Musik, das moderne Konsumgut

  • Ersteller Bannockburn
  • Erstellt am
Bannockburn
Bannockburn
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
11.06.20
Registriert
05.06.06
Beiträge
908
Kekse
9.378
Ort
Kurpfalz
Hallo, ihr Musikliebhaber oder Gelegenheitshörer da draußen :)

Ich will hier einfach mal ein paar Gedanken loswerden, die mich seit einiger zeit beschäftigen und vielleicht auch den einen oder anderen Kommentar von euch dazu aufschnappen - ihr seid alle herzlich zur Diskussion eingeladen!

Es geht um Folgendes: Dass Musik immer schneller immer weiter verbreitet wird, ist kein Geheimnis mehr. Das Internet erlaubt es, sich innerhalb von Minuten ganze CDs herunterzuladen, Radio und TV präsentieren uns die neuesten Künstler und ihre Werke und jeder, der zuhause einen Computer und ein Instrument hat, kann heute eigene Songs schreiben und diese in fast schon Studioqualität produzieren.
Zu was führt uns dies? Nun, zum einen gelingt es uns heute kaum noch, der allgegenwärtigen Musik zu entrinnen. In Bus und Bahn werden wir von Kindern mit ihren Handys beschallt, in der Fußgängerzone bitten Musikanten mit ihren Darbietungen um eine kleine Spende, im Supermarkt dudelt konsumförderndes Radioprogramm und im Auto dröhnt sowieso immer der CD-Spieler. Auf dieses Phänomen will ich hier nicht näher eingehen, dies wurde hier im Board sicher schon zur Genüge getan. Gerne empfehle ich dazu auch den Text „Verlust der Stille“ von Stephan Clauss.
Vielmehr beschäftigt mich die Beliebigkeit, die Musik heute erreicht hat.
Nehmen wir Musik eigentlich noch als das wahr, was sie eigentlich sein sollte?
Mir zumindest geht es im Moment so, dass ich z.B. nur auf eine der vielen Musiknetzwerkseiten gehen muss, lass es beispielsweise „last.fm“ sein und schon finde ich über Künstler, die ich schon kenne dutzende andere, die alle in meine Lieblingsmusikrichtung gehen. Ich werde förmlich zugeschmissen mit Musik und das Schlimme daran ist fast schon, dass ein Großteil davon sogar richtig gut ist.
„Der hat Probleme“ werden sich jetzt sicher einige denken. Und ja, für mich wird das langsam wirklich zu einer Art Problem. Ich brauche nur ein wenig im Internet zu stöbern und finde haufenweise neue, gute Musik. Und zwar so viel, dass ich sie langsam einfach nicht mehr zu schätzen weiß.
Nur dass ihr mich richtig versteht: Mein Problem ist nicht, dass man heute mit tausenden gleich klingender Retortenbands zugemüllt wird. Das ist an sich natürlich auch schlimm, aber irgendwie macht es mir mehr zu schaffen, dass es wirklich leicht geworden ist, auch etliche richtig gute Bands zu finden und es natürlich auch immer mehr von diesen Bands gibt, da sich, wie oben beschrieben, viele neue Wege auftun, eigene Musik zu produzieren und sie zugänglich zu machen.
Klar, es ist leicht jetzt zu sagen, ich solle mich doch darüber freuen, dass ich laufend gute Musik finde. Tue ich natürlich auch, aber wie gesagt, langsam kommt für mich der Punkt, an dem ich Musik einfach nicht mehr als das schätzen kann, was sie früher einmal für mich war.
„Früher“ ist da natürlich ein sehr relativer Begriff. Ich bin „grade mal“ 22 Jahre alt, daher kann ich mir nur vorstellen, wie das noch damals in den 70er oder 80er Jahren war, oder vielleicht sogar noch sehr viel früher.
Wie war es denn vor der Zeit der Datenträger? Man ging einmal die Woche für ein paar Stunden in ein Konzert. Das genoss man die ganze Woche über und freute sich entsprechend über jede neue Aufführung.
Als ich bewusst angefangen habe, Musik zu hören, so mit 14 oder 15 Jahren, da war jede CD noch etwas Neues für mich, etwas, mit dem ich mich wochenlang beschäftigen konnte.
Heute gibt es Tage, an denen ich mir 2 oder 3 neue CDs kaufe, keiner davon besondere Aufmerksamkeit schenken kann, weil alle 3 gut sind, die Songs davon kommen dann auf den Rechner, wo sie mit tausenden anderen vermengt werden. So ist es ein Leichtes, dank MP3 den ganzen Tag lang gute Musik zu hören, ob zuhause, im Zug oder beim Joggen. Von einigen Songs kenne ich nicht mal die Namen, weil es einfach zu viele in zu kurzer zeit sind.
Klar, alles ein wenig übertrieben dargestellt, aber ich mache mir wirklich Sorgen, das die Musik für mich das Besondere verlieren kann, dass sie einfach beliebig und gewöhnlich wird.
Inzwischen versuche ich daher wieder verstärkt, Musik bewusst wahrzunehmen, ab und an einfach mal eine Stunde Pause zu machen, mir eine alte Platte oder CD zu greifen, sie in den jeweiligen Spieler zu legen und einfach nur zuzuhören. Relaxen. Wahrnehmen. Nicht als Hintergrundgeräusch, sondern so, wie Musik früher gedacht war.
Mein alter Plattenspieler wirkt hier wahre Wunder, man kommt gar nicht auf den Gedanken, vorzuspulen oder dergleichen, sondern ist richtig gezwungen, Musik zu konsumieren, als wäre sie ein Luxusgut und kein normales Konsumgut.
So, ein recht langer Text und ich danke schon mal allen, die so lange durchgehalten haben ;)
Jetzt würde mich aber interessieren, wie ihr dazu steht. Könnt ihr Musik noch richtig wahrnehmen? Ist sie für euch auch heute noch etwas wirklich Besonderes oder verkommt sie langsam zu etwas Gewöhnlichem, das man ohne nachzudenken konsumiert wie das tägliche Brot oder eine Zeitung?
Ich hoffe, ich konnte mich verständlich ausdrücken und bin gespannt auf eure Ansichten :)
 
