Stütze revisted: Wann geht der Bauch rein, wann raus? :)

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Viele denken häufig, dass sie mit der Atmung von unten nach oben stützen müssen, aber mein Körpergefühl funktioniert genau andersrum, ich empfinde es als ein Abstützen von oben nach unten.

Dieser Satz von Foxx spricht etwas an, worüber ich seit dem Feedback zu meinen Metal-Versionen nochmal nachgedacht habe.

Vorab (ehe ich wieder darauf hingewiesen werde, dass das eigentlich DAS Thema für Face-to-Face-GU ist ;) ): Die beiden Gesangslehrer, die ich bisher hatte, haben mich unabhängig voneinander nur in geringem Ausmaß auf meine Atmung angesprochen. Der eine kam aus dem Contemporary-Bereich, der andere von Hause aus eher aus der Klassik. Da ich nicht direkt von dem unwahrscheinlichen Szenario ausgehe, dass ich gleich an zwei "unverantwortliche" GLs hintereinander geraten wäre (in dem Sinne dass beide elementare Mängel an meiner Atmung einfach übersehen / bewusst nicht angesprochen hätten), bin ich bisher davon ausgegangen, dass ich das zumindest teilweise intuitiv richtig gemacht habe.

Das passte soweit dazu, dass ich mir die Bauchatmung schon vor meiner ersten Gesangsstunde angewöhnt hatte und auch den ganzen Tag über so atme, also nicht nur beim Singen (machen wahrscheinlich viele hier so ;D ) . Das Konzept ist ja auch soweit noch recht einfach zu verstehen.
Und ich habe gemerkt, dass es mit der Atmung oft dann am besten funktionierte, wenn ich nicht drüber nachgedacht habe - das ist mir letztens bewusst geworden, als ich konkret auf das Gefühl des "die Luft rein-fallen lassens" geachtet habe und ich gemerkt habe, dass sich das vertraut anfühlt, obwohl ich es bisher eben nie bewusst gemacht habe. Durch das Nicht-drüber-Nachdenken fällt das Abspannen und "Luft-reinfallen-lassen" also manchmal leichter, nichtsdestotrotz ist es zum Zweck der Kontrollierbarkeit besser zu wissen, dass ich das mache. Sonst ist man ja wieder auf dem geringen Anspruch angekommen, dass man singt und nur hofft, dass was gutes dabei rauskommt, anstatt sich drauf verlassen zu können.

Der Effekt davon ist (im Positiven wie im Negativen), dass ich immer wieder hinterfrage,

Kurzum: Emotion schön und gut, aber etwas mehr Bewusstheit schadet nicht ;) .

Zum Einatmen: Ich achte jetzt wieder mehr auf das Gefühl des "Luft reinfallen-Lassens", das mir mein erster GL kurz gezeigt hat, das ich damals aber noch nicht so gut bewusst umsetzen konnte (und dann hat er mir eben auch nicht weiter reingeredet.) Das ist ja auch das, was in der FAQ zur Bauchatmung ratet und ich habe gemerkt, dass mir die mehr liegt als die Rippen-Atmung, die ja z.B. von Melissa Cross empfohlen wird ("rotunda"). Letzteres fühlt sich für mich nämlich einfach zu sehr nach Brustatmung an, vielleicht kriege ich das irgendwann noch in den Griff, aber erstmal bleibe ich bei dem "Fallen-Lassen".

Soweit so gut, die Luft ist drin. Meine eigentliche Frage bezieht sich jetzt aber auf das Ausatmen:

Ich habe den Titel bewusst so gewählt, damit das hier nicht wieder in ein Definitionen-Battle ausartet ^^, sondern eher in eine Anleitung zum Troubleshooting. Also nicht "Stütze ist (Definition A, B, C)" oder - oft noch weniger hilfreich - "Stütze ist NICHT A, B, C" (aber ohne ein "sondern" dahinter). Stattdessen: "Wenn ich Problem A habe, mache ich das; wenn ich Problem B habe, mache ich das."

