Über das Wesen der Stütze

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Tobia
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Hallo liebes Forum,

sehr oft habe ich schon gelesen: Stütze ist das ZURÜCKHALTEN DER LUFT beim Singen.
Ich habe darüber sehr viel nachgedacht und darüber gelesen. In meinem neuen CVT Buch wird sich darüber ausgiebig ausgelassen.
Bei mir ist es allerdings so:

Bei mir will die Luft beim Singen gar nicht raus, wie soll ich sie dann zurückhalten? Ich singe immer nur mit der Luft, die von allein in meine Lunge "fällt", wenn ich alle Atemmuskulatur loslasse. Das hat mir auch eine Logopädin so beigebracht.
Ich presse also beim Singen langsam (aktiv, unter Muskelaufwand) die Luft raus, bis keine Luft mehr da ist oder die zu singende Phrase vorüber ist, dann lasse ich los und die Luft fällt von allein, passiv, wieder rein. Wo also sollte ich da Luft "zurückhalten"? Wenn ich die Luft dazu bewegen möchte, in der Lunge zu bleiben, muss ich einfach nur entspannen und brauche dafür überhaupt keine Muskeln bzw. Energie. Könnt ihr das Problem verstehen?

Liebe Grüße, Tobias
 
Eigenschaft
 
Hallo Tobias,

Was deine Einatmung angeht, ist das was du beschreibst richtig. Man lässt sozusagen los und die Lunge holt sich die Luft quasi von selbst. Beim Ausatmen sprichst du jedoch von "Pressen", was eigentlich gar nicht sein darf. Physiologisch gesehen ist in Wirklichkeit die Ausatmung die automatisch funktioniert. Das liegt an der Elastizität der Lunge und natürlich auch am Zwerchfell, das am liebsten einfach nur nachgeben will. Weil die Luft so aber zu schnell entfleuchen würde, soll man stützen, also noch etwas Einatemtendenz beibehalten. Pressen ist das Gegenteil dazu, nämlich mit aller Kraft die Luft rausprügeln.
Das Wort "zurückhalten" ist da ziemlich unglücklich gewählt, weil das danach klingt, als ob man oben einen Stöpsel oder Filter reinhämmern müsste, um die Luft zurückzuhalten. In Wirklichkeit soll der Druck in der Lunge sich nicht zu schnell der Umgebungsluft angleichen und das erreicht man indem man beim Ausatmen den Brustkorb weit lässt, also nicht zusammenfallen lässt und das Zwerchfell allmählich und nicht plötzlich los lässt. Von aktiven Pressen und Drücken ist also nirgends die Rede.
Vielleicht ist es genau richtig, wenn du dich entspannst. Dann verbrauchst du auch nicht so viel Energie. Nur zu sehr entspannen soll man sich eben nicht, weil sonst das Zwerchfell hochschnellt und die Brust zusammenfällt.

Unser lieber Cörnel würd dazu sicher sagen, dass du die Stütze einfach vergessen sollst. Dem stimme ich nur bedingt zu. Jemand der von vorn herein richtig atmet, den sollte man lassen und nicht mit der Stütze verwirren, aber jemand, der von vorn herein falsch atmet (wie z.b. mit großer Anstrengung Pressen) sollte sich schon darüber Gedanken machen.
 
Hi Vali.

vielen Dank für deine Antwort. Ist in deiner Erklärung nicht ein Widerspruch:

Zur Einatmung:
Man lässt sozusagen los und die Lunge holt sich die Luft quasi von selbst

Zur Ausatmung
Physiologisch gesehen ist in Wirklichkeit die Ausatmung die automatisch funktioniert

Also beides kann man nu nich haben...;) Automatisches Einatmen und Automatisches Ausatmen...Eins von beidem muss schon Energie verbrauchen...Sonst hat man ein Perpetuum Mobile...

Also meine Lunge ist im entspannten Zustand tatsächlich voll, nicht leer. Daher ist im Innern auch kein Überdruck und sie will auch gar nicht raus. Ich muss sie also wie in einem Blasebalg rausdrücken/pressen, damit der Überdruck überhaupt entsteht, die Luft überhaupt freiwillig rauskommt und ein Druck bei den Stimmlippen ankommt, der sie zum Tönen bringt.
Ich muss quasi genau das Gegenteil von dem machen, was du beschreibst: Anstatt die Luft daran hindern zu müssen, zu schnell auszutreten (zurück zu halten), muss ich die Luft rausdrücken, damit sie überhaupt freiwillig die Lunge verlässt. Hat das vielleicht was mit Atmertypen zu tun? Kann das einer nachvollziehen?