Eigenschaft
 
Interessante Gedanken, die mich auch schon lange beschäftigen, schön, dass du auch selbst schon zu einer Lösung gefunden hast.

Also ich würde das einmal als Chance begreifen, endlich haben wir einen rießigen, unendlichen (!) Zugriff auf Musik. Mir geht es da auch so, ich find auch tausend gute Bands, gerade auch dank last.fm.
Es ist einfach so, dass heute der eigentliche Musik-Konsument mehr gefordert ist, er muss selbst entschieden und aus dem rießigen Angebot gutes für ihn herausfiltern...das ist natürlich schwer und kostet Zeit.
Wenn ich dann eine gute Band gefunden habe, dann beschäftige ich mich auch mit ihr, und lass den Rest erst mal liegen.
Im Endeffekt liegt es bei dir selbst, wie du damit umgehst...das ist doch beruhigend, du entscheidest selbst, wie du Musik betrachtest! Keiner zweingt die last.fm zu nutzen oder CDs downzuloaden, du kannst selbst - wie früher - in den Laden gehen udn CDs kaufen...du musst sie auch nicht auf den PC tun...
"Der Mensch ist zur Freiheit verurteilt" :great:


Was mich noch speziell an last.fm stört ist auch generell dieser Umgang mit Musik. Du hörst Musik, damit sie gescrobbelt wird und damit sie dann dort gespeichert wird. Ich kenn schon Freunde von mir, die last.fm benutzen, die tatsächlich ein schlechtes Gewissen haben, wenn ihre Musik nicht gescrobbelt wird und sie dann als verloren betrachten. Hallo??? Hören wir Musik nur noch für last.fm. AUßerdem - aber das war ja immer so - dient last.fm der totalen Selbstdarstellung: "Hier, das ist mein Musikgeschmack, findest du mich cool?"

