Was bedeutet der Strich über pima Fingerangabe in den Noten

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Der Ausschnitt stammt aus Fernando Sor Op. 60, No. 10 aus dem Buch "Die 100 wichtigsten Etüden für klassische Gitarre" von Jiang Weijie

Meine Vermutung war erst, dass es mit den zwei hintereinander mit dem Zeigefinger gespielten Noten zusammenhängt, die mit einer Fingerbewegung ausgeführt werden, allerdings konnte ich weder im Rest des Buches noch sonstwo ein weiteres Beispiel oder Informationen dazu finden. Dann dachte ich an ein von der Note etwas entfernt gesetztes Tenuto, allerdings sind in dem Buch alle Stücke zweimal abgedruckt, einmal mit Fingersätzen und einmal ohne und in der Version ohne kommt der Strich nicht vor und es gibt auch sonst keine Vortragsangaben
 
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Ich kenne das auch nur als Tenuto.
Möglicherweise waren die Noten an dieser Stelle inkonsistent gesetzt. Daß es in der Version ohne Fingersätze keinen Tenutostrich gibt, ist vielleicht einfach nur Versehen.

Ich kenne jedenfalls keine andere Bedeutung für solch einen Strich.
Kleine Fehler bei solchem Notensatz sind nicht selten. Ist ja auch nicht ganz einfach zu setzen.
 
Wahrscheinlich wurde der Tenuto-Strich versehentlich mit gelöscht bei der Fassung ohne Fingersätze.
Sinnvollerweise hätte der Tenuto-Strich auch direkt über der Note angeordnet werden sollen und der Fingersatz darüber und nicht andersherum wie abgedruckt.
 
Ich glaube, dass das Zeichen durchaus mit dem Durchziehen des Zeigefingers zu tun hat. Zu Sors Zeiten war das keine unübliche Spielweise.
 
Danke für die Antworten. Mir kommt ein Tenuto an der Stelle im Kontext des Stücks etwas seltsam vor. Hier habe ich es nochmal im Original gefunden (S. 6, letzte Zeile), da ist auch nichts davon zu sehen. Die Stücke in meinem Buch sind zwar alle als Arrangements des Autors gekennzeichnet, aber sonst hat er das hier genauso übernommen wie im Link

Ist aber auch nicht so wichtig, dachte nur, dass es vielleicht ein Teil der pima Notation ist, den ich noch nicht kannte. Vielleicht frag ich mal beim Verlag
 
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Hier habe ich es nochmal im Original gefunden
Schönes Faksimile! :) 👍

Ich glaube, dass das Zeichen durchaus mit dem Durchziehen des Zeigefingers zu tun hat. Zu Sors Zeiten war das keine unübliche Spielweise.
Dann müsste es auch an den anderen ähnlichen Stellen im Stück stehen, oder?

Und auch wenn man sich die dazugehörige Aufnahme auf der CD anhört (CD 1, Track 16), ist an der Stelle nichts "Besonderes" zu hören, wodurch diese Stelle im Vergleich zu den anderen, ähnlich notierten ohne Tenuto-Zeichen, herausgehoben wäre.
Das Stück ist zwar nicht von Jiang Weijie selbst eingespielt, aber Klaus Jäckle hätte die Stelle sicher anders gespielt, wenn er sie anders interpretiert hätte.

Insofern scheint es am ehesten ein Druckfehler zu sein.
 
@TeJo:
zur weiteren Erläuterung gibt es hier einen vertiefenden Einblick in die Zupftechnik aus der Tor Epoche:
gleich im ersten Abschnitt zeigt sich der sog. Tenuto Strich bei den Fingersätzen.
Es ist jedoch unstrittig, dass die heutige Spieltechnik die Werke dieser Zeit meist anders angeht. Ich würde die Werke Sors und seiner ZeitgenossInnen auch nicht stur nach den alten Spielweisen/Fingersätzen der Biedermeiergitarren spielen....
 
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👍 Danke für den hilfreichen Hinweis, so würde der Strich in der Tat Sinn machen. Allerdings wäre er an dieser Stelle doch auch wieder etwas redundant, weil dort bereits zweimal "i" steht und auch die übrige Notation mit Fingerangaben arbeitet. Auf jeden Fall aber viel gelernt!
 