Ich habe mich dafür von dem ganzen Gesangs-Fachgesimpel kurz gelöst und bin über logisches Denken herangegangen: Mit der Atmung kann ich im Prinzip zwei Sachen machen
1. die Luft zurückhalten (Bauch geht nach außen)
2. die Luft mit dem Zwerchfell rausdrücken (Bauch geht eher nach oben / innen, weil das Zwerchfell ja wieder nach oben drückt und die Eingeweide an ihren angestammten Platz zurückkehren)

Einige Übungen z.B. aus dem TVS-Programm konzentrieren sich eher auf das Zurückhalten der Luft (das banalste davon ist tief einatmen und damit 60 Sekunden die Luft anhalten ^^), andere eher auf das kraftvolle Ausatmen (zum Beispiel die Übung mit dem ABC, jeden Buchstaben mit einem kleinen Zwerchfell-Kick versehen). Oder eben wie bei Melissa Cross ein stimmloses s nehmen und das in der Lautstärke anschwellen lassen. Ich kann das beides ausführen, die Gefahr liegt eher in der Verwechselung: Was von beidem muss ich zu welchem Zeitpunkt (eher) machen? Wann sollte der Bauch rausgehen, wann rein (beides aufs Ausatmen bezogen)?

Ich habe mich lange Zeit sehr stark auf das Zurückhalten der Luft konzentriert, einfach weil ich damit lange Phrasen am Stück singen und Töne lange halten konnte, ohne das Gefühl zu haben dass mir die Luft ausgeht. Und weil ich immer öfter gehört habe, dass es "eigentlich" um das Zurückhalten der Luft ginge, da diese ja natürlich entweichen will.
Wenn ich also eine lange Phrase oder einen langen Ton hatte, der aber nicht unbedingt sonderlich laut sein musste, habe ich eher darauf geachtet, dass der Bauch auch beim Ausatmen tendenziell eher draußen und etwas Luft in den Lungen bleibt (Melissa Cross "work at the top of the tank").
Das Problem dabei ist natürlich, dass das "Reinfallen-Lassen" der Luft dadurch erschwert wird, weil ich einen noch halb-vollen Lufttank auf "ganz voll" wieder auffüllen muss und die Luft da nicht so bereitwillig reinfällt als wenn ich die Lungen vorher vollständig geleert habe ;) . In letzterem Fall ist ja einfach der Unterdrück größer und die Luft wird eher von alleine reingesaugt; in ersterem hingegen hat auch das Einatmen etwas Aktives, was ja vermieden werden soll. Im Nachbarthread "Beltstimme / Probleme ab c'' " wird parallel ja gerade auch darüber diskutiert, eher vollständig auszuatmen.

Die Funktion des Lautstärke-Reglers (im Sinne der Lautstärke-Erhöhung) kann ja auch nur durch das (langsame, nicht schlagartige ;) ) Rausdrücken der Luft passieren. Und wenn ihr euch an meine Hörbeispiele aus dem "Hasstöne"-Thread erinnert und ich da die Luft eher zu stark zurückhalte, dann müsste ich mich doch jetzt eher auf 2. achten als auf 1., oder?

Wie gesagt, es geht nicht mehr primär um das Lernen der Ausführung, denn ausführen kann ich auf Befehl beides, sondern mehr um die simple verbale Anweisung "was mache ich wann". ;)
 
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Generell finde ich die Vorstellung vom "Zurückhalten" nicht so gut, weil mir das etwas zu statisch ist. Der entscheidende Punkt ist, der Bauch muss reingehen, auch beim gestützen singen, er geht nur langsamer rein als beim ungestützen. Wenn du die Bauchmuskeln so stark nach außen spannst, dass der Bauch nicht mehr reingeht, ist das quasi "überstützt", was ich zu deiner Hörprobe vermutet hatte. Wenn du sie dagegen komplett locker lässt geht der Bauch zu schnell rein, das ist dann nicht mehr gestützt.