Bei mir war das selbst so, ich hab teilweise nur die Musik gehört, welche auch öffentlich angezeigt werden durfte, Bands die ich als uncool empfand, hab ich einfach nicht gehört, bzw. dann last.fm deaktiviert. :D

Einfach Lösung, mit der ich gut fahre: Last.fm löschen, braucht keiner, du kannst auich ohne dich angemeldet zu haben, alles nutzen!
 
Ein Luxusproblem, fürwahr.

Natürlich macht Knappheit ein Gut von sich aus begehrenswert, einfach weil es eben nicht immer verfügbar ist.
Nun ist die Situation anders: das Buffett ist gut gefüllt, überreichlich wird aufgedeckt - und (fast) alles ist lecker.

Was tun?
Nun - es gibt eben eine Begrenztheit, die nicht aufhebbar ist: beim Buffett ist das der Hunger oder als deutliche Grenze die Aufnahmefähigkeit des Magens. Mehr geht eben nicht. Und der Genuß steigt nicht mit der Menge.

Beim Hören (wie auch bei anderen Sachen des Kulturkonsums) ist es die Aufmerksamkeit. Sie ist begrenzt: zeitlich und qualitativ (intensive Begegnungen verlangen intensive Hingabe).
Das ist die Grenze. Die ist in Dir und nur durch Dich festgelegt und einforderbar.

Deshalb geht es seit einiger Zeit in den Diskussionen über Informationsfülle und Konsum im Wesentlichen darim, seine eigenen Prioritäten zu setzen, auszuwählen und eben zu wissen, dass eine Stunde intensives Hören ein anderes Erlebnis schafft als sechs Stunden nebenbei-Berieselung.

Mach die Sinne frei, komm zu Dir und nutze Deine Zeit.
Und als diese Formel ist es schon seit spätestens den Griechen bekannt - eigentlich allen Philosophen, auch den chinesischen von üer 5.000 Jahren. Denn die Aufnahmegrenze ist eher eine relative: auch damals konnte man sich schon dauernd ablenken, verlustieren, die Zeit verjuxen und verjubeln und dem Tand fröhnen (na ja - früher war das allerdings weniger Menschen vergönnt, quantitativ gesehen) und auch schon damals war immer die Jugend verroht, ungestüm und ungerecht und es wurde nie etwas aus ihr.

Also ich höre schon seit etwa 10 Jahren kein Radio mehr.
Als ich mal ein Jahr lang ohne TV war, war das ein Erlebnis sehr intensiver Art. Ich hatte plötzlich Zeit ohne Ende.

Die schlimmste Seuche ist das Gefühl, etwas zu verpassen.
Und dadurch das zu verpassen, was eigentlich wichtig ist: Qualität, Intensität und Muße.

Die Italiener haben einen schönen Begriff: la dolce far niente - das süsse Nichtstun.
 
Hi,

ich habe auch festgestellt, dass ich nicht mehr dauernd von Musik berieselt werden will, als ich mir letztens neue Kopfhörer für meinen Mp3-Player geholt habe.
Davor habe ich ne ganze Weile nur zu Hause Musik gehört und dachte: " Geil morgens im Bus wieder hören". Dann wurde es jedoch ganz schnell nervig dauernd diese Geräuschkulisse um mich zu haben und jetzt liegt das gute Stück endgültig in der Schublade. :D

Man, war das ein geiles Gefühl als ich mir nach langer Zeit wieder einige Cds geholt habe. Und keine Davon ist auf den Rechner gewandert. In diesem Sinne: Machen wir die Musik wieder wertvoll !