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Ich habe doch noch weitere Beispiele im Buch gefunden, da habe ich wohl letztens nicht richtig geguckt. Hier in einem Takt im Stück 28 (Op. 59, No. 5 von Matteo Carcassi) (den vorherigen Takt noch dazu für Kontext):
Untitled2.png


Des Weiteren im Stück 65 (Op. 35, No. 4 von Fernando Sor), im Stück 69 (Op. 35, No.17 von Fernando Sor) (dort kommt es sogar in fast der Hälfte aller Takte vor) und im Stück 70 (Op. 35, No. 22 von Fernando Sor)
Untitled3.png


Untitled5.png


Fast immer ist die nächste von dem mit Strich gekennzeichnetem Finger angezupfte Saite eins weiter unten, sodass sich eine Bewegung ergibt, was teils aber durch den Kontext etwas verschleiert wird.

Ein Beispiel mit derselben Saite habe ich nur bei Stück 70 gefunden. Dort ist allerdings nach dem zweiten a mit Strich für zwei Takte kein mit dem Ringfinger gespielter Ton mehr
Untitled4.png


Bei allen Beispielen gibt es keine Striche in der Notation ohne Fingersätze
 
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Spannend... :unsure:
Hab interessehalber mal von rückwärts geschaut, ob es noch weitere Stellen gibt und bin auch in den Nummern 100, 99, 96 und 92 fündig geworden.

In Nr. 92 gibt es drei verschiedene Stellen, davon eine auch auf einer Saite, der h-Saite:
1.)
92-Ausschnitt-1.png

2.)
92-Ausschnitt-2.png

3.)
92-Ausschnitt-3.png



Auch in Nr. 96 gibt es drei Stellen
1.)
96-Ausschnitt-1.png

2.)
96-Ausschnitt-2.png

3.)
96-Ausschnitt-3.png


Nr. 99 gibt es eine Stelle, diese ist auch nur auf der e-Saite und in einer Bindung:
99-Ausschnitt-1.png


In Nr. 100 gibt es zwei Stellen, die zweite mündet in einen kurzen Vorschlag:
1.)
100-Ausschnitt-1.png

2.)
100-Ausschnitt-2.png


Vielleicht frag ich mal beim Verlag
Glaube allmählich, dass sich eine Anfrage lohnen würde. Ich schreibe ihn (auch?) mal an. Kann ja nicht schaden und doppelt anfragen erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Antwort...;)

EDIT: In Nr. 100 gibt es eine ähnliche Stelle mit dem kurzen Vorhalt ohne das "m" mit Oberstrich, welches "eigentlich" dort auch passen würde, oder?:
100-Ausschnitt-3.png
 
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Habe den Hage-Verlag diesbezüglich mal angemailt. :)
 
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Heute kam (schon!👍) eine Antwort vom Hage Verlag:


Sehr geehrter Herr XX,

vielen Dank für Ihre Anfrage.
Wir haben bei Klaus Jäckle nachgefragt, der die Playbacks eingespielt hat.

Zu Ihrer Frage:
Ein (Tenuto-) Strich über der Fingerbezeichnung der rechten Hand bedeutet "angelegter Anschlag".
Dadurch liegt der Finger nach dem gespielten Ton auf der darunter iegenden Saite an, sozusagen spielbereit für den nächsten Ton.
Manchmal wird der Strich auch als Verlängerung der Serife geschrieben ("m_" aber verbunden).
Ist der Tenutostrich über einer Note, bezieht er sich nur musikalisch auf diese, ist also ein Artikulationszeichen.

Mit freundlichen Grüßen



Meine Vermutung war erst, dass es mit den zwei hintereinander mit dem Zeigefinger gespielten Noten zusammenhängt, die mit einer Fingerbewegung ausgeführt werden
Deine Vermutung ging also in die richtige Richtung. :)

EDIT:
In Nr. 100 gibt es eine ähnliche Stelle mit dem kurzen Vorhalt ohne das "m" mit Oberstrich, welches "eigentlich" dort auch passen würde, oder?:
Diese Frage kann ich mir selber jetzt mit "nein" beantworten, weil dort das Liegenlassen des Mittelfingers auf der h-Saite keinen Sinn macht, im Gegensatz zu Beispiel 2. in Nr. 100.
 
