spezielle Frage zur Vorgehensweise bei E-Gitarrenaufnahme

Insane
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Moin,

um mein Problem beschreiben zu können, sollte ich etwas weiter ausholen. Bei uns in der Band stellt sich derzeit die Frage in welches Studio wir für die nächsten Aufnahmen gehen. Die letzte Produktion liegt nun schon längere Zeit zurück und damals war es auch das erste mal, dass wir im Studio waren. Dementsprechend haben wir die Arbeitsweise des Produzenten nicht in Frage gestellt. Aufgrund des Preises ist das gleiche Studio aber wieder in der Auswahl, jedoch habe ich mittlerweile das Gefühl, dass da Gitarrentechnisch einiges falsch gemacht wurde, bzw. einfach vernachlässigt wurde, einfach weil einiges für mich keinen Sinn macht und weil das Resultat einfach nicht so gut ist (der Sound geht zwar in Ordnung, hat aber eine Menge Schwächen). Hörbeispiele möchte ich an dieser Stelle nicht geben, da ich den Produzenten auch nicht schlecht machen möchte, denn man muss dazu sagen, dass wir auch sehr wenig Zeit für das Recorden hatten und vielleicht deshalb einiges vernachlässigt werden musste. Außerdem ist es ja nur eine Vermutung, dass man das besser hätte machen können, also kann ich mich da auch komplett täuschen. Ich selbst kenne mich kaum mit dem Recording aus. Ich komm zwar einigermaßen mit Sequencern zurecht, aber richtig produziert habe ich noch nie etwas, mal abgesehen von ein paar Riffs oder Demotracks, bei denen es nicht auf guten Sound ankam.
Bevor ich zum eigentlichen Problem komme, beschreibe ich kurz unseren Stil und was wir uns vom Sound versprechen:
Wir machen sehr melodischen Deathmetal mit vielen cleanen Passagen. Allerdings spielen wir überwiegend volle Akkorde, auch bei den verzerrten Parts. In den meisten Fällen spielt eine Gitarre Melodie (das wird später noch wichtig). Dementsprechend wollen wir natürlich einen schön drückenden Sound, der aber nicht zu heftig verzerrt ist und schön transparent klingt.

Nun erkläre ich mal, wie wir damals aufgenommen haben und woran ich mich da störe:

Im Prinzip lief es ganz einfach so ab, dass beide Gitarristen den Song so eingespielt haben, wie wir ihn live auch spielen. Das ganze dann zweimal, also gedoppelt. Da wir ja aber viele Melodien haben und bei Gitarristen mal Rhythmus- und mal Leadgitarre spielen, manchmal aber auch beide Gitarristen genau das gleiche Riff spielen, ist die Rhythmusgitarre ja ständig unterschiedlich fett. Teilweise gibt es 4 Rhythmusspuren, überwiegend gibt es 2 Rhythmusspuren, die allerdings mal von der einen, mal von der anderen Gitarre gespielt werden, wodurch sich auch der Sound geringfügig ändert und immer sind die Melodien gedoppelt. Außerdem wurden die Leads alle trocken eingespielt und Delay und Reverb erst im Nachhinein drübergelegt. Ich selbst bin aber der Meinung, dass man bei spielen auch den Effekt hören sollte, damit der dann auch gut klingt.

Meine Fragen dazu:

1. Ist das eine übliche Vorgehensweise, die Sinn macht?
2. Doppelt man i.d.R. die Leadgitarre?
3. Doppelt man cleane Gitarren egal ob Akustik- oder E-Gitarre (wie wir das damals gemacht haben, weiß ich nicht mehr, aber wenn man schonmal dabei ist ;))
4. Was sagt ihr zu der Sache mit den Effekten auf der Leadgitarre?
5. Wie würdet ihr bei unseren Ansprüchen und unseren Arrangements vorgehen?


