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Läutet Madonna das Ende der Big Label Ära ein?

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Der 120-Millionen-Dollar-Deal - Madonna will Warner Music den Rücken kehren.

Ich habe soeben diese News gelesen und möchte die Zukunft der Musikindustrie und die künftige Rolle der Big Labels darin gerne hier zur Diskussion stellen.

Ist der Vorstoß von Madonna mit Live Nation der erste Stein, der die bestehenden Strukturen nachhaltig verändern wird? Können sich dadurch auch andere Bands aus den engen Korsetts der etablierten Blue Chips lösen? Wird der Musikmarkt dadurch künftig weniger von kommerziellen Gesichtspunkten diktiert?

Hier der Link: http://www.orf.at/071011-17528/index.html

Und falls der Text morgen dann verschwunden sein sollte, hier ist er noch ergänzend gepostet:

Es war keine gute Woche für die etablierte Musikindustrie: Erst hat die britische Kultband Radiohead beschlossen, ihr neues Album "In Rainbows" via Internet ohne Mittelsmänner zu vertreiben und die Käufer den Preis bestimmen zu lassen. Dann hat Trent Reznor, Mastermind hinter den Nine Inch Nails, die Abkehr von seinem Label Interscope verkündet, das zum Universal-Konzern gehört.

Und jetzt bahnt sich ein weiterer Rückschlag an - der wohl größte bisher: Superstar Madonna, die am besten verdienende weibliche Künstlerin der Branche, will sich von ihrer langjährigen Plattenfirma, der Warner Music Group, trennen.

Fokus auf Konzerte
Die als gewiefte Geschäftsfrau bekannte Sängerin steht laut Medienberichten kurz vor dem Abschluss eines neuen Vertrags. Sie will in Zukunft nicht mehr mit einem klassischen Plattenkonzern kooperieren, sondern mit dem US-Konzertveranstalter Live Nation.

Wie das "Wall Street Journal" ("WSJ") berichtet, soll Madonna eine lukrative Mischung aus Geldprämien und Aktien im Gesamtwert von 120 Millionen US-Dollar erhalten.

Live Nation verdient mit Merchandising
Zwei Facetten machen diesen Deal so interessant. Einerseits bringt die Sängerin eines ihrer Standbeine, die Musikproduktion, noch stärker unter ihre Kontrolle. Andererseits zeigt der Vertrag so deutlich wie nie zuvor, womit sich derzeit im Musikbusiness Geld machen lässt: mit Livekonzerten.

Geht der Deal durch, dürfte Live Nation die drei nächsten Madonna-Studioalben herausbringen und Madonna-Merchandising-Produkte verkaufen bzw. lizenzieren. 90 Prozent der Konzertkarteneinnahmen würden weiterhin an Madonna gehen, der Rest sowie weitere Einnahmen rund um die Konzerte - also ebenfalls Merchandising, Konzertmitschnitte, Live-Streaming im Web etc. - an Live Nation.

Madonna gilt als erfolgreichste weibliche Künstlerin im Konzertgeschäft. Allein ihre "Confessions"-Tour 2006 brachte 194 Millionen US-Dollar ein.

Neue Majors
Der Schritt ist nicht unbedingt ein Grabgesang auf die Major-Labels. Live Nation setzt im Gegenteil alles daran, eine ernstzunehmende Größe im Reigen der Unterhaltungskonzerne zu werden - und vor allem eine, die schneller auf technische und geschäftliche Entwicklungen reagieren kann als die alteingesessenen Plattenfirmen.

Das Unternehmen wolle signalisieren, dass es ein "Modell fürs 21. Jahrhundert hat, wie das Musikgeschäft nach den Tumulten der digitalen Revolution des letzten Jahrzehnts funktionieren könnte", analysierte die "Los Angeles Times" ("LAT") am Donnerstag.

"Rollenverteilung in der Schwebe"
Die alteingesessenen Musikmultis haben nur noch einen Vorteil: direkten Zugang zu den Plattengeschäften. Doch der Verkauf physikalischer Tonträger wird in der Branche immer irrelevanter.

"Das ist das erste Beispiel in dieser Größenordnung", zitiert die "LAT" den prominenten Anwalt und Branchenexperten Don Passman. "Alles wird verschwimmen. Die Rollenverteilung ist in der Schwebe. Der Grund dafür ist, dass die Labels schwächer werden. Die Hürden für den Einstieg ins Musikgeschäft sind nahezu verschwunden."

Ungewöhnliche Kooperation
Laut "WSJ" sah sich Warner Music bei den Vertragsverhandlungen wegen dieser Faktoren zu einem ungewöhnlichen Schritt gezwungen: Das Label tat sich mit dem Live-Nation-Konkurrenten TicketMaster, ebenfalls einem Konzertveranstalter, zusammen, um eine Vertragsverlängerung mit Madonna zu erreichen.

Selbst wenn sich die Künstlerin in letzter Sekunde dazu entschließen sollte, doch bei ihrem alten Label zu bleiben, hätte der Deal damit Signalwirkung für die gesamte Industrie.

Schlechte Stimmung
Madonna war von Beginn ihrer Karriere bei Warner unter Vertrag. 1991 gründete sie gemeinsam mit dem Musikkonzern ihr eigenes Label Maverick Records. Die Atmosphäre zwischen dem Superstar und der Plattenfirma war zuletzt deutlich getrübt: Madonna hatte Warner - auch gerichtlich - Missmanagement vorgeworfen.

Im August verkaufte sie ihren Anteil an Maverick und zog sich aus dem Label zurück. Im Rahmen des Warner-Vertrags muss Madonna noch ein Studioalbum sowie eine Greatest-Hits-Sammlung abliefern.
 
Eigenschaft
 
Eine Entwicklung, die schon länger abzusehen war.


Die großen Plattenfirmen sind nicht in der Lage, sich dem neuen Markt anzupassen. Denn wenn man mal die Tatsachen anschaut, dann ist jegliche digitale Musik als frei verfügbar anzusehen. Plattenverkäufe laufen doch nur noch, weil der Konsument die Band unterstützen will.

Da ist Radioheads Experiement nur ein Schritt in die richtige Richtung und es wird sicher sehr interessant, dieses zu verfolgen.



