Turn Your Love Around - GEORGE BENSON | Cover - Sire Larry Carlton L7 |

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„Turn Your Love Around“, aus dem “The George Benson Collection”-Album von 1981, ist ein weiteres Coversong-Projekt mit dem Sänger und lieben Musikerfreund Christian Schäfer @ChrisSchfr , das ich Euch im Weiteren gerne vorstellen möchte.

Mit seinen Platzierungen als Nr.1 in den US Bill Board R&B-Singles, als Nr.5 der US Bill Board Hot 100 und dem Best R&B Song Grammy Award von 1983, ist der Song einer der erfolgreichsten Hits von George Benson. Und seine Songwriter Jay Graydon (Produzent, Songarrangement), Bill Champlin (Chicago), Steve Lukather (Toto), sowie weitere mit wirkende Studiomusiker (u.a. David Foster/Synthisizer, David Paich/Synthisizer Bass, Jeff Porcaro/LM-1 Drum Machine-Programmierung), zählen zweifelsohne zu den „Who‘s Who“ der legendären L.A.-Musikszene der 80er Jahre.

Besonders hervorheben möchte ich dabei Jay Graydon. In den 70er Jahren war er ein überaus gefragter L.A.-Studiomusiker und spielte u.a. das, unter (Old School)-Gitarristen, hoch geschätzte und überaus eigenwillige Gitarrensolo im Song „Peg“, von Steely Dan, ein. Mit Songs wie „Turn Your Love Around“ (George Benson), „After The Love Has Gone“ (Earth, Wind & Fire) und “Friends in Love” (Dionne Warwick), machte er sich im Weiteren als Songwriter einen Namen. Und schließlich kann man ihn auch noch zu den erfolgreichsten US-Musikproduzenten (u.a. Al Jarreau, Manhattan Transfer, George Benson) der 80er Jahre zählen.

Darüber hinaus ist mir, im Zuge der Recherche zum Original, noch eine kleine Kuriosität aufgefallen: Jay Graydon spielte dabei auch den funky Single Note-Gitarrenpart und nicht, wie man eigentlich vermuten würde, Steve Lukather. Der selbige steuerte vielmehr die Versteile und die Pianomelodien bei.

Das Original ist für mich ein Paradebeispiel für herausragendes Hit-Songwriting, wie es zu dieser Zeit üblich war: tolle Songstruktur, eingängige Gesangs- und Instrumentenmelodien und eine – im Vergleich zur heutigen Populärmusik – in den jeweiligen Songteilen abwechslungsreiche und musikalisch anspruchsvolle Akkordprogression. Für mich finden sich in diesem Song alle wesentlichen Zutaten für erfolgreiches (weil eingängiges) Songwriting, das auch nach 40 Jahren seine Gültigkeit hat. Dazu muss man sich allerdings Zeit nehmen und die Mühe machen, um in ein derartiges „Masterpiece“ einzutauchen. Bemerkenswert finde ich in diesem Zusammenhang auch die nachfolgende Aussage von Jay Graydon, die ich einem Interview mit ihm entnommen habe: „Try to look for little secondary and memorable melodies“.
Am Beispiel von „Turn Your Love Around“ sind das u.a. die Synthisizer/Brasseinwürfe in den Chorusteilen, die sich einfach klasse und für den Zuhörer einprägsam mit der primären Gesangsmelodie ergänzen. Übersetzt in unsere „Gitarristensprache“ heißt das: einfache und einprägsame Gitarrenriffs sind wichtige Elemente eines guten Songs, weil sie in aller Regel zu einem hohen Wiedererkennungswert des selbigen beitragen. Gesegnet sind daher die Gitarristen, die für derartige Riffs ein gutes Gespür haben ;) Ich erwähne diesen Umstand deshalb, weil wir als Gitarristen (und ich schließe mich da auch ein) die Neigung haben, unser musikalisches Wirken zu sehr auf geile Soli mit einer Mindestlänge von zwei Minuten zu fokussieren. Diese Haltung ist, jedenfalls jenseits von egozentrischen Profilierungsbestrebungen, musikalisch leider nicht immer wirklich song- bzw. banddienlich.