Gruß, Tobi
 
Moin,

der scheinbare Widerspruch hebt sich bei genauerer Betrachtung der Zitate von selbst auf.
Einmal holt sich die "Lunge" etwas von selbst (ohne dass du bewusst eingreifen/irgendwelche Muskeln anspannen musst, das erledigt der Koerper fuer Dich, was aber nicht heisst, dass hier keine Energie verbraucht wird) und physiologisch betrachtet ist eben die Ausatmung (eher) passiv. Wobei beim Einatmen dann doch die Schwerkraft noch etwas mithilft, je "bauchlastiger" die Atmung, desto mehr. Das sogenannte "Abspannen" ist also nicht in Wirklichkeit eine Entspannung, sondern ein Nachgeben den koerperlichen Impulsen und evtl. der Schwerkraft gegenueber.

Wenn Du nun vom Gefuehl her eher eine staendige Einatmungstendenz verspuerst, die ja oft auch in Verbindung mit der Stuetze erwaehnt wird, dann ist das doch toll. Ein Problem weniger. Einfach nicht so viel nachgruebeln.
Beim Sprechen denkst Du ja auch nicht daran, die Luft aus der Lunge zu "druecken" und was fuer ein Atemtyp Du bist.

So wie Du das schilderst hälst Du nach dem Einatmen automatisch die Luft an (Wenn Du bewusst darauf achtest und damit das Ergebnis verfaelscht). Das ist aber eine aktive Handlung und Fehlwahrnehmung Deinerseits, so passiv und angenehm es sich auch anfuehlen mag. Sind die Stimmlippen offen und die Muskulatur entspannt, wird die Luft zumindest allmaehlich entstroemen. (Herausgedrueckt werden ;) )

Stuetze ist aber mehr als das. Es ist das Zusammenspiel von Stimmbandschluss und Atmung. Es ist also verkehrt sie nur auf die Atmung zu beschraenken, die aber natuerlich leichter zu lehren ist. Aber ohne den richtigen Stimmbandschluss hilft die tollste Atemtechnik nichts. (Wobei, siehe oben, Atemuebungen durchaus ein Weg zum richtigen Stimmbandschluss sein koennen.)
Meiner Meinung nach kann man also durchaus mal etwas Druck machen, wenn der Stimmbandschluss stimmt. Den Ton wuerde ich dann immernoch als gestuetzt empfinden. Genau genommen ist es sogar wurst, wie der Luftdruck fuer die Stimmbaender erzeugt wird, solange die Dosierung stimmt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi,

ein paar Ergänzungen, ich stoße mal ins gleiche Horn wie Tinitus.

Bei der Nichtsängerischen Atmung ist die Einatmung aktiv, die Ausatmung passiv. Gleichwohl geschieht beides unbewusst, es sei denn, man denkt gerade daran.

Dennoch wird niemand bestreiten, dass man auch aktiv Ausatmen kann (Kerze auspusten, Luftballon aufblasen, Wärmflasche so aufblasen, dass sie platzt). Man kann also, insbesondere bei entsprechendem Training, sehr kräftig aktiv ausatmen. Nun ist damit natürlich nicht bewiesen, dass man das fürs Singen auch braucht.

Beim Singen sind zwei Parameter entscheidend: Die Luftmenge und der Luftdruck. Da besteht ein fundamentaler Unterschied, den ich an einem Beispiel erläutern möchte:
a) Gartenschlauch mit Düse. Hier spritzt das Wasser viele Meter weit.
b) Gartenschlauch am gleichen Wasserhahn ohne Düse. Hier läuft mehr Wasser raus, spritzt aber nicht so weit. Wenn man weiter spritzen will, muss man künstlich mit einem Finger das Loch verengen. Dadurch baut sich mehr Druck auf. Es kommt zwar weniger Wasser, aber mit höherem Druck.

Je nach dem, wie fest der Stimmlippenschluss ist, brauche ich von der Atmung von unten mehr oder weniger Druck, um die Stimmlippen zu öffnen. Im Idealfall ist das immer in Balance.

