Dissonante Klassik

Ja, aber dafür gibt es Gründe, die ich schon häufig erwähnt habe(vielleicht in diesem Forum nicht so) und die hängen mit kultureller Bildung und Aufgeschlossenheit zusammen.
Es fängt schon damit an, dass einem die Eltern eintrichtern, was für Unmusik doch alles moderne ist und Kinder sind so leicht zu beeinflussen...


Naja, letztens habe ich die Instrumentation des Variationssatzes aus Anton Weberns Sinfonie analysiert (mehr in Stichworten) und da ist mir aufgefallen, dass mir zwar das, was er später ins Rollen gebracht hat (u. a. Serialismus) nicht gefällt und wahrscheinlich auch nie gefallen wird, dafür allerdings sein Werk umso mehr.
Mir gefällt die Schlichtheit und diese Konzentration der wichtigsten Dingen in seinen Werken.
Die Vorworte in den Taschenpartituren sind manchmal länger als das Werk an sich, aber ich finde es gut, dass ein Komponist auch mal den anderen weg geht und alles "überflüßige" weglässt.
Ich finde auch Bach und Mahler richtig genial, aber manchmal, naja ich sags mal einfach, übertreiben die.

Worauf ich jetzt eigentlich hinauswollte, war noch ein paar Werke zu nennen:

Anton Webern - die Sinfonie, das Streichquartett, die 6 Bagatellen
und einen lustigen uncyclopedia Artikel :>
http://uncyclopedia.wikia.com/wiki/Anton_Webern

und wen ich auch mehr und mehr entdecke: Paul Hindemith, das Violinkonzert, sowie die Mathis der Maler-Sinfonie.

und vielleicht interessiert es den ein oder anderen: Ein richtiger Fan weiß das natürlich, aber auch Frank Zappa hat Neue Musik geschrieben, die recht hörenswert ist. Da sei nur mal Yellow Shark erwähnt.
 
Eine erkenntnis: bei geringer lautstärke wird vieltönigkeit -besonders in höheren lagen- akzeptiert, aber mit zunehmenden dezibel wird es kritisch auch für geübte ohren, am stärksten im bassbereich. Vielleicht könnte man das als kompositionsprinzip versuchen, schließlich sollte musik nicht wirklich physiologisch "unangenehm" sein.
Modell "baum und seine verästelung".
Webern wollte seine musik aus einem keim heraus entwickeln. Ihm gelangen aber nur sehr kurze werke, und bevor das ohr sich darauf einstellt, ist das stück vorbei.
Aber nicht seiner musik wegen wurde er 1945 von einem GI erschossen.
 
Nein, weil er geraucht hat! :D

Daraus sollten so manche lernen. :rolleyes:

Es stimmt ja schon mit dieser kurzen Dauer, aber ich höre mir ein Werk von Webern nicht einmal an und dann nie wieder, im Gegenteil: So kurze Werke kann man sich gut mehrmals anhören, evtl. mit Partitur und ein wenig darüber reflektieren.
Ich mag Berg zwar immer noch lieber, aber mir gefällt Webern inzwischen auch ziemlich gut.

P.S. Ich mag es, wenn das Orchester mal richtig furios laut wird, selbst wenn man noch so schräge Töne drin hat.
Der Anfang von Pärts Cello Konzert ist zum Beispiel sehr amüsant, oder auch schöne Blechcluster und Posaunentriller.
Aber natürlich sollte das auch nicht dauerhaft vorkommen, sonst ist einfach der Effekt verloren.

Das Problem ist bloß, dass viele Hörer ihr Gehör durch Popmusik und lauten Rock so dermaßen desensibilisiert (puh, was ein Wort...) haben, dass sie mit großen dynamischen Umfängen nicht mehr so klar kommen.
Ich hab das auch ne Zeit lang gemacht und es hat echt gedauert (und dauert immer noch), bis ich wieder ein sensibles Gehör entwickelt habe, auch für leise, kaum hörbare Passagen.
 
