Bastelprojekt - Modifikation Behringer RM600 Leslie-Simulation

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Vielleicht ist die folgende Bastelarbeit für den einen oder anderen interessant - ich habe dem Behringer Leslie-Simulator RM-600 eine kleine Modifikation verpasst, die ihn meines Erachtens für den Betrieb mit einer Orgel deutlich aufwertet.
Der RM600 klingt ja eigentlich ganz ordentlich, soviel ich weiss, basiert er auf dem Chipdesign der Line-6 Roto-Machine (das User-Interface spricht ebenfalls dafür).
Die Simulation erreicht nicht ganz die Authentizität des Boss RT20, dafür ist das Teil aber auch schon für ca 35 Euro zu haben.
Die Sache hat nur einen Haken: Um zwischen den Betriebsarten Fast und Slow umzuschalten muss man das Pedal ca. 1-2 Sekunden gedrückt halten und ein kurzer Druck des Tasters schaltet auf Bypass.
Das mag für den Anwendungsfall als Gitarren-Stompbox möglicherweise OK sein, als Leslie für den Orgeleinsatz ist die Kiste damit eher unbrauchbar - zu nervig sind die zwei Sekunden und zu hoch die Gefahr, dadurch ständig versehentlich auf Bypass zu schalten - zumal die Bypassumschaltung leider nicht ganz lückenlos vonstatten geht und auch einen leichten Knacks verursacht (wenn Signal anliegt).

Meine Idee war nun, dieses Verhalten möglichst umzukehren, d.h. ein einfacher kurzer Tritt aufs Pedal schalt zwischen fast und slow hin und her, und ein deutlich längerer zwischen Leslie und Bypass.
Leider gibt es von den Behringer-Bodentretern (und auch von Linnen) keinerlei Schaltungsunterlagen, und meine ersten Ansätze , das Schaltverhalten ganz einfach umzukehren , führten zu nichts. Dafür müsste wahrscheinlich das Gerät umprogrammiert werden, nur mit reiner Umverdrahtung habe ich keine Möglichkeit gefunden :-(

Also hab ich versucht, mit einer kleinen Zusatzbeschaltung das Verhalten des Tasters zu modifizieren - d.h: ein kurzer Druck erzeugt immer einen 2 Sekunden Schaltimpuls, und eine längerer (ca.5 Sekunden) einen kurzen Impuls.
Der Nachteil ist , dass man zwar mit kurzen Tasterbetätigungen die Geschwindigkeit umschalten kann, aber immer erst eine gewisse Zeit vergeht (etwas mehr als eine Sekunde) bis die Umschaltung auch ausgeführt wird. Das lässt sich nicht umgehen, ist aber meines Erachtens hinnehmbar und beim unmodifizierten Gerät ja auch nicht anders.
Wenn man die Umschaltzeit am Gerät auf fast oder medium schaltet, lässt sich damit leben, zumal ein echtes Leslie zum Bremsen und Beschleunigen auch Zeit braucht.
Der grosse Vorteil ist eine wesentlich intuitivere und weniger fehlerbehaftete Bedienung des Gerätes beim Spiel .

Die Kosten für die verwendeten Bauelemente betragen nur ca. 3-4 Euro, man sollte ein wenig Erfahrung in Elektronik mitbringen, dann ist das Ganze in 1-2 Stunden aufgebaut.
Ich hab alles auf zwei kleine Universalplatinen von ca. 2 x 2,5 cm gelötet und diese dann hinter den Potis mit doppelseitigem Klebeband ins Gehäuse geklebt.
Eleganter wäre natürlich eine ordentlich gedruckte und geätzte Platine, aber so funktioniert's auch.

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rm600-mod-print.jpg
Die Schaltung besteht aus 2 Gruppen - einmal der Timer , welcher aus kurzen negativen Impulsen die 2-Sekunden-Impule für fast/slow erstellt, basierend auf dem NE555. Ich habe die bipolare Version des 555 verwendet, für die Einsatz der CMOS-Variante müssten ein paar Bauteile umdimensioniert werden. Der Transistor am Ende invertiert das positive Ausgangssignal des 555 und simuliert damit sozusagen einen 2 Sekunden lang getretenen Taster.

Zweitens eine Schaltung, welche bei langem Tastendruck einen Elko (C1) entlädt und daraus bei Unterschreiten eines gewissen Punktes einen negativen Impuls erzeugt.
Die Zeit ist abhängig von den Werten für C1 und R1, ich habe sie für mich recht lang dimensioniert (über 5 Sekunden) um ein versehentliches bypass-Schalten zu vermeiden - mit den R1/R2 Werten lässt sich die Zeit einstellen.
Sie sollte über 2 Sekunden liegen (die Spanne ist für fast/slow reserviert) , nach oben ist alles möglich.

Um die Schaltkontakte des Mikrotasters frei zu haben, hab ich die beiden oberen Kontakte ausgelötet und nach oben gebogen, der Schalter ist jetzt also nur noch an den zwei masseseitigen Lötpunkten mechanisch befestigt. Ich denke mal, das hält - er bekommt ja nur Druck von oben.
Der Taster hat 2 separate, unabhängige Kontakte, die ich jeweils für die beiden Teilfunktionen der Schaltung benutzt habe.
An den nach oben gebogenen Anschlüssen führen 2 Litzen zu den Eingängen der Schaltung.
Der Ausgang der Schaltung kann direkt unterhalt des Schalters an einen der beiden jetzt unbenutzten Lötpunkte gelegt werden, da von hier eine direkte Verbinung zum entsprechen Eingang der CPU besteht - das ist einfacher, als an den winzigen SMD-Beinchen des Chips rumzulöten.

Der RM600 arbeitet mit einer recht niedrigen Betriebsspannung von ca. 4V, das reicht nicht für den NE555 - also habe ich hierfür die 9V weiter vorne abgegriffen (Lötpunkt neben C29 auf der Platinen-Unterseite).
Den Ausgang habe ich nochmals über 50kOhm auf die Betriebsspannung (auch ein Lötpunkt auf der Platine) hochgelegt .
Masse gibt es reichlich auf der Platine, die kann man irgendwo abgreifen.

Beim Zuschrauben muss man aufpassen, dass man die neuen Litzen nicht irgendwo zwischen den Gehäusehäften und der Platinen einklemmt, es ist schon recht eng. Die beiden Schaumgummi-Abdeckungen der Schalter gehen auch schnell verloren.

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Das Ganze funktioniert jedenfalls prima, für den Betrieb z.B. mit einer alten CX3 ist die Kiste super geeignet und wertet den Orgelklang IMHO deutlich auf. Die Modifikation hinterlässt keine sichtbaren Spuren am Gerät, kostet fast nichts (ausser etwas Zeit zum Basteln) und behebt das wirklich gravierende Manko des RM600, den für Orgelspiel unbrauchbaren Umschaltmodus.
Der Stromverbrauch dürfte etwas höher sein, aber das spielt bei Netzteilbetrieb keine entscheidende Rolle
Vielleicht hat ja jemand Bock zum Nachbauen oder Optimieren (vielleicht geht die Umsetzung ja auch mit weniger Bauelementen ? ), was ich noch cool fände, wäre eine Möglichkeit anstelle des eigentlich überflüssigen Bypass-Modus die Rotation anhalten zu können. Im Slow-Modus bei ganz nach links gedrehten Poti klingt es schon fast wie stehend.
Wer keinen Bypass benötigt, könnte auch auf den gesamten oberen Teil der Schaltung komplett verzichten, bzw. stattdessen einen extra Bypass-Mini-Taster einbauen, der so geschaltet ist wie der originale Fussschalter.
Anbei noch ein Soundbeispiel, einmal die CX3 clean (RM-600 im Bypass) - und einmal über RM600 mit Slow-fast Umschaltung.
 
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Hallo, das Thema ist zwar schon etwas älter aber vielleicht noch interessant.
Ich habe auch das RM 600 und die Sache mit dem Umschalten ist wirklich blöd. Ich habe ein wenig gegoogelt und bin nach ein bisschen rumprobieren auf folgende sehr einfache Lösung gekommen:

Wenn man den schließenden Taster durch einen öffnenden Taster - also einen mit Ruhekontakt - ersetzt, sieht die Sache so aus:

- bei jedem kurzen Tritt aufs Pedal: nach der unumgänglichen Wartezeit von 2 Sekunden wird der Speed umgeschaltet
- bei einem Doppeltritt (2x kurz) auf Pedal: Bypass on/off

Ich habe das Ausprobiert und es funktioniert.

Leider habe ich bis jetzt keinen entsprechenden Kurzhubtaster als Öffner gefunden, sonst könnte man den einfach austauschen.
Meine Idee wäre jetzt:
- den Originaltaster rauslöten
- einen Taster wie diesen (http://www.ebay.de/itm/111070309129) ins Batteriefach auf die Fläche oberhalb der Batterie einzubauen und anschließen

Ich habe die Taster bestellt und stelle Fotos ein, wenn ich das ganze erfolgreich einbauen konnte.
 
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