Stütze ist nach meiner Auffassung folgendes: Die Ausatmungsmuskulatur (ja, die gibt es, siehe Wärmflasche aufpusten) ist jederzeit bereit, den Druck nach den Bedürfnissen der Stimmlippen anzupassen. Dabei ist das aber eine kontrollierte (!) Kraft, die nicht plötzlich, wenn die Stimmlippen weniger fest schließen, zu viel Luft durchpustet. Kurz: Druck nach Bedarf hoch, Luftmenge eher niedrig!

Bei mir hat das Gefühl von Stütze aber auch immer sehr viel mit Haltung zu tun. Das Aufrecht-Bleiben, im Brustkorb nicht Einsinken hat meiner Meinung nach auch einen positiven, entspannenden Effekt auf den Kehlbereich. Für mich ist die Stütze auch ein mentaler Fokus, um das Gefühl von Energie - die ich fürs Singen brauche - an geeigneter Stelle zu fokussieren. Für mich ist es kein geeignetes mentales Modell, sich vorzustellen, dass ich mit ganz viel Energie im Kehlkopf singe. Es klappt viel besser, wenn ich mich auf die Stütze - also den gehobenen Brustkorb und aktive Zwischenrippenmuskulatur - konzentriere.

Alle Angaben sind ohne Gewähr (bis auf die mit dem Gartenschlauch und der Wärmflasche, die objektiv richtig und nicht bestreitbar sind) und wurden auf Grundlage meiner eigenen, nicht notwenigerweise übertragbaren sängerischen Erfahrungen gemacht ;)

LG

SingSangSung
 
Super erklärt, Singsangsung !
Ich mache das Stützen auch schon lange nicht mehr ausschließlich an der Atmung fest, obwohl die Ausatmungsmuskulatur eine wichtige Rolle spielt. Der Stützvorgang ist aber um einiges komplexer als dieses aktive Ausblasen von Luft, denke ich. Mir ist das zu mechanisch, und es funktioniert bei mir auch nicht so wirklich, das Resultat hat mir auch nie wirklich gefallen. Ich brauche zusätzlich ein Gefühl des Verankerns im Leib (Rückenmuskulatur mit eingeschlossen !) und des "Anlehnens" ans Brustbein. Schwierig zu beschreiben, aber seit ich das so mache, ist das Singen noch müheloser geworden. Hohe Passagen in Songs gehen z.B. viel einfacher, und die Töne kommen mir vor allem gar nicht mehr hoch vor. Außerdem bekome ich in letzte Zeit öfter mal Komplimente von den Bandkollegen, á la "Heute singst Du aber echt gut!" ... ;)

Ich denke, über das Thema "Stütze" werden wir uns nie einig werden. Jeder muß experimentieren und es selbst herausfinden. Vielelicht gibt es kein Richtig oder Falsch, also keine Definition, die für alle gilt - aber wenn ein Ton sich "richtig anfühlt", ist er es meistens auch. Zumindest bei erfahrenen Sängern, die bereits wissen, was sie tun.
 
Danke, Bell! Ich denke, dass das "Anlehnen" ans Brustbein dem entspricht, was ich als "mentalen" Fokus bezeichnet habe! Vielleicht sollte ich da auch mal noch meinen Rücken mit einbeziehen.

Während die Sache mit dem "anlehnen" oder dem mentalen Fokus natürlich subjektiv ist und im Grunde genommen "blabla", ist das mit der Haltung wunderbar beobachtbar und damit auch sehr gut und einfach vermittelbar.

Aber so ganz "fassbar" wird die Kunst des Singens wohl nie sein, und das ist doch auch irgendwie gut so!
 
Ah ja, die Haltung, das vergaß ich zu erwähnen... gaaaanz wichtig !
Und die hat ja wiederum mit dem Muskeltonus zu tun, und mit einer gesunden Wirbelsäule.... wenn jemand dasteht wie ein lascher Kartoffelsack, was ja leider oft zu sehen ist, kann das mit dem Singen nix werden. Ganz wurscht, wo ich nun stütze oder glaube zu stützen ;)

Meine Haltung war übrigens immer eher eine schlechte, und ich neige zum Rundrücken. Seit einem Jahr mache ich wieder sehr regelmäßig Poweryoga, und meine Aufrichtung ist viel besser (das fällt sogar meinem Mann auf). Vielleicht hat sich das ja so positiv auf meine Stimme ausgewirkt, who knows ;)

"Stehe da wie eine Königin, die ihr Volk zu sich locken will", hat eine frühere Gesangslehrerin von mir immer gesagt. Aufgerichtet, den Kopf ganz leicht vorwärtsgeneigt, die Kraft im Rücken verankert. Das mache ich in letzter Zeit verstärkt. Klappt gut !
 