Die Tonart im Songprojekt ist ein Ganzton tiefer als die Originaltonart, da für Christian G-Moll eine optimale Stimmlage ist. Die tiefere Tonart färbt allerdings auch den Gesamtklang unserer Version: er ist dadurch ein Stück weit schwerer/erdiger als das Original ausgefallen. Bei der gesanglichen Ausarbeitung hat er eine Art Mittelweg, zwischen Orientierung am Original und seiner eigenen Duftnote, gewählt. So ist die Hauptmelodie der Vers- und Chorusteile gut erkennbar. Im weiteren Songverlauf variiert er jedoch zunehmend bzw. entfernt sich dabei vom Original. Und im Outrobereich (Chorus 3 bis Chorus 5, inklusive Ending) pusht und eskaliert er den Song gesanglich super gekonnt - wie ich finde - und prägt dadurch unsere Coverversion auch maßgeblich.

Den Originalgroove, mit den damals typischen Handclaps auf die „2“ und „4“, ist stark Pop/R&B/Disco orientiert. Und die Instrumentierung wird merklich durch diverse Piano- und Keyboardelemente geprägt.

Im Gegensatz hierzu hat unsere Version einen etwas stärkeren Funk/R&B orientierten Groove. Und dieser wird auch durch die gitarrenbetontere Instrumentierung und Spielweise unterstützt.
Zum einen findet sich, neben der Single Note Humbucker-Rhythmusgitarre, eine zweite funky Rhythmusgitarre, die sich rhythmisch und klanglich ergänzen sollen. (Die zweite Single Coil-Rhythmusgitarre beginnt als Steigerung ab dem zweiten Verseteil). Um George Benson auch in seiner Eigenschaft als herausragende Jazzgitarren-Ikone zur Geltung kommen zu lassen, war es mir zum anderen auch ein Bedürfnis, die Coverversion um ein Gitarrensolo zu erweitern, das sich möglichst gut in den Song einfügt. Rein rhythmisch betrachtet, handelt es sich dabei um ein Offbeat-Solo (die Licks beginnen überwiegend auf „3+“ oder „1+“) mit einem, über weite Strecken, wahrnehmbaren Pausenmuster.

Soweit mir bekannt ist, hatte der Produzent Jay Graydon damals ein George Benson Solo im Song als unpassend abgelehnt. Und das ist für mich, mit der Zielsetzung einen Pop/R&B/Disco-orientierten Hitsong erfolgreich zu veröffentlichen, auch in gewisser Weise nachvollziehbar. Aus einer rein musikalischen Perspektive betrachtet, finde ich eine derartige Variation jedoch grundsätzlich legitim. Und vielleicht gefällt die konkrete Umsetzung ja dem einen oder anderen auch ganz gut…

Auch das Gitarrensolo habe ich auf meiner Sire Larry Carlton L7 GT eingespielt (in der Videoversion ab 2:44 Min.). Mit der richtigen Pickupwahl, Amp-Einstellung und Spielweise, kann man als Gitarrist, der sich hauptsächlich im Rock-Genre verankert fühlt, damit, wie ich finde, auch jazzig rüberkommen.

Zum Songarrangement, dem Aufnahmeequipment, zur Spielweise einzelner Instrumente und zum Mixing/Mastering, gäbe es noch eine Menge mehr im Detail zu berichten. Dies hängt jetzt aber von etwaigen Fragen Eurerseits ab, die ich dann gerne beantworte.

Abschließend hier nun noch die Audio- und Videoversion. Ich wünsche Euch viel Spaß dabei, einen hoffentlich kurzweiligen Hörgenuss und freue mich auf etwaige Reaktionen zum Songprojekt!



Audio-Version:

View: https://soundcloud.com/wolbaimusiccollab/turn-your-love-around-george-benson-covered-by-wolbai-chris-schaefer



Video-Version:


View: https://www.youtube.com/watch?v=JhSvPTEbAmM



Grüße aus Franken – wolbai :great:
 
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Klasse Song das habt ihr prima gespielt auch die Gitarre klingt gut mir wäre der Sound speziell beim Solo etwas zu trocken aber das ist natürlich Geschmackssache.
 
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Danke @SixStringFan für das Lob und es freut mich, dass Dir die Coverversion gefällt :)
 
Deine Mixe werden immer besser. Sehr gut!
 
