ihn schrittweise auf. Erst eine Trommel, dann die zweite etc. Ich habe wenn es nötig war das zu tun jedes Mal mit der Basstrommel angefangen, dann Snare dazu genommen und dann die Hihat. Zunächst nicht absichtlich, nicht bewusst in dieser Reihenfolge, sondern weil das so für mich funktioniert und es mir leichter macht den Beat so zu lernen. Klingt aber nach Bass und Snare sind das Fundament und eben die Hihat der Giebel wenn sie zuletzt kommt.
Es gibt Leute die haben eine Wahrnehmung die bewirkt das Kümmel für sie schmeckt, was andere unter dem Begriff Minze kennen und umgekehrt. Da nützt es nix, das 99,9% das nicht so wahrnehmen, für dieses 0,1% ist es real.
Ich beschwere mich auch nicht darüber, dass ein alternativer Weg schwerer ist, sondern das der Standardweg es ist, der es mir schwerer macht. Der alternative Weg der für mich passt, macht es doch leichter für mich als der Standardweg.
Beim Schlagzeugspielen und -lernen haben sich eben auch bestimmte Herangehensweisen als sinnvoll erwiesen. Die muss man natürlich nicht einhalten. Allerdings darf man sich dann auch nicht beschweren, wenn der Weg zum Ziel beschwerlicher ist und einige Hindernisse mehr hat.
Ich bin ja eher darüber frustriert das der Standardweg bei mir (wieder Mal) nicht funktioniert und ich gefühlt wieder mal nicht so machen darf wie es für mich passt, weil andere der Meinung sind dass ...., als das der andere Weg schwerer ist wenn ich ihn einfach so umsetzen würde.
Ich spiele gute zwei Jahrzehnte und kann auch nicht alles (manche Sachen werde ich wohl auch nicht mehr lernen).
Willst du die Sachen die du noch nicht kannst können? Wenn nicht, ist es doch egal. Man kann und muss und vielleicht sogar will man auch gar nicht alles können. Ich habe da gar nicht die Absicht alles zu können. Für mich ist Musik ein Ausdruck von emotionalen und körperlichen Aspekten. Daher will ich in erster Linie in einer Weise spielen die meiner Anatomie entspricht, was mir natürlicherweise liegt statt mich bevorzugt mit dem zu kasteien was mir nicht liegt und Lieder und Stile können die mich emotional berühren, und was mich nicht emotional berührt oder emotional negativ berührt halt nicht.
Stile wie z.B. Jazz oder Funk empfinde ich als Kopfmusik, will ich nicht, brauche ich nicht. Metal habe ich mal gehört, habe ich mich aber von entfernt seit ich ausgeglichener mit mir selber bin, sprach auch eher negative Emotionen an.
Oft ist die Hihat auch für das „feeling“ des Songs verantwortlich. Die Bassdrum und die Snare werden exakt auf die Time genagelt, die Hihat sorgt für zb, „Swing“, laid-back Feeling usw.
Eine Hihat auch (und gerade wenn) präzise durchgespielt erinnert mich klanglich an eine nervtötend im Hintergrund tickende Uhr, wenn man sich konzentrieren muss oder seine Ruhe haben will und entspannen, an eine kleine dauerkläffenden Töle, oder einer Schnake bzw. einem tropfenden Wasserhahn der einen nachts wahnsinnig machen kann. Kein Feeling das ich unbedingt haben möchte.
Und wenn Bassdrum und Snare exakt auf Time genagelt werden, wieso kann ich sie dann nicht als DEN Timekeeper nehmen, vor allem wenn es besser für mich funktioniert? (Klar, die Antwort lautet natürlich weil du auf andere hörst statt auf dich selbst)
Ich weiß schon warum mich diese Dinge so sehr aufregen, vielleicht hab ich irgendwann genug Abstand dazu und es spielt keine Rolle mehr. Es wird sicher auch helfen mir irgendwann eine Hihat zu besorgen die einfach anders klingt, vielleicht tiefer und wärmer als meine aktuelle, aber mehr als ein Anfängerbeckenset war finanziell nicht drin als ich es mir besorgt habe, das wird auch noch ne Weile so bleiben.
Dass MUSS man drauf haben.
Auch wenn es immer noch schwer fällt das gegen mich selber und andere durchzusetzen. Das Wort MUSS hat in meinem Leben keine Entscheidungsgewalt mehr, zumindest nicht im Freizeitbereich. Müssen tue ich rein gar nichts, ich mach das zum Spaß und zur Entspannung, in erster Linie für mich selbst, da will ich keinen Perfektionismus und keinen Totalismus.
Nach einem Jahr, kann man nicht alles können.
Was ich auch sicher nicht erwartet habe und so sehe. Aber wenn ich nach einem Jahr beständigem Üben, dass was ich am meisten geübt habe (Hihat) schlechter kann als Dinge die ich wegen der Hihat an der ich festhänge weniger geübt habe, dann kann man auch mal schauen wieso. Es ist doch schon fraglich wie es sein kann, dass weniger geübte Dinge besser sitzen, als mehr geübte. Und dieser Abgleich ist auch eher das, was mich dazu bringt zu sagen so geht das offenbar nicht, als das ich erwarten würde alles zu können.