Zuletzt bearbeitet:
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Ah, super, danke! Also ein Apoyando. Ein Beispiel wie es mit der Serife aussehen findet sich hier
 
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Finde ich sehr schön, dass der Verlag da geantwortet hat und sich die Mühe gemacht hat, beim Autor/Spieler nachzufragen! :great:
 
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Ja, das finde ich auch sehr gut! Vor allem kam die Antwort sehr schnell, auch Klaus Jäckle muss sehr schnell geantwortet haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
In Nr. 100 gibt es zwei Stellen, die zweite mündet in einen kurzen Vorschlag:
1.)
Anhang anzeigen 935525
2.)
Anhang anzeigen 935518


Glaube allmählich, dass sich eine Anfrage lohnen würde. Ich schreibe ihn (auch?) mal an. Kann ja nicht schaden und doppelt anfragen erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Antwort...;)

EDIT: In Nr. 100 gibt es eine ähnliche Stelle mit dem kurzen Vorhalt ohne das "m" mit Oberstrich, welches "eigentlich" dort auch passen würde, oder?:
Anhang anzeigen 935527

Eine andere Frage zu Deinem Beispiel, was für einen Takt hat das Stück? Ich hätte ja auf 3/4 getippt, ist der letzte Takt unvollständig oder sind das keine Triolen? Nur so aus Interesse gefragt.

Ah, super, danke! Also ein Apoyando. Ein Beispiel wie es mit der Serife aussehen findet sich hier

Wie spielt man das? Ist damit ein "rollen lassen" mit der Fingerkuppe gemeint? Wobei bei meinem kläglichen Versuch hör ich auf den hohen Saiten da auf die schnelle keinen Unterschied, liegt aber bestimmt an meiner mangelnden Spieltechnikt.

Das "rollen" verwende ich auf den drei Basseiten, wenn ein knackiger Basslauf gebraucht wird, meist auch in Verbindung mit sofortigem Abdämpfen mit dem Gelenk. (Meist für eine "bopferte" Begleitung..
Aber ich denke, das ist nicht die beschriebene Technik?
Grüße

S.
 
Ich hätte ja auf 3/4 getippt, ist der letzte Takt unvollständig oder sind das keine Triolen?

Das Stück ist in 2/4 notiert, aber die Achtel laufen in der Tat als Triolen durch das ganze Stück, wie bei einem 6/8-Takt. Im ersten Takt (und bei der Wiederholung in der Hälfte) sind die Triolenklammern auch gedruckt.

Wie spielt man das?

Hier noch ein kurzes YT-Video zu Ayando und Tirando. Beim Ayando kommt der Finger nach dem Anschlagen auf der nächsttieferen Saite zu liegen, (daher "angelegter" Anschlag), um diese dann an passender Stelle gleich weiter anschlagen zu können. Im Vergleich zum Tirando "spart" sich der Finger gewissermaßen "die Anfahrt zur Saite" und ist bereits "vor Ort". ;)
 
Das Stück ist in 2/4 notiert, aber die Achtel laufen in der Tat als Triolen durch das ganze Stück, wie bei einem 6/8-Takt. Im ersten Takt (und bei der Wiederholung in der Hälfte) sind die Triolenklammern auch gedruckt.

2/4 hätte ich zuerst gedacht, aber dann, da es "mehr" Noten sind, die Achtel (ohne Triole) gezählt...

Hier noch ein kurzes YT-Video zu Ayando und Tirando. Beim Ayando kommt der Finger nach dem Anschlagen auf der nächsttieferen Saite zu liegen, (daher "angelegter" Anschlag), um diese dann an passender Stelle gleich weiter anschlagen zu können. Im Vergleich zum Tirando "spart" sich der Finger gewissermaßen "die Anfahrt zur Saite" und ist bereits "vor Ort". ;)

Danke, momentan erkenn ich für mich da keinen Vorteil, da ich aber, wie ich festgestellt habe, wieder mehr Technik üben sollte, werd ich das auch mal einbauen.
 

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