Am Rande noch, wie ich mir das Ergebnis besser vorstellen würde (auch hierzu bitte ich um eure Meinung):

Rein logisch betrachtet würde es für mich Sinn machen, wenn beide Gitarristen jeweils einmal die komplette Rhythmusgitarre einspielen würden und dann die Leads nachher mit Reverb und Delay (oder sonstigen Effekten) drübergespielt werden und zwar ungedoppelt, da die Rhythmusgitarre sonst evtl. zu dünn wirkt (das haben wir jedenfalls bei der jetzigen Aufnahme, sobald es mit Melodien losgeht) und da ich der Meinung bin, dass es schwer ist ein Lead exakt so zu spielen wie das andere, ohne dass man minimale Unterschiede hört (möglich ist das sicher, erschwert das Ganze aber um einiges).


Das ist ja nun erstmal eine ganze Menge von meiner Seite, aber ich denke das Problem ist einigermaßen klar geworden und ich bin mir sicher, dass ich hier ein paar sehr gute, brauchbare Antworten bekommen werde.

Danke schonmal!
 
Eigenschaft
 
Hi Insane!

Also vorweg mal was generelles: Es gibt kein "so macht mans richtig" klar gibt es Dinge die aus der heutigen Musik (vorallem in diesem genere) nicht mehr weg zu denken sind, wie zb. Doppeln.
Jedoch wird es schwirig generelle Aussagen über weitere Feinheiten zu treffen.

Ich möchte an dieser Stelle auch den Techniker eurer ersten Produktion in schutz nehmen. Ich denke nur dran, wie ich, wenn ich professionell in diesem bereich arbeiten würde, miteuch umgegangen wär. Nicht das er sich nicht bemüht hat, aber es ist halt klarerweise doch immer eine finanzielle und zeitliche Sache. Auch ist es nicht zielführend die (noch etwas unerfahrene Band) komplett ins recording mit einzubinden. Weil dann bist du nur mal 2 tage beschäftigt zu erklären was man als tontechniker eigentlich so macht..
Er fragt ja auch nicht, wie du auf diese Melodie gekommen bist. :p
Daher kanns auch leicht sein, dass ihr nicht alles machbare unternommen habt um den Gitarrensound so gut als möglich hin zu basteln.

Damit bin ich ja auch schon mitten in diesen Fragen: Also ich finde nicht, das man alles Doppeln muss, Allerdings finde ich es total blödsinnig drarüber theoretisch zu schreiben. So was muss man konkret ausprobieren. Wenn ihr es nicht perfekt spielen könnt und euch nicht zu tode schneiden wollt, ist damit die entscheidung gefallen ;)
Ansonsten ausprobieren! Wenn genug Zeit da ist, wir das der Techniker auch machen. Leider ist nur Zeit etwas sehr teures, insofern dürft ihr halt auch keine falschen Erwartungen hegen.

Effekte würde ich prinzibiel auch wirklich erst im Mix drauf legen. Außer du hast eine sooo ungewöhnliches Hallgerät/flanger/whatever welches deinen Sound so sehr prägt, das es sozusagen schon "dazu"gehört.
Ansonsten kann man mit Hall im Mix viel mehr den Mix unterstützen als du das davor abschätzen kannst.

Find ich aber sehr gut wenn du dir gedanken machst BEVORs ans Aufnehmen geht. :great:

Lg Jakob
 
Nichtsdestotrotz gehört der Hall, bzw. was da sonst so typischerweise am Start ist, aufs monitoring, damit auch das gespielt wird, was da hingehört.
 
Hi Insane!

Also vorweg mal was generelles: Es gibt kein "so macht mans richtig" klar gibt es Dinge die aus der heutigen Musik (vorallem in diesem genere) nicht mehr weg zu denken sind, wie zb. Doppeln.
Jedoch wird es schwirig generelle Aussagen über weitere Feinheiten zu treffen.