Eigentlich logisch wäre es, Musik digital unter einer creative common-Lizenz herauszubringen und dann das Geld mit besonderen Hardwareverkäufen (Sondereditionen mit großen Booklet etc. pp.) und vor allem mit Ticketverkäufen zu machen. Dann wäre die Studiomusik wieder nur Promotion - was auf kleinere Bands schon jetzt zutrifft.

Denn um von Plattenverkäufen leben zu können, da muss man schon eine richtig große Nummer sein. Die allermeisten Musiker leben doch eh schon von Livemusik.
Die Informationstechnische Revolution hat unglaubliche Macht in die Hände der Konsumenten gespielt, die vorher fast ausschließlich bei den "Gatekeepern", also den Majors gelegen hat. Wie man das nun findet ist dabei unerheblich, man muss sich der Situation anpassen.
 
Ja da hast Du recht ... eine Entwicklung die zwingend aus der geänderten Situation entsteht!

Wenn die Kontrolle der Vertriebswege nun immer mehr auf die Fans übergeht, dann ändert sich die Rolle der Big Labels zwangsläufig, ob sie nun wollen oder nicht. Wie in diesem Beitrag zu lesen ist, geht es dann nicht mehr um die Kontrolle der Vertriebswege, sondern darum, Talente zu finden und sie zu begleiten. Gerd Leonhard sagt in diesem Interview, dass dies Erfahrung und Weitsicht braucht und in einem nächsten Schritt müssen die Talente vermarktet werden. Voraussetzungen, die andere Unternehmen auch haben, oder in Kombination sogar viel besser haben!

Der Vorteil der renommierten Labels, dass sie direkten Zugang zu den Plattengeschäften haben, wird damit zunehmend irrelevant, was anderen Unternehmen – wie eben auch Live Nation – sehr entgegen kommt. Da gibt es sicher noch andere sehr interessante Ansätze.

Wie kann eine neue, noch unbekannte Band diesen Wandel nutzen? Ich denke jetzt beispielsweise an regionale Möglichkeiten, oder an Unternehmungen im Lebensumfeld, die man für neue Ideen gewinnen könnte ...

Das Radiohead Experiment sehe ich in diesem Zusammenhang primär als exzellente Marketingaktion. Im Moment ist so eine Vorgehensweise eine gelungene Aktion, um die eigenen Bekanntheit exorbitant zu steigern und wie man in diesem Artikel lesen kann, sollen laut einem Manager der Band mit der Aktion die CD-Verkäufe angekurbelt werden. Letztendlich verhandeln Radiohead lt. Bericht nach Angaben dieses Managers derzeit mit den vier großen Musikkonzernen (Universal Music, Sony BMG, Warner Music und EMI) über die Vertriebsrechte an der CD, die im Jänner in den Handel kommen soll.

Es ist sicher primär nicht wichtig, ob Radiohead Downloads verkaufen. Es geht eigentlich darum, dass sie ein größeres Publikum bekommen. Das muss später in Geld umgewandelt werden, nicht vorher. Darum die Verhandlungen mit den Musikkonzernen.

Wahrscheinlich beim zehnten, spätestens beim hundertsten Künstler, der auf diesen Zug aufspringt, werden derlei Aktionen nicht mehr zur Steigerung der eigenen Bekanntheit beitragen und nicht dienlich sein, den eigenen Marktwert in den Verhandlungen mit den großen Konzernen zu steigern.

Dann sind wir wieder bei diesem Punkt angelangt, ob man mit der Studioaufnahme künftig noch Geld verdienen kann oder ob es tatsächlich nur mehr eine Promotion Maßnahme ist.

Wie darf ich mir dabei eine Creative Common Lizenz praktisch vorstellen? Ich hab mich grade unter http://de.wikipedia.org/wiki/Creative_Commons notdürftig schlau gemacht und kann der Aussage dort: „Laien-Kurzfassung reicht zum Verständnis nicht aus“ nur zustimmen!

Könnte ein Modell dabei so aussehen, dass ich mir die Titel über eine Netzwerklizenz, eine Flatrate für Musik, runterlade und in meinem Netzwerk nach Belieben verwenden kann. Die kommerzielle Nutzung, also Geld damit verdienen ist mir nicht erlaubt, das Weiterschenken oder Sharen schon? Für mich hört es sich so an, als ob die Creative Common Lizenz von einem Kopierschutz absieht? Was auch dem zitierten Buch "The End of Control" entsprechen würde.
 
Ich bin auch kein Jurist, also nagel mich auf keinen Fall fest - aber die creative commons ist eine Art Lizenz mit der man sein Werk der Gemeinschaft in Grenzen frei zur Verfügung stellt.

In Grenzen deswegen, weil man sich gewisse Rechte vorbehalten kann. Man geht erstmal von einer völlig freien Nutzung aus und schränkt dann ein. Üblich ist das Verbot der kommerziellen Nutzung, manchmal wird auch die Veränderung untersagt. Dazu bietet die CC Vorlagen, die man für seine Werke nutzen kann.
Frei kopieren kann man das immer.


Ich selber habe vor, mit meiner Band, wenn die Aufnahmen und so durch sind, die Musik unter die CC zu stellen und dann auch frei zu verteilen. Zum Beispiel bei einem Konzert einfach einen Rechner mitnehmen, wo sich jeder mit einem USB-Stick oder einem MP3-Player draufladen lassen kann - oder sich für 50 Cent brennen lassen kann.
Als kleine Band steckt man in richtige CD-Pressungen eh nur Knete rein, bis man da was raus hat hab ich schon so viele CDs eingetütet und verschickt, dass es mir die Arbeit nicht wert ist. Dann lieber mehr Leute erreichen und vielleicht ein paar Euros auf Konzerten machen.
 