Mfg
 
Das Problem ist mir leider auch allzu gut bekannt. :(

Bei mir ist es allerdings noch nicht ganz so extrem, glaube ich. Ich kenne genügend Leute die während sie mit mir reden auf einem Ohr Musik vom mp3-Player hören. Sowas kann mich schon ankotzen, oder ist das etwa ungerechtfertigt? Wenn ich mit jemandem rede, verlange ich auch die volle Aufmerksamkeit des Betreffenden.

Ich hab eher das Problem, dass ich am PC im Grunde immer iTunes mitlaufen und mich dadurch wirklich berieseln lasse, was mich in letzter Zeit auch nur noch nervt. Von meinem Opa hab ich mir neulich den Plattenspieler mitgenommen und ein paar schöne alte Platten gekauft. Ich schaffe es aber immer noch nicht, mich mal einfach nur hinzusetzen und nur die Musik zu hören. Schrecklich - man kommt sich vor wie ein Junkie.

Ich sollte wirklich mal mein Sofa freiräumen und die Boxen dahindrehen, um mich der Leidenschaft vollends hingeben zu können. :D:great:
 
Der Werteverlust der Musik ist mir letztens ziemlich fies am eigenen Beispiel aufgefallen. Bei meinen absoluten Lieblingsbands lies ich mich nur noch berieseln, kein schönes Gefühl das zu merken :(

Die Folge: Musik wird am PC nicht mehr nebenbei gehört, hauptsächlich Verlagerung zurück zu den CDs und weg von MP3, bewusstes Hinhören, selteneres Hören. Es fängt langsam an zu wirken, finde ich, mal sehen was da noch draus wird.
 
Klar, alles ein wenig übertrieben dargestellt, aber ich mache mir wirklich Sorgen, das die Musik für mich das Besondere verlieren kann, dass sie einfach beliebig und gewöhnlich wird.

Ganz ganz viel Popmusik soll auch beliebig und gewöhnlich sein. Wenn du sie so hörst, nimmst du sie extrem angemessen wahr!

Popmusik wird deswegen so massenhaft auf den Markt geworfen, weil sie weitgehend in Formeln erstarrt ist. Grooves unterscheiden sich von der Wirkungsweise her nicht mehr wesentlich von einem Marschmusikrhythmus: der Groove schweißt die Massen zusammen und bewegt sie gemeinsam zu einem (Konsum-)Ziel. Melodisch und harmonisch gibt es wenig neue Entwicklungen in der Popmusik. Produzenten werden immer vorsichtiger im Ausprobieren, Plattenfirmen setzen auf marktbewährte Musikvermarktungsstrukturen.

Wenn solche Musik für dich das Besondere verliert - kein Wunder! Das liegt dann zuerst mal an der Musik und nicht an dir. Such dir neue Musik, die dich von ungewohnter Seite reizt und dich nicht in deinen Hörerwartungen bestätigt.

Inzwischen versuche ich daher wieder verstärkt, Musik bewusst wahrzunehmen, ab und an einfach mal eine Stunde Pause zu machen, mir eine alte Platte oder CD zu greifen, sie in den jeweiligen Spieler zu legen und einfach nur zuzuhören. Relaxen. Wahrnehmen. Nicht als Hintergrundgeräusch, sondern so, wie Musik früher gedacht war.

Sehr viel Musik wurde auch schon früher mit dem Hintergedanken produziert, als Hintergrundgeräusch tauglich zu sein. Nicht jede Musik will die volle Aufmerksamkeit der Zuhörer. Das war bei Mozart und Haydn so, bei Korngold, bei Bert Kaempfert und in der Popmusik ist das sogar sehr oft so.

Könnt ihr Musik noch richtig wahrnehmen? Ist sie für euch auch heute noch etwas wirklich Besonderes oder verkommt sie langsam zu etwas Gewöhnlichem, das man ohne nachzudenken konsumiert wie das tägliche Brot oder eine Zeitung?