Ein werk kann man sich nur mehrmals anhören, wenn es von einem tonträger kommt, der normalfall wäre aber der konzertsaal, und dort entfalten sich alle akustischen nuancen, die sonst "komprimiert" werden.
Leider werden wir durch die medien zu (meist zu hohem) "durchschnitts-level" gezwungen, und es entwickeln sich hörgewohnheiten, denen es an feinheiten der wahrnehmung mangelt. Stille gar ist uns unheimlich, sie kommt im fernsehen nicht vor, es muss mindestens geschwätzt werden, aber all diese abträglichen entwicklungen hält weder ochs noch esel auf.
Ich hörte ein konzert für glasharmonika und war erst nach minuten in der lage zu folgen. Wie musste man einem klavichord lauschen, auch die gitarre war ein "leises" instrument. Verstärkertechnik ist fluch und segen (für zwirnsfadenstimmchen), und wer kann noch in einem mäßig großen raum (mit atemstütze) verständlich sprechen! Kann man leicht lernen, aber wer tut es, wer lehrt es, außer vielleicht in schauspielschulen ? (ICH fossil !)
 
Natürlich kommt ein Werk erst im Konzertsaal optimal zur Geltung. Aber wenn man das erlebt hat, kann man sich ruhig den Tonträger besorgen und selbst im Konzertsaal kann man mit Partitur sitzen, wobei nicht alle gut genug beleuchtet sind.

Und das mit der Stille habe ich schon oft genug erlebt. Bei den leisen Stellen werden alle nervös, fangen an zu husten, laut zu atmen, oder sich zu räuspern, rascheln und so weiter.
Ich verstehe das einfach nicht.
Wenn mir das Werk gefällt, dann höre ich erst mal gespannt zu und vergesse alles um mich herum, selbst bei Stille, denn in einer guten Komposition kann auch Stille die Spannung halten.
Und wenn es mir nicht gefällt, dann habe ich zumindest genügend Respekt vor dem Künstler und gebe ihm die Minuten, die er benötigt.

Ich bin kein Fan von elektronischen Instrumenten oder Musik. In Verbindung mit akkustischen Instrumenten geht das noch, aber eigentlich mag ich den akkustischen Klang viel lieber.
Damit kann man so viel machen und da steckt allein schon der Naturtonreihe wegen soviel mehr Substanz drin, als in elektronisch erzeugten Tönen.

Naja, ich habe jedenfalls mal die "Aeolian Harp" von Henry Cowell aufgeführt.
Wer's nicht kennt: Man greift die Töne stumm am Klavier und streicht dann über die Saiten im Klavier, das ganze klingt dann ähnlich wie der Titel schon sagt.
Waren zwar nur zwei Dutzend Leute da, aber war ja ein Programm mit Neuer Musik, nicht wahr...
Jedenfalls habe ich extra 2 unterschiedliche Plektren zum Spielen benutzt. Eines aus Stoff und ein mittelhartes Plastikplektrum.
Es war natürlich trotzdem nicht so laut wie ein normaler Tastenanschlag.
Aber man kommt sich letztenendes ziemlich bescheuert vor, wenn einem bei langsam eintretenden Rückenschmerzen die Leute rumhusten, an irgendwas rumfummeln, rascheln, oder sogar flüstern, obwohl man bei so einem Stück auf Stille im Publikum angewiesen ist.
Ich frage mich manchmal, was die sich überhaupt denken, wenn die in ein Konzert oder Vorspielabend gehen.
Klar macht man das zum Spaß und zur Unterhaltung, aber ist das zuviel verlangt sich ein paar Minuten, oder auch mal eine oder zwei Stunden zu konzentrieren?
Das ist leider schon fast eine rhetorische Frage...
Ich meine, wissen die Leute da nicht worauf sie sich einlassen?

