DerOnkel
HCA Elektronik Saiteninstrumente
"Epiphone" - Eine Marktanalyse
Es gibt unter den Elektrogitarren heute wohl kaum eine Marke, die mehr polarisiert und mehr Kontroversen auslöst, wie "Epiphone". Die Meinungen gehen weit auseinander und reichen von absoluter Zustimmung bis hin zur totalen Ablehnung. Die Gründe dafür sind unter anderem in der Geschichte dieser Marke zu finden.
Im Zuge der elektrischen Untersuchung einiger Tonabnehmer von "Epiphone" entstand jede Menge weiterer Text, der mit dem eigentlichen Thema immer weniger zu tun hatte. Besonders interessant war die Beurteilung der Tonabnehmer im Vergleich zu anderen Angeboten, was dann zu eine kleinen Marktanalyse führte.
Da der Artikel länger und länger wurde, kam immer häufiger die Frage auf, ob man da nicht doch besser eine Trennung vornehmen sollte, die ich letztendlich dann mit einem "Ja" beantwortet habe. In diesem Artikel geht es also ein wenig um die Geschichte, das aktuelle Angebot, die Qualität und die Positionierung von "Epiphone" im Markt. Eine genauerer Blick auf die Tonabnehmer sowie elektrische Analysen sind dann Gegenstand weiterer Artikel, die demnächst erscheinen werden.
1. Geschichtliches: Von Griechenland nach China
Im Jahre 1923 tauchten in den USA erstmalig Instrumente unter der Bezeichnung "Epiphone" auf, die von dem griechischen Einwanderer Epimanondas Stathopoulos in seiner Firma "House Of Stathopoulo" in New York produziert wurden. Die Geschichte beginnt aber schon 1873, als sein Vater, Anastasios Stathopoulos, sein erstes Instrument baute. Die Emigration seiner Familie führt 1877 von Griechenland über die Türkei bis in die USA im Jahre 1903.
Die Söhne, Epimanondas und Orpheus, halfen schon früh im New Yorker Geschäft, welches den Namen "A. Stathopoulo, manufacturer-repairer of all kinds of musical instruments" trug. Nach Anastasios Tod im Jahre 1915 setzten "Epi" und "Orphie" die geschäftlichen Aktivitäten ihres Vaters fort. Ab 1917 wurden die Instrumente dann unter dem Namen "House of Stathopoulo" hergestellt.
1924 wurde der Name "Epiphone" in den Vereinigten Staaten von Amerika als Marke registriert. Er setzte sich aus Epimanondas Spitznamen "Epi" und dem griechischen Wort "Phone" für Klang zusammen. Die Firma produzierte bis in die 50er Jahre hinein verschiedene Saiteninstrumente die teilweise Weltruf erlangten. Besonders die Archtop-Gitarren stellten eine große Konkurrenz für "Gibson" dar.
Als Epimanonda 1943 stirbt, tritt sein Bruder Frixo in die Firma ein. Es kommt jedoch bald zum Streit unter den beiden Brüdern und Frixo verkauft 1948 seine Anteile an Orpheus, der damit die Firma alleine kontrolliert.
Bild 1: Reissue einer Epiphone Triumph aus den 40er Jahren
Nach dem zweiten Weltkrieg ging die Produktion jedoch drastisch zurück und 1953 geriet die Firma in ernste finanzielle Schwierigkeiten sodas ein erster Besitzerwechsel stattfand, mit dem auch eine Verlagerung der Produktion von New York nach Philadelphia verbunden war. Da die meisten Facharbeiter diesen Umzug jedoch nicht mitmachten, wurde die Firma von dem entstehenden Verlust an Wissen und Erfahrung hart getroffen. Zwar gelang es Orpheus, "Epiphone" 1955 zurückzubekommen, aber es wurden weiterhin kaum Instrumente produziert. In der Folge wurde bereits zwei Jahre später wieder ein Käufer gesucht.
Zu dieser Zeit war "Epiphone" schon kein ernsthafter Konkurrent für "Gibson" mehr. Ein kleine Firma aus Californien macht dem damaligen Präsidenten Ted McCarty da wesentlich mehr Sorgen. Allerdings hatte "Gibson" eine Schwäche im Bereich der Kontrabässe, die von "Epiphone" immer noch erfolgreich produziert wurden. McCarty überlegte nicht lange, sondern ergriff die Gelegenheit und so kam der ehemalige Konkurrent 1957 zur "Chicago Musical Instrument Company" (CMI), dem Mutterkonzern von "Gibson".
Aus der ursprünglichen Idee mit den Kontrabässen wurde jedoch schnell eine neue Modellreihe verschiedener Instrumente, die aus einer Mischung von Gibson- und Epiphone-Teilen gebaut wurden. Als 1961 die Materialien aus der Epiphone-Fabrik ausgingen, kamen nur noch Materialien von "Gibson" zum Einsatz. Damit begann "Epiphones" Weg zum B-Label.
Bild 2: Epiphone Casino (1965) und Wilshire (1962)
1969 wurde die Produktion aus Kostengründen nach Japan ausgelagert. Einige Modelle, wie die "Crestwood", das "Model 1140 Flying V", die "Scroll" sowie die "Sheraton", wurden in der legendären Fabrik von Matsumoku gefertigt, die ebenfalls für "Aria", "Vantage", "Washburn" und "Skylark" produzierte. Mit dieser Entscheidung war jedoch auch wieder ein Bruch in der Modellpalette verbunden. Diese japanischen Epiphones sind also etwas ganz anderes und eher mit den anderen Matsumoku-Instrumenten zu vergleichen.
Bild 3: Epiphone Scroll SC-450 produziert von 1976 bis 1979 im Matsumoku-Werk in Japan
Da der Kostendruck sich ständig erhöhte, folgte "Gibson" 1983 dem allgemeinen Trend und verlagerte die Produktion von "Epiphone" nach Korea. Hier übernahm hauptsächlich "Samick" die Produktion und wieder gab es eine Bruch in der Modellpalette, dem die meisten ursprünglichen Gitarren von "Epiphone" zum Opfer fielen. Galt die teurere "Crestwood" zum Beispiel als Gegenstück zur "SG", so war es nur konsequent, diese jetzt tatsächlich durch einen echten SG-Nachbau zu ersetzen, da diese Form eine deutlich höhere Akzeptanz bei den Musikern aufwies und somit einen höheren Absatz versprach.