Ich finde das hier sehr gut erklärt, was wann reingeht. Schlussfolgerung: Beim ungestützen Singen gehen Bauch und Solar Plexus simultan rein. Beim gestützen Singen geht der Bauch rein, aber der Solar Plexus bleibt stabil:

 
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Hab jetzt nur die Frage gelesen: Wann geht der Bauch rein, wann raus.

Ist ganz einfach:

Beim ausatmen (singen) geht der Oberkörper hoch, der Rücken streckt sich = Der untere Bauch bewegt sich tendentiell rein (was aber eine sekundäre Bewegung ist!!! Ganz wichtig, nicht Bauch aktiv einziehen!!!)
Beim einatmen/abspannen springt der untere Bauch raus (auch hier: NICHT extra rausdrücken, nur runterfallen lassen)
 
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Cool, vielen Dank dafür! ;) Das Video gucke ich mir nachher mal an, aber die Erklärung, wie es zum "Überstützen" kommt, ist natürlich plausibel.

Ich hatte offenbar bisher zuviel Sorge darum, dass mir die Luft ausgehen könnte :) .

Wobei ich da jetzt mal TVS einen Rüffel geben muss, denn das "Fallenlassen" der Luft wird da imho nicht genug betont. Diese Übungen wie 60 Sekunden die Luft anhalten, wo man ja einen ziemlich tiefen Atemzug nehmen muss, sollen zwar nur zur Muskelstärkung dienen, aber sie können zu der irrigen Annahme führen, dass man solche Luftmengen auch zum Singen bräuchte. All das kann dazu beitragen, dass man das Einatmen als etwas Aktives und Muskelintensives betrachtet anstelle des Abspannens.

Manchmal geht mir dieser (vielleicht typisch amerikanische? ^^) "Sportlergeist" bei TVS ein wenig zu weit. :)
 
Ja, ich finde das mit der "vocal athletes" Bezeichnung auch etwas naja ... übertrieben. Singen ist zwar schon mit einer gewissen Anstrengung verbunden, aber dann doch weit davon entfernt "athletisch" zu sein. Sonst wäre Pavarotti auch bis ins hohe Alter viel besser in Form gewesen :tongue:
 
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Wenn man schon Musik machen als Sport ansieht, dann würde ich das am ehesten aufs Schlagzeug übertragen, auch wenn man da sitzt, aber doublebasslastige Songs haben schon was von Dauerlauf, wobei man auch da die Anstrengung je nach Technik sehr variieren kann. Da gibt es wirklich Parallelen zum Singen ^^ (Heel Up weit vorne auf dem Pedal gespielt = "Belt", Heel-Toe-Technik = "Falsett", Heel Up hinten auf dem Pedal = "Kopfstimme"). Heel-Toe geht leichter, klingt aber weniger druckvoll als Heel-Up. Und beim Heel-Up wie bei der Kopfstimme hilft "nach hinten wandern".

Das sind natürlich Analogien, die man nur verstehen kann, wenn man mehrere Instrumente spielt :D.

Auf jeden Fall gab es doch auch mal Studien, wo Hard Rock-Schlagzeuger einen höheren Kalorienverbrauch hatten als so mancher Fußballer :) .
 
Uh uh uh ... :D

Wundert mich, dass noch keiner widersprochen hat, aber: Das Zwerchfell drückt zu keinem Zeitpunkt Luft aus dem Körper! Das Zwerchfell ist ein Einatemmuskel und kann sich, wie jeder andere Muskel auch, nur in eine Richtung kontrahieren.

Die Rolle des Zwerchfells bei der Stütze ist ja gerade die, die Einatemspannung aufrecht zu erhalten. Das Zwerchfell ist sozusagen der "Luftzurückhalter", der dafür sorgt, dass die Ausatemmuskulatur nicht volle Kanne gegen die Stimmlippen ballert.