EDIT: Wegen verständlich sprechen:
Ich hatte ein paar Jahre Gesangsunterricht, das hat mir einiges gebracht, was Artikulation und deutliches sprechen betrifft.
Aber es gibt genug "Führungspersonen", die in ähhh-Orgien ausbrechen.
 
Sicherlich ist die Popmusik und die Unterhaltungs"kultur" der Medien ein bestimmender Faktor dafür, dass die Menschen keine Stille oder Ruhe zu schätzen wissen, was sicherlich auch mit der Unruhe des Alltagslebens zusammenhängt, in Bezug auf die Musik denke ich aber auch, dass den Menschen durch mp3 einiges vorenthalten wird, im genaueren ein recht großer Hertz-Bereich mit dem sie, wenn sie mit ihm innerhalb eines Konzertes konfrontiert werden, schlichtweg überfordert sind und ihn nicht verarbeiten können. Auch musikalisch bieten Werke von Mahler bis Webern natürlich auf Grund der Entwicklung in der Musik mehr als Mozart oder Bach (welche natürlich auch große Meister sind und ohne die "dissonante Musik" gar nicht zu denken wäre), woran sich ein unerfahrener Hörer auch erstmal gewöhnen müsste. Nur leider beschäftigen sich die meisten Konzertbesucher gar nicht mal wirklich mit dem, was sie dort geboten bekommen, sondern konsumieren, wie sie es im Alltag auch mit der U-Musik tun und reflektieren in keinster Weise.
Dabei gibt es gerade in dieser so genannten dissonanten Musik so viele Werke, an denen man sich, wenn man sich einmal damit beschäftigte, gar nicht satt hören könnte.
Ich denke dabei zum Beispiel an das Lied "Dreimal tausend Jahre" von Schönberg, dessen komplette Struktur ich mir trotz sicherlich dreimal tausendfachen Hörens immernoch nicht zu erschließen vermag.
Diese Musik ist für mich eine solche Fundgrube an Klängen, die mich schon immer fasziniert haben, aber die ich erst durch die "dissonante Musik" zu lieben gelernt habe und ich muss dazu sagen, ich bin erst 21, also wieviel Spaß werde ich wohl erst noch damit haben ;)
 
Find ich gut. Wir bräuchten mehr Leute in unserem Alter, die sich langsam das neuere Werk erschließen.
Ich bin bei Schönberg nicht lange hängen geblieben, sondern bin dann weiter gegangen.
Mit Wolfgang Rihm hat es angefangen, dann kamen Ligeti, Henze, Turnage, Tan Dun und wie sie alle heißen, dazu.

Wenn du erst bei Schönberg bist, wart mal ab, was es noch für geniale und großartige Entwicklungen gibt.
Ich hab ja ein paar Posts vorher schon ein paar Werke genannt, die sehr hörenswert sind.
Auch Minimalmusic ist sehr empfehlenswert (Glass kann man größtenteils umgehen, der ist eher ein Scharlatan, aber Steve Reichs Drumming und 18, sowie Different Trains und Piano Phase sind wunderbar), einfach weil damit eine Möglichkeit gefunden war aus der angestaubten Tonalität wieder etwas Neues herauszuholen.

Allgemein ist das von dir genannte nun mal ein Problem, das schon bei der Klassik anfängt.
Es gehen immer weniger jüngere Leute, etwa in unserem Alter und jünger, zu solchen Konzerten. Die interessieren sich gar nicht mehr, kriegen nichts mehr beigebracht (mein Gymnasium war musiktechnisch unter aller sau. Zwei Flügel, einer kaputt, zwei Lehrer, einer kaputt).
Dass es Neue Musik gibt, wissen die gar nicht!
Und die Massenmedien und konstante Lautstärkenbeschallung in der Popmusik tun ihr Übriges.
Meine Kompositionslehrerin erzählt mir immer, dass bei ihr früher zuhause noch gesungen wurde, teils sogar mehrstimmig und man war im Kirchenchor, jeder hat ein oder zwei Instrumente gespielt usw.
Das ist heute meistens nicht mehr so.
Es bringt aber nichts sich darüber aufzuregen, viel mehr sollte man was tun.
Wenn ich mal die Mittel haben sollte (GELD und EINFLUSS!)...

Ich mein, der Spaß, den das Komponieren macht und die Auslastung die man hat, die Kreativität die da fließt, der Drang neues zu entdecken, zu experimentieren, bzw. einen eigenen Stil zu finden ist für mich eigentlich schon Grund genug das zu tun, aber letztendlich soll meine Musik auch gehört werden. Das ist mindestens genauso wichtig.

Hachja, ist wieder viel zu spät und ich fasel wieder quer durch die Musik und hör mich schon fast an wie ein Adorno für Arme :D, welch Glück das morgen früh Komposition ausfällt, sonst heißt es wieder nur fünfeinhalb Stunden Schlaf...
Ja, ich geh jetzt off, so :D
 
Zunächst mal dank meinen mitrednern, die unser board um eine nuance bereichern!
Wer neues wagt, geht risiken ein und darf nicht erwarten, dass alle "bravo!" rufen. Es ist wie in der schule, wo die wenigsten begreifen, dass ihnen etwas für das ganze leben geboten wird, sondern sich gegen zumutungen wehren, "Hilfe, die wollen was von mir!"
Aber wenn man erst aus dem programmheft (die ich grundsätzlich nicht mehr lese) erfährt, was dem autor vorgeschwebt hat, es aber nicht hört, ist etwas aus den fugen. 1)

Von Otto-normal-konzertbesucher können wir nicht erwarten, dass er sich große mühe gibt, irgendwelche hehren gedanken zu entschlüsseln, wir müssen ihn ansprechen, erreichen, verbindung herstellen, ihn aufhorchen machen, dann soll er zuhören und basta!
Ich werde oft gefragt nach einem weg zum musikverständnis, meine antwort: "Hört aufmerksam zu und beobachtet die musiker!"

1) Ich beziehe mich auf einen konkreten fall: ein jemand hatte im auftrag ein werk "Contra bellum" (Gegen den krieg) verfasst und diese absicht durch die gehäufte und vordergründige verwendung der töne C und B zu verwirklichen versucht. Wer das nicht wusste, hörte nur eine handwerklich gut gemachte musik.
 
Hm, auf mich wirkt dieser ganze Dissonanzschwachsinn wie eine Geisteskrankheit.
 
Einen septakkord wirst du noch ertragen, oder wo fängt der schwachsinn an?
Die einführung von dissonanzen war eine große errungenschaft, die heute selbstverständlich ist, und eine weitere entwicklung ist folgerichtig.
 
Hm, auf mich wirkt dieser ganze Dissonanzschwachsinn wie eine Geisteskrankheit.

In gewisser Weise gebe ich Dir da Recht. Es gibt keine Dissonanzen. Es gibt nur Interavalle, Klänge, Klanganhäufungen, usw. mit mehr oder weniger Spannung. Ist aber kontextabhängig.

Allerdings befürchte ich, dass Du vielleicht etwas anderes meinst als ich. :)

Grüße
Roland
 
Günter Sch.;3707850 schrieb:
Zunächst mal dank meinen mitrednern, die unser board um eine nuance bereichern!
Wer neues wagt, geht risiken ein und darf nicht erwarten, dass alle "bravo!" rufen. Es ist wie in der schule, wo die wenigsten begreifen, dass ihnen etwas für das ganze leben geboten wird, sondern sich gegen zumutungen wehren, "Hilfe, die wollen was von mir!"
Aber wenn man erst aus dem programmheft (die ich grundsätzlich nicht mehr lese) erfährt, was dem autor vorgeschwebt hat, es aber nicht hört, ist etwas aus den fugen. 1)

Von Otto-normal-konzertbesucher können wir nicht erwarten, dass er sich große mühe gibt, irgendwelche hehren gedanken zu entschlüsseln, wir müssen ihn ansprechen, erreichen, verbindung herstellen, ihn aufhorchen machen, dann soll er zuhören und basta!
Ich werde oft gefragt nach einem weg zum musikverständnis, meine antwort: "Hört aufmerksam zu und beobachtet die musiker!"

1) Ich beziehe mich auf einen konkreten fall: ein jemand hatte im auftrag ein werk "Contra bellum" (Gegen den krieg) verfasst und diese absicht durch die gehäufte und vordergründige verwendung der töne C und B zu verwirklichen versucht. Wer das nicht wusste, hörte nur eine handwerklich gut gemachte musik.

Ja, genau das meine ich doch! Mehr kulturelle Bildung, schon in den Schulen, mehr Medienpräsenz, mehr Kompetenzen, die in der Lage sind, diese Musik zu vermitteln und das Abbauen von Vorurteilen und Ignoranz zu beschleunigen!
Das ist mächtig viel Arbeit, aber ich werde es auf jeden Fall versuchen und vielleicht hilft mir eines Tages der ein oder andere und vielleicht nützt es sogar was.

Ich hatte schon mal ein Konzert in kleinerem Kreise(das war im Centre Culturelle in Kalrsruhe), bei dem ich vorher mein Werk persönlich ein bisschen erklärt habe, auch in verständlich und es hat auch was gebracht. Das gleiche Werk wurde nämlich schon mal aufgeführt, aber mehr als ein bloßes "gut", oder "toll", konnte ich den Leuten nicht entlocken.
Vielleicht wussten sie auch nicht was sie sagen sollten. Nachdem ich das Werk aber ein wenig erklärt hatte, sind die Leute schon ins Detail gegangen, haben sich sogar getraut zu sagen, was ihnen nicht so gefiel, aber auch was ihnen sehr gut gefiel.
Bei besagtem Konzert spielte ich auch zwei kurze Etüden von mir, danach habe ich jeweils ein paar Worte dazu gesagt und sie nochmal gespielt.
Das macht schon einen Unterschied, aber wie gesagt: Man muss schon bei den kleinen damit anfangen. Also in der Schule, in der sie Grundlagen beigebracht bekommen, von Lehrern, die nicht völlig resigniert sind, weil ihr Fach sowieso nicht versetzungsrelevant ist und den Schülern nur zehn verschiedene Aufnahmen von Beethovens fünfter vorspielen, um dann zu fragen, welche die Schüler besser fanden.
Das ist auch so ein Punkt: Die Klassische, oder E-Musik ist so ein immens großes Gebiet, dass man da doch nicht immer die gleichen Standardwerke heraussuchen muss, genauso wenig ist es Sinn der Sache, die Kinder nur mit Bach, Mozart und Beethoven zu "quälen" sondern auch die Fühler in alle Richtungen zu strecken.
Wie dem auch sei, das ist sicher ein langer Weg, aber ich habe genug Zeit ihn zu gehen.


Leaxim schrieb:
Hm, auf mich wirkt dieser ganze Dissonanzschwachsinn wie eine Geisteskrankheit.
Sag mir bitte erst, wie du das meinst, bevor ich entscheide, ob ich dir zustimme, oder ob ich dich als ignorant abstempeln soll.
 
Allerdings befürchte ich, dass Du vielleicht etwas anderes meinst als ich. :)
Grüße
Roland

Ich teile Deine Befürchtung, wenn ich lese, was der User im Thread "Ist klassische Musik elitär?" geschrieben hat, aber vielleicht gibt es ja noch weitere Kommentare von ihm.