Im Jahre 2000 begann man mit der Produktion in der Volksrepublik China. Wieder lieferten die Kosten die hauptsächliche Begründung für den Wechsel und wieder hatte man in der Anfangszeit mit teilweise massiven Qualitätsproblemen zu kämpfen. Die asiatische Mentalität unterscheidet sich ganz wesentlich von dem was wir in Europa oder Nordamerika gewohnt sind. Für einen Asiaten gibt es nichts schlimmeres, als "sein Gesicht" zu verlieren. Wenn also ein Problem auftaucht, "bastelt" man lieber so lange daran herum, bis das Problem nicht mehr sichtbar ist, als sich mit den Partnern in den USA oder Europa auseinanderzusetzen, um gemeinsam eine vernünftige Lösung zu finden.
Selbst "Epiphone", als eine der großen und umsatzstarken Marken, scheint da nicht genügend Durchgriff auf die Produktionsqualität der einzelnen Fabriken gehabt zu haben. Das mag der Grund dafür sein, daß seit 2002 Epiphone-Gitarren in einem eigenen Werk in Qingdao hergestellt werden.
2. Heutiges: Nur noch nachgemacht?
Seit der koreanischen Zeit hat "Gibson" die Marke "Epiphone" konsequent im oberen Einsteigerbereich plaziert. Neben wenigen eigenständigen Modellen besteht die heutige Produktpalette hauptsächlich aus lizensierten Kopien bekannter Gibson-Modelle. "Epiphone" ist der einzige "Hersteller", der mit offizieller Genehmigung die Namen der entsprechenden Modelle für seine Instrumente verwenden darf.
Das Angebot
Konsequenterweise besteht der Schwerpunkt des aktuellen Angebotes aus verschiedenen Variationen des Themas "Les Paul". Zum Beginn des Jahres 2009 fanden sich alleine 18 verschiedene Modelle im Preisbereich von 149 Euro bis 780 Euro.
Bild 4: Verschiedene Versionen der "Les Paul"
Bei einer solchen Vielfalt, die sich nicht hinter dem Angebot von "Gibson" verstecken muß, darf natürlich der Nachfolger der "Les Paul" nicht fehlen: Die "SG"! Hier eine kleine Auswahl von 149 Euro bis 899 Euro:
Bild 5: Das Angebots an "SGs"
Die nächst größere Gruppe besteht aus Instrumenten vom Typ "ES-335" und den sogenannten "Archtops". Hier findet man auch die hauseigene "Sheraton" und "Casino", die ihre Verwandschaft zur "ES-335" wahrlich nicht leugnen können:
Bild 6: Variationen de "ES-335", "Explorer", "Firebird" und "Flying-V"
Schlußendlich gibt es auch noch die "Explorer", die "Firebird" und die "Flying-V", die natürlich auch nicht im Angebot fehlen dürfen.
Mit diesen letzten drei Bilder hat man den Großteil des Angebotes bereits dargestellt. Ein Blick auf das aktuelle Angebot von "Gibson" und die Preise bei "Epiphone" zeigen deutlich, was hier Sache und Ziel ist: Es werden im Grunde genommen nur preiswerte Kopien der Originale angeboten. Aus dieser Sicht macht "Epiphone" nichts anderes, wie ein halbes Dutzend anderer asiatischer Hersteller von Elektrogitarren: Es wird einfach kopiert, allerdings mit Genehmigung. Eigenständigkeit scheint zur Zeit nicht besonders gefragt zu sein!
Köpfchen
Zu sehr wollte man bei "Gibson" die Tochter wohl doch nicht im eigenen Teich räubern lassen und so unterscheiden sich die entsprechenden Instrumente vom Original deutlich durch den Kopf, wie das folgende Bild belegt:
Bild 7: Gibson und Epiphone Kopf an Kopf
Über Geschmack läßt sich bekanntlich trefflich streiten, was letztendlich zu keinem sinnvollen Ergebnis führt. Tatsache ist jedoch, daß einige Kunden von "Epiphone" mit diesem Kopf-Design nicht so recht zufrieden sind. Bastelwütige Vertreter dieser Gruppe greifen dann prompt zu Werkzeug, Material und Selbsthilfe:
Bild 8: Epi goes Gibson
Eine solche Aktion ist in vielerlei Hinsicht zweifelhaft. Gelingt es, das ganze professionell zu beenden, dann ist die Versuchung groß, auch gleich den Schriftzug von "Gibson" anzubringen, womit das Plagiat vollständig wäre. Jetzt noch schnell eine Auktion bei eBay starten und schon ist man, zumindest in Deutschland, mit dem Gesetz in Konflikt geraten. In den meisten Fällen wird das Ergebnis jedoch nicht wirklich überzeugen und spätestens auf den zweiten Blick wird das ganze dann als "gewollt aber nicht gekonnt" auffallen. Wenn es nur darum ging, den Wiederverkaufswert des betreffenden Instrumentes zu verringern, war das ganze natürlich ein voller Erfolg!
Spezialitäten
Neben der gesunden Hausmannskost nach dem Vorbild von "Gibson" findet sich im Laufe der Jahre auch die eine oder andere Rarität, wie zum Beispiel ein Instrument in Form der Karte der USA oder die "Airscream".
Bild 9: Epiphone Airscream und US-Map
Diese, im Design an die einzigartige Optik der amerikanischen Airstream-Wohnwagen angelehnt, war das Signature-Modell der Band "The Trailer Park Troubadours". Neben der Form fiel vor allem die ungewöhnliche Positionierung der EMG-Pickups auf, die natürlich ein Zugeständnis an das Design war. Zumindest beim Klang des Halstonabnehmers dürfte sich die im Juli 2003 vorgestellte "Airscream" deutlich von anderen Elektrogitarren unterscheiden.