Ansonsten gilt: Natürlich geht beim Singen und somit Ausatmen die Bauchdecke irgendwann langsam nach innen. Das geht gar nicht anders. Der Trick ist, dass dies kontrolliert stattfindet. Und das tut es eben, wenn das Zwerchfell nicht einfach Pause macht, weil seine eigentliche Aufgabe, das Einatmen, ja erledigt ist, sondern gespannt bleibt. Genau aus diesem Grund bleibt der Solarplexus auch eher "draußen", denn genau auf dessen Höhe ist das Zwerchfell aufgehängt.

Ansonsten gilt: In dem Moment, in dem die Stütze aktiviert wird, wird man normalerweise die Spannung der daran beteiligten Muskulatur (Zwerchfell, teilweise Zwischenrippenmuskulatur) dadurch bemerken, dass der ganze Torso sich weitet. Dann, während des Singens, bewegt sich die Bauchdecke langsam nach innen. Am Ende wird durch das Abspannen die Muskulatur gelöst, es kommt zum reflektorischen Einatmen und die Bauchdecke bewegt sich wieder nach außen.
 
Ja, schon klar, dass ein Muskel nicht in dem Sinne drücken kann. ;) Es geht jetzt mehr um die Vorstellung.
Es heißt ja einfach nur, dass der Bauch durchaus reingehen darf, nur halt nicht zu schnell. Bisher habe ich gedacht, er müsste so gut es geht draußen bleiben, weil man sonst schon zu wenig zurückhielte. Wenn ich das mache, halte ich aber ja offensichtlich zuviel zurück.
 
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Ja, schon klar, dass ein Muskel nicht in dem Sinne drücken kann. ;) Es geht jetzt mehr um die Vorstellung.
Es heißt ja einfach nur, dass der Bauch durchaus reingehen darf, nur halt nicht zu schnell. Bisher habe ich gedacht, er müsste so gut es geht draußen bleiben, weil man sonst schon zu wenig zurückhielte. Wenn ich das mache, halte ich aber ja offensichtlich zuviel zurück.


Alles was der untere Bauch beim singen macht ist sekundär!!
Wenn du deinen Bauch rausdrückst hat das mit Atemstütze nichts zu tun, es ist nur anstrengend und erzeugt Druck.
Ebenso, wenn du deinen Bauch aktiv einziehen würdest.

Mach mal kräftig zzzzzzzzzzzzz und heb dabei deutlich Brust und Rücken an. Achte darauf, daß du NICHT den unteren Bauch rein oder rausdrückst!! Der Bauch bewegt sich MIT. Was soll er denn sonst tun? ;-)

Wenn du mit zzzzzzzz fertig bist und der Einatemreflex kommt - Lass die Spannung los. Dann springt dein Bäuchlein von alleine nach unten außen.
 
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Das ist mir mittlerweile auch klar ;) . Ich habe auch bisher weniger bewusst "den Bauch rausgedrückt" (sähe ja auch albern aus ^^), sondern eher so wenig Luft wie möglich benutzt, um eben möglichst lange noch "Reserve" übrig zu haben - mit dem Effekt, dass der Bauch dann eher draußen blieb. Ist aber schwierig zu sagen, was davon jetzt genau Ursache und Wirkung war.

Das mit dem Reinfallen lassen klappt ja wie gesagt soweit ganz gut, das Missverständnis lag wie gesagt in der Frage, was ich beim Ausatmen mache. Am besten geht das mit dem Reinfallen halt, wenn die Lunge ganz leer ist, aber das heißt doch nicht grundsätzlich, dass man immer vollständig ausatmen muss, oder? Die Diskussion hatten wir ja im Nebenthread.