Ich möchte an dieser Stelle auch den Techniker eurer ersten Produktion in schutz nehmen. Ich denke nur dran, wie ich, wenn ich professionell in diesem bereich arbeiten würde, miteuch umgegangen wär. Nicht das er sich nicht bemüht hat, aber es ist halt klarerweise doch immer eine finanzielle und zeitliche Sache. Auch ist es nicht zielführend die (noch etwas unerfahrene Band) komplett ins recording mit einzubinden. Weil dann bist du nur mal 2 tage beschäftigt zu erklären was man als tontechniker eigentlich so macht..
Er fragt ja auch nicht, wie du auf diese Melodie gekommen bist. :p
Daher kanns auch leicht sein, dass ihr nicht alles machbare unternommen habt um den Gitarrensound so gut als möglich hin zu basteln.

Damit bin ich ja auch schon mitten in diesen Fragen: Also ich finde nicht, das man alles Doppeln muss, Allerdings finde ich es total blödsinnig drarüber theoretisch zu schreiben. So was muss man konkret ausprobieren. Wenn ihr es nicht perfekt spielen könnt und euch nicht zu tode schneiden wollt, ist damit die entscheidung gefallen ;)
Ansonsten ausprobieren! Wenn genug Zeit da ist, wir das der Techniker auch machen. Leider ist nur Zeit etwas sehr teures, insofern dürft ihr halt auch keine falschen Erwartungen hegen.

Effekte würde ich prinzibiel auch wirklich erst im Mix drauf legen. Außer du hast eine sooo ungewöhnliches Hallgerät/flanger/whatever welches deinen Sound so sehr prägt, das es sozusagen schon "dazu"gehört.
Ansonsten kann man mit Hall im Mix viel mehr den Mix unterstützen als du das davor abschätzen kannst.

Find ich aber sehr gut wenn du dir gedanken machst BEVORs ans Aufnehmen geht. :great:

Lg Jakob

Also schlecht machen will ich ihn auch auf gar keinen Fall. Der Mann hat viele sehr gute Produktionen abgeliefert, an denen es gar nichts zu meckern gibt, allerdings hab ich das Gefühl, dass unsere Art von Musik einfach nicht das ist, was er normalerweise macht und was er auch sehr gut macht. Er macht mehr im Knüppelmetal und Punkrock. Und dass er mit mehr Zeit ein deutlich besseres Ergebnis hätte abliefern können ist klar und hab ich auch im Ausgangspost versucht deutlich zu machen. Zu dem Ganzen kommt natürlich auch, dass wir damals absolut keinen Schimmer hatten was wir eigentlich wollten und deshalb versuche ich mich dieses mal auf alles vorzubereiten, um dann am Ende mehr Zeit für das Wesentliche zu haben.
Das mit den Effekten wundert mich, da ich als reiner Instrumentalist der Meinung bin, dass der Effekt auch als Instrument gesehen werden sollte und man beim spielen auf den Effekt eingeht, sprich anders spielt als ohne den Effekt. Andererseits ist es einleuchtend, dass man flexibler ist, wenn man das Signal im Nachhinein entsprechend bearbeitet, aber das soll sowieso lieber der Profi für sich entscheiden. Das einzige, was ich immernoch als falsch empfinde, aber vielleicht ist das auch einfach nur eine Geschmackssache, ist die Tatsache mit den verschieden gedoppelten Gitarren innerhalb eines Songs. Es stört mich beim hören einfach ungemein, dass die Gitarre stellenweise fett klingt und sobald eine Melodie kommt tritt die Rhythmusgitarre komplett in den Hintergrund und die gedoppelte Melodie dominiert total. Da halte ich es eigentlich für sinnvoller, wenn der Rhythmussound (solange es sich generell um den gleichen Gitarrensound handelt) durchgehend im Song gleich fett produziert bzw. gleich oft gedoppelt ist und die Melodie dann später drübergespielt wird und somit nicht so dermaßen in den Vordergrund rückt. Versteht ihr, was mich so stört?

