Der Cantulia-Thread

HorstS
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Hallo,
das erste Akkordeon, auf dem ich spielte, war die Cantulia meines Vaters. Ich wohne unweit der ehemaligen Cantulia-Werke (heute Siegwerk-Gelände) in Siegburg, mein Akkordeon-Reparateur ist ein ehemaliger Cantulia-Mitarbeiter. Von daher habe ich eine gewisse Affinität zu dem Hersteller, der Ende der 50er Jahre als der größte Konkurrent von Hohner galt und von diesen in einer Art Feindlicher Übernahme geschluckt wurde.
Es gibt nicht so furchtbar viel Informationen zu dem Hersteller.
Vielleicht gelingt es ja, ein eBook zum Thema Cantulia zu erstellen.
Horst
P.S. 1: Das kleine Männchen in meinem Avatar stand vor den Cantulia-Werken.
P.S. 2: Nein, leider besitze ich derzeit kein Cantulia-Akkordeon mehr, suche aber immer noch, insbesondere an der Bioctava mit Acryl-Jalousie,
 
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Hallo Horst,

ich weiß von Cantulia nur zwei Dinge: 1. Sehr gute Akkordeons gewesen, 2. es wurde viel Helmitin statt Wachs verwendet.

Helmitin stört so lange nicht, bis das Akkordeon überholt werden soll. Da freut sich jeder HZIMM und empfielt Dir einen Freund von ihm, weil er selbst zufällig gerade soooooo viele Instrumente hat und das sonst ewig dauern würde... :D

Das ist leider das Manko bei diesen Instrumenten. :(

Grüße

Ippenstein
 
Ja, die beiden Threads kenne ich. Ich wollte es halt mal zusammenführen und etwas ausführlicher werden.
Hat ja auch geklappt. Das mit dem Helmitin wusste ich z.B. noch nicht. Das Zeug gibt's ja noch. Aber das Lösen der Befestigung ist vermutlich schwierige als bei Wachs, hält dafür aber vielleicht sicherer.
Was ich auch schon gehört habe: Die Balgecken sind anfällig. Hier könnte evtl. ein Ersatzbalg notwendig werden, sofern die Rahmen noch verwendbar sind.

---------- Post hinzugefügt um 14:54:31 ---------- Letzter Beitrag war um 14:52:37 ----------

Auf Grund der relativ kurzen (Siegburger) Firmengeschichte (1937 bis 1957) ist hier - anders als bei Hohner oder Weltmeister - die Modellpalette eher übersichtlich.
Um die Modelle aus der Ära Kahnt & Uhlmann in Thüringen (Kantulia. also damals noch mit K geschrieben.) soll es hier nicht gehen
Mir sind zwei Designs bekannt, für die der Berliner Grafikdesigner Prof. O.H.W. Hadank verantwortlich zeichnete:
1. Die mit dem Logo "langgezoges C mit Notenlinie". Hier gab es am Instrument keine Typenbezeichnung, sind mir daher auch nicht bekannt. Mein Vater hatte ein solches Modell mit 72 Bässen. Daneben gab es solche mit 40 Bässen. Das Logo war auf dem Diskantverdeck und der Schriftzug Cantulia auf einem abgerundeten Schild auf der Bassseite.
2. Die späteren (Nachkriegs-) Modelle hatten den Schriftzug Cantulia auf dem abgerundeten Schild am Diskantverdeck. Die jeweilige Typenbezeichnung war in einem Sytterlin ähnlichen Schrifzug auf der Bassseite.
Aus dieser Zeit gibt es lediglich vier Grundmodelle:
- Bambi
- Senorita
- Sonatina
- Bioctava
aber mit unterschiedlicher Ausstattung:
- Bambi: Zwei Chöre, 26 Tasten, 40 Bässe, "Klappenregister"
- Bambi 29: Zwei Chöre, 29 Tasten, 40 Bässe, "Klappenregister"
- Senorita: 37 Tasten, 72 Bässe, "Klappenregister", Zwei verschiedene Varianten beim Diskantverdeck
- Sonatina
- Sonatina 4: 4 Chöre Musette, 37 Tasten, 96 Bässe, "Soft-Register", auch mit Acryl-Jalousie am Diskantverdeck
- Bioctava: 4 Chöre, (?) Tasten, 120 (auch 96?) Bässe, "Soft-Register", auch (oder ausschließlich) mit Acryl-Jalousie am Diskantverdeck
Zumindest nach dem Krieg fertigte Cantulia alle Teile selbst und in Handarbeit. Qualitativ waren die Instrumente wohl auf einem Niveau, dass es ernstzunehmende Konkurenz für Hohner war.
Darüber hinaus waren es wohl die eigenen Bemühungen, das von Hohner dominierte Verbands-, Orchester und Musiklehrerwesen aufzumischen, die Hohner schließlich zur Feindlichen Übernahme des Konkurrenten veranlasste.
 