Jetzt verstehe ich auch die zweite Atemübung von TVS noch weniger. Die erste ist ja wie gesagt einatmen und 60 Sekunden die Luft anhalten, die zweite ausatmen und bis zu 30 Sekunden (auf keinen Fall mehr) die Luft anhalten. Bekomme ich beides hin, aber womöglich steht mir das jetzt im Weg. Die erste Übung führt doch dazu, dass man die Luft übertrieben stark zurückhält, die zweite verzögert das Abspannen unnatürlich lange und erschwert dadurch das automatische "Lockerlassen". Was soll das Ganze? :)
 
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Na, vom Gewichtheben lernst auch nicht Ballett tanzen, aber die Muskeln kannst doch ganz gut brauchen...
 
Solange man klar dranschreibt, welche Übung reines Gewichtheben und welche "Tanzen" ist, aber das ist nicht der Fall, die stehen einfach alle unter "breathing exercises" :) .
 
Dein GL vor Ort würde es Dir spätestens auf Nachfrage erklären :nix:
 
Habe schon einen TVS-Menschen in Köln entdeckt, mein Bruder und ich überlegen da ab Herbst zusammen hinzugehen. Jetzt im Sommer wird hier leider das Schienennetz erneuert, was die Anfahrt um einiges erschweren würde.

Da ich aber den Sommer über weder mit dem Singen pausieren noch mir etwas Falsches beibringen möchte werde ich noch die ein oder andere dumme Frage stellen :p.

Bei mir haben die ersten beiden TVS-Atemübungen jedenfalls dazu geführt, dass ich beim Ausatmen die Luft eher zu stark zurückhalte (wie ihr ja gehört habt) und beim Einatmen das "Fallenlassen" nicht ganz so passiv und automatisch klappt wie es das sollte.

Ich habe nochmal mit der Zen of Screaming-DVD verglichen, ob ich da vielleicht was falsch verstanden hatte. War auf jeden Fall interessant, das jetzt nochmal mit mehr Vorwissen und damit quasi "neuen Ohren" zu hören :) . Melissa Cross arbeitet ja eigentlich mit Rippenatmung, aber dieser "By-the-Way"-Einatemtrick (so als würde dir mitten im Gespräch plötzlich etwas einfallen, dass du dem andrren sofort mitteilen möchtest und du holst dementsprechend einen kurzen schnellen Atemzug, aber nicht zu tief) fühlt sich dem Fallenlassen bei der Bauchatmung sehr ähnlich an. Kann man den da auch verwenden, so als Übergangslösung?
 
Luft anhalten hört sich für mich als Übung blödsinnig an. Keine Ahnung was das soll.
Nur weil es bei TVS steht, muss es ja auch noch lange nicht klug sein. ;)

Das "schreckhafte Einatmen" ist nah am reflektorischen Einatmen und gut geeignet, um eine geeignete Menge Luft schnell (z. B. in einem schnell phrasierten Song) einzuatmen.
 
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Nur weil es bei TVS steht, muss es ja auch noch lange nicht klug sein.

Das habe ich auch nie behauptet ;) . Deshalb bin ich ja auch etwas skeptisch bezüglich des Kölner TVS-Lehrers. Meine ersten beiden GLs waren rein private, das wäre jetzt halt mal jemand mit einer bestimmten Methodik dahinter - eine Methodik, an der mir zwar einiges vom Grundgedanken zusagt, aber einiges in der Umsetzung auch wieder nicht. Ich weiß nicht, wie sklavisch sich diese TVS Certified Instructors an das Programm halten müssen, um dieses "Siegel" zu behalten und wie viel eigenes sie mit einbringen können/dürfen/wollen. Ich singe ja auch gerne mal tief zwischendurch und das ist bei TVS ja eher kein Thema :) . Ich werde den Kerl auf jeden Fall danach fragen - wie er sich als Antwort präsentiert und was er dann tatsächlich im Unterricht macht sind ja womöglich auch noch zwei paar Schuhe :) .

Das von broeschies verlinkte Video fand ich sehr anschaulich, kommt ja offenbar aus dem CVT-Haus, aber daran scheiden sich die Geister ja mindestens genauso wie an TVS.

Das "schreckhafte Einatmen" ist nah am reflektorischen Einatmen und gut geeignet, um eine geeignete Menge Luft schnell (z. B. in einem schnell phrasierten Song) einzuatmen.

