Hallo luzil,
Aber wenn ich den Thread hier überfliege ist das speichern/laden der sound patches wohl ein ziemlicher Schuß ins Knie und neue Software gibts für das DX schon lange nicht mehr seitens Yamaha?
Ganz so dramatisch würde ich es nicht sehen. Solange man nur
einzelne Patches laden/dumpen will, funktiert alles gut. Was
nicht geht, ist ein
ganzes Set von Patches vom Computer an den Reface DX zu übertragen.
Neue Software gibt es von Yamaha nicht, aber die vorhandene funktioniert eigentlich ganz gut, bzw. es gibt Software von Drittanbietern, die alle unterstützten Funktionen gut abdeckt.
nur 36 patches speicherbar
32 (4 Bänke à 8 Sounds)
über USB kann man diese nicht zu einem Windows PC exportieren und von diesem neue importieren?
Doch, das geht, via MIDI-Sysex Dumps. Aber es gibt weder am Reface DX im User-Interface noch per einfachem Sysex-Dumprequest eine Möglichkeit,
alle 32 Sounds auf einmal zu senden bzw. abzurufen.
Ein Programm auf dem Computer kann aber Folgendes machen: für alle 32 Sounds erst einen Program Change senden und dann einen Patch-Dumprequest. So kann man alle 32 Sounds herunterladen. Mir ist aber kein Programm bekannt, dass diese Funktion unter einer benutzerfreundlichen Oberfläche anbietet (ich habe mir dafür einfache Shell-Skripte geschrieben).
Wie oben schon gesagt, kann man aber eben nicht alle 32 Sounds auf einmal wieder an den Reface DX senden, weil das Speichern
jedes einzelnen Sounds eine Benutzeraktion erfordert (mindestens 3x Bestätigen).
kann man die ganzen FM-Parameter über ne software auch steuern?
Ja, das geht. Yamaha bietet dafür (und für die Soundverwaltung) die Cloud-Lösung
SoundMondo an (funktioniert in Chromium, also
auch mit Android-Geräten), aber es gibt auch (teils kostenlose) Lösungen von Drittanbietern, die ohne Internetanbindung auskommen, z.B.
dieses Panel für den Editor Ctrlr. Oder man programmiert sich einen MIDI-Controller mit den entsprechenden Sysex-Befehlen zur Parameteränderung (ich habe mir dazu ein Template für ein Novation Remote SL Zero gebastelt, das kann ich auf Anfrage gerne bereitstellen, so ein Ding kostet gebraucht <100€).
Leider seh ich auf Thomann auch keine wirkliche Alternative zu dem DX.
Der Reface DX ist halt ein Spezialist, vergleichbare Geräte in der Preisklasse sind nur die alten FM-Synths von Yamaha aus den 80ern / frühen 90ern. Der Volca FM ist mir seiner 3-fachen Polyfonie für mich kein ernsthafter Konkurrent.
Ich würde den Reface DX folgendermaßen beurteilen: für den aktuellen Neu- bzw Gebrauchtpreis (300€ bzw. ca. 240€) bekommt man einen sehr gut klingenden Synth mit dem man viele Standardsounds (z.B. E-Pianos, Bässe, Synthleads und -stabs, atmosphärische Pads und Strings) abdecken kann, aber auch abgefahrene Sounds programmieren kann. Aber es ist kein Allrounder. Man kann damit keinen subtraktiven VA/Analogen ersetzen.
Die Tastatur ist von guter Qualität, aber Minikeys bleiben Minikeys, da beißt die Maus keinen Faden ab. Dabei ist es gar nicht so schlimm, dass die Tasten kurz und schmal sind, sondern dass die Intervalle nicht mehr die gewohnten Abstände haben. Außerdem gibt es als einzige Performance-Controller eine Pitch-Bend-Joystick (klein aber gut nutzbar) und die Key-Velocity. Es gibt
kein Modwheel/-stick oder Aftertouch. Das ist besonders ärgerlich, wenn man den Reface DX als MIDI-Controller verwenden will, wofür er sich sonst für unterwegs eigentlich gut eignen würde.
Die Sache mit den wenigen Patch-Speichern zusammen mit der lückenhaften Sysex-Patchdump-Implementierung ist ärgerlich und wertet das Gerät in meinen Augen ab, es ist halt nur noch ein gutes Produkt, aber nicht großartig. Inwieweit das für jemand in der Praxis relevant ist, kommt auf die Umstände an. Wenn das mein einziger Synth wäre, würde ich mich über die wenigen Patch-Speicher sehr ärgern. Wenn man aber kein Problem damit hat, immer ein Smartphone/Tablet/Laptop mit dabei zu haben, von dem man Sounds nach Bedarf nachladen kann, fällt das vielleicht nicht so sehr ins Gewicht.
An deiner Stelle, wenn dir die höhere Größe und Gewicht nichts ausmachen, würde ich mir den Novation Ultranova ansehen, evtl. gibt es den noch in manchem Store neu, ansonsten kann man den gebraucht schon für etwas über 300€ bekommen. Der hat dann auch eine richtige Tastatur. Damit kann man alle VA-Sounds abdecken, und durch die Wavetables kann man auch viele FM-artige Sounds produzieren.
Generell ist um die 300€ halt die unterste Grenze, für die man neu überhaupt irgendeinen vernünftigen Synth mit Keyboard bekommt. Das man da Kompromisse eingehen muss, sollte klar sein.
Chris