Hallo,

Vielen Dank, SingSangSung,
physikalisch gesehen, ist es natürlich einleuchtend, dass es für den Gesang ein bestimmtes Verhältnis geben muss zwischen der Luft, die von unten drückt, und dem Widerstand, den die Stimmlippen bieten. Wenn beides stark ist, entsteht ein hoher subglottischer Druck, und wenn beides schwach ist, entsteht ein niedriger subglottischer Druck.

Für hauchige oder leise Töne braucht man einen niedrigen subglottischen Druck, und für kernige oder laute Töne braucht man einen höheren Druck.

Mit welchen Bildern und Wegen man da hinkommt, ist letztendlich jedem selbst überlassen.

Meine Frage bezog sich aber auf etwas anderes, also darauf, dass ICH die Energie aufwenden muss, um die Luft rauszudrücken, und nicht, um sie am austreten zu hindern. Sing Sang Sung hat mich glaube ich verstanden,
Tinnitus leider nicht...

ohne dass du bewusst eingreifen/irgendwelche Muskeln anspannen musst, das erledigt der Koerper fuer Dich, was aber nicht heisst, dass hier keine Energie verbraucht wird

Für was soll denn Energie verbraucht werden, wenn nicht für Muskelanspannung:)

Wenn Du nun vom Gefuehl her eher eine staendige Einatmungstendenz verspuerst, die ja oft auch in Verbindung mit der Stuetze erwaehnt wird, dann ist das doch toll. Ein Problem weniger. Einfach nicht so viel nachgruebeln.

Stimmt eigentlich...Sollte ich eigentlich froh drüber sein. Aber verstehen will ich es doch.

So wie Du das schilderst hälst Du nach dem Einatmen automatisch die Luft an (Wenn Du bewusst darauf achtest und damit das Ergebnis verfaelscht). Das ist aber eine aktive Handlung und Fehlwahrnehmung Deinerseits, so passiv und angenehm es sich auch anfuehlen mag. Sind die Stimmlippen offen und die Muskulatur entspannt, wird die Luft zumindest allmaehlich entstroemen. (Herausgedrueckt werden ;) )

Bitte glaub mir doch einfach ...*seufz* wenn ICH die Muskeln entspanne, strömt die Luft bei MIR rein, nicht raus. Ok, lass uns wetten: Wir treffen uns, ich atme aus, du verpasst mir dann ein lähmendes Nervengift, damit meine Muskeln objektiv loslassen und die Luft wird REINströmen. Ich wette mit dir um 1.000.000 €. Aber nur, wenn ein Arzt dabei ist und mir danach wieder ein Gegengift verabreicht. Wer stellt sich als Zeuge zur Verfügung?

Genau genommen ist es sogar wurst, wie der Luftdruck fuer die Stimmbaender erzeugt wird, solange die Dosierung stimmt.

Da hast du Recht!

Hat vielleicht noch jemand hier im Forum bei sich das Phänomen des passiven Einatmens? Wenn ich noch jemanden finde, fühle ich mich vielleicht weniger als Außerirdischer...:)
 
Meine Frage bezog sich aber auf etwas anderes, also darauf, dass ICH die Energie aufwenden muss, um die Luft rauszudrücken, und nicht, um sie am austreten zu hindern. Sing Sang Sung hat mich glaube ich verstanden,
Tinnitus leider nicht...
Ich denke, Tinitus hatte das schon richtig verstanden. Es ist nur noch nicht angekommen, was er Dir sagen wollte.
Für was soll denn Energie verbraucht werden, wenn nicht für Muskelanspannung:)
Soweit ich mich erinnere, hat *jeder* Muskel einen Gegenspieler. D.h., irgend ein Muskel ist rein objektiv gesehen immer angespannt.
Bitte glaub mir doch einfach ...*seufz* wenn ICH die Muskeln entspanne, strömt die Luft bei MIR rein, nicht raus. Ok, lass uns wetten: Wir treffen uns, ich atme aus, du verpasst mir dann ein lähmendes Nervengift, damit meine Muskeln objektiv loslassen und die Luft wird REINströmen. Ich wette mit dir um 1.000.000 €. Aber nur, wenn ein Arzt dabei ist und mir danach wieder ein Gegengift verabreicht.
Be careful, what you ask for... Warum glaubst Du, wird bei Operationen, bei denen ja ein Muskelentspannungsmittel verabreicht wird, beatmet? Weil es den Ärzten so Spaß macht? Lähmung ist übrigens afaik etwas anderes als Entspannung, aber da weiss vielleicht Vali mehr.
 