Na wer wird denn aber auch? ;) Ich mach Dich bestimmt nicht zum Märtyrer, indem ich Dich am Kreuz festnagel! :D

Der Ansatz mit CC ist sehr interessant, weil praxisbezogen und nicht realitätsfremd. Den werde ich mit meinen Jungs auch mal ausgiebig diskutieren. Bisher haben wir gekürzte Teaser auf unserer Homepage, die sich jeder runter laden kann. Für unsere Fans hab ich eine CD mit Extended Booklet designed und dieses wird über den Farbdrucker in limitierter Auflage selbst erstellt. Dieses Extended Booklet hat 20 Seiten, die eine Menge Bilder und die Texte enthalten. Und dafür sind auch einige Leute bereit, ein wenig Geld auszulegen.

Eine Creative Commons Lizenz, die die kommerzielle Nutzung und die Veränderung untersagt, scheint mir da nun genau das richtige für uns zu sein.

Am Wochenende hab ich mir „Die Fremde in mir“ (The Brave One) von Neil Jordan mit Jodie Foster und Terrence Howard angesehen. Der Film bestätigt meinen Eindruck, dass Radiohead in aller erster Linie bekannt werden wollen – und dafür im Moment alles tun. Das Brand Placement im Film war schon ziemlich deftig, der Name Radiohead wurde an die zehnmal genannt. Das hat denen eine Stange Geld gekostet.

Wenn Prince, die Charlatans und Nine Inch Nails beim Vertrieb ihrer Musik auf eine Plattenfirma verzichten, ist das ein erster Schritt. Aber mir scheint, erst Madonna wird den Stein tatsächlich ins Rollen bringen. Sie hat einerseits die nötige Bekanntheit und Marktpower und zweitens ein intelligentes, alternatives Konzept. Das ist eine Kombination, die wirklich gefährlich für das Standing der Big Labels ist.

Wenn David Bowie und Oasis, die sich Medienberichten zufolge an ähnlichen Vertriebsmöglichkeiten interessiert zeigen, folgen sollten – dann wird es nun so richtig interessant.
 
Ich denke, als Band mit einem kleinen exklusiven Fankreis kann man auch die Musik frei veröffenlichen und zusätzlich einen CD rausbringen. Also, erstmal die Musik zur freien Verfügung stellen und dann danach nochmal verkaufen, für den ders haben will. Die Tonträger werden eh zum Großteil auf gutem Willen gekauft, um die Band zu unterstützen.

Wenn ich überlege, wie oft ich CDs von kleinen Bands über das Internet gekauft hab, wenn ich die Mitglieder nicht persöhnlich gekannt hab... das geht gegen Null. Wenn ich allerdings die Musik zum Download bekommen hätte, dann hätte ich sie vielleicht wirklich gehört, wer für das nächste Konzert auch ein paar Kilometer gefahren und hätte mir da aller Wahrscheinlichkeit auch noch die CD gekauft.
 
Die Musik und Aktivitäten meiner Band steht schon seit sieben Jahren unter der Artlibre, die finde ich auch unter dem Gedanken von Musiker- bzw. Künstlernetzwerken und Eigenwerbung über die Weiterverarbeitung und Anwendung durch andere Künstler sehr iteressant.
 
Ich verfolge diese ganze Geschichte auch schon lange mit. Bei Superstars, die viel über Live-Konzerte einbringen, mag das noch gehen. Kritisch bin ich aber bei all jenen Musikrichtungen, die sich live nicht so einfach präsentieren lassen, also z. B. viele elektronischen Sachen. Die Künstler dieser Musikrichtungen treten ja praktisch nirgendwo auf, die ganzen Dance-Sachen funktionieren ja über die DJ's, die machen die Titel ja bekannt, und dann muss man die Titel irgendwie an den Endkunden bekommen. Hier sehe ich echt Probleme.
 
Eigentlich sind diese Vorgänge für Newcomer völlig irrelevant. Eine Plattenfirma ist gerade heute nichts mehr anderes, als ein Geldgeber und (hoffentlich) kompetenter Dienstleister. Früher konnte vielleicht ein A&R anhand eines Leadsheets den nächsten Hit entdecken und die Produktion fand im Haus und sogar im firmeneigenen Tonstudio statt. Die Plattenfirmen haben sowohl ihre Finanzkraft, als auch Einiges an Kompetenz verloren bzw. out-ge-sourced (ich liebe Bizness-Denglisch).

Klar, mit Live wird das Geld verdient, mit Plattenverkäufen immer weniger, da ist es nur völlig logisch dass ein Unternehmen wie "Live Nation" hergeht und nun aus der starken Position heraus auch zur Plattenfirma werden will. Die Plattenfirmen versuchen ja inzwischen auch umgekehrt, an den Live-Einahmen zu partizipieren.

Da der Kuchen immer kleiner wird und einzelne Sparten des Musikgeschäfts nicht mehr genug hergeben, wird es konsequenterweise drauf hinauslaufen, das künftige eben ein Firma an allen Einnahmen des Künstlers teilhat. So soll das ja hier auch schon passieren. Solche Modelle werden sich durchsetzen und sicherlich dem "normalen" Künstler nicht nur Vorteile bringen, sondern er wird vielleicht eher noch weniger Geld sehen und noch stärker von der entsprechenden Firma abhängig sein.

Von einem innovativen Konzept kann da nicht die Rede sein und es ist für Musik und Künstler sicher auch kein Schritt in Richtung Emanzipation und Freiheitsgewinn. Vom Regen in die Traufe trifft's dann eher...

Das dürfte fürher oder später noch weiter gehen:

Musik bzw. Musiker sind ganz normale Produkte bzw. Unternehmen. Warum sollte ein beliebiges, "branchenfremdes" Unternehmen also nicht hergehen und sich interessante "Start-Ups" bzw. Newcomer oder etablierte Künstler suchen, ihr Geld investieren und die notwendigen Dienstleistungen einkaufen. Der Musiker wird auf den Deal eingehen, wenn er lukrativ scheint.

Aber es ändert sich doch nichts Grundlegendes, es gilt immer noch, "wer zahlt schafft an" und der wirtschaftliche Gewinn steht natürlich weiter im Vordergrund, auch wenn bei branchenfremden Unternehmen PR-Fragen hinzukommen. Und das kann ekelige Nebenwirkungen haben. Denn dann bin ich als Künstler nicht mehr an eine Firma gebunden, die ihr Geld mit Plattenverkäufen verdient, sondern an ein Unternehmen, dass mich u.U. auch als öffentliche Werbefigur will.