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1. Die mit dem Logo "langgezoges C mit Notenlinie". Hier gab es am Instrument keine Typenbezeichnung, sind mir daher auch nicht bekannt. Mein Vater hatte ein solches Modell mit 72 Bässen. Daneben gab es solche mit 40 Bässen. Das Logo war auf dem Diskantverdeck und der Schriftzug Cantulia auf einem abgerundeten Schild auf der Bassseite.

Genau so eines mit 40 Bässen spiele ich. Bei der Generalüberholung hat der Meister geflucht ("Die Stimmplatten waren gekebt, ich habe sie mit einem Stechbeitel abgestemmt"). Wegen des schönen Klanges habe ich das Instrument mitgenommen um etwas ähnliches in Neu und mit mehr Bässen zu bekommen. Das hat leider nicht funktioniert. Ich wurde im Laden etwas verwundert angeschaut, dass jemand so eine alte Gurke mit den tollen neuen Akkordeons vergleichen will. Den Sound habe ich nicht wieder entdeckt.

Vielleicht wurde es bereits erwähnt, das rote Cantulia-Logo wurde immer auf die C-Taste gedruckt.
 
Vielleicht wurde es bereits erwähnt, das rote Cantulia-Logo wurde immer auf die C-Taste gedruckt.

Hatte ich vergessen zu erwähnen.

Ist bei Dir (Modell "langgezogenes C mit Notenlinie") auch eine Tastenmarkierung angebracht? Ich kenne die nur bei den späteren Modellen.
 
Ja, auf meinem Modell ist diese Tastennmarkierung, allerdings etwas abgegriffen. Der HZIMM Herr Glass dachte damals, das hätte ein Kind draufgemalt! Anfangs habe ich mich geärgert, dass auf meinem kein "Bambi" steht, was ich noch putziger gefunden hätte.
 
Hallo HorstS,

ein Freund von mir war mit der Entwicklung der Cantulia-Akkordeons beschäftigt. Es existiert bei ihm noch ein Foto über ein 6-chöriges Knopfakkordeon, das er entwickelt und bei Cantulia gebaut hat. Er verfügt mit Sicherheit über alle Informationen der damaligen Produktion.

Es wäre wohl möglich, daß ich einen Kontakt zu ihm herstellen könnte für Personen, die sich hierfür interessieren würden.

Dieser Herr ist inzwischen über 90 Jahre alt und kann deshalb hier im Forum nicht mehr eingebunden werden.

Da ich im ständigen Kontakt mit ihm bin, wäre es möglich, von ihm Informationen über Cantulia zu erhalten.

Grüß Balg
 
Wer kennt jemanden, der ein Akkordeon der Marke "Cantulia Sonatina"; mit 96 Bässen und 3 Oktaven Baujahr um 1950 preisgünstig reparieren kann?
 
Wer kennt jemanden, der ein Akkordeon der Marke "Cantulia Sonatina"; mit 96 Bässen und 3 Oktaven Baujahr um 1950 preisgünstig reparieren kann?

Du hast PN.
 
Hallo Horst,

warum per PN und nicht öffentlich hier im Thread? Ist vielleicht auch für andere User interessant. Oder ist es etwas fragwürdiges/verbotenes?
 