Soweit ich mich erinnere, hat *jeder* Muskel einen Gegenspieler. D.h., irgend ein Muskel ist rein objektiv gesehen immer angespannt.
Nö. Es hat zwar fast jeder Muskel einen Gegenspieler, aber das heißt nciht, das für jede Bewegung Muskelaktivität benutzt wird.

Z.B:

1) Ich hebe (aktiv) den Arm. Dann überlasse ich ihn (passiv) der Schwerkraft und er fällt wieder runter. Die Muskeln zum Armsenken muss ich dafür nicht aktivieren.

2) Ich zwicke mir mit den Fingern (aktiv) in den Arm, so dass eine Hautdelle entsteht. Da die Haut elastisch ist, schnellt sie von allein (passiv) wieder zurück, sobald ich sie loslasse. Dafür werden ebenfalls keine Muskeln angespannt.

3) ICH atme (aktiv) soviel Luft aus wie möglich, dann lasse ich los, und die Luft schnellt (passiv) wieder rein, da der Atmungsapparat ebenfalls elastisch ist.

Möchte mir vielleicht irgendjemand glauben?

Be careful, what you ask for... Warum glaubst Du, wird bei Operationen, bei denen ja ein Muskelentspannungsmittel verabreicht wird, beatmet? Weil es den Ärzten so Spaß macht?

Das sollte ein Gag sein.

Lähmung ist übrigens afaik etwas anderes als Entspannung, aber da weiss vielleicht Vali mehr.

Nein.
 
Die passive Einatmung wird sicher kaum jemand in Frage stellen....
 
"Für was soll denn Energie verbraucht werden, wenn nicht für Muskelanspannung"
Wer hat denn Muskelanspannung ausgeschlossen?

Nochmal zum Luft rausdruecken muessen:
Es kann sein, dass sich das fuer Dich so anfuehlt, aber es ist nun mal einfach nicht so.
Das muss ja auch nichts schlimmes sein, ausser dieses Gefuehl des "Druecken" muessens ist unangenehm und behindert dich beim Singen.
Moeglichkeiten, die mir spontan einfallen:
(Keine muss auf Dich zutreffen, nur eben alles wie ich mir das Gefuehl des Druecken muessens erklaeren wuerde.)
Die Stimmbaender machen nach dem Einatmen erstmal zu und sind verkrampft, Du brauchst etwas Druck um sie aufzustossen und bleibst dann in diesem Modus.
Der Stimmbandschluss ist schlecht, du verbrauchst zuviel Luft.
Du verbrauchst am Anfang zuviel Luft, evtl. weil Du die Lunge bis zum Anschlag gefuellt hast und musst dann noch den letzten Rest aus der Lunge pressen.
Die Atmung ist generell noch suboptimal.
 
Die passiv empfundene Einatmung wurde oben bereits beschrieben und Sing Sang Sung hat es toll formuliert.
Sängerische Atmung bedeutet:
Aktiv aus - Passiv ein


Shana
 
Es kann sein, dass sich das fuer Dich so anfuehlt, aber es ist nun mal einfach nicht so.

Doch.

Na bitte:

Die passive Einatmung wird sicher kaum jemand in Frage stellen....

Sängerische Atmung bedeutet:
Aktiv aus - Passiv ein

Also glauben mir Bell, Shana und SingSangSung, dass ICH passiv einatme und aktiv ausatme. *Puh*.
Vali, Tinitus und Moniaqua glauben es mir nicht. Ok.

@ Bell, Shana und SingSangSung:

Stimmt ihr mir zu, dass es sich (zumindest bei einigen Menschen) bei der Atemstütze um ein dosiertes Herausdrücken der Luft handelt und nicht um ein dosiertes Zurückhalten der Luft?
 