Ein entsprechend erfolgreicher Musiker kann natürlich sein eigener Geldgeber sein.

Aber was bringts dem Newcomer? Es ändert sich nichts, er muss weiterhin jemanden finden, der sein Geld in ihn investiert. (Vernünftige!) Produktion, Promotion, etc. kosten immer noch jede menge Geld. Die Mechanismen bleiben die gleichen, ob ich bei Warner veröffentliche oder bei McDonald's-Records.

Ob all das positive Auswirkungen auf das Musikgeschäft - das ja bestehen bleibt - vor allem für Newcomer haben wird, bezweifle ich, eher halte ich das Gegenteil für möglich. Je weniger das eingentliche Kernmodell der Musibranche funktioniert, desto mehr wird man es mit anderen Geschäftsmodellen kombinieren. Das heisst natürlich auch, dass weitere Interessen bzw. Faktoren z.B. bei der Künstlerwahl mit einfliessen, die noch weniger mit Musik, Talent, etc. zu tun haben. Leistet sich z.B. Coca Cola ein Label, wird das sicher eher Künstler signen, die zum Image des Unternehmens passen.

Es ist eigentlich ein ganz einfacher Vorgang, je weniger Geld mit Musik verdient wird, desto mehr wird sie sich anderen Interessen unterordnen und zum Nebenprodukt verkommen.

Auch das Konsumentenverhalten ändert sich nicht. Ich kann erst dann erfolgreich werden, wenn ich in der öffentlichen Wahrnehmung präsent bin, da hilft das Internet keinen Schritt weiter. Wenn ich die Aufmerksamkeit der Masse will, muss ich über die entsprechenden Kanäle gehen, die die Masse eben erreichen. Es ist das grosse Missverständnis, das man hier nie zwischen dem Internet als Vertriebsweg und Kommunikationsmedium unterscheidet.In diesem Thread startet eine ähnliche Diskussion.

Man kann auch nicht oft genug betonen, dass Plattenverkäufe auch für bekannte Künstler NICHT wirklich rentabel sind. Das wurde hier ja schon angesprochen. Das Geld wir anderweitig verdient. Newcomer sollten das bei ihrer Karriereplanung berücksichtigen. Es ist wesentlich sinnvoller seine Musik möglichst kostenlos oder günstig - aber ansprechend - zu verbreiten, als zu versuchen, damit zu verdienen. Ein Album muss man wirtschaftlich als "Promotionartikel" für sich und seine Musik sehen. Weil gefragt wurde - auch im Dance-Bereich - das Geschäftsmodell muss ein anderes sein, eben selber auflegen, remixen etc.

Läutet Madonna das Ende der Big Label Ära ein?

Vielleicht, aber sicherlich nicht das Ende der entsprechenden Marktmechanismen. Im Endeffekt ändert sich nichts, ausser vielleicht die Namen der künftigen "Majors".

Gruß,

Uranus
 
Ein schöner Beitrag ist das von Dir, UranusEXP! Man merkt, dass Du Dich mit der Thematik schon länger beschäftigst.

Die Welt der Großen ist eine andere als die Welt der Kleinen. Das ist hier genauso wie in vielen anderen Dingen. Die Welt des Glitzerns ist für uns irrelevant ... aber immerhin eine nette Unterhaltung! Eben Unterhaltungsindustrie! Und doch sehr prägend für das Verhalten der Konsumenten und die Entwicklung des Musikgeschmackes.

"Wer zahlt schafft an" stimmt allerdings nur, wenn es sich wie von Dir erwähnt um eine Handvoll Einzelkonzerne handelt, die über nötige Kontrollmechanismen verfügen. Zumindest hab ich bei Steuern nicht den Eindruck, dass der Grundsatz "wer zahlt schafft an" gilt. ;) Eine ähnliche Überlegung gilt in meinen Augen für den Internetkonsumenten. Die Masse verursacht, dass Musikstücke gratis werden. Aber kontrollieren oder beeinflussen tut der Einzelne damit gar nichts. Die Wirkung ist aber, dass sich das Kernmodell der Musikbranche der Eventkultur noch viel stärker als bisher anpassen wird müssen und noch mehr nur jene Musik einen Sponsor findet, die Live inszeniert werden kann.

Der Einwurf von DJ_Nameless hat mich in einem Punkt sehr nachdenklich oder viel mehr betroffen gemacht. Unter Musikrichtungen, die sich live nicht so einfach präsentieren lassen, sehe ich viel mehr als nur den Dance-Bereich. Ein Alan Parsons Project wird es bei Gratismusik aus dem Internet künftig sehr schwer haben ein Geschäftsmodell zu finden, dass so ein Projekt ermöglicht. (Nebenbei bemerkt hat Alan Parsons keinen Live Style verkauft.)

Was mich jetzt auch nicht unmittelbar betrifft, aber doch betroffen macht ... und meine musikalische Prägung sehr beeinflusst.

Über Artlibre hab ich mich jetzt auch ein wenig schlau gemacht ... soweit das bei all dem Französisch auf der Page ging. Ich hab grad den Eindruck, als ob Artlibre im wesentlichen mit einer der Lizenzvarianten von CC vergleichbar ist. Nämlich mit der, in der die Erlaubnis erteilt wird, die Musik uneingeschränkt zu kopieren, zu verbreiten oder zu verändern (!) - in voller Berücksichtigung der allgemeinen Urheberrechte. Hat jemand die beiden Ansätze schon näher verglichen? Nachdem die Kennzeichnung ja auch einen gewissen Aufwand bedeutet ... hat jemand den Überblick, eine Empfehlung abzugeben?

Kann jemand etwas über seine praktischen Erfahrungen mit Artlibre oder Creative Commons in Zusammenhang mit Musiker- bzw. Künstlernetzwerken schildern?

Greetz relact
 
Unter Musikrichtungen, die sich live nicht so einfach präsentieren lassen, sehe ich viel mehr als nur den Dance-Bereich. Ein Alan Parsons Project wird es bei Gratismusik aus dem Internet künftig sehr schwer haben ein Geschäftsmodell zu finden, dass so ein Projekt ermöglicht. (Nebenbei bemerkt hat Alan Parsons keinen Live Style verkauft.)
Mal ganz nebenbei bemerkt, dass Parsons und Consorten heute (leider) sowieso nur noch von ihren Fans gehört werden. Das Konzept-Album in der klassischen APP-Form ist so wie ich das sehe out.