Per PN, weil ich nicht weiß, ob ein Rentner, der ab und an mal ein Akkordeon repariert, so begeistert ist, wenn seine Telefonnummer ungefragt in einem Forum auftaucht. Verboten ist daran nix, auch nicht fragwürdig, aber ich finde da etwas Zurückhaltung angebracht.
 
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P
  • Gelöscht von Wil_Riker
Das Siegburger Stadtmuseum zeigt im Moment ein kleine Ausstelung zum Thema Cantulia. Ich war am Mittwoch bei der Eröffnung.

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Wunderprächtige Farben:
☺ perloid hellrot (Seniorita: so ein schöner Modellname)
☺ uni dunkelrot (Bambi, so ein herziges Akkordeönli)
☺ perloid granatrot (leider ohne Modellnamen)

Liebe Grüsse von Paul Frager
 
Salut Horst,

vielen Dank für den Hinweis auf die Ausstellung. Irgendwie bekommt man hier in Bonn nicht viel davon mit was in dem 20Km entfernten Siegburg läuft. Ich werde natürlich in den nächsten Tagen nach Siegburg pilgern. Im Siegburger Jahrbuch 2015 ist auch ein mehrseitiger Artikel über Cantulia zu finden.

Grüße
Roland
 
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K
  • Gelöscht von maxito
  • Grund: Verstoß gegen Boardregel Nr. 7 unerlaubte Verkaufsangebote
Ich habe alle eure Beiträge mit großem Interesse gelesen und festgestellt, dass auf meine Cantulia nichts von all dem Geschriebenen zutrifft. Da kein Modell-Name draufsteht, schätze ich mal, dass sie noch vor dem Krieg hergestellt wurde. Bis jetzt hat mit noch niemand sagen können, was für eine Cantulia ich habe. Von einer elfchörigen wird auch nichts berichtet. Vielleicht kennt ja jemand von euch dieses Modell.

cantulia.jpeg
www.harikatur.at/cantulia.jpeg
 
Servus Pfochbichla,

Bis jetzt hat mit noch niemand sagen können, was für eine Cantulia ich habe.
Bis jetzt hast du auch nicht gefragt.
Ich bin überhaupt kein Cantulia-Fachmann, aber aus dem Beitrag von HorstS geht doch klar hervor, dass ein Cantulia-Schriftzug auf die Nachkriegszeit verweist.
(11 Diskantregister wären auch sehr ungewöhnlich für die Vorkriegszeit.)
Aus der Auflistung von HorstS geht ebenso klar hervor, dass es nur ein Modell mit 120 Bässen gibt, nämlich die Bioctava.
Wenn du dir das Diskantverdeck in HorstS's erstem Foto wegdenkst, sieht diese Sonatina auch exakt aus wie die kleine Schwester von deiner Bioctava.
Von einer elfchörigen wird auch nichts berichtet.
Weil es so etwas nicht gibt.
Du hast 11 Register, was in der Regel 4-5 Chören entspricht, in deinem Fall relativ sicher 4.
Schau mal im folgenden Wikipedia-Artikel die grafischen Symbole an:
https://de.wikipedia.org/wiki/Register_(Akkordeon)
Jedes Symbol steht für ein Register.
(Dein Instrument hat wahrscheinlich die obersten 11 davon, nur nicht in dieser Reihenfolge.)
Die Punkte in dem Symbol stehen für die Chöre, aus denen sich das Register zusammensetzt, und ihre Lage.
Die Chörigkeit des Registers ist die Anzahl der Punkte im Symbol und das entspricht der Anzahl der Töne, die klingen, wenn du dieses Register eingelegt hast, genau eine Taste drückst und den Balg bedienst.
Die Choranzahl/Chörigkeit des Instrument ist die höchste Chörigkeit, die ein Register dieses Instruments hat, also die maximale Anzahl an Tönen, die mit einer Taste erzeugt werden können.