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Hallo und vielen Dank für das Lob zum Mix :great:

Das Mixing/Mastering derartiger Songprojekte, bei denen ich eben auch viele Aufnahmen mache, ist eine besondere Herausforderung, weil man dadurch seeeeehr in der eigenen Blase "gefangen" ist.
Da geht dann mitunter die notwendige Distanz schon verloren. Umso mehr freut mich daher Dein Feedback! Aber das hat auch durchaus seine Vorteile: man weiß z.B. sehr genau, welche Passagen einzelner Instrumente, an welchen Stellen durch Automatisation hervor gehoben werde sollten. Das erschließt sich einem externen Mixer nicht unbedingt.
 
auch jazzig rüberkommen

Ja, wieder eine tolle Produktion. (y) Ich hätte vielleicht mehr in Anlehnung zu George Benson eine andere "jazziger" Gitarre für die Soloparts gewählt.
 
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Hallo @kingbritt : Freut mich, dass Dir die Coverversion gefällt :great:

Von der Tatsache einmal abgesehen, dass ich keine Hollowbody-Gitarre besitze, ist für mich der Sound der Sire Larry Carlton L7 (Halstonabnehmer verwenden und Ton-Poti etwas zurück drehen) und ein cleaner Ampsound für meine gelegentlichen Ausflüge in das Jazz-Territorium ausreichend.
Ich kann mir natürlich aber auch wie Du vorstellen, dass ein derartiges Gitarrensolo mit einer Hollowbody-Gitarre recht gut klingt. Meines Erachtens wird der Gesamteindruck eines jazzigen Gitarrensolos jedoch mehr durch die Spielweise bestimmt als durch die verwendete Gitarre. Auch wenn ich kein typischer Jazzer bin: bei derartigen Soloeinlagen geht es um andere Rhythmik, andere Skalen/Arpeggios und andere Phrasierungen (z.B. mehr Slides und weniger Bending/Vibrato) als bei Gitarrensoli in der Rockmusik. Das gute an solchen Ausflügen als Rockgitarrist ist meines Erachtens, dass man z.B. die im Jazz gerne verwendete Offbeat-Rhythmik für Licks natürlich auch in Rocksoli verwenden kann. Das macht das eigene Spiel dann noch variatenreicher.
 
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Hollowbody-Gitarre
Ja, das ist schon ein anderer Sound, der typische Benson mit seinen Ibanez Jazzgitarren über Kompressor.
Habe mir gerade mal das Original 1981 angehört. Dort spielt er kein Solopart, was eigentlich recht ungewöhnlich für eine Aufnahmen von ihm ist.
Aber das war wohl die Zeit, die 80'er, und auch bewegte er sich da sehr grenzgängerisch zum kommerziellen easy Listening hin, fernab des Jazz, oder auch Smooth Jazz.
Das Live Album "Weekend in L.A." zeigt sein ganzen Können und ist auch mein Album wenn es um George Benson geht.
 
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Ja, im Original gibt es kein Solo und zwar - wie erwähnt - weil es der Produzent Jay Graydon nicht wollte. Für einen Pop/R&B/Disco-Hit (der er wurde) war ein jazziges Solo auch in den 80er Jahren eher nicht zuträglich.

Und George Benson hat im Prinzip zwei Gesichter, die ich beide liebe und in dieser Kombination selten anzutreffen sind: herausragende Jazzgitarren-Ikone und fantastischer Sänger.
Bei den damaligen 80er Jahre Single-Veröffentlichungen wie "Give Me The Night" oder "Never Give Up On A Good Thing" ist er sehr wesentlich "nur" mit dem "Sängergesicht" präsentiert worden.
Die hohen Verkaufszahlen der Singles sprechen für sich selbst. Bei Live-Auftritten hat er die dann auch um Jazzsoli erweitert.

Generell hat er seine musikalischen Schwerpunkte von einem Jazz/R&B-Gitarristen Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre gegen Ende der 70er Jahre, hin in Richtung Pop/R&B/Disco verändert. Wie leider immer der Fall, war dann seine Jazzggitarren-Virtuosität bei derartigen Singles dafür eher hinderlich. Auch deshalb war es mir ein Bedürfnis, ihn in seiner ganzen Strahlkraft in unserer Coverversion scheinen zu lassen. Gleichwohl bin ich meilenweit von seiner Jazzvirtuosität entfernt. Er ist auch heute meines Erachtens noch einer der ganz großen Sänger-Gitarristen und für mich eine absolute Legende.

Und ja, "Weekend in L.A." ist auch meine Lieblings Live-LP von ihm: In die kann ich auch heute noch mit großen Genuß immer wieder reinhören.
 
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