Jeder hat Stärken und Schwächen, man kann nicht seine größte Schwäche zum massgeblichen Taktgeber machen (hab ich oft genug versucht, meine Stärken zu Gunsten der Schwächen zurück zu nehmen, weil sich überhaupt zu zu gestehen Stärken zu haben wäre eitel und unfair den benachteiligten Seiten gegenüber und die muss man schließlich gerade deswegen mehr trainieren, was ich so exessiv habe das die Stärken verkümmerten). Eigentlich ist es doch spieltechnischer Selbstmord meine stärkste Schwäche zum Fundament meines Spiels zu machen. Die ich sicher mehr üben muss um sie anzugleichen, aber das ist was anderes als sie führen zu lassen.
Nachdem ich diese Woche die Hihat weniger wichtig genommen habe, konnte ich sie im reduzierten Umfang und mehr auf andere Dinge hören übrigens viel relaxter und besser spielen.
Das passt dann schon so für mich, dass es halt anders rum bei mir läuft. Bin ich ja eigentlich gewohnt. Ich werde es akzeptieren, selbst wenn es nur bei 0,1% aller Schlagzeuger so sein sollte. Ich bin mir auch ziemlich sicher, würde man unter denen suchen, die begonnen haben Schlagzeug zu lernen und irgendwann aufgegeben, nicht aus Faulheit und Desinteresse sondern, weil jahrelanges Üben nicht zum erwünschten Ergebnisse führte, man dort einen sehr viel höheren Prozentsatz finden würde für die Standardmethoden nicht funktionieren.
Sachen die ohne hin viel Zeit brauchen wie etwas komplexes wie Schlagzeug spielen erfordern schon genug Geduld und Ausdauer, als ich von rechts auf links gedreht habe, brauchte vieles sechs mal weniger Zeit bis ich es konnte. Dann zu falscher Richtung noch falsche Technik, was sicher auch in dem Bereich von 6x liegt es dann zeitlich in die Länge zu ziehen. Stellt euch mal irgendetwas spieltechnisches vor an dem ihr echt lange festgehangen habt, und dann stellt euch vor ihr hättet noch 12x länger dafür gebraucht. Und den Effekt habe ich schon bei Anfängerkram, wie soll es dann sein wenn es noch komplexer wird wenn ich jetzt nicht die Strategie überdenke.
Ich persönlich bin weitgehend Autodidakt und habe damit schon vor ein paar Jahren ein professionelles Level erreicht. Das hat sich so ergeben, weil meine Lebensumstände und mein familiärer Hintergrund mirh keine "Barrierefreie" Laufbahn ermöglicht hatten, aber auch weil ich einfach ein Eigenbrödler bin und die Dinge gerne selbst herausfinde.
Hindernisse sind da, um überwunden zu werden.
Lustigerweise lag mir Hürdenlauf im Sport, als wir das mal probeweise getestet haben, ich hab es fertig gebracht das Bein gleich in der richtigen Art und Weise über die Hürde zu bewegen, obwohl Sport sonst nicht wirklich mein Fach war. Aber wenn man immer das Gefühl hat mehr Energie als andere reinzustecken um weniger dabei rauszukriegen, nach über 30 Jahren wo das so ist, reichts dann auch mal. Vor allem wenn man dann merkt ich stecke die Energie in die falschen Dinge, statt in Wege die mir was bringen. Ich war einfach komplett von mir selbst entfernt, hatte keinerlei Bezug mehr zu mir selbst, wusste nicht wer ich bin und was ich will und habe mich daher eben zu meinem Nachteil an anderen orientiert.
Naja das ich Dinge oft genug in Eigenregie rausfinden musste war bei mir halt nicht gewollt. Ein Grund mir einen Lehrer zu suchen war nicht nur mangelndes Selbstvertrauen sondern auch das ich mich eben nicht alleine damit rumschlagen wollte, trotz so vieler negativer Erfahrungen mit Lehrern. Habe da auch auf indirektem Weg einen super Lehrer gefunden, die Kommunikation war über ein Jahr lang zwar mehr als kompliziert um nicht zu sagen wir haben eigentlich bei allem aneinander vorbei geredet, weil wir auch aus komplett unterschiedlichen Welten stammen was relevante Lebenserfahrungen angeht. War auch mehr als einmal so extrem das ich das am liebsten hingeschmissen hätte (weil da meine Vergangenheit mehr eine Rolle spielte als ich wollte), er sicher auch.
Inzwischen ist das so, dass es viel besser läuft, ich werde auch die nächsten Wochen im Unterricht nutzen, um da mal Zwischenbilanz zu ziehen, ein paar Themen die bisher liegen blieben wie stimmen, aber auch noch mal Spieltechniken, Aufbaufragen, Übungstechniken, und dann erst planen was ich als nächstes Üben / spielen will.
Gruß Qbelle