Du hast eine sehr konkrete Vorstellung davon, was für dich "richtig wahrnehmen" ist. Das ist auch gut so, aber das muß für andere Leute nicht gelten. Ich bin da allerdings etwas befangen, ich bin Barpianist und insofern ständig in der Position des geschätzten Hintergrundgeräuschlieferanten.

Manchmal behandeln mich die Gäste wie eine lebende Musicbox und sie wünschen sich mal wieder die Standards As time goes by, New York, New York, My Way und Strangers in the Night - das ist extrem gewöhnliche Musik und mein Job ist es natürlich, die Gäste in ihren Hörgewohnheit zu befriedigen. Das ist dann genau das Richtige in dieser Situation (Freiheiten nehm ich mir bei anderen Titeln, denn auch das wollen die Gäste hören). Das ist Musikkonsum wie Brot und Zeitung, richtig. Aber es ist doch so: wenn die Gäste diese Musik so dringend brauchen wie Brot und Zeitung - ist doch schön, Bäcker und Journalist sind doch auch ehrenwerte Berufe, weil sie Dinge des täglichen Bedarfs professionell produzieren.

Musik als Ritual gibt's nicht nur in der Kirche, bei der Bundeswehr und in der Pianobar sondern ganz extrem in der Disco, bei MTV und bei der Folklore-Indianergruppe aus den Peruanischen Anden in der Essener Fußgängerzone (mit 2x2500 Watt und 5 CDs im Angebot, die Mercedes-Limousinen parken um die Ecke). Musik sollte man schon als rituelle kulturelle Äußerung akzeptieren können, das erleichtert den Umgang mit solchen rituellen Musiksituationen.

Harald
 
Jetzt würde mich aber interessieren, wie ihr dazu steht. Könnt ihr Musik noch richtig wahrnehmen? Ist sie für euch auch heute noch etwas wirklich Besonderes oder verkommt sie langsam zu etwas Gewöhnlichem, das man ohne nachzudenken konsumiert wie das tägliche Brot oder eine Zeitung?
Ich hoffe, ich konnte mich verständlich ausdrücken und bin gespannt auf eure Ansichten :)

Ich bin mit Plattenspieler und Tapes aufgewachsen, mit 4 oder 5 Jahren den ersten tragbaren Tapespieler, etwa ab 1987/1988 CD, die damals stinketeuer waren. Die kosteten nicht mehr wie heute, aber dagegen waren Platten und auch Tapes ziemlich günstig. Ab 1995 hatte ich einen tragbaren CD Spieler, ab '97 den ersten Winamp auf dem Rechner, hörte und kaufte aber noch immer brav CDs, wobei ich alle noch relativ gut kenne die ich damals erwarb.. dann kam der MP3 Overkill und bereits 2000 kramte ich den Plattenspieler wieder hervor, kaufe so gut wie ausschließlich Vinyl und achte darauf mich nicht mit Musik "zuzumüllen", d.h. Radio höre ich grundsätzlich nicht, im TV wird nervige Mucke weggezappt und Läden mit nervigem Gedudel werden so schnell wie möglich verlassen.

Ich habe ein mp3 player auf dem Mobiltelefon, bestimmt 50 Songs drauf, benutzen tue ich ihn nie, einen ipod oder ähnliches tragbares digitales ausschließlich für Musik habe ich mir nie gekauft :D In meinem Wechsler im Auto liegen 12 CDs, nur etwa 4 davon höre ich beim fahren regelmäßig, oft bleibt das Ding aber auch einfach aus.

Ansonsten: Konzerte: ja gerne, mal ein lecker Bierchen/Vodka/Whisky und eine LP auf dem Teller ebenso.

Im Internet bin ich von dem Dauermusikangebot eigentlich nur noch genervt. Um 1996/1998 herum war es richtig cool wenn eine Band mal ein Stück online gestellt hat, schließlich machte das kaum jemand, heute wird man überall zugemüllt.. das Myspacesyndrom.