Vielen Dank für die Erklärung, es fühlt sich jetzt auch plausibel an: Wenn ich "schreckhaft Einatme", ist es quasi unmöglich, noch diese ungewollte Restspannung aufrecht zu erhalten, die ich mir durch diese dubiosen Luft-anhalte-Übungen angewöhnt habe. XD

Ich werde jetzt einfach abwechselnd über reines Fallen-Lassen und über schreckhaftes Einatmen herangehen und gucken, womit's besser klappt. Wie gesagt, ich habe ja auch früher schon mit der Zen of Screaming-DVd und den Warm Ups geübt, deshalb kann es sein, dass ich's zwischendurch immer mal wieder richtig gemacht habe und deshalb keiner meiner GLs was dagegen gesagt hat. Leider arbeitet Zen of Screaming so viel auf Basis von reinen Vorstellungen ohne tiefere physiologische Erklärung dahinter, dass man die augenscheinlich einfach ausführbaren Warm Ups sicherlich auch leicht mit dem falschen Fokus ausführen kann. Wo TVS zu technisch wird, ist Zen of Screaming zu verspielt und analogie-belastet.

Bezüglich des Ausatmens wäre das Positive an dem Missverständnis wohl, dass ich die beiden Extreme schon mal gemacht habe - Luft zu stark zurückhalten bisher, und Luft zu schnell rauslassen kann jeder ^^. Muss also "nur noch" den Mittelweg finden. Das Hauptproblem dabei ist mal wieder, die "Stütz-Stärke" von den ganzen netten Übungen - Lip Trills / Resonant Tracking (Summen mit Lippen-Vibrieren), gezischten sssss und ssscchhh - auf den Gesang zu übertragen. Es wird gerne postuliert, dass die Lip Trills die richtige Stärke des Luftstroms vorgeben, aber beim tatsächlichen Singen brauche ich ja in der Höhe weniger und in der Tiefe mehr, während die Trills ja immer einen gewissen Mindeststrom brauchen, damit sie flattern.

Ich habe die Stärke des Zurückhaltens beim Ausatmen bisher einfach von der Phrasen- / Notenlänge abhängig gemacht. Also bei länger gehaltenem Ton stärker zurückhalten. Gibt's vielleicht noch bestimmte Übungen, die das Gefühl abhängig von der gesungenen (nicht ge-lip-trillten ;) ) Tonhöhe vermitteln? Wie gesagt unter der Vorstellung, dass "stärker zurückhalten" bei mir eigentlich immer möglich ist und es mehr um die Frage geht, wie sehr ich von da ausgehend locker lassen soll.
 
Was CVT und Stütze angeht, muss ich sogar sagen, dass die das sehr gut erklären und da auch super Übungen haben. Das ist das einzige Kapitel, das ich im CVT Buch probelesen konnte. Nur mit den Zahlenskalen für verschiedene Stützstärken stimme ich nicht zu, weil das mMn viel zu mechanisch gedacht ist. Da bekommt jedes erdenkliche Geräusch, äh sorry Mode und Co. einen Zahlenwert wie sehr man stützen soll, wieviel Atempower benötigt wird. Aber das wär vielleicht was für dich als Hilfsmittel, Strato.

Ansonsten beschreiben sie die Bewegungen treffend, aber Frau Sadolin beschreibt auch selbst, dass man sich vom äußeren Angucken nicht 100% darauf verlassen kann! Sie schreibt auch was - ich erinnere mich leider nicht mehr an den exakten Namen - über eine Art Pseudostütze, die von außen exakt wie Stützen aussieht (Solarplexus bleibt gleich weit, Bauch geht langsam rein), aber im Gegensatz dazu verkrampft ist mit einem zu hohen Tonus der Bauchwandmuskeln. Also vorsicht.