Beim Singen sind zwei Parameter entscheidend: Die Luftmenge und der Luftdruck. Da besteht ein fundamentaler Unterschied, den ich an einem Beispiel erläutern möchte:
a) Gartenschlauch mit Düse. Hier spritzt das Wasser viele Meter weit.
b) Gartenschlauch am gleichen Wasserhahn ohne Düse. Hier läuft mehr Wasser raus, spritzt aber nicht so weit. Wenn man weiter spritzen will, muss man künstlich mit einem Finger das Loch verengen. Dadurch baut sich mehr Druck auf. Es kommt zwar weniger Wasser, aber mit höherem Druck.

Je nach dem, wie fest der Stimmlippenschluss ist, brauche ich von der Atmung von unten mehr oder weniger Druck, um die Stimmlippen zu öffnen. Im Idealfall ist das immer in Balance.
Hm .... mit diesem Beispiel komme ich gerade so gar nicht zurecht, denn was du über die Strömungsvorgänge im Gartenschlauch erzählst, stimmt leider nicht.

Der Schlauch ist ja an das Wassernetz angeschlossen, dieses stellt eigentlich immer den gleichen Versorgungsdruck zur Verfügung. Die Düse am Schlauchende stellt eine Querschnittsverengung der Fließkanalgeometrie dar. Da eine gewisse Wassermenge an der Düse ankommt und da nun irgendwie "durch muss", nimmt die Fließgeschwindigkeit des Wassers zu und es kommt zu einem Druckverlust. Dass das Wasser weiter spritzt liegt an der höheren Fließgeschwindigkeit. ;)
 
Bitte glaub mir doch einfach ...*seufz* wenn ICH die Muskeln entspanne, strömt die Luft bei MIR rein, nicht raus. Ok, lass uns wetten: Wir treffen uns, ich atme aus, du verpasst mir dann ein lähmendes Nervengift, damit meine Muskeln objektiv loslassen und die Luft wird REINströmen. Ich wette mit dir um 1.000.000 €. Aber nur, wenn ein Arzt dabei ist und mir danach wieder ein Gegengift verabreicht. Wer stellt sich als Zeuge zur Verfügung?

Aktive Ausatmung ist das, was man klassischerweise im Gesangsunterricht lernt (zumindest falls der entsprechende Lehrer Atemübungen überhaupt macht). Normalerweise atmen die meisten Menschen allerdings aktiv ein und passiv aus (wobei mir mal von einer Phoniaterin erklärt wurde, dass medizinisch gesehen eine gleichmäßige Atembewegung um die neutrale Lage erstrebenswert wäre). Genau das macht übrigens das Zwerchfell: es senkt sich ab, weitet die Lungen und sorgt somit für ein Einströmen von Luft. Wie jeder Muskel kann das Zwerchfell sich nur kontrahieren. Man kann also mit dem Zwerchfell nicht aktiv ausatmen. Trotzdem spielt es eine Rolle bei der kontrollierten aktiven Ausatmung, da über eine Spannung im Zwerchfell als Gegenspieler der Luftstrom kontrolliert bzw. dosiert wird. Genau das ist mit "Zurückhalten" gemeint.
Ich stelle mir das immer als Kräftegleichgewicht vor zwischen der Kraft, die das Zwerchfell aufbringt, und der der exspiratorischen Atemmuskulatur.

Und genau deshalb ist deine Frage an sich nicht sinnvoll. Denn ob Herausdrücken oder Zurückhalten ist hier relativ zu sehen, je nachdem nach welchen Muskeln du fragst.

Siehe auch:

http://de.wikipedia.org/wiki/Atemmuskulatur
http://de.wikipedia.org/wiki/Zwerchfell
 
Zuletzt bearbeitet:
"Stimmt ihr mir zu, dass es sich (zumindest bei einigen Menschen) bei der Atemstütze um ein dosiertes Herausdrücken der Luft handelt und nicht um ein dosiertes Zurückhalten der Luft? "

Nein, das "aktive" bezieht sich auf die Einatmungstendenz, nicht auf ein Druecken. (Bzw. die Luft wird physikalisch natuerlich rausgedrueckt, aber nicht aktiv/bewusst. Die Stuetze arbeitet dem entgegen.)
Theoretisch laeuft es zwar aufs gleiche hinaus und wenn es funktioniert und angenehm ist, dann wuerde ich mir weiters keine Gedanken machen. Trotzdem habe ich das Gefuehl, dass da was noch nicht so ganz rund laueft bei Dir.Eine weitere Moeglichkeit ergaenzend zu den oben erwaehnten waere, dass Deine Einatmungstendenz zu stark ist, die Muskeln arbeiten nicht im Gleichgewicht/koennen nicht richtig entspannen und Du musst zusaetzliche Energie aufwenden um das zu ueberwinden. Angenehm klingt das aber nicht und es waere auch pathologisch.