EDIT:

Nichtsdestotrotz gehört der Hall, bzw. was da sonst so typischerweise am Start ist, aufs monitoring, damit auch das gespielt wird, was da hingehört.

Das hatten wir zum Beispiel nicht und das ist im Prinzip auch das was ich meinte. Bei einigen Sachen, vor allem wenn es um die ruhigeren, atmosphärischen Passagen geht, aber auch bei den Leads, spielt man ja mit dem Effekt wie man sich auch auf unterschiedlichen Gitarren dem Klang anpasst. Außerdem sind teilweise tatsächlich sehr spezielle Effekte dabei, ohne die es sehr merkwürdig wäre die Passage zu spielen.

Aber dass es nicht den einen richtigen Weg gibt, sehe ich natürlich ein, weshalb ich jetzt einfach mal wissen möchte, wie ihr speziell bei unserer Musik, wie ich es beschrieben habe, vorgehen würdet. Nur um mal verschiedene Ansätze zu sehen.
 
Da halte ich es eigentlich für sinnvoller, wenn der Rhythmussound (solange es sich generell um den gleichen Gitarrensound handelt) durchgehend im Song gleich fett produziert bzw. gleich oft gedoppelt ist und die Melodie dann später drübergespielt wird und somit nicht so dermaßen in den Vordergrund rückt. Versteht ihr, was mich so stört?

Das ist eine reine Geschmacks- und Arrangementsache. Für moderne Rock/Metalproduktionen, die konsequent auf fetten, konstanten Sound ausgelegt sind, finde ich durchgehende Rhythmusgitarren auch sinnvoller. Am besten alle vom gleichen Gitarrist eingespielt, damit sie tight sind. Ich hab für meine letzte Eigenproduktion z.b. einfach mal grundsätzlich 4 Rhythmusgitarren eingespielt und dann eben noch Melodien usw. als Overdubs.
In wie weit das jetzt Sinn macht, wenn man nachher beim Mix die Rhythmusgitarren eh runterziehen muss, wenn die leads einsetzen oder dort gleich nur 2 Gitarren einspielt, lässt sich streiten...

Mit Effekten unterteile ich das in zwei Gruppen:
- Effekte, die essentiell Klangformend sind, z.b. ein Delay mit dem man wirklich hörbar spielt. Muss direkt mit aufgenommen werden oder übers Monitoring hörbar sein.
- Effekte, die zur Einbettung dienen. Ein dezenter Hall oder Delay auf einem Solo... is mir persönlich ziemlich wurscht, ob ich das beim Einspielen höre oder nicht... kommt auf den Musiker an. Wenns wurscht is, Arbeit und Aufwand sparen und weglassen! ;-)
 
das ganze hört sich für mich verdächtig nach einer schnellschnell produktion an, bei der im vorfeld nicht genug geplant wurde.

was und wo man jetzt doppelt ist - wie schon mehrfach erwähnt - nicht "reglementiert". die vorgehensweise prinzipiell jeden gitarristen alle songs 2 mal einspielen zu lassen find ich aber trotzdem irgendwie komisch. WENN man das so macht, muss man im mix auf jeden fall das alles so automatisieren, dass die von dir geschilderten probleme eben nicht auftreten. ist auch nicht wirklich viel mehr arbeit oder so. von dem her irgendwie komisch....

meiner meinung nach sollte das arrangementder gitarren zumindest in grundzügen fertig sein, bevor man aufnehmen anfängt. wenn ich die songs der band nicht kenne (was schon mal ein problem für sich ist) dann könnte man ja zum beispiel jeden gitarristen einmal schnell schnell ne spur aufnehmen lassen und dann nochmal von anfang an so aufnehmen, dass alles sinnvoll arrangiert ist. und wenn man so wie ich zu faul zum automatisieren ist, dann macht man halt mehrere spuren. ist in nem DAW basierten studio ja absolut kein problem wenn da mal 10-12 gitarrenpuren zusammen kommen. besser so als fix it in the mix.