Was meiner Meinung nach auch wichtig zu wissen ist, ist dass man mit dem Bauch gar nichts aktiv macht. Wie Shana geschrieben hat, bewegt sich der MIT, also passiv. Dass da was am Bauch passiert liegt daran, dass man beim Einatmen den unteren Brustkorb also die Rippen weitet und dadurch, dass das Zwerchfell kontrahiert, werden die Oberbauchorgane nach unten und außen verdrängt, der Bauch geht raus. Beim Stützen lässt man das System dann nicht einfach in sich zusammenfallen, sondern lässt den unteren Brustkorb solange geweitet und das Zwerchfell so gespannt dass der Atemfluss ausreicht. Da man aber trotzdem ausatmet, entspannt sich das Zwerchfell (nur langsamer als sonst normal), der Bauch geht passiv wieder rein, weil die Bauchorgane sozusagen wieder rein flutschen.

Aus dem Grund fand ich das für mich sehr hilfreich zum Fühlen die Hand nicht in die Mitte auf den Solarplexus zu legen, sondern seitlich auf die unteren Rippen. Beim Einatmen weiten sich die Zwischenrippenräume und die Rippen stellen sich auf und bleiben beim Stützen also sängerischen Ausatmen länger weit, die Rippen senken sich erst gegen Ende des Atemzugs. Das ganze sollte aber auch nicht verkrampft sein.

Wenn ich das Stützen vermassel und normal ausatme, fühle ich wie sich die Rippen beim Einsetzen der Ausatmung sofort senken. Der Brustkorb kollabiert und die Luft geht unkontrolliert flöten.

Wofür man die Bauchmuskeln beim Stützen nur braucht ist um das Becken zu stabilisieren, dass man kein Hohlkreuz macht. Ansonsten sind die geraden, tiefen Rückenmuskeln wichtig, um den Torso zu stabilisieren. Das ist wichtig, weil die Wirbelsäule der Anker der Rippen ist und daher stabil sein muss. Deshalb schimpft meine GL andauernd, dass ich Rückentraining machen soll, mal davon abgesehen, dass das gegen Rückenprobleme wie Bandscheibenvorfälle oder Wirbelarthrose vorbeugt. Aber weil kräftige Rückenmuskeln in Kombi mit schwachen Bauchmuskeln zu Hohlkreuz führt und das wieder Instabilität bringt, gehört etwas Bauchmuskeltraining zum Rückentraining immer dazu. Aber NICHT um mit den Bauchmuskeln den Oberbauch vorzuschieben oder sonstige Bauchakrobatik damit zu machen.
 
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@Vali: Cool, hast du mal einen Link, wo du in besagtes Kapitel reinlesen konntest? Wenn die CVT-Leute just das kostenlos einsehbar machen, wäre das ja erstmal sinnvoller als gleich wieder auf Verdacht für die nächste umstrittene Methode Geld auszugeben. Wenn ich denn wenigstens sicher sein könnte, dass das mit dem TVS-GL anders aussähe. Meinen beiden bisherigen GLs sind die Fehler ja auch nicht aufgefallen, womöglich habe ich da etwas in der Art der von dir erwähnten Pseudostütze gemacht - und dann Pseudo-Vibrato gleich mit dazu. :)

Zudem wird bei den TVS-Übungen leider nur wenig bis gar nichts zur Dosierung des Luftstroms bei den ganzen Oktavsirenen & Co. gesagt. Es gibt nur diese separaten Diaphragm Workouts und dann geht er wohl davon aus, dass das damit schon klappen wird. :\

Dass die Rippen draußen bleiben sollen deckt sich dann wieder eher mit Melissa Cross, auch der Trick mit der Hand seitlich auf den Rippen - ich bin mir jetzt dementsprechend gar nicht mehr so sicher, ob das wirklich in dem Sinne Rippenatmung ist, was die lehrt. Auf jeden Fall nennt sie die Funktion des Zwerchfells beim Ausatmen "dump" - und während mir damals nicht klar war, welche der zahlreichen Bedeutungen von "dump" gemeint war, habe ich beim heutigen erneuten Reinschauen in die DVD verstanden, dass sie von "take a dump" spricht. Und das finde ich dann auch wieder bedenklich, denn nach "auf dem Klo sitzen" soll es sich ja auch nicht anfühlen XD .
 