Paris Hilton mit einer AirscreamDerartige Raritäten sind natürlich auch für die Prommis sehr interessant und so soll unter anderem Paris Hilton im Besitz einer "Airscream" sein. Ob sie das Instrument tatsächlich musikalisch nutzt oder ob die "Airscream" als eine von vielen Trophäen nur an der Wand hängt, läßt sich so natürlich nicht mit Sicherheit sagen. In jedem Fall war das jedoch eine schöne Werbung für "Epiphone".
Auch heute, nach mehr als sechs Jahren, findet man immer noch Händler, die diese Gitarre anbieten. Allerdings wird der empfohlene Preis von seinerzeit 719 Euro mit jetzt nur noch 499 Euro deutlich unterboten. Ein ungewöhnliches Design ist eben nicht zwingend mit ungewöhnlich hohen Umsätzen verbunden. Daß die "Airscream" heute nicht mehr bei "Epiphone" im Programm ist, aber trotzdem von Händlern angeboten wird, mag als deutlicher Hinweis auf die mangelnde Akzeptanz für dieses ungewöhnliche Instrument gewertet werden. Daran konnte augenscheinlich auch Paris Hilton nichts ändern. Vielleicht hätte man stattdessen einen der bekannten Guitar-Heros wie Hendrix, Clapton oder Page auswählen sollen. Die sehen zwar nicht so gut aus...
Die "USA Map Guitar" tauchte erstmalig in den 80ern als Promotion-Instrument auf. 2005 wurde diese Gitarre in einer limitierten Ausgabe wieder angeboten. Abseits der ungewöhnlichen Form fand man hier einen Mahagonikorpus mit dreiteiligem Ahornhals. Aus technischer Sicht war die "USA Map" also nichts Neues, sondern eher eine Design-Spielerei!
Das Ende der Elite
Auch nach dem Produktionswechsel nach Korea wurden einige wenige Instrumente weiterhin in Japan hergestellt, die dann unter dem Namen "Epiphone Elitist" vertrieben wurden. Im Gegensatz zum normalen Angebot stand hier die Qualität ganz oben und viele dieser Instrumente mußten den Vergleich mit einer Gibson nicht scheuen. Allerdings war hier auch ein deutlich höherer Preis zu entrichten. Bis zum Jahre 2007 wurde das entsprechende Angebot jedoch weitestgehend eingestellt.
Heute findet man nur noch eine handvoll Modelle im aktuellen Angebot, die sich aus preislicher Sicht deutlich von den anderen Instrumenten abheben. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, daß sie in den nächsten Jahren ebenfall aus dem Angebot gestrichen werden, da sie sich preislich zu sehr den Gibson-Modellen nähern und in der Folge Absatzprobleme und eine unerwünschte Konkurrenzsituation entstehen könnten.
3. Betrübliches: Von Hölzern und Pappen
Aus dem Streben nach Gewinnmaximierung haben sich im Laufe der letzten Produktionsjahre bei "Epiphone" eine ganze Reihe von "Merkwürdigkeiten" ergeben. So fand man zum Beispiel lange Zeit keine eindeutige Spezifikation der Korpushölzer. In den Werbematerialien war bei einer Paula zum Beispiel "Alder/Mahagony" zu lesen. Ob es sich jetzt um das eine oder das andere Material oder aber um eine Kombination beider Hölzer handelte, war völlig offen. In der Folge konnte man ein und dasselbe Modell mit einem Korpus aus Erle oder aus Mahagoni finden. Fast schien es so, als ob in der Fabrik das Holz genommen wurde, was gerade verfügbar war. Hier hielt man sich augenscheinlich an den römischen Schreiber Cicero, der da sagte: "Variatio delectat!"
Daß es sich bei dem verwendeten "Mahagoni" in der Regel um das wesentlich billigere Nato, einem Holz der Johannisbrotgewächse, handelt, wurde gerne verschwiegen. Die später verwendete Bezeichnung "Nato-Mahagoni" ist jedoch auch irreführend, denn Mahagoni gehört zur Gattung der Meliaceae während Nato zu den Mora Excelsa und Mora Gonggrijpii gehört. Diese Unsicherheit hat unter den Musikern zu vielen Diskussionen geführt und in diesem Zusammenhang den Begriff "Holzroulette" entstehen lassen.
Um die Kosten weiter zu senken, ersetzen viele Hersteller manchmal die massiven Ahorndecken der Paul-Kopien durch ein dünnes Furnier. Tatsächlich gibt es jedoch auch Fälle, in denen die Decke aus einfacher Presspappe besteht, wie das folgende Bild beweist:
Bild 10: Kopie eine Les Paul Standard mit Decke aus Presspappe
Daß es sich im vorliegenden Fall angeblich um eine Epiphone der gehobenen Preisklasse handeln soll, macht die Sache natürlich sehr pikant, denn hier erwartet man als Kunde selbstverständlich die klassische Ahorndecke auf einem Korpus aus echtem Mahagoni! Entsprechend sahen dann auch die Diskussionen aus, die in einem Online-Forum über diese angebliche Epi geführt wurden.
Besonders schöne Maserungen werden gerne mit Hilfe eines sogenannten "Photo Flame" erzeugt. Hier klebt man einfach eine Folie mit dem geeigneten Muster auf und lackiert dann transparent. Dieses Vorgehen hat sich im Bereich der Einsteigermodelle mittlerweile auf breiter Basis bei vielen Herstellern etabliert. Grundsätzlich ist gegen ein "Photo Flame" nichts einzuwenden, solange es aus der Beschreibung des Instrumentes deutlich hervorgeht, was allerdings längst nicht immer der Fall ist. Die "Photo Flames" sind mittlerweile so gut geworden, daß der durchschnittliche Musiker den Unterschied aus optischer Sicht nicht bemerken wird. Hier stellt sich die Frage, wie man sich Gewissheit verschafft?
Liegt das Instrument vor, so kann man einen Tonabnehmer ausbauen und ein wenig vom Lack im Schacht entfernen. Findet man dann unten ein dunkleres Holz und darüber eine ca. 8 bis 10mm dicke Schicht eines helleren Holzes, dann scheint die Konstruktion Ahorn auf Mahagoni zumindest zu stimmen.