Die Frage ob die Musik die da von X-tausenden veröffentlicht wirklich gut ist, habe ich für mich auch schon beantwortet: Sie ist es nicht, früher machten sich Leute, in meinen Augen, sehr viel mehr Gedanken bevor sie eine Platte pressen ließen, brauchten Geldgeber, wenigstens regionalen Erfolg.
Heute bildet sich jeder ein schnell der Superstar zu sein wenn man 3 Songs covert, ein, zwei eigene dazu setzt und seine Instrumente einigermaßen beherrscht. Was herauskommt ist unüberschaubarer Einheitsbrei.

Sicher, jetzt könnte man sagen "och der alte Sack hängt an seiner Jugend und kommt davon nicht los" :rolleyes: Aber so einfach ist es in meinem Fall dann doch nicht, das merke ich jedes Mal wenn ich eine Platte auflege, die lange vor meiner Zeit entstanden ist, in den 50er, 60er und 70er Jahren gibt's noch ein haufen Perlen, die selbst eingefleischten 68ern unbekannt geblieben sind. ;) Dabei reicht mir schon eine uralte schnulzige Adriano Celentano Platte um zu wissen wie gut früher Musik einmal war.
 
Ich höre sehr viel Musik aber bis jetzt macht es nicht den Anschein, dass sie für mich zum Konsumgut wird. Ich kann mir das auch nicht vorstellen. Denn wenn ich Musik höre, höre ich sie immer bewußt (außer auf Partys).
 
Damit gehörst du zu einer Minderheit.
Wenn ich mich in meinem Bekanntenkreis umsehe stößt man bei fast jedem auf Mp3 Player, Ipods etc. mit Speicherkapazität die man legal ohne Aufwendung eines kleinen Vermögens nie füllen könnte. Bin ich der einzige der sich fragt wieso man eine 20GB Jukebox braucht?

Mein Bekanntenkreis ist nun aber keineswegs musikalisch uninteressiert, im Gegenteil, viele haben einen extremen Alternativegeschmack geben "Musik" als Hobby an und dennoch, das Bewußtsein, dass das was sie hören auch einen Wert hat ist absolut verschwunden. Wieviele Menschen hören noch Alben, also wirklich 1 Album rauf und runter?

Irgendwie ist es praradox, mp3 Player und digitale Wiedergabegeräte wurden geschaffen um das Gut Musik wiederzugeben. Mittlerweile sind sie selbst "Gut", Statussymbol, Weihnachtswunsch. Ihr eigentlicher Zweck ist Nebeneffekt.
 
Damit gehörst du zu einer Minderheit.
Wenn ich mich in meinem Bekanntenkreis umsehe stößt man bei fast jedem auf Mp3 Player, Ipods etc. mit Speicherkapazität die man legal ohne Aufwendung eines kleinen Vermögens nie füllen könnte. Bin ich der einzige der sich fragt wieso man eine 20GB Jukebox braucht?

Mein Bekanntenkreis ist nun aber keineswegs musikalisch uninteressiert, im Gegenteil, viele haben einen extremen Alternativegeschmack geben "Musik" als Hobby an und dennoch, das Bewußtsein, dass das was sie hören auch einen Wert hat ist absolut verschwunden. Wieviele Menschen hören noch Alben, also wirklich 1 Album rauf und runter?

Irgendwie ist es praradox, mp3 Player und digitale Wiedergabegeräte wurden geschaffen um das Gut Musik wiederzugeben. Mittlerweile sind sie selbst "Gut", Statussymbol, Weihnachtswunsch. Ihr eigentlicher Zweck ist Nebeneffekt.