musikalische effekte wie delay usw nehm ich auch eher ungern direkt mit auf. ganz einfach aus dem grund, dass wenn's zu viel bzw zu wenig effektanteil is, dann kann man halt nix mehr dran ändern. und was zu viel bzw zu wenig ist, kann man leider oft erst im mix wirklich sagen. aber schnell mal ein delay im computer dazu schmeissen, damit man's hört ist wirklich kein act.


ich würde euch einfach empfehlen das ganze vorher mit dem studio wirklich konkret zu planen. wenn ihr nicht genug kohle habt, nehmt lieber weniger songs auf und die dafür anständig (sofern das label euch da freie hand lässt natürlich... uns ansonsten sollen gefälligst sie mit zahlen :evil:) ihr wollt ja am ende ein gutes produkt haben, und dafür ist zeit das aller aller wichtigste. wenn ihr versucht mit aller gewalt 12 songs in ner woche aufzunehmen schneidet ihr euch nur selbst ins fleisch.

macht euch vorher selber gedanken über die arrangements. du hast gesagt du kennst dich mit sequencern aus. also klemm dich dahinter, mach ne vorproduktion und schick sie dem studio. muss ja nicht gut klingen, nur damit man halt einen eindruck hat was auf einen zu kommt. sprecht mit dem typ was ihr vorbereiten könnt und womit ihr ihm arbeit abnehmt, damit man im studio zeit für's wesentliche hat.

also tempomaps schreiben, arrangements aufmalen, soundbeispiele sammeln, schedule schreiben... alles zeugs das aus ner schnell schnell chaos session ein organisierte und produktive session macht. normalerweise übernehmen das zwar die produzenten selbst, aber die wollen dafür halt auch geld haben ;)
 
Er meinte aber die Effekte im Monitoring zu haben und das ist ja schon ohne Weiteres möglich und oft auch wirklich sinnvoll. Gerade bei Effekten die sich auf das Spiel und die spielerische Performance auswirken. Zur Not muss man halt ein paar Strippen mehr ziehen oder noch eine reine Wet-Signalkette schaffen die man dann nur für das Monitoring benutzt. Am Rechner (oder mit den vorhandenen Effekten) detailliert nachbilden ist ja dann immer noch möglich. Ich würd auch keinen Gitarristen selber die Delays per Fußtreter gleich mit aufnehmen lassen, das kann man hinterher viel präziser im Mix machen. Aber für das Monitoring bereitstellen ist ja kein Aufwand. :)
Ansonsten kann ich euch natürlich immer nur empfehlen für die Gitarren ein DI Signal mit aufzunehmen um später noch was ändern zu können. Eine genaue Planung wie es schon so gut beschrieben wurde ist wirklich wichtig und spart hinterher Zeit, Geld und Nerven. Lasst euch auch hinterher die Spuren geben. Wenn ihr mit dem Mix nicht zufrieden seid, die Signale aber gut sind könnt ihr immer noch nachbessern. Ansonsten ist es auch wichtiger Tipp gewesen mit der Vorproduktion. Je konkreter eure eigene Vorstellung ist, desto besser könnt ihr sie auch dem Studio vorstellen und der Tech hat eine besser Orientierung wohin die Reise gehen soll...
 