Abgesehen davon ist gerade das APP ein (relativ) schlechtes Beispiel für "Musik, die sich live nicht so einfach präsentieren lässt"
Ich habe ALPL schon gesehen (übrigens kenn ich nicht ein APLP-Konzert, das nicht innerhalb von ein paar Tagen nach Vorverkaufsbeginn ausverkauft wäre.:p) und habe den Mund kaum mehr zugekriegt, was die live alles "mal eben so" spielen. Sicher, mit 'nem Keyboarder, plus Maestro (teilweise an Gitarre, teilweise) am Synthie, mit Tom-Burg beim Drummer die schon fast SiPhi zuzuordnen wäre... aber: Es geht. Und wie.
 
100 Punkte ... :great: ... aber der Umdenkprozess, dass sie doch Live spielen hat fast 20 Jahre gedauert ...

... ohne "Ich-inszenier-mich" Mentalität wurd man damals noch groß ...
 
100 Punkte ... :great: ... aber der Umdenkprozess, dass sie doch Live spielen hat fast 20 Jahre gedauert ...
...was unter anderem daran liegt, das Parsons und Woolfson sich getrennt haben... Eric steht halt nicht auf live. Bloss: Jetzt kommen wir vom Thema ab :D

... ohne "Ich-inszenier-mich" Mentalität wurd man damals noch groß ...
Darf ich aus der Deluxe-Edition von "Tales of Mystery and Imagination" Woolfson frei zitieren: "Damals verkaufte sich alles, was mit Edgar Allan Poe zu tun hatte wie geschnitten Brot. Filme, Bücher, so was eben. Ich kam auf die Idee, dass das auch mit Musik funktionieren müsste."
 
@relact

Danke!

@all

Zunächst eine empfehlenswerte CC-Wochenendlektüre, die ich an anderer Stelle schon mal gepostet habe:

Janko Röttgers: Mix, Burn, R.I.P - Das Ende der Musikindustrie

Die Wirkung ist aber, dass sich das Kernmodell der Musikbranche der Eventkultur noch viel stärker als bisher anpassen wird müssen und noch mehr nur jene Musik einen Sponsor findet, die Live inszeniert werden kann.

Ja. Das "Wer zahlt, schafft an" kann man in letzter Konsequenz auf den Konsumenten beziehen. Wenn der nicht zahlt, verschwindet das Angebot. Ob man dafür ein Bewusstsein schaffen kann, ist fraglich. Es ist ähnlich wie beim "Klimawandel", den verursache ja doch nicht "Ich", sondern die Industrie oder die USA oder China. Nein, in letzter Konsequenz bin "Ich" es, der Verbraucher. Das allgegenwärtige "Was-macht-mein-Anteil-schon-aus"-Phänomen.

Wir sind überflutet von Musik. Man versetzte sich mal innerlich in eine Zeit, die noch nicht soo lange her ist. Wo man Musik nur hören konnte, wenn sie eben von irgendjemandem vorgetragen wurde.

Musik an sich verliert an Wert (Überangebot u.a. durch kostenlose Verfügbarkeit), es ist nur vollkommen folgerichtig, dass damit auch der Musiker, der Musik herstellt an Wert verliert. Da muss ich die ganzen hier diskutierten Faktoren nicht mal einbeziehen.

(Allerdings, gibt es in der jüngeren Geschichte auch Beispiele, das Produkte die kostenlos verfügbar sind kommerzialisiert wurden. Ich gaube es war Dieter Gorny, der im Rahmen einer ähnlichen Diskussion wie hier, darauf hinwies, das "Evian" "Mineralwasser" als kommerzielles Produkt "erfunden" hat. Leitungswasser ist meist ebenso gesund und kostenlos. Doch in Falschen gefüllt und mit Models beworben, kann man es auch verkaufen)

Auch Künstler wie Alan Parsons verkaufen einen Lifestyle mit. In diesem Falle halt einen eher intellektuell-elitären. Man kann das nicht trennen.

Es täten sich aber auch dadurch für solche Künstler neue Geschäftsmodelle auf. Mir schwebt immer ein auf Künstler und Zielgruppe zugeschnittenes Webportal vor, das mit äusserst interessanten Inhalten aufwartet. "Eintrittskarte" ist der physikalische Tonträger oder eine Jahresgebühr. Künstler wie Alan Parsons, der v.a. von Musikern gehört wird könnte wöchentliche Online-Workshops, Noten, Remix-Contests, Studioberichte, vergünstigte Tickets, exklusive Konzerte, Internetstream von Konzerten, Burn-On-Deman-CD-Aufnahmen von ALLEN Konzerten (wie Pearl Jam auf einer Tour), Versteigerungen von Instrumenten und und und anbieten.

Mit irgendwelchen Teenie-Acts wie Tokio Hotel könnte man Video-Tagebücher veröffentlichen. Übertrieben gesagt, könnten Tokio Hotel oder Madonna sicherlich mehr mit dem Verkauf getragener Unterwäsche verdienen, als mit dem Verkauf von Schallplatten! :D

Ihr wisst worauf ich hinaus will...

Zu CC: Ich bin kein Jurist, aber ich denke, es könnte noch zu Problemen kommen mit CC. Denn eigentlich kollidiert es mit dem deutschen Urheberrecht, das es dem Künstler nicht nur nicht erlaubt, auf Urheberrechte zu verzichten oder sie zu übertragen. Eigentlich gedacht zum Schutze der Urheber kann er NICHT im Voraus auf eine angemessene Vergütung verzichten! Der Gesetzgeber wusste natürlich, das findige Unternehmen ansonsten Druckmittel finden.

Früher oder später wird ein Fall auftreten, wo CC-Werke strittig verwendet werden. Sagen wir, ein Unternehmen, nimmt 12 CC -Songs (die nicht kommerziell verertet werden dürfen) macht ein Album draus, erstellt eine Auflage von 100.000 Stück und verteilt die kostenlos anonym und ohne Eigenwerbung darauf unter dem Vorwand Kulturförderung, erhofft sich aber dadurch natürlich Aufmerksamkeit in den Medien. Die Künstler werden sich aufregen und evtl. klagen.