Im Übrigen hat das Instrument im Originalzustand nicht so ausgesehen:
Die Öffnungen im Verdeck sind teilweise unsymmetrisch und schief und krumm ausgesägt statt gestanzt, das ganze auch noch nach der Lackierung, wie man an den ganzen Lackschäden an den Rändern der Öffnungen sieht.
Das ist ein Nachbau. Warst du das?
(Das Originalverdeck wäre nicht schwarz matt lackiert, sondern unlackiert, verzinkt oder mit Celluloid überzogen wie der Rest.
Diese ausgestellten Lufthutzen oben kann man auch gar nicht gescheit mit Celluloid überziehen kann, ohne sie zu verschließen.)
 
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Hallo,

wie Arrigo schon mitteilte ist das Diskantverdeck dieser Cantulia nicht das Originale so daß das Äußere dadurch anders daherkommt.
Das Modell ist eine, wie auch schon oben benannt, "normale" Bioctava.
Vorkrieg oder Nachkrieg geht nicht mit dem Wechsel von Kantulia zu Cantulia einher sondern ab 1937 war es Cantulia. Trotzdem ist diese Cantulia natürlich eine Nachkriegs-Cantulia und zwar eine der letzten Jahre, so ca. 1957 Dies kann man an dem Plexiglasschild sowie dem mittig angeordneten Registerdrücker in Schwarz erkennen.
Original gehört da so ein Diskantverdeck aus verchromtem Stahlblech à la Kühlergrill, wie bei den Cantulia Sonatinas dran. Ich finde aber dieses hier montierte Verdeck ausgesprochen gut designed und passend. Da hat sich jemand ziemliche Mühe gegeben. Macht die Bioctava einzig:).
Hier findest Du einen von mir gescanten Cantulia Katalog mit den technischen Angaben zu der Bioctava (gegen Ende der S.2), auf S. 3 findest Du auch noch einen Vorkriegskatalog:

https://www.musiker-board.de/thread...te-als-pdf-sammeln.524910/page-2#post-7192903

Liebe Grüße,

Roland
 
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Hallo Arrigo und Cantulia!
Danke für die ausführlichen Antworten, meine Fragen sind restlos beantwortet.
Ihr habt schon bemerkt, dass ich mich bei Akkordeons nicht besonders auskenne, ich spiele einfach so dahin, was ich mir selber beigebracht habe. Diese Ziehharmonika habe ich vor Kurzem einem Freund abgekauft, weil mir meine Hohner VOX zu schwer ist und mich das alte Teil interessiert hat.
Das mit den Chören hat mir Arriga pefekt erklärt, das habe ich jetzt begriffen. Danke dafür.
Das mit dem komplett anderen Verdeck und dem fehlenden Typennamen hat mich verwirrt, aber auch das ist mir ausgezeichnet erklärt worden. Interessant, dass sich da jemand die Mühe gemacht hat, ein neues Verdeck zu kreieren. Danke auch für den Katalog - es handelt sich wirklich eindeutig um eine Bioctava.

Liebe Grüße!

Hari
 
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Hallo,
1674161807812.jpg

ich besitze ein schönes Cantulia Akkordeon und wäre froh, jemand könnte mir mehr zu Baujahr und Typ sagen. Da es 41 Tasten im Diskant und 120 Bässe hat, würde ich eine Bioctava vermuten. Aber hat die nicht 9 Registerknöpfe? Bei mir sind es nur 7. Die Seriennummer im Inneren ist 159/60. Aber 1960 wurden ja keine Cantulias mehr gebaut soviel ich weiß.
Das schöne Instrument wurde leider nicht gut behandelt. Für eine Theateraufführung wurden die Stimmstöcke entnommen und entsorgt. Nun habe ich heut ein vergleichbares Ausschlachtinstrument gefunden, aus dem ich die Stimmstöcke einsetzen möchte. Leider nur mit 37 Diskanttasten. Mal schauen ob sich das passend machen lässt. Auf jeden Fall werden die oberen vier Töne leider nicht klingen.
In diesem Sinne - Auf nach Cantulien ;-)
 
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