Luft anhalten hört sich für mich als Übung blödsinnig an. Keine Ahnung was das soll.
Ich vermute, das soll so eine Art Krafttraining für die Atemmuskulatur sein. Dass Strato
Es gibt nur diese separaten Diaphragm Workouts
schreibt, bestätigt für mich meine Vermutung. Das hilft aber natürlich nichts, wenn nicht dabei steht, warum man das machen soll und es am Ende direkt beim Singen anwendet. Allerdings weiß ich auch nicht, wie es im Lehrgang oder was Strato da hat steht, weil ich mit meinem GL vor Ort recht glücklich bin und keinen Bedarf an so Lehrgängen habe. Jedenfalls zwickt meine Rumpf-/Atemmuskulatur nach gut gelungenen Vokalisen ganz mächtig und grad die Rückenmuskulatur ist vergleichsweise gut entwickelt. Der Rest des Rumpfes leider weniger :redface:
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Auf jeden Fall nennt sie die Funktion des Zwerchfells beim Ausatmen "dump" - und während mir damals nicht klar war, welche der zahlreichen Bedeutungen von "dump" gemeint war, habe ich beim heutigen erneuten
Es steht/kommt nicht zufällig ein "down" hinter dem "dump"? Das würde dann "fallen lassen" bedeuten und Sinn haben. Meine GL damals sprach von "let the belly flop out" oder "it flops out all alone", das finde ich fast weniger missverständlich.
habe ich beim heutigen erneuten Reinschauen in die DVD verstanden, dass sie von "take a dump" spricht.
Hör nochmal rein, vielleicht sagt sie ja doch etwas anderes. Oder der Kontext ergibt einen anderen Sinn. Ich sehe das richtig, Du hast die Lehrgänge in Englisch? Könnte vielleicht eher ein Übersetzungsproblem sein.
 
Die Cross-DVD gibt's mWn nur in Englisch, macht aber nichts, darin bin ich recht fit (bin an der Uni im C2-Kurs). Die anderen "Schüler" von Frau Cross sprechen zudem in dem Zusammenhang von "the brown note" und grinsen sich einen, was ziemlich deutlich für die ungünstige Klometapher spricht. ;) Und "take a dump", was sie definitiv sagt, heißt halt so viel sie "einen abseilen" :/ .

Für Frauen nennt sie es ja "baby" - ob der Geburtsvergleich jetzt geschickter ist kann ich nicht beurteilen. ;)

Generell finde ich es problematisch, alle Fachbegriffe durch lustige Bildwörtchen zu ersetzen und eben nur von dump, strapless bra, over the pencil etc. zu sprechen - im selben Maß wie TVS gerne nur stimmphysiologisch spricht. Wenn jede Methode ihre eigene Fachsprache für ein und dieselben Prozesse entwickelt, kann man sich ja im Prinzip nur noch mit Anhängern derselben Schule darüber unterhalten und spaltet die Sängergemeinde an Stellen, wo eigentlich gar keine Spaltung notwendig ist. :(

Da meine bisherigen "GLs vor Ort" das Thema halt deutlich weniger angesprochen haben als ich erwartet hätte und ich erst jetzt im Nachhinein diese Stimme im Kopf habe, die mir sagt "Du machst das falsch", muss ich mir halt in der Zwischenzeit anders helfen. Und mein Problem, dass ich weder reine Bildsprache noch reines Stimmphysiologisch anwenden kann, sondern da einen perfekten Mittelweg finden muss, überträgt sich ja auch auf den nächsten GL. Das muss dann schon jemand sein, der auf Bedarf schnell zwischen Vorstellung und Physiologie wechseln kann. Nicht einfach zu finden ;) .
 
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