Ich denke das ist eher ein Kommunikationsproblem, als ein technisches.
Beispielsweise die Sache mit dem Delay: Wenn der Gitarrist das beim Spielen braucht, kriegt er das halt, wenn nicht, dann nicht, muss er halt sagen.
Auch die Sache mit dem Arrangement etc ist eine Sache die man abklären kann. Dem Tontechniker zu sagen, dass alle Rhythmusspuren gleichmäßig sein sollen ist ansich kein Akt, und er weiß dann Bescheid.
Ich durfte letztens an einer kleinen Demoproduktion mitwirken, da haben wir im Vorfeld schon ganz viel mit der Band abgesprochen. Waren mal bei ner Bandprobe um uns die Songs anzuhören und mit den Jungs zu bequatschen was man ändern muss etc.
Dadurch lief es aber im Studio dann auch gut. Wir hatten Ablaufpläne als Guitar-Pro Dateien, damit man auch als Techniker den Überblick hatte "was passiert überhaupt wann".
Wie man dann letztlich vorgeht ist eine Absprache-Geschichte.
Ob man Spuren doppelt: kann man, muss man aber nicht. Aber wenn die Zeit da ist, wieso nicht? Weglassen kann man immer.
Ihr müsst davon ausgehen, dass der Techniker die Stücke auch nicht so gut kennt wie ihr, bei mehreren Gitarren ist nicht immer klar, welcher Gitarrist welchen Part spielt.
Auch ist ein Studio-Arrangement ja durchaus manchmal anders als eine Live-Version.
Aber wenn ihr vor der Aufnahme zu ihm hingeht und sagt: "Hier pass mal auf, normalerweise wechseln sich unsere beiden Gitarristen mit dem Rhythmus ab, weil wir das Live nicht anders machen können, aber auf der Aufnahme hätten wir gerne eine durchgehende Rhythmusspur, damit das konsistenter ist", dann ist das sicherlich kein Problem für den Techniker.
Letztlich seid IHR dafür verantwortlich wer welchen Part einspielt und wie ihr das arrangiert. Sicher kann nen guter Techniker da Tipps geben, aber die Entscheidung liegt bei euch.
Ihr müsst eigentlich mit einem konkreten Plan ins Studio gehen, so dass die Zeit die ihr da habt auch zum Großteil für die Aufnahmen/Beurteilung der Takes draufgeht.
 
Ok, das war nun alles schon sehr hilfreich. Das bedeutet für mich, dass ich bevor wir uns für ein Studio entscheiden mit dem jeweiligen Produzenten spreche, nachdem er von uns ein paar Demos der Songs bekommen hat. So bin ich wenigstens darauf vorbereitet, wie gearbeitet wird und wie wir uns vorbereiten müssen.

Eine Vorproduktion werden wir soweiso machen, weil das auch für uns hilfreich ist, wenn wir die Songs hören können ohne selbst dabei spielen zu müssen. Dann hört man die Songs meiner Meinung nach nochmal ganz anders. Wenn möglich wollen wir die Spuren von der Demoproduktion dann gleich als Schmutzspur mit ins Studio nehmen, damit wir das dann auch da nicht mehr machen müssen. Clicktracks werde ich auch im Vorfeld fertigstellen (allerdings muss ich mich dann hier im Board mal erkundigen, wie ich das am besten mache damit der Produzent auch gut damit arbeiten kann) und Leadsheets für die Songs sind auch geplant.
 
... Ansonsten kann ich euch natürlich immer nur empfehlen für die Gitarren ein DI Signal mit aufzunehmen um später noch was ändern zu können.

Eine Idee wäre natürlich auch komplett in Eigenregie DI-Spuren für die Gitarren aufzunehmen und im Studio nur reampen zu lassen. So würde man enorm Zeit im Studio sparen. Müsste natürlich vorab mit den eigenen DI-tracks getestet werden, ob ihr so zu einem guten Ergebnis kommt und was und ob ihr doppeln wollt oder nicht.

Habe damit selber noch keine Erfahrung, plane es aber in Zukunft mit meiner Band mal so zu machen.
 
