PatricB1984, mach dir keinen Kopf und schau nach vorn. Du bist bandtauglich, so wirkst du zumindest auf mich. Nur was willst du mit Balladen, wenn du dich nur wohlfühlst, wenn die Hosenbeine wackeln.
Zu eurer Band eine Ferndiagnose meinerseits:
Band gegründet, gecovert, was gefällt. Bis dahin war für jeden etwas dabei. Dann der Sprung in die Selbstständigkeit, eigene Songs, eigener Sound. Größten Einfluss gewinnt in diesem Schlüsselmoment oft der, der den meisten Input bringt, bzw. die größte Erfahrung hat. In eurem Fall der Bassist oder Songwriter (check nicht ganz, wer). Diese Leader Rolle wurde ansonsten von keinem beansprucht, bzw. ist außer dir keiner angeeckt. Nun „ist es so“, die Karten sind verteilt, das Genre ist gesetzt. Wahrscheinlich auch, weil keiner der anderen eigenen Input liefern kann, bzw. nicht willens ist, diesen mit einzubringen. Ich behaupte nicht, dass diese Diagnose stimmen muss, aber der „Verlauf“ wäre nicht ungewöhnlich.
Meine Vita:
- (Ich glaube) seit 2003: Gitarre gelernt
- 2004 – 2010: PunkPinguin – Hirnschwund in Dosen // Fun Punk
4 Freunde gründen eine Band. Ich singe, spiele Gitarre, bringe den Input (Text, Grundakkorde). Von Anfang an eigene Songs, sanfte Diktatur meinerseits, jeder kann aber seinen Sound und sein Spiel einbringen, Instrumentalisierung und Ablauf der Songs wird in der Probe gemeinsam festgelegt.
Drummer: Wohlstandspunk
Basser: Funky Metaller
Lead Gitarrist: mag einfach gute Gitarrenmusik
Ich: Wohlstandspunk
Auftritte: < 30
Eigene Songs: ca. 12
Gerade Bass + Lead gaben uns eine Facette, die andere Bands nicht hatten. Wer slappt schon Basslines in einem Punksong oder baut ein komplexes Solo mit ein? Unsere Unterschiede machten den Sound aus und keiner wäre auf die Idee gekommen, dem anderen seine Idee zu verbieten (außer es gab eine bessere). Aufgelöst haben wir uns letztlich, weil einer zum Bund ging und zwei studieren, und womöglich auch, weil einfach die Zeit dafür vorbei war. 2010 war ich 20 und die Fun Punk Zeit einfach beendet.
- 2009 – heute: Mäschbacher Grieseblooser // Guggemusik
Ganz was anderes, Anarchie und Blasmusik. Nach einem Jahr hatte ich mir durch falsches Schlagzeugspielen die Handgelenke versaut. Aufhören oder was anderes lernen war angesagt. Crashkurs Posaune – heute bin ich Registerführer. Wir waren anfangs vllt. 8 Leute, größtenteils ohne Erfahrung im Musikverein. Alle wollten Spaß, keiner wollte Verantwortung. Einige Jahre Diktatur durch einen erfahrenen, älteren Musiker (Musikauswahl, Auftritte…), danach Vereinsstruktur und bis heute eher demokratisch. Songideen darf jeder einbringen, ob sie umgesetzt werden können bewerten die, die von Blasmusik Ahnung haben. Von Offspring bis Ballermann ist alles erlaubt, was Laune macht.
Mitglieder: 22, vom Punk bis zum Landwirt
Auftritte: > 100
Coversongs: ca. 25
Ich erwähne diese Erfahrung hier, weil sie sich „bandpsychologisch“ kaum von einer Rockband unterscheidet. So viele verschiedene Ansichten unter einen Hut zu bringen macht entweder müde oder zum Diplomaten. Manche Songs gefallen mir nicht, doch dass ist ok, denn insgesamt überwiegen die Vorteile manch musikalische Differenz.
- 2015: Erfolgloses Bandprojekt // Genre undefinierbar
Einige wenige Proben dreier Musiker ohne gemeinsame Basis. Ein Gitarrist hat sich (womöglich durchs Kiffen) einen Rhythmus angeeignet, der leider seinesgleichen sucht, der Drummer will auf Biegen und Brechen „brachial“ klingen – Meddl, Loide! Ich betreibe heftig Shoegazing und vermeide Blickkontakt, wo es nur geht. Wir „Jammen“, was heißt, dass jeder spielt, was er allein daheim ausgewurstet hat. Nach zwei Proben stelle ich mir die Frage, ob es mir das Verstärkerschleppen überhaupt wert ist. Ich sehe kein Potential und mache den Englischen.
- 2020 – heute: Pulp & The Mash // Adult Oriented Punk
Wieder 4 Freunde, zuerst nur Coversongs ohne Gesang. Nun eigene Songs, wieder singe ich. Die Cover waren Punk und Rock, die eigenen Songs liegen zwischen Oasis, Social Distortion und den Flatliners. Was hat sich geändert? Wir sind nun älter und können kanalisieren, was wir wollen. Auch ist endlich Geld da, um den Sound aufzuwerten. 4 Hirne bringen Riffs, Texte, Ideen mit ein. Als Sänger und Hauptsongwriter möchte ich meinen etwas größeren Einfluss nicht dafür nutzen, die Kreativität der anderen aus Egoismus zu ersticken.
Drummer: mag einfach gute Gitarrenmusik
Basser: Wohlstandspunk
Lead Gitarrist: Wohlstandspunk
Ich: Wohlstandspunk
Auftritte: 0
Eigene Songs: 3
Mir stecken 16 Jahre Band in den Beinen, und jede Erfahrung ist anders und aus jeder habe ich was gelernt. Nicht immer war die Truppe homogen, nicht immer waren alle Rocker. Ich würde dir raten, dass du dir Leute suchst, die Bock auf die Musik haben, die du magst. Covert gemütlich bei ein paar Bierchen Songs, die ihr mögt. Vielleicht menschelt es, vielleicht finden alle die Idee toll, ähnliche Musik selbst zu machen.
Und zu AC/DC: die sind natürlich bahnbrechend in ihrem Genre. Vielleicht sind sie aber auch nur so gut, weil sie offen für einen eigenen Stil waren und nicht von vornerein wie XYZ klingen wollten.