Das mag schon teilweise stimmen, aber so pauschal würde ich das auch nicht sagen. Ich bin zum Beispiel genauso darum bemüht, Musik bewusst zu hören und habe trotzdem einen MP3-Player mit 8 GB.
Meine Hörgewohnheit ist zum Beispiel, fast nur auf Bus-, Zug- oder Autofahrten Musik zu hören, weil ich nichts anderes tue. Da kann man sich auf die Musik konzentrieren und wird kaum abgelenkt.
Und meine Alben höre ich auch mit mp3-Player immer komplett durch. Shuffle habe ich noch nie benutzt, gerade bei Live-Versionen oder progressiveren Sachen wie Pink Floyd oder Alan Parsons Project nervt es, wenn die Songs durchgemischt werden.
 
Die Speicherkapazität des eigenen mp3 Players sagt freilich nichts über den Bezug zur Musik selbst aus. Mp3 Player sind ja wirklich praktisch ;)
Es geht nur darum dass ich irgendwie das Gefühl habe alls hätten sehr viele Menschen die täglich Musik hören, eigentlich keinen Bezug mehr dazu. Musik ist beliebig verfügbar, statt CDs oder Platten hat man riesige Archive, Kostenpunkt: 0 Euro, dafür aber den neusten Ipod kostenpunkt 300 Euro.........:screwy: Dass Abspielmedien jeglicher Art ihren Preis haben ist klar, aber : Schau dich bei der nächsten Bahnfahrt mal um. Wieviel der Leute die mit Stöpseln im Ohr rumsitzen denkst du haben auch nur 1/2 des Wertes ihres Players für Musik tatsächlich ausgegeben? Bzw. machen sie Gedanken was sie da hören?
 
Damit gehörst du zu einer Minderheit.

Das tue ich übrigens in so ziemlich allen Lebenslagen :)

Ich höe Musik einfach anders als jemand der nicht selbst Musik macht. Der song an sich kan noch so scheiße sein. Wenn er gut gemischt ist und somit für mich gut klingt höre ich ihn mir an, gerne sogar.


Danke, ähnliche Sites kannte ich bereits, hatte aber die Addys vergessen.

Ich habe auf diese Art übrigens 2,3 Bands gefunden die ich seit dem gerne und viel höre und mich auch näher mit ihnen beschäftige. Wenn man allerdings täglich 20 neue Bands findet ist`s kein Wunder.

Wenn man nach 2,3 Truppen aber erstmal wieder aufhört zu suchen entsteht "dein" Problem garnicht. Im Gegenteil.....man erweitert seinen Horizont.
 
Es tut vielleicht ganz gut, sich immer wieder einmal selbst kleine Beschränkungen aufzuerlegen, damit die Freude, Musik bewußt zu erleben, nicht verloren geht. Ich achte beispielsweise darauf, das Autoradio auszuschalten, bevor ich den Motor abstelle, damit das Radio beim nächsten Start nicht automatisch mit angeht.
Ich habe noch die Zeit miterlebt, als Rock und die damals sogennante progressive Popmusik täglich nur eine Stunde lang ausgestrahlt wurden, man saß neben dem Radio und war bereit, den Cassettenrecorder einzuschalten, wenn der Moderator den Beitrag entsprechend lobte. Die Titel wurden in voller Länge gespielt, niemand quasselte in den Song herein, und die Notwendigkeit ständiger Jingles, Space- und Krachgeräusche hat wohl auch noch niemand entdeckt gehabt. Trotzdem konnte man sich 1970 natürlich auch schon dauerberieseln lassen, so ganz neu ist das Problem also nicht, das geschah früher halt eher mit Schlagern. Jetzt sind Pop und Rock zum Mainstream geworden, sie sind ja bereits im Begriff, die Bierzeltmusik des neuen Zeitalters zu werden.
Bewußte Hörer entdecken neue Nischen, manchmal vielleicht auch alte, längst vergessen geglaubte Genres, insgesamt ist das recht spannend, wir können gerade kaum nachvollziehen, was musikalisch auf uns zukommt, wie und wo es hingeht..
Wir sollten wieder mehr Mut und Kreativität entwickeln, als Musiker unsere eigenen Sachen zu machen, ganz gleich, ob damit ein kommerzieller Erfolg machbar ist, und uns von dem lösen, was die Musikindustrie glaubt, uns vorgeben zu müssen.
 