Das ist eine Möglichkeit, ich würde hier unbedingt empfehlen eine gute DI Box zu verwenden, Radial J48 oder so. Dann darf natürlich im Studio nicht mal eben entschieden werden das Tempo um ein paar BPM anzuziehen oder so. :) (Timestrechting geht zwar, aber für mich ist das nur eine Notfall - Lösung)
Eigentlich ist das Setup dafür recht einfach... DI aufnehmen, Splitausgang zum Amp, darüber abhören und aufnehmen, DI Tracks mit ins Studio nehmen. Allerdings sollte man hier nicht vergessen, dass man so nicht auf die "Tagesperformance" von Drums und Bass eingehen kann. Das ist unter Umständen ein Problem und kann hinterher zu einem schwammigeren Ergebnis führen.
Aaaaaber: ich würde diese Vorgehensweise trotzdem für eine Vorproduktion empfehlen. Unter Umständen sind einzelne Takes von Sologeschichten so gut, dass man sie übernehmen kann. Vielleicht so gut, dass man im Studio ewig brauchen würde um das zu reproduzieren. Hat man die vorproduzierten DI Tracks dabei ist man natürlich auf der sicheren Seite. Rhythmusgitarren würde ich eher im Studio mit dem Feeling der finalen Drums einspielen. Ob es funktioniert findet man natürlich schnell raus. Dabei immer sorgfältig darauf achten, dass man bei Exporten auf dem Takt bleibt, sonst schiebt man sich hinter blöde... :)

Clicktracks: Entweder das Studio arbeitet mit der gleichen Software und man kann z.B. in Cubase eine Tempospur mitnehmen, oder es empfiehlt sich eine einfache MIDI Spur. Wir haben das mal im Studio für einen Song gemacht der mit vielen 4/4 zu 5/4 Wechseln und Achtelauslassungen arbeitet und das hat uns massiv Zeit gespart das wir da mit einer Tempospur vorbereitet waren. Vor allem auch, weil der eigene Drummer sie vorher kennt und sich nicht erst im Studio drauf einstellen muss. Da muss man einfach vorher mit dem Studio reden was die verarbeiten können.

Leadssheets: Immer eine gute Idee in mehrfacher Ausfertigung mit genug Platz für Produktionsnotizen. Ideen während der Produktion zum späteren Mix unbedingt notieren wenn sie kommen.

Referenzmaterial: Natürlich kein "wir wollen genau so klingen" sondern Orientierungen, Inspirationen zum sich drauf einstellen. Wenn ich ein Singer/Songwriter Duo aufnehmen soll hör ich an dem Tag vorher auch nicht unbedingt Strapping Young Lad. (außer wenns zu gruselig ist *g*)

Und evtl. von vornherein zwischen Aufnahme und Mix eine kleine Pause einplanen wenn es vom Studio möglich ist. Nicht jeder mag das, ich zum Beispiel hab ganz gerne nach Ende der Aufnahmen 1-2 Tage Pause bevor ich mit dem Mix anfange. Damit kann man alle Beteiligten noch einmal von dem Aufnahmeprozeß lösen und den Fokus auf das Endprodukt erneuern. Muss natürlich jeder selber individuell entscheiden, kann aber helfen.
 
... Allerdings sollte man hier nicht vergessen, dass man so nicht auf die "Tagesperformance" von Drums und Bass eingehen kann. Das ist unter Umständen ein Problem und kann hinterher zu einem schwammigeren Ergebnis führen.

alternativ könnte man auch die drums zuerst fertig machen und dann erst mit den DI-tracks anfangen. Da hat man natürlich eine recht lange Pause bis zum nächsten Studioaufenthalt. Wenn das das Studio nicht stört spricht da aber nichts dagegen.
 
Referenzmaterial: Natürlich kein "wir wollen genau so klingen" sondern Orientierungen, Inspirationen zum sich drauf einstellen. Wenn ich ein Singer/Songwriter Duo aufnehmen soll hör ich an dem Tag vorher auch nicht unbedingt Strapping Young Lad. (außer wenns zu gruselig ist *g*)

Ja das haben wir schon. Mein persönlich favorisiertes Studio, das in unserer Auswahl bis jetzt ist, hat sogar eines unserer Referenzalben produziert und da klingt wirklich jedes einzelne Instrument und auch die Vocals wirklich perfekt. Genau wie ich mir das vorstelle. Leider ist den meisten aus der Band der Tagestarif für das Studio zu teuer. Ich hatte aber vor da mal zu fragen, ob die uns nicht irgendwo als Lückenfüller dazwischenpacken wollen. Im Prinzip könnte man es ja auch so machen, dass er uns irgendwo eine Woche lang dazwischen schiebt, wo gerade leerlauf ist und dann später nochmal eine Woche, wo dann nur gemixt wird. Vielleicht kann er uns so einen günstigeren Preis machen. Einen Versuch ist es vielleicht wert.
 
Einen Versuch ist es immer wert :) Man kann immer das Glück haben zur richtigen Zeit anzurufen...
Unter Umständen könnt ihr ja wirklich den Weg gehen erst die Drums zu recorden, dann Gitarren/Bass DI Spuren selber zu machen und dann für Reamping/Vocals/Mix wieder da hin zu gehen. Also wenn ihr euch das zutraut. (und das Studio mitmacht). Sprich mit denen über die Möglichkeiten die ihr habt, was sie euch empfehlen würden und ob ihr mit euren Vorstellungen da irgendwie zusammenkommt.
 
Mir ist gerade noch etwas eingefallen, was ich bis jetzt gar nicht beachtet hatte. So wie wir damals vorgegangen sind, müsste unser anderer Gitarrist eigentlich alle seine Leads ohne Rhythmusgitarre im Hintergrund eingespielt haben, da ich meine Parts alle ja erst danach eingespielt habe und nach mir hat er auch nichts mehr eingespielt. Zwar hört man da keine Fehler auf der Aufnahme, aber in meinen Augen ist auch das etwas fragwürdig. Zumindest geh ich davon aus, dass man deutlich tighter spielt und sauberer intoniert, wenn das gesamte harmonische Gerüst steht.
 
Eigentlich schon :) Ist für ne Lead Gitarre natürlich einfach als für nen Sänger, aber sinnvoller ist es theoretisch schon. Wenn der Gitarrist natürlich so sicher ist, dass er bei 10 Takes 9 absolut identisch spielt egal wer da was dazu spielt gehts auch so. :) Aber ich hab auch lieber ein dickes Grundgerüst ums richtig jaulen zu lassen... stimmen muss die Intonation natürlich auch ohne.
 
Eigentlich schon :) Ist für ne Lead Gitarre natürlich einfach als für nen Sänger, aber sinnvoller ist es theoretisch schon. Wenn der Gitarrist natürlich so sicher ist, dass er bei 10 Takes 9 absolut identisch spielt egal wer da was dazu spielt gehts auch so. :) Aber ich hab auch lieber ein dickes Grundgerüst ums richtig jaulen zu lassen... stimmen muss die Intonation natürlich auch ohne.

Es stimmt ja auch, aber ich als Giatrrist bin der Meinung, dass man vom Feeling und vor allem bei Bendings deutlich besser spielt, wenn das Grundgerüst dahintersteht. Da geht´s sicher nur um Feinheiten, aber ich denke, dass sich das im Endeffekt schon hörbar oder zumindest spürbar bemerkbar macht.
 
Absolut :) Kann ich als Gitarrist für mich auch nur bestätigen. Leads spiele ich eigentlich immer nur zu bestehendem Grundgerüst. Manchmal sogar nach den Vocals. Ich hab das schon erlebt dass der Sänger/Sängerin im Studio eine spontane Eingebung hatte für eine neue Variation oder ein paar wunderschöne Backings und auf einmal waren die vorher eingespielten Leads nur noch suboptimal oder könnten dann besser integriert werden. :) Und für Solo - Geschichte... ich brauchs kraftvoll, druckvoll und Spaß beim Spielen :) Aber wie gesagt, geht ja theoretisch auch so, ist letztendlich eine Sache der Performance.
 

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