Eigentlich werden doch alle auf Youtube hochgeladenen Videos kommerziell verwertet. Ich schätze, es wird in D irgendwann zu Problemen in dieser Richtung kommen und dann könnte CC an "Vertrauensbasis" verlieren. Denn dann wird offensichtlich, dass CC eigentlich keine Lizenz im Sinne des deutschen Urheberrechts ist und auch nicht sein kann.

Wie gesagt das ist die Einschätzung eines Laien, aber ich habe mich schon ein wenig mit den Hintergründen beschäftigt.

Gruß,

Uranus
 
"Mix, Burn & Rip" kenne ich schon seit ein paar Jahren, habe es mir damals auch über diese Webseite geladen und hab es seitdem auf der Festplatte.

Wie ich schon sagte (und einige andere auch), sehe ich nach wie vor ein sehr großes Problem in Musikrichtungen, die nicht irgendwo "live" präsentiert werden. Ich höre z. B. auch sehr gerne entspannende elektronische Musik à la Adiemus oder Vangelis, und fände es wirklich schlimm, wenn solche Sachen dann auf einmal von der Bildfläche verschwinden, weil Universal, Warner & Co. sich aus dem CD-Geschäft zurückziehen. Ich persönlich bin aber auch immer mit der Zeit gegangen und bevorzuge heute auch MP3 und CD-R.

Das Hauptproblem ist einfach, dass es kein System gibt, solche Nischenprodukte "angemessen" zu vergüten, ohne dass gleichzeitig alles mögliche Lebensnotwendige verschwindet. Würden sich etwa Musiker über ein in letzter Zeit öfters diskutiertes "Bedingungsloses Grundeinkommen" (BGE) finanzieren, würde der Anteil an Müllproduktionen (à la "Da, Da, Da, ich lieb dich nicht, du liebst mich nicht" oder "Eins Zwei Polizei") immer größer werden. Dann würde einer das Lüftergeräusch seines PC's aufnehmen, als MP3 ins Internet stellen und für diesen "Song" dann abkassieren wollen. Und das kann es ja auch nicht sein.

Es müsste irgendwie ein System da sein, dass einerseits dafür sorgt, dass lebensnotwendige, aber teilweise unangenehme Tätigkeiten (Bäcker, Müllabfuhr ...), Mainstream-Kulturprodurkte (z. B. Madonna) und "sinnvolle" Nischen-Kulturprodukte (z. B. anspruchsvolle Ambient-Sounds) gleichermaßen existieren/überleben können, aber "nicht sinnvolle" Sachen (etwa oben genannter "Lüfter-Song") irgendwie "ausgesondert" wird.

Das Problem ist halt, dass sich der Musikmarkt immer weiter zersplittert. Andere Branchen sind letztlich genauso davon betroffen. Ich bin z. B. auch Modellbau/Modellbahn-Freak, und da gibt es dieselben Probleme. Die Entwicklung von Modellen wie Loks ist sehr teuer, die eiegntliche Produktion fällt (wie bei CD's) kaum ins Gewicht. Nun sind im Laufe der letzten Jahre immer mehr Hersteller hinzu gekommen, aber deshalb werden ja nicht mehr Modelle verkauft (-> gedeckelter Markt). Konnte früher ein großer Hersteller wie Märklin 25.000 Exemplare einer Lok verkaufen, sind es heute oft nur noch 3000 oder 4000, weil sich der Markt einfach immer weiter ausdifferenziert. Für Kleinhersteller sieht die Lage noch viel schlimmer aus.

Nur: Jeder Versuch, das irgendwie auszugleichen (Planwirtschaft, Grundeinkommen etc.), sorgt erfahrungsgemäß immer dafür, dass es viele Leute gibt, die einfach was anbieten, was keiner will, um sich dann auf die faule Haut legen, "weil ich krieg ja sowieso mein Geld". Mein Vater ist Lehrer, und da habe ich auch schon Geschichten gehört, dass Lehrer für eine Projektwoche ein Thema angeboten haben, von dem sie wussten, dass das eh keiner wählt, um dann nichts tun zu müssen.

DJ Nameless
 
Ja klar darfst Du Woolfson frei zitieren, IcePrincess , wenn Du damit nicht erklären willst, dass der Erfolg von Alan Parsons Project der Anlehnung von Tales of Mystery and Imagination an Edgar Allan Poe zu verdanken ist. ;) Spätestens bei I Robot oder Pyramid entstünde dann ein Erklärungsnotstand.

An Vangelis habe ich auch kurz gedacht, DJ_Nameless. Ich hab sogar kurz überlegt, ob ich ihn als weiteres Beispiel neben Parsons nennen soll. Nachdem Tangerine Dream aber auch live spielen, habe ich Vangelis dann aber doch weg gelassen ... wie einige andere auch, die mir in den Sinn kamen.

Irgend(!)wie ist es wohl immer möglich, Musik live zu spielen. Aber mancher große Aufwand wird oft erst möglich, wenn man vorher schon einen Namen hat. Aufwendige Produktionen haben es zunehmend schwerer.

Mit dem 192 Seiten Wälzer mach ich es mir auf der Couch bequem. So was les ich nicht online. Das Vorwort war sehr kurzweilig zu lesen! :great:

Zum Thema Bewusstsein von UranusEXP fällt mir eine Vorlesung aus dem ersten Semester Volkswirtschaftslehre ein. Da wurden wir mit der Frage konfrontiert, was erfolgreicher wäre: der deutsche Schäferhund oder der amerikanische Präriehund(wolf)?

Der deutsche Schäferhund. Weil er wurde privatisiert. Der amerikanische Präriehund dagegen blieb Allgemeingut und wurde darum ausgerottet. Offensichtlich ein stichhaltiges Argument pro Privatwirtschaft.