Wir sollten wieder mehr Mut und Kreativität entwickeln, als Musiker unsere eigenen Sachen zu machen, ganz gleich, ob damit ein kommerzieller Erfolg machbar ist, und uns von dem lösen, was die Musikindustrie glaubt, uns vorgeben zu müssen.

Amen. :D
 
Ist halt auch ein Qualitätsthema. Klar, ich höre und habe (zu) viel Musik, und auch mich überfordert das Angebot. Meine persönliche Messlatte ist mein kleiner Uralt-MP3-Player im Bad, den ich an uralt-PC-Lautsprecher habe und über den ich jeden Morgen bei Rasur & Dusche & Zähneputzen etc. Musik höre. Immer ein Album drauf.

Meistens wechsle ich, wenn ich ein Mal "durch" bin. Ging mir z.B. mit dem aktuellen Album von Jack Johnson (den ich an sich gut finde) oder dem letzten Ben Harper (den ich eigentlich auch mag) so. Nette Mucke, aber wenig vom-Hocker-reiß-Effekt. Anders war's in letzter Zeit bei den Ärzten (Jazz ist Anders), Amy Winehouse (Back to Black) oder Klassikern wie Eagles (Hotel California) oder The Faces (Longplayer). Die haben's wochenlang dort überlebt, immer wieder gehört... weil ich mehr eigentlich nicht brauche und es spanennd und abwechslungsreich genug war!

Auch im Bereich Americana/Country gibt es immer wieder Produktionen, wo offenbar noch sehr viel Handwerk bei Musikern und Toningenieuren mit Herzblut einfließt. Da sind natürlich die letzten Johnny-Cash-Werke zu nennen, aber auch so Kollegen wie Tom Russell (kauft Euch mal dringend "Indians, Cowboys, Horses, Dogs). Tolle Musik, absolut zeitlos, hervorragende Stücke, ein echtes Album eben.

Ich seh den Trend nämlich auch so, dass es viele extrem gute Einzelstücke gibt, aber wenig gute Alben. Die klassische Single ist ja praktisch tot, was den Verkauf angeht, aber oft sind es doch nach wie vor die 1-2 radiotauglichen Auskopplungen, die überhaupt was taugen - auf dem Album ist ansonsten mehr davon in ähnlicher Qualität, aber wenig Abwechslung.

Dann spielt natürlich auch eine Rolle, welche Beziehung man zum Künstler hat. Bis auf Weiteres werde ich mir jedes neue Album von den White Stripes, Red Hot Chili Peppers, Metallica und Bruce Springsteen "blind" auf CD kaufen - Künstler, die ich mag, und die damit auf jeden Fall die Chance erhalten, ausgiebig gehört zu werden.

Um jetzt mal zu einem Punkt zu kommen: Ja, es gibt heute verdammt viel Musik. Viel davon ist auch wirklich "ganz gut" - aber es gibt nach wie vor nicht viel, was mich total happy macht und was nach meiner persönlichen Definition das Potenzial hat, ein echter Klassiker zu sein. Außerdem reicht mir meine Welt - wenn ich was nicht kenne, ist's mir wurscht - wenn ich was entdecke, freu' ich mich.
 
ich erinnere mich noch damals mit 12 oder 13 als ich mich das erste mal richtig für musik begeistert habe...

jeden monat bekam ich 20€ taschengeld, ging in einen musikladen und kaufte mir chronologisch 1 album der dire straits pro monat :D also erst Dire Straits, dann Communique, dann Making Movies, dann Love Over Gold, Alchemy und schließlich Brothers In Arms.


wenn ihr wüsstet wie intensiv ich einen ganzen monat lang von einem album gezehrt habe :D:D:D: das war soooo geil, man hat richtige erinnerungen daran und eine emotionale bindung :)
 

Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben