Grüß Dich, Schwabe,
ich kenne deine beschriebene Problematik von mir. Mir ist das auch in meinen jungen Jahren als Gitarrist aufgefallen. Anfangs hatte es mich irgendwie gestört, aber irgendwann habe ich einfach nicht mehr darauf geachtet.
Im Laufe der Jahre wird man natürlich besser als Gitarrist, und der kleine Finger wird natürlich auch schneller und ist dann auch stets schnell wieder in Position. Auch wenn er sich gerne wegklappt. Darum hab ich vermutlich auch nicht mehr darauf geachtet.
Letztendlich habe ich eben extra meine Gitarre noch mal an die Hand genommen und ein bissl gespielt, um genau darauf zu achten. Das Wegklappen des kleinen Fingers ist bei mir fast gänzlich verschwunden. Ich konnte auf Anhieb nur einen Lick finden, bei dem sich mein kleiner Finger immer noch aus dem Staub macht.
Eine ganz gute und sehr einfache Übung, die man eigentlich immer vorgelegt bekommt ist dieser chromatische Lauf, bei dem du jede Seite mit allen vier Fingern spielst.
z.B.
---------------------------------------------------5-6-7-8
-----------------------------------------5-6-7-8----------
-------------------------------5-6-7-8--------------------
---------------------5-6-7-8------------------------------
-----------5-6-7-8----------------------------------------
-5-6-7-8--------------------------------------------------
und wieder runter...
Die mache ich ehrlich gesagt immer noch, wenn ich z.B. nen schlechten Film gucke. Da schnapp ich mir die Gitarre und spiel das Ding unverstärkt in allen Lagen vor mich hin. Die Übung klingt nach nicht und dient im Wesentlichen dem Trainieren beider Hände. Dort kannst du Variieren zwischen Wechselschlägen und Gleichschlägen mit dem Plek. Und ich spiel unheimlich viel mit den Fingern, darum übe ich da auch den schnellen Wechsel zwischen Plekpicking und Fingerpicking, so dass man in Solopassagen ohne probleme einen lick mit den Fingern einbauen kann und gleich im Anschluss das Plek wieder spielbereit hat. Meine Greifhand kann das Ding halt in und auswendig in den verschiedensten Tempi. Aber für dich ist es gut, um die Greifhand gut zu trainieren. Vor allem den Einsatz des Kleinen Fingers.
Viele Autodidakten gewöhnen sich gerne leichtere Fehler an. Weil sie auf Anhieb einfacher zu greifen sind. Da ich aus der Klassik komme, habe ich meinen kleinen Finger nie vernachlässigt. Durch kleine eingeschlichene Fehler ist man allerdings kein schlechterer Gitarrist. Man erkennt aber meistens Gitarristen, die aus einer klassischen Ausbildung kommen. Die Vernachlässigung des kleinen Fingers ist oft ein Merkmal dafür.
Um das Problem weiter in den Griff zu bekommen, solltest den kleinen Finger auch öfters mal besonders viel einsetzen. Wenn deine Hand sich daran gewöhnt hat, dass der kleine Finger viel auf dem Griffbrett gebraucht wird, dann stellt sie automatisch das Wegklappen ein.
Zum Beispiel könntest du bei dem Spiel von Powerchords auch mal vermehrt den kleinen Finger einsetzen. Diese mal mit index und pinky greifen. In manchen akkordsituationen macht das auch sinn, damit man die anderen beiden für einen folgeakkord frei hat.
D---------
A-----5--
E-----3--
Eine kompliziertere Technik, hat sich ein heavy metal Gitarrist mal ausgedacht und "spider-technique" genannt. Dort spielt er komplizierte Powerchord läufe im rasanten Tempo über das Griffbrett. Ist für den Anfang vermutlich doch zu schwer, aber früh übt sich, wer denn gerne mal heizer sein möchte.
D----3-------5-------7------
A----1--4---3---6---5----8
E-------2--------4--------6
und so weiter. Bei dieser Übung werden alle vier Finger gebraucht. Dabei wird der Powerchord auf der A und D Saite typisch mit zeige und ring gespielt, und mit den beiden freien Fingern wird der folgende Powerchord auf der E und A Saite gespielt. Also Mittel und Ring finger. Wenn man das trainiert, dann kann man Staccatomäßig Powerchord-Läufe über das ganze Griffbrett spielen, und jeder der sich an den Akkordläufen versucht und diese Technik nicht beherrscht wird in Tempo und Genauigkeit kläglich versagen.