Ich denke, dieses Gleichnis :D ist auch eine gute Erklärung für den Werteverfall der Musik. Bleibt zu hoffen, dass der explodierende Gratiskonsum über Internet nicht letztlich aufwendige Musikproduktionen ausrottet. (Wie war es in den 70er und 80er auf den Platten zu lesen: Hometaping is killing music! :D)

Nachdem auch andere Chorephäen der Selbstinszenierung wie Bowie und Prince, die in meinen Augen auch lifestyleprägend sind (im Gegensatz zu Parsons), in diese neue Kerbe der Vermarktung schlagen, und gerade auch diese zu jenen Musikern zählen, die neue Trends setzen und nicht nur nachahmen, habe ich mittlerweile den Eindruck, Madonna weiß schon ganz genau, warum sie gerade mit einer Eventfirma verhandelt: die haben viel mehr Erfahrung in der Inszenierung von Events als Labels.
 
Ja klar darfst Du Woolfson frei zitieren, IcePrincess , wenn Du damit nicht erklären willst, dass der Erfolg von Alan Parsons Project der Anlehnung von Tales of Mystery and Imagination an Edgar Allan Poe zu verdanken ist. ;)
Gute Güte, nein! Es sollte hinreichend klar sein, dass Du mit 'nem Fan redest :p
Woolfson hatte nur darauf spekuliert, dass diese geniale musikalische Idee einen Markt finden könnte, weil sie in einen Trend passt. Das darf man sagen, oder?
Danach war "The Alan Parsons Project" (übrigens ein Arbeitstitel :p) bekannt genug, das die Jungs mit ihrer musikalischen Brillanz weiter machen konnten.
Abgesehen davon haben sie damals wie heute ihre Brötchen auch mit was anderem verdient. Aber genug davon.

Irgend(!)wie ist es wohl immer möglich, Musik live zu spielen. Aber mancher große Aufwand wird oft erst möglich, wenn man vorher schon einen Namen hat.
Zugegeben. Damit hast Du völlig Recht.

Ich denke, dieses Gleichnis :D ist auch eine gute Erklärung für den Werteverfall der Musik. Bleibt zu hoffen, dass der explodierende Gratiskonsum über Internet nicht letztlich aufwendige Musikproduktionen ausrottet. (Wie war es in den 70er und 80er auf den Platten zu lesen: Hometaping is killing music! :D)
Ich glaube, dass die Musikindustrie sich da selber mehr weh tut, weil meiner bescheidenen Meinung nach die Qualität einfach nicht mehr stimmt.
Die Qualität hat schon vor Tauschbörsen und mp3 nicht mehr richtig gestimmt, wenn Du mich fragst. Ich kenne kaum einen Song aus den 90ern, den ich heute noch hören wollte und der eben nicht von meinen nicht-so-ganz-Mainstream-Lieblingskünstlern stammt.

In puncto Lifestyle gebe ich Dir auch Recht, Relact. Bowie, Prince und Madonna prägen Lifestyles, erfinden sich spätestens alle zwei Jahre neu. In diese Schiene möchte ich auch Robbie Williams einordnen. Die sind mit Events viel besser bedient.

So'n vollbärtiger Mitt-Fuffziger mit A-Gitte auffer Bühne - das ist kein Lifestyle, das ist keine Selbstinszenierung. DAS ist Musik.
 
So'n vollbärtiger Mitt-Fuffziger mit A-Gitte auffer Bühne - das ist kein Lifestyle, das ist keine Selbstinszenierung. DAS ist Musik.

Oder so ein uraltes Artefakt aus einem anderen Jahrhundert, der auf einer Kleinstkunstbühne seinen Blues auf der Posaune haucht.

(wer oder was ist Madonna?)

Nachtrag:
Es gibt mehrere Sparten, für die ist Rock und Pop völlig uninteressant. Irgendwer macht Country, oder Skiffle oder Dixie oder alte Musik oder oder. Da interessiert sich auch kein Label für.
Wenn ich jetzt eine CD vorbereite, ist das keine Demo, keine Promo, kein Geschäft. Da kommen Leute und sagen: ich möchte mir den wundervollen Sound ihres Instrumentes, oder Ihre Musik, auch zuhause mal anhören.
Sie wollen eine Erinnerung. Wenn sie einen Beitrag zu den Kosten leisten finde ich das in Ordnung. Mehr ist es nicht.
 
Gute Güte, nein! Es sollte hinreichend klar sein, dass Du mit 'nem Fan redest :p
Woolfson hatte nur darauf spekuliert, dass diese geniale musikalische Idee einen Markt finden könnte, weil sie in einen Trend passt. Das darf man sagen, oder?

Ja klar ... das ist mir sehr angenehm (!) aufgefallen! :great: Jetzt fühl ich mich gleich nicht mehr so alleine auf der großen weiten APP-Fan-Welt. ;) Das darf "man" nicht nur so sagen, dass soll "man" auch so sagen .. ist ja ein Forum!

Vielleicht werd ich in einer ruhigen Stunden mal einen Thread zu APP aufmachen (wenn Du mir nicht zuvor kommst ;)) ... lt. SuFU es gibt noch keinen ... und dann können wir dort ausgiebig weiterplaudern!

Ich glaube, dass die Musikindustrie sich da selber mehr weh tut, weil meiner bescheidenen Meinung nach die Qualität einfach nicht mehr stimmt.
Die Qualität hat schon vor Tauschbörsen und mp3 nicht mehr richtig gestimmt, wenn Du mich fragst.

Mag sein. Ich hab auch den Eindruck. Aber ich versuch mir das immer damit zu erklären, dass ich ein Jugendlicher der 80er bin, dem damals auch die 70er und teileweise 60er sehr gefallen haben.

Neben der von Dir angeführten Qualität ist die Musikindustrie für mein Weltverständnis aber auch schuld an diesem Wandel wegen überteuerter Preise. Ein (teure) LP hat in den 80ern (umgerechnet) 11,4 Euro gekostet. Eine CD rund 17,5 Euro - und Neuerscheinungen sind nie günstiger geworden (zumindest gibt es heute gelegentlich Nice Price). Mir fällt es schwer nachzuvollziehen, dass CD brennen so viel teurer als Platte pressen ist. Es entsteht der schlechte Beigeschmack, dass eine produktionsbedingte Kostenersparnis nicht an den Verbraucher weitergegen wird. Und jeder (!) hat den Eindruck, dass er das zu Hause selber kostengünstiger kann!