Man muss schon bei den kleinen damit anfangen. Also in der Schule, in der sie Grundlagen beigebracht bekommen, von Lehrern, die nicht völlig resigniert sind, weil ihr Fach sowieso nicht versetzungsrelevant ist und den Schülern nur zehn verschiedene Aufnahmen von Beethovens fünfter vorspielen, um dann zu fragen, welche die Schüler besser fanden.
Das ist auch so ein Punkt: Die Klassische, oder E-Musik ist so ein immens großes Gebiet, dass man da doch nicht immer die gleichen Standardwerke heraussuchen muss, genauso wenig ist es Sinn der Sache, die Kinder nur mit Bach, Mozart und Beethoven zu "quälen" sondern auch die Fühler in alle Richtungen zu strecken.

In der Sache, was das Auswählen von Hörbeispielen im Musikunterricht angeht, stimme ich Dir völlig zu.
Es gibt neben Schubert auch noch andere Komponisten, die Großes vollbracht haben ;) und bestimmte "Klassiker der Moderne" oder auch "Avantgarde" haben faszinierende Werke komponiert, wenn ich z.B. an das Violinkonzert von Alban Berg oder "Die Geschichte vom Soldaten" von Strawinsky oder "Mathis der Maler" von Hindemith u.a. denke.
Es liegt aber nicht nur an resignierenden Lehrern, Musikunterricht wird leider oft als unwichtig angesehen, da hast Du recht und an vielen Schulen kaum oder gar nicht erteilt , oft mangels geeigneter Lehrer, die das Fach studiert haben. Gerade an der Grundschule kommt es häufig vor, dass Klassenlehrer als Laien Musik unterrichten, damit das Fach überhaupt zum Zuge kommt. Hier müssen die Kultusminister der Länder endlich mal Abhilfe schaffen, indem sie genügend Lehrer mit dem Fach Musik einstellen und es nicht mehr wie ein Stiefkind behandeln.

Außerdem sind die meisten auf dem Markt befindlichen Bücher für den Musikunterricht nach wie vor überwiegend auf Hörbeispiele aus Barock und Klassik begrenzt, ein neueres Werk kommt eventuell mal als Alibistück vor.
Eine positive Ausnahme ist "Spielpläne 1-3".
 
Tja, da kann ich immer nur sagen: Hab' ich Glück gehabt bei meinem Musikunterricht.

Da gab's Bach, Händel, Schumann ...
Und Ligeti, Berg, Schönberg ...
Und 9 Monate Jazz.
Lehrer sagte immer: "Bandbreite! Hört euch alles mal an!"

Grüße
Roland
 
Ich wünschte, das wäre bei mir so.
Mein Lehrer hat es geschafft, mir für eine lange Zeit die Goldbergvariationen zu vermiesen, weil wir sie von fünf unterschiedlichen Interpreten immer rauf und runter hören mussten.

Und da keiner, bis auf ganz ganz wenige Ausnahmen, Ahnung hatte, ist er schon in Jubel ausgebrochen, wenn einer so Weisheiten vom Stapel ließ, wie: "Die Note in Takt 2 und die in Takt 7 ist die gleiche."

Ich hätte auch gern Jazz gemacht, da gibt es auch noch soviel zu entdecken, aber das kam da gar nicht in Frage.
Und das Finanzielle war natürlich wieder das andere Problem. Wir hatten Geld für nichts.
 
Ich frage mich heute auch, wieso es meinen engagierten Musik-Lehrern nicht gelang, mich für Klassik zu begeistern (Natürlich war das alles für mich das Gleiche, eben Orchester prä 1900 :rolleyes:). Ich musizierte damals noch nicht aktiv und begriff deswegen nicht, wie anregend es sein kann, in die musikalische Tiefe zu gehen. Vor allem begriff ich nicht, wie mir Musik-Theorie je im Leben nützen sollte. Heute bereue ich, damals nicht aufgepasst zu haben.

Als Kind war Klassik für mich etwas spießiges, undynamisches...vielleicht lag es daran, dass ich in eher einfachen Verhältnissen groß geworden bin, wo es einen Flügel oder Platten von Strawinsky nicht gab. Man gab mir eher die 68-er Uhrgesteine mit auf den Weg, Klassik zählte zu der Gediegenheit, gegen die man einst rebelliert hatte.