Die Positionen der beiden " Gruppen", die Du hier auszumachen scheinst sind uebrigens nicht gegensaetzlich.
Es ging nur um den scheinbaren Widerspruch, den Du in Valis Zitaten zu erkennen glaubtest.
Auf der einen Seite haben wir das saengerische, die Einatmungstendenz etc. und auf der anderen Seite die tatsaechlichen und normalen koerperlichen Vorgaenge, die Vali ergaenzend erwaehnt hat und eigentlich fuer uns nicht so wichtig sind, weil sie groesstenteils unbewusst ablaufen. Alles schoen durcheinander gequirlt hast dann Du.
Um Moniaquas Beispiel aufzugreifen: Wenn Du einen Unfall hast und vom Ersthelfer oder Sanitaeter beatmet wirst, dann geht der zum Glueck nicht davon aus, dass Dir die Luft von selbst in die Lungen stroemt und er sie nur regelmaessig wieder absaugen oder rausdruecken muss. Atmungstypen gehoeren naemlich zu dem von Dir so verpoenten Esoterikkram, auch wenn es fast zu begruessen ist, dass Du hier auf Dein Gefuehl hoerst.
 
...aber da die Umgangsformen in diesem Thread bisher noch vernünftig sind, kann man sich ja mal ein wenig beteiligen. Aber es gilt nach wie vor dasselbe: solange Du zwar Fragen stellst, aber nur die Antworten gelten läßt, die das sagen, was Du hören willst, wirst Du kein Stück weiter kommen. Da nützen Dir auch noch so viele angelesene, aber nicht wirklich begriffene, Lexikapassagen nichts :rolleyes:

zunächst einmal zu Tinitus
ohne dass du bewusst eingreifen/irgendwelche Muskeln anspannen musst, das erledigt der Koerper fuer Dich, was aber nicht heisst, dass hier keine Energie verbraucht wird
Das Schlüsselwort hier lautet bewußt. Man kann nicht alles steuern, was der Körper macht - sonst wären wir alle schon längst elendig verreckt.

Und apropos verrecken, wenn es denn tatsächlich so wäre, daß in entspanntem Zustand Deine Atmung zum Stillstand käme, wärst Du bereits im Schlaf oder einer Ohnmacht erstickt. Denn entspannt ist nicht dasselbe wie gelähmt.

Davon abgesehen gibt es hier wohl ein kleines Verständigungsproblem bezüglich der Worte "aktiv" und "passiv", denn auch wenn es Dir nicht so erscheint, sind sich hier alle im Groben einig - außer Dir eben.
Man kann sowohl aktiv als auch passiv ein- und ausatmen. Nur ist nicht alles in jeder Situation sinnvoll. Die für uns interessante passive Einatmung setzt eine Aktivität voraus, nämlich das Loslassen. Als Sänger will man steuern, wann genau, wie schnell und wieviel man einatmet - also ist das Lufteinströmen zwar passiv, aber der Rahmen wird aktiv beeinflußt. Beim Ausatmen wird's etwas komplexer, weil es in erster Linie davon abhängt, wie man gerade singt. Aber ich muß ja auch nicht jede Kleinigkeit erläutern, denn das alles wurde ja bereits wirklich gut erklärt.

Womit wir wieder beim Ausgangspunkt wären: Du willst nur das hören, was Du so hinbiegen kannst, als wäre es das, was Du von Anfang an behauptet hast. Dummerweise ist der einzige Bereich, in welchem das zumindest halbwegs funktioniert, die Politik....
 
@ Bell, Shana und SingSangSung:

Stimmt ihr mir zu, dass es sich (zumindest bei einigen Menschen) bei der Atemstütze um ein dosiertes Herausdrücken der Luft handelt und nicht um ein dosiertes Zurückhalten der Luft?

Ich weiß nicht. Mit dem Begriff "Herausdrücken" hab ich meine Probleme, ich glaube nicht, dass man Luft herausdrücken kann. Und zurückhalten natürlich auch nicht. Eingeatmete Luft will und muss wieder raus. Ich würde es eher als dosiertes Herauslassen bezeichnen.
 

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