Wenn Heimarbeit so einfach und vor allem kostengüstiger ist, muß man sich als Unternehmer die Frage stellen, ob man sich nicht auf einem Monopol ausruht. Wird Zeit, dass andere Untenehmer zeigen, wie das für den Konsumenten günstiger, für den Künstler aber gleichzeitig lukrativer funktioniert!

So'n vollbärtiger Mitt-Fuffziger mit A-Gitte auffer Bühne - das ist kein Lifestyle, das ist keine Selbstinszenierung. DAS ist Musik.

Die Idole der 70er und 80er! ;) By the way: in knapp 20 Jahren kann ich auch in der Liga mitspielen! ;) wenn auch nur des Alters wegen!
 
Neben der von Dir angeführten Qualität ist die Musikindustrie für mein Weltverständnis aber auch schuld an diesem Wandel wegen überteuerter Preise. Ein (teure) LP hat in den 80ern (umgerechnet) 11,4 Euro gekostet. Eine CD rund 17,5 Euro - und Neuerscheinungen sind nie günstiger geworden (zumindest gibt es heute gelegentlich Nice Price). Mir fällt es schwer nachzuvollziehen, dass CD brennen so viel teurer als Platte pressen ist. Es entsteht der schlechte Beigeschmack, dass eine produktionsbedingte Kostenersparnis nicht an den Verbraucher weitergegen wird. Und jeder (!) hat den Eindruck, dass er das zu Hause selber kostengünstiger kann! Wenn Heimarbeit so einfach und vor allem kostengüstiger ist, muß man sich als Unternehmer die Frage stellen, ob man sich nicht auf einem Monopol ausruht. Wird Zeit, dass andere Untenehmer zeigen, wie das für den Konsumenten günstiger, für den Künstler aber gleichzeitig lukrativer funktioniert!

Mit den Preisen, das sehe ich so: Anfangs waren CD's tatsächlich noch sehr teuer in der Herstellung. Noch 1996 hielt ich die Idee, irgendwie eigene CD's zu erstellen / pressen, für eine völlige Utopie. Nur ein Jahr später kamen dann die ersten CD-Brenner auf den Markt, und 1998 gab es dann erstmals CD-Rohline für unter 3 DM, da hat es dann bei mir auch angefangen. Die CD-Herstellung wurde dann zwar sehr schnell billiger, aber zeitgleich setzte eben auch die von mir angesprochene Überflutung mit Musik ein. Auch wenn die CD's als Datenträger in der Herstellung billiger wurden, sank die Nachfrage pro CD-Produktserie, so dass die teuren Studio- und Werbekosten auf immer weniger verkaufte Platten umgelegt werden mussten. Wenn man, wie ich, als DJ auf immer die neuersten Trends und Strömungen einzugehen versucht, ist schnell Ende mit dem regulären CD-Kauf, weil es schlicht zu teuer ist. Aber selbst wenn die CD's billiger würden, würde ich trotzdem nicht mehr kaufen, weil man eh nicht alles kaufen kann, weil es einfach viel zu viel ist. Man kommt so oder so um andere Bezugsquellen wie Online-Abos nicht herum, also kann ich auch gleich da alles laden.

Solange die Plattenfirmen nicht pleite sind, werden sie ihre Monopolstellung behalten. Gegen Rohlingpreise für 20 Cent, ein Napster-Abo für 10 Euro im Monat oder haufenweise YouTube-Clips, da kommt einfach kein Label gegen an. Aufgrund der Vielfalt der Musiktitel, (die z. B. ich als DJ brauche, weil ich stets mit einem sehr gemischten Publikum zu tun habe), sind selbst 99 Cent zu teuer. Nicht dass ich geizig wäre, nur die Mode ändert sich dermaßen schnell ... Daniel Küblböck ist z. B. längst wieder out. Aber als der "in" war, wollten ihn die Partygäste hören. Mir persönlich ist es egal, welche Musikrichtung ich auflege, aber wenn das Publikum verlangt, dass ich fast täglich neue Platten anschleppe, geht es eben nicht mehr über den "normalen" CD-Kauf.

Hinzu kommt noch, dass die Plattenindustrie dermaßen lahmar***ig ist, das glaubt man fast nicht. Aktuelles Beispiel: Oscar De La Fuente - Yo Quiero Bailar - erst jetzt vor ein paar Wochen hier in Deutschland veröffentlicht. Bei Kazaa (war damals noch nicht offiziell verboten, jetzt nutze ich es nicht mehr) war der Titel schon vor über drei Jahren zu finden. Und damals bin ich auch schon nach dem Ding gefragt worden, weil die Leute es alle schon aus Mallorca kannten. Aber zu verlangen, dass ich nach jeder Feriensaison nach Malle fliege, um da die gerade angesagten Úrlaubshits zu kaufen, die die Leute dann alle kennen, die es aber hier in Deutschland nirgendwo zu kaufen gibt. Im Herbst 2003 war ich zufällig da unten in Mallorca in Urlaub. Da gelang es mir, den Miniclub-Hit "Veo Veo" zu erstehen (ich wusste vorher nicht, wie das heißt und hatte dann erst mal unten vor Ort im Hotel angefragt), damit ich den Wahnsinns-Ohrwurm hier auch mal spielen konnte. Erst im Sommer 2004 wurde der Titel dann (auf meine Anregung hin!!!) von den Hot Banditoz auch in Deutschland rausgebracht - Platz 3 der Charts! Die Plattenfirmen verlieren mittlerweile selber komplett den Überblick, bzw. kommen mit dem Releasen der neuen Tracks nicht mehr mit. Ich erinnere auch an Sachen wie "Boten Anna", da kam die CD-Veröffentlichung auch, nachdem der Titel schon lange im Internet bekannt war.

Wie ich schon schrieb, bräuchten wir ein neuartiges Finanzierungsmodell, das Musikern unabhängig von den Verkaufszahlen eine Grundsicherung sicherstellt. Vergleiche hierzu auch DIESEN THREAD.

DJ Nameless
 

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