Bild 11: Hier stimmt es! Mahagonikorpus mit Ahorndecke
Ob das Ahorn allerdings die entsprechende Maserung aufweist, bleibt ungewiß. Zur Klärung dieser Frage muß man den Lack am Übergang zur Deckenoberfläche etwas entfernen, was wohl keiner ohne Not machen wird, um das Finish des Instrumentes nicht zu beschädigen. Weist der Korpus kein Binding auf, so kann man unter Umständen am Übergang von der Decke zur Zarge einen Bruch der Maserung feststellen, aber das ist nicht ganz einfach und häufig widersprüchlich.
Man kann jedoch auch eine indirekte Methode zur Anwendung bringen, die zumindest Indizien liefert. Zu diesem Zweck betrachten wir die drei Bodies im nächsten Bild:
Bild 12: Drei Paula-Bodies mit "Quilt Maple Top"
Links ist der Korpus einer "Epiphone Prophecy Les Paul GX" dargestellt. Laut Spezifikation besteht er aus Mahagoni mit "quilt maple top". Hier stimmt Beschreibung und Bild überein. Wem der Sinn nach diesem Instrument steht, der muß in den USA mit einem Preis von $799 rechnen. Zum Vergleich wurden zwei Bodies von" Warmoth" herangezogen. Hier muß man $495 für den Rohling in der Mitte und $995 für den fertigen Korpus anlegen!
Natürlich hinkt dieser Vergleich ein wenig, denn bei "Epiphone" erhält man industriell gefertigte Massenware wohingegen die Bodies von "Warmoth" eher den Status einer Einzelanfertigung haben. Allein die Auswahl der geeigneten Deckenhölzer dürfte einen saftigen Aufpreis zur Folge haben und das 100%ige bookmatching wird man in einer Massenfertigung nie realisieren können, wie bei der "Prophecy" auch deutlich zu erkennen ist. Aber selbst wenn wir davon ausgehen, daß man bei "Epiphone" einen ähnlichen Korpus für die Hälfte des Warmoth-Preises anbieten könnte wird klar, wie dünn die gesamte Kalkulation sein muß, denn dann bleiben für der Rest des Instrumentes nur noch $300 Verkaufspreis übrig, was unter Umständen schon knapp werden könnte.
Aus dieser Betrachtung kann man eine ganz einfache Schlußfolgerung ziehen: Solche optisch ansprechenden Decken aus hochwertigen Hölzern sind im unteren Preisbereich nicht zu realisieren! Wer also glaubt, bei einer Elektrogitarre für 250 Euro eine solche Decke zu erhalten, der ist im wahrsten Sinne des Wortes auf dem "Holzweg"!
Angesichts des Preises für eine "Epiphone Prophecy Les Paul GX" kann man also mit Recht vermuten, daß es sich bei der Decke nicht um ein Photo Flame handelt. Allerdings ist es möglich, daß eine normale Ahorndecke mit einem geeigneten Furnier kombiniert wurde, um Kosten zu sparen. Aber das ist eine pure Spekulation!
Neben diesen "Spielereien" mit Begrifflichkeiten und vorgetäuschten Maserungen, findet man manchmal jedoch auch amtlichen Pfusch! So ist zumindest ein Instrument bekannt, bei dem anläßlich eines Halsbruches, von einem renommierten deutschen Gitarrenbauer im angeschäfteten Kopf ein großes Stück Borke festgestellt wurde.
Bild 13: Borke im Kopf einer Paula-Kopie
Von einem Versehen kann man in diesem Fall wirklich nicht mehr sprechen, sondern hier liegt ein definitiver Qualitätsmangel vor, der bei der Produktion des Instrumentes augenscheinlich wissentlich in Kauf genommen wurde!
Man muß hier zur Ehrenrettung jedoch sagen, daß solche oder ähnlich krasse Fälle die absolute Ausnahme darstellen und auch bei den Instrumenten anderer Hersteller aus diesem Preisbereich (zumindest) denkbar sind, denn sehr häufig beziehen die verschiedene Handelsfirmen ihre Instrumente aus der gleichen Fabrik. Und was für den einen gilt, könnte folglich auch... Hier sollte man also nicht in erster Linie über eine schlechte Produktionsqualität, sondern über mangelnde oder gar fehlende Prüfungen der Qualität seitens der betreffenden Handelsfirmen klagen!
Sowohl der "Borkenkopf" als auch die "Pappdecke" fallen in den Zeitraum von 2000 bis 2005. Sollten beide Instrumente wirklich dem Hersteller "Epiphone" zuzuordnen sein, dann ist es denkbar, daß diese Auswüchse in die Zeit der frühen chinesischen Produktion fallen. Hier hatten viele renomierte Hersteller unter anfänglichen Qualitätsproblemen zu leiden, die heute jedoch der Vergangenheit angehören sollten.
Eine weitere Quelle nie endender "Erheiterung" stellt die Qualität der elektromechanischen Bedienelemente dar. Man findet im Internet an "jeder Ecke" Klagen über nicht funktionierende oder frühzeitig verschlissene Schalter oder Potentiometer. Mehr als ein stolzer Besitzer einer Epi hat schon nach kurzer Zeit die gesamte Elektronik ausgetauscht. Manchmal auch inklusive der Tonabnehmer! Da die betreffenden Bauteile beim Kauf in der Regel einwandfrei funktionierten, muß man hier aber nicht von einem Qualitäts-, sondern von einem Zuverlässigkeitsproblem sprechen. Warum man bei einem Instrument für mehrere hundert Euro ein paar Cent für wertige und damit zuverlässigere Bedienelemente einspart ist, bei Licht betrachtet nicht wirklich nachzuvollziehen!
Glücklicherweise bleiben solche Probleme und "Tricks" im Zeitalter des schnellen Internet nicht lange verborgen. Diese kleinen "Verfehlungen" haben der Reputation der Marke "Epiphone" aber mit Sicherheit geschadet und wirken in den Köpfen vieler Musiker noch lange nach.
(Weiter im nächsten Beitrag)
Der vollständige Artikel ist wie immer in der Knowledge-Base der Guitar-Letters zu finden.
Es gibt unter den Elektrogitarren heute wohl kaum eine Marke, die mehr polarisiert und mehr Kontroversen auslöst, wie "Epiphone". Die Meinungen gehen weit auseinander und reichen von absoluter Zustimmung bis hin zur totalen Ablehnung. Die Gründe dafür sind unter anderem in der Geschichte dieser Marke zu finden.
Im Zuge der elektrischen Untersuchung einiger Tonabnehmer von "Epiphone" entstand jede Menge weiterer Text, der mit dem eigentlichen Thema immer weniger zu tun hatte. Besonders interessant war die Beurteilung der Tonabnehmer im Vergleich zu anderen Angeboten, was dann zu eine kleinen Marktanalyse führte.
Da der Artikel länger und länger wurde, kam immer häufiger die Frage auf, ob man da nicht doch besser eine Trennung vornehmen sollte, die ich letztendlich dann mit einem "Ja" beantwortet habe. In diesem Artikel geht es also ein wenig um die Geschichte, das aktuelle Angebot, die Qualität und die Positionierung von "Epiphone" im Markt. Eine genauerer Blick auf die Tonabnehmer sowie elektrische Analysen sind dann Gegenstand weiterer Artikel, die demnächst erscheinen werden.
1. Geschichtliches: Von Griechenland nach China
Im Jahre 1923 tauchten in den USA erstmalig Instrumente unter der Bezeichnung "Epiphone" auf, die von dem griechischen Einwanderer Epimanondas Stathopoulos in seiner Firma "House Of Stathopoulo" in New York produziert wurden. Die Geschichte beginnt aber schon 1873, als sein Vater, Anastasios Stathopoulos, sein erstes Instrument baute. Die Emigration seiner Familie führt 1877 von Griechenland über die Türkei bis in die USA im Jahre 1903.
Die Söhne, Epimanondas und Orpheus, halfen schon früh im New Yorker Geschäft, welches den Namen "A. Stathopoulo, manufacturer-repairer of all kinds of musical instruments" trug. Nach Anastasios Tod im Jahre 1915 setzten "Epi" und "Orphie" die geschäftlichen Aktivitäten ihres Vaters fort. Ab 1917 wurden die Instrumente dann unter dem Namen "House of Stathopoulo" hergestellt.
1924 wurde der Name "Epiphone" in den Vereinigten Staaten von Amerika als Marke registriert. Er setzte sich aus Epimanondas Spitznamen "Epi" und dem griechischen Wort "Phone" für Klang zusammen. Die Firma produzierte bis in die 50er Jahre hinein verschiedene Saiteninstrumente die teilweise Weltruf erlangten. Besonders die Archtop-Gitarren stellten eine große Konkurrenz für "Gibson" dar.
Als Epimanonda 1943 stirbt, tritt sein Bruder Frixo in die Firma ein. Es kommt jedoch bald zum Streit unter den beiden Brüdern und Frixo verkauft 1948 seine Anteile an Orpheus, der damit die Firma alleine kontrolliert.
Bild 1: Reissue einer Epiphone Triumph aus den 40er Jahren
Nach dem zweiten Weltkrieg ging die Produktion jedoch drastisch zurück und 1953 geriet die Firma in ernste finanzielle Schwierigkeiten sodas ein erster Besitzerwechsel stattfand, mit dem auch eine Verlagerung der Produktion von New York nach Philadelphia verbunden war. Da die meisten Facharbeiter diesen Umzug jedoch nicht mitmachten, wurde die Firma von dem entstehenden Verlust an Wissen und Erfahrung hart getroffen. Zwar gelang es Orpheus, "Epiphone" 1955 zurückzubekommen, aber es wurden weiterhin kaum Instrumente produziert. In der Folge wurde bereits zwei Jahre später wieder ein Käufer gesucht.
Zu dieser Zeit war "Epiphone" schon kein ernsthafter Konkurrent für "Gibson" mehr. Ein kleine Firma aus Californien macht dem damaligen Präsidenten Ted McCarty da wesentlich mehr Sorgen. Allerdings hatte "Gibson" eine Schwäche im Bereich der Kontrabässe, die von "Epiphone" immer noch erfolgreich produziert wurden. McCarty überlegte nicht lange, sondern ergriff die Gelegenheit und so kam der ehemalige Konkurrent 1957 zur "Chicago Musical Instrument Company" (CMI), dem Mutterkonzern von "Gibson".
Aus der ursprünglichen Idee mit den Kontrabässen wurde jedoch schnell eine neue Modellreihe verschiedener Instrumente, die aus einer Mischung von Gibson- und Epiphone-Teilen gebaut wurden. Als 1961 die Materialien aus der Epiphone-Fabrik ausgingen, kamen nur noch Materialien von "Gibson" zum Einsatz. Damit begann "Epiphones" Weg zum B-Label.
Bild 2: Epiphone Casino (1965) und Wilshire (1962)
1969 wurde die Produktion aus Kostengründen nach Japan ausgelagert. Einige Modelle, wie die "Crestwood", das "Model 1140 Flying V", die "Scroll" sowie die "Sheraton", wurden in der legendären Fabrik von Matsumoku gefertigt, die ebenfalls für "Aria", "Vantage", "Washburn" und "Skylark" produzierte. Mit dieser Entscheidung war jedoch auch wieder ein Bruch in der Modellpalette verbunden. Diese japanischen Epiphones sind also etwas ganz anderes und eher mit den anderen Matsumoku-Instrumenten zu vergleichen.
Bild 3: Epiphone Scroll SC-450 produziert von 1976 bis 1979 im Matsumoku-Werk in Japan
Da der Kostendruck sich ständig erhöhte, folgte "Gibson" 1983 dem allgemeinen Trend und verlagerte die Produktion von "Epiphone" nach Korea. Hier übernahm hauptsächlich "Samick" die Produktion und wieder gab es eine Bruch in der Modellpalette, dem die meisten ursprünglichen Gitarren von "Epiphone" zum Opfer fielen. Galt die teurere "Crestwood" zum Beispiel als Gegenstück zur "SG", so war es nur konsequent, diese jetzt tatsächlich durch einen echten SG-Nachbau zu ersetzen, da diese Form eine deutlich höhere Akzeptanz bei den Musikern aufwies und somit einen höheren Absatz versprach.
Im Jahre 2000 begann man mit der Produktion in der Volksrepublik China. Wieder lieferten die Kosten die hauptsächliche Begründung für den Wechsel und wieder hatte man in der Anfangszeit mit teilweise massiven Qualitätsproblemen zu kämpfen. Die asiatische Mentalität unterscheidet sich ganz wesentlich von dem was wir in Europa oder Nordamerika gewohnt sind. Für einen Asiaten gibt es nichts schlimmeres, als "sein Gesicht" zu verlieren. Wenn also ein Problem auftaucht, "bastelt" man lieber so lange daran herum, bis das Problem nicht mehr sichtbar ist, als sich mit den Partnern in den USA oder Europa auseinanderzusetzen, um gemeinsam eine vernünftige Lösung zu finden.
Selbst "Epiphone", als eine der großen und umsatzstarken Marken, scheint da nicht genügend Durchgriff auf die Produktionsqualität der einzelnen Fabriken gehabt zu haben. Das mag der Grund dafür sein, daß seit 2002 Epiphone-Gitarren in einem eigenen Werk in Qingdao hergestellt werden.
2. Heutiges: Nur noch nachgemacht?
Seit der koreanischen Zeit hat "Gibson" die Marke "Epiphone" konsequent im oberen Einsteigerbereich plaziert. Neben wenigen eigenständigen Modellen besteht die heutige Produktpalette hauptsächlich aus lizensierten Kopien bekannter Gibson-Modelle. "Epiphone" ist der einzige "Hersteller", der mit offizieller Genehmigung die Namen der entsprechenden Modelle für seine Instrumente verwenden darf.
Das Angebot
Konsequenterweise besteht der Schwerpunkt des aktuellen Angebotes aus verschiedenen Variationen des Themas "Les Paul". Zum Beginn des Jahres 2009 fanden sich alleine 18 verschiedene Modelle im Preisbereich von 149 Euro bis 780 Euro.
Bild 4: Verschiedene Versionen der "Les Paul"
Bei einer solchen Vielfalt, die sich nicht hinter dem Angebot von "Gibson" verstecken muß, darf natürlich der Nachfolger der "Les Paul" nicht fehlen: Die "SG"! Hier eine kleine Auswahl von 149 Euro bis 899 Euro:
Bild 5: Das Angebots an "SGs"
Die nächst größere Gruppe besteht aus Instrumenten vom Typ "ES-335" und den sogenannten "Archtops". Hier findet man auch die hauseigene "Sheraton" und "Casino", die ihre Verwandschaft zur "ES-335" wahrlich nicht leugnen können:
Bild 6: Variationen de "ES-335", "Explorer", "Firebird" und "Flying-V"
Schlußendlich gibt es auch noch die "Explorer", die "Firebird" und die "Flying-V", die natürlich auch nicht im Angebot fehlen dürfen.
Mit diesen letzten drei Bilder hat man den Großteil des Angebotes bereits dargestellt. Ein Blick auf das aktuelle Angebot von "Gibson" und die Preise bei "Epiphone" zeigen deutlich, was hier Sache und Ziel ist: Es werden im Grunde genommen nur preiswerte Kopien der Originale angeboten. Aus dieser Sicht macht "Epiphone" nichts anderes, wie ein halbes Dutzend anderer asiatischer Hersteller von Elektrogitarren: Es wird einfach kopiert, allerdings mit Genehmigung. Eigenständigkeit scheint zur Zeit nicht besonders gefragt zu sein!
Köpfchen
Zu sehr wollte man bei "Gibson" die Tochter wohl doch nicht im eigenen Teich räubern lassen und so unterscheiden sich die entsprechenden Instrumente vom Original deutlich durch den Kopf, wie das folgende Bild belegt:
Bild 7: Gibson und Epiphone Kopf an Kopf
Über Geschmack läßt sich bekanntlich trefflich streiten, was letztendlich zu keinem sinnvollen Ergebnis führt. Tatsache ist jedoch, daß einige Kunden von "Epiphone" mit diesem Kopf-Design nicht so recht zufrieden sind. Bastelwütige Vertreter dieser Gruppe greifen dann prompt zu Werkzeug, Material und Selbsthilfe:
Bild 8: Epi goes Gibson
Eine solche Aktion ist in vielerlei Hinsicht zweifelhaft. Gelingt es, das ganze professionell zu beenden, dann ist die Versuchung groß, auch gleich den Schriftzug von "Gibson" anzubringen, womit das Plagiat vollständig wäre. Jetzt noch schnell eine Auktion bei eBay starten und schon ist man, zumindest in Deutschland, mit dem Gesetz in Konflikt geraten. In den meisten Fällen wird das Ergebnis jedoch nicht wirklich überzeugen und spätestens auf den zweiten Blick wird das ganze dann als "gewollt aber nicht gekonnt" auffallen. Wenn es nur darum ging, den Wiederverkaufswert des betreffenden Instrumentes zu verringern, war das ganze natürlich ein voller Erfolg!
Spezialitäten
Neben der gesunden Hausmannskost nach dem Vorbild von "Gibson" findet sich im Laufe der Jahre auch die eine oder andere Rarität, wie zum Beispiel ein Instrument in Form der Karte der USA oder die "Airscream".
Bild 9: Epiphone Airscream und US-Map
Diese, im Design an die einzigartige Optik der amerikanischen Airstream-Wohnwagen angelehnt, war das Signature-Modell der Band "The Trailer Park Troubadours". Neben der Form fiel vor allem die ungewöhnliche Positionierung der EMG-Pickups auf, die natürlich ein Zugeständnis an das Design war. Zumindest beim Klang des Halstonabnehmers dürfte sich die im Juli 2003 vorgestellte "Airscream" deutlich von anderen Elektrogitarren unterscheiden.
Paris Hilton mit einer AirscreamDerartige Raritäten sind natürlich auch für die Prommis sehr interessant und so soll unter anderem Paris Hilton im Besitz einer "Airscream" sein. Ob sie das Instrument tatsächlich musikalisch nutzt oder ob die "Airscream" als eine von vielen Trophäen nur an der Wand hängt, läßt sich so natürlich nicht mit Sicherheit sagen. In jedem Fall war das jedoch eine schöne Werbung für "Epiphone".
Auch heute, nach mehr als sechs Jahren, findet man immer noch Händler, die diese Gitarre anbieten. Allerdings wird der empfohlene Preis von seinerzeit 719 Euro mit jetzt nur noch 499 Euro deutlich unterboten. Ein ungewöhnliches Design ist eben nicht zwingend mit ungewöhnlich hohen Umsätzen verbunden. Daß die "Airscream" heute nicht mehr bei "Epiphone" im Programm ist, aber trotzdem von Händlern angeboten wird, mag als deutlicher Hinweis auf die mangelnde Akzeptanz für dieses ungewöhnliche Instrument gewertet werden. Daran konnte augenscheinlich auch Paris Hilton nichts ändern. Vielleicht hätte man stattdessen einen der bekannten Guitar-Heros wie Hendrix, Clapton oder Page auswählen sollen. Die sehen zwar nicht so gut aus...
Die "USA Map Guitar" tauchte erstmalig in den 80ern als Promotion-Instrument auf. 2005 wurde diese Gitarre in einer limitierten Ausgabe wieder angeboten. Abseits der ungewöhnlichen Form fand man hier einen Mahagonikorpus mit dreiteiligem Ahornhals. Aus technischer Sicht war die "USA Map" also nichts Neues, sondern eher eine Design-Spielerei!
Das Ende der Elite
Auch nach dem Produktionswechsel nach Korea wurden einige wenige Instrumente weiterhin in Japan hergestellt, die dann unter dem Namen "Epiphone Elitist" vertrieben wurden. Im Gegensatz zum normalen Angebot stand hier die Qualität ganz oben und viele dieser Instrumente mußten den Vergleich mit einer Gibson nicht scheuen. Allerdings war hier auch ein deutlich höherer Preis zu entrichten. Bis zum Jahre 2007 wurde das entsprechende Angebot jedoch weitestgehend eingestellt.
Heute findet man nur noch eine handvoll Modelle im aktuellen Angebot, die sich aus preislicher Sicht deutlich von den anderen Instrumenten abheben. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, daß sie in den nächsten Jahren ebenfall aus dem Angebot gestrichen werden, da sie sich preislich zu sehr den Gibson-Modellen nähern und in der Folge Absatzprobleme und eine unerwünschte Konkurrenzsituation entstehen könnten.
3. Betrübliches: Von Hölzern und Pappen
Aus dem Streben nach Gewinnmaximierung haben sich im Laufe der letzten Produktionsjahre bei "Epiphone" eine ganze Reihe von "Merkwürdigkeiten" ergeben. So fand man zum Beispiel lange Zeit keine eindeutige Spezifikation der Korpushölzer. In den Werbematerialien war bei einer Paula zum Beispiel "Alder/Mahagony" zu lesen. Ob es sich jetzt um das eine oder das andere Material oder aber um eine Kombination beider Hölzer handelte, war völlig offen. In der Folge konnte man ein und dasselbe Modell mit einem Korpus aus Erle oder aus Mahagoni finden. Fast schien es so, als ob in der Fabrik das Holz genommen wurde, was gerade verfügbar war. Hier hielt man sich augenscheinlich an den römischen Schreiber Cicero, der da sagte: "Variatio delectat!"
Daß es sich bei dem verwendeten "Mahagoni" in der Regel um das wesentlich billigere Nato, einem Holz der Johannisbrotgewächse, handelt, wurde gerne verschwiegen. Die später verwendete Bezeichnung "Nato-Mahagoni" ist jedoch auch irreführend, denn Mahagoni gehört zur Gattung der Meliaceae während Nato zu den Mora Excelsa und Mora Gonggrijpii gehört. Diese Unsicherheit hat unter den Musikern zu vielen Diskussionen geführt und in diesem Zusammenhang den Begriff "Holzroulette" entstehen lassen.
Um die Kosten weiter zu senken, ersetzen viele Hersteller manchmal die massiven Ahorndecken der Paul-Kopien durch ein dünnes Furnier. Tatsächlich gibt es jedoch auch Fälle, in denen die Decke aus einfacher Presspappe besteht, wie das folgende Bild beweist:
Bild 10: Kopie eine Les Paul Standard mit Decke aus Presspappe
Daß es sich im vorliegenden Fall angeblich um eine Epiphone der gehobenen Preisklasse handeln soll, macht die Sache natürlich sehr pikant, denn hier erwartet man als Kunde selbstverständlich die klassische Ahorndecke auf einem Korpus aus echtem Mahagoni! Entsprechend sahen dann auch die Diskussionen aus, die in einem Online-Forum über diese angebliche Epi geführt wurden.
Besonders schöne Maserungen werden gerne mit Hilfe eines sogenannten "Photo Flame" erzeugt. Hier klebt man einfach eine Folie mit dem geeigneten Muster auf und lackiert dann transparent. Dieses Vorgehen hat sich im Bereich der Einsteigermodelle mittlerweile auf breiter Basis bei vielen Herstellern etabliert. Grundsätzlich ist gegen ein "Photo Flame" nichts einzuwenden, solange es aus der Beschreibung des Instrumentes deutlich hervorgeht, was allerdings längst nicht immer der Fall ist. Die "Photo Flames" sind mittlerweile so gut geworden, daß der durchschnittliche Musiker den Unterschied aus optischer Sicht nicht bemerken wird. Hier stellt sich die Frage, wie man sich Gewissheit verschafft?
Liegt das Instrument vor, so kann man einen Tonabnehmer ausbauen und ein wenig vom Lack im Schacht entfernen. Findet man dann unten ein dunkleres Holz und darüber eine ca. 8 bis 10mm dicke Schicht eines helleren Holzes, dann scheint die Konstruktion Ahorn auf Mahagoni zumindest zu stimmen.
Bild 11: Hier stimmt es! Mahagonikorpus mit Ahorndecke
Ob das Ahorn allerdings die entsprechende Maserung aufweist, bleibt ungewiß. Zur Klärung dieser Frage muß man den Lack am Übergang zur Deckenoberfläche etwas entfernen, was wohl keiner ohne Not machen wird, um das Finish des Instrumentes nicht zu beschädigen. Weist der Korpus kein Binding auf, so kann man unter Umständen am Übergang von der Decke zur Zarge einen Bruch der Maserung feststellen, aber das ist nicht ganz einfach und häufig widersprüchlich.
Man kann jedoch auch eine indirekte Methode zur Anwendung bringen, die zumindest Indizien liefert. Zu diesem Zweck betrachten wir die drei Bodies im nächsten Bild:
Bild 12: Drei Paula-Bodies mit "Quilt Maple Top"
Links ist der Korpus einer "Epiphone Prophecy Les Paul GX" dargestellt. Laut Spezifikation besteht er aus Mahagoni mit "quilt maple top". Hier stimmt Beschreibung und Bild überein. Wem der Sinn nach diesem Instrument steht, der muß in den USA mit einem Preis von $799 rechnen. Zum Vergleich wurden zwei Bodies von" Warmoth" herangezogen. Hier muß man $495 für den Rohling in der Mitte und $995 für den fertigen Korpus anlegen!
Natürlich hinkt dieser Vergleich ein wenig, denn bei "Epiphone" erhält man industriell gefertigte Massenware wohingegen die Bodies von "Warmoth" eher den Status einer Einzelanfertigung haben. Allein die Auswahl der geeigneten Deckenhölzer dürfte einen saftigen Aufpreis zur Folge haben und das 100%ige bookmatching wird man in einer Massenfertigung nie realisieren können, wie bei der "Prophecy" auch deutlich zu erkennen ist. Aber selbst wenn wir davon ausgehen, daß man bei "Epiphone" einen ähnlichen Korpus für die Hälfte des Warmoth-Preises anbieten könnte wird klar, wie dünn die gesamte Kalkulation sein muß, denn dann bleiben für der Rest des Instrumentes nur noch $300 Verkaufspreis übrig, was unter Umständen schon knapp werden könnte.
Aus dieser Betrachtung kann man eine ganz einfache Schlußfolgerung ziehen: Solche optisch ansprechenden Decken aus hochwertigen Hölzern sind im unteren Preisbereich nicht zu realisieren! Wer also glaubt, bei einer Elektrogitarre für 250 Euro eine solche Decke zu erhalten, der ist im wahrsten Sinne des Wortes auf dem "Holzweg"!
Angesichts des Preises für eine "Epiphone Prophecy Les Paul GX" kann man also mit Recht vermuten, daß es sich bei der Decke nicht um ein Photo Flame handelt. Allerdings ist es möglich, daß eine normale Ahorndecke mit einem geeigneten Furnier kombiniert wurde, um Kosten zu sparen. Aber das ist eine pure Spekulation!
Neben diesen "Spielereien" mit Begrifflichkeiten und vorgetäuschten Maserungen, findet man manchmal jedoch auch amtlichen Pfusch! So ist zumindest ein Instrument bekannt, bei dem anläßlich eines Halsbruches, von einem renommierten deutschen Gitarrenbauer im angeschäfteten Kopf ein großes Stück Borke festgestellt wurde.
Bild 13: Borke im Kopf einer Paula-Kopie
Von einem Versehen kann man in diesem Fall wirklich nicht mehr sprechen, sondern hier liegt ein definitiver Qualitätsmangel vor, der bei der Produktion des Instrumentes augenscheinlich wissentlich in Kauf genommen wurde!
Man muß hier zur Ehrenrettung jedoch sagen, daß solche oder ähnlich krasse Fälle die absolute Ausnahme darstellen und auch bei den Instrumenten anderer Hersteller aus diesem Preisbereich (zumindest) denkbar sind, denn sehr häufig beziehen die verschiedene Handelsfirmen ihre Instrumente aus der gleichen Fabrik. Und was für den einen gilt, könnte folglich auch... Hier sollte man also nicht in erster Linie über eine schlechte Produktionsqualität, sondern über mangelnde oder gar fehlende Prüfungen der Qualität seitens der betreffenden Handelsfirmen klagen!
Sowohl der "Borkenkopf" als auch die "Pappdecke" fallen in den Zeitraum von 2000 bis 2005. Sollten beide Instrumente wirklich dem Hersteller "Epiphone" zuzuordnen sein, dann ist es denkbar, daß diese Auswüchse in die Zeit der frühen chinesischen Produktion fallen. Hier hatten viele renomierte Hersteller unter anfänglichen Qualitätsproblemen zu leiden, die heute jedoch der Vergangenheit angehören sollten.
Eine weitere Quelle nie endender "Erheiterung" stellt die Qualität der elektromechanischen Bedienelemente dar. Man findet im Internet an "jeder Ecke" Klagen über nicht funktionierende oder frühzeitig verschlissene Schalter oder Potentiometer. Mehr als ein stolzer Besitzer einer Epi hat schon nach kurzer Zeit die gesamte Elektronik ausgetauscht. Manchmal auch inklusive der Tonabnehmer! Da die betreffenden Bauteile beim Kauf in der Regel einwandfrei funktionierten, muß man hier aber nicht von einem Qualitäts-, sondern von einem Zuverlässigkeitsproblem sprechen. Warum man bei einem Instrument für mehrere hundert Euro ein paar Cent für wertige und damit zuverlässigere Bedienelemente einspart ist, bei Licht betrachtet nicht wirklich nachzuvollziehen!
Glücklicherweise bleiben solche Probleme und "Tricks" im Zeitalter des schnellen Internet nicht lange verborgen. Diese kleinen "Verfehlungen" haben der Reputation der Marke "Epiphone" aber mit Sicherheit geschadet und wirken in den Köpfen vieler Musiker noch lange nach.
(Weiter im nächsten Beitrag)
Der vollständige Artikel ist wie immer in der Knowledge-Base der Guitar-Letters zu finden.
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