Meiner Meinung nach kann Interesse bei Kindern erzeugt werden, indem man Bezug zur alltäglichen Musik herstellt. Z.B. indem man zeigt, dass der neue Hit von Green Day auf die gleichen Akkorde aufbaut wie Pachelbels Kanon - sowie dutzende anderer Lieder auch. Oder was für ein Zusammenhang zwischen Hiphop und Jazz besteht. Mit diesen Dingen habe ich mich erst später beschäftigt und sie animieren mich dazu, jeder Musik, die mir jemand zeigt, eine Chance zu geben (Wobei ich mir aber auch mal Freiheit nehme zu denken: "Das ist keine Musik mehr...").
 
Mit diesen Dingen habe ich mich erst später beschäftigt und sie animieren mich dazu, jeder Musik, die mir jemand zeigt, eine Chance zu geben (Wobei ich mir aber auch mal Freiheit nehme zu denken: "Das ist keine Musik mehr...").

Aber was hat man davon, zu sagen, etwas sei keine Musik? Einen Argument um es bei der Bequemlichkeit beruhen zu lassen? Ich war früher auch ein ganz schlimmer Finger, habe gegen Komponisten und Musik gewettert und das Komponisten-sein und Musik-sein abgesprochen. Heute schäme ich mich dafür, und sehe das alles ganz anders. Leider führte dazu nicht irgendwelche menschlichen Einsichten, sondern lediglich die Erfahrung, das Musik, gegen die ich einst wetterte, plötzlich gefiel. Das gab mir die Erkenntnis, das man nur Dinge für "keine Musik" halten kann, zu denen man erstmal keinen Zugang findet. Es gibt nach wie vor Stücke, mit denen ich überhaupt nichts anfangen kann, das kann sich ändern, oder nicht. Aber es ist trotzdem Musik.
 
Ja, aber dafür gibt es Gründe, die ich schon häufig erwähnt habe(vielleicht in diesem Forum nicht so) und die hängen mit kultureller Bildung und Aufgeschlossenheit zusammen.
Es fängt schon damit an, dass einem die Eltern eintrichtern, was für Unmusik doch alles moderne ist und Kinder sind so leicht zu beeinflussen...


Naja, letztens habe ich die Instrumentation des Variationssatzes aus Anton Weberns Sinfonie analysiert (mehr in Stichworten) und da ist mir aufgefallen, dass mir zwar das, was er später ins Rollen gebracht hat (u. a. Serialismus) nicht gefällt und wahrscheinlich auch nie gefallen wird, dafür allerdings sein Werk umso mehr.
Mir gefällt die Schlichtheit und diese Konzentration der wichtigsten Dingen in seinen Werken.
Die Vorworte in den Taschenpartituren sind manchmal länger als das Werk an sich, aber ich finde es gut, dass ein Komponist auch mal den anderen weg geht und alles "überflüßige" weglässt.
Ich finde auch Bach und Mahler richtig genial, aber manchmal, naja ich sags mal einfach, übertreiben die.

Worauf ich jetzt eigentlich hinauswollte, war noch ein paar Werke zu nennen:

Anton Webern - die Sinfonie, das Streichquartett, die 6 Bagatellen
und einen lustigen uncyclopedia Artikel :>
http://uncyclopedia.wikia.com/wiki/Anton_Webern

und wen ich auch mehr und mehr entdecke: Paul Hindemith, das Violinkonzert, sowie die Mathis der Maler-Sinfonie.

und vielleicht interessiert es den ein oder anderen: Ein richtiger Fan weiß das natürlich, aber auch Frank Zappa hat Neue Musik geschrieben, die recht hörenswert ist. Da sei nur mal Yellow Shark erwähnt.

ich habe nicht ganz verstanden was du damit meinst das bach und mahler übertreiben ?
 

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