Akkurater singen, weniger Töne ziehen und extrovertierter phrasieren

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Mich würde mal interessieren welche Übungen sich eignen um meiner Sängerin den O-förmigen Klassik-Gesang abzugewöhnen und sie vom ziehen der Töne hin zu kürzeren und akzentuierteren Betonungen zu bringen.

Als Autodidakt kann ich selbst zwar mit meiner Stimme umgehen, aber es fehlt mir an der Fähigkeit mein intuitives Wissen verständlich zu vermitteln.

Gesangsunterricht kann sie aus finanziellen Gründen nicht nehmen. Kennt jemand einen empfehlenswerten Online-Workshop oder eine gute Lehr-DVD?
 
Eigenschaft
 
Aus dem Stegreif: gib' ihr Songs, bei denen sie keine Zeit hat, irgendetwas Ausladendes zu treiben. Schnelle Lautfolgen, keine Pausen. Im Jazz findet sich sowas - oder mir fällt gerade ein Song ein, der zwei Schülerinnen von mir schon geholfen hat (Klick - Song Nr. 3, "Away Too Long"). Übrigens ist das komplette Album (The Goldbrickers - "Heaven") sehr gut geeignet, um sich SchnickSchnack zugunsten der Authentizität abzugewöhnen. Nicht jedermann's Ding, aber gute Sängerin, völlig untechnisch und sehr glaubwürdig - und das sollte wohl eine der Prioritäten sein, wenn man vom Klassikgesang weg will.

Und noch ein Tipp: man darf nie die Kraft des Unbewußten unterschätzen. D.h. ständig im Hintergrund Musik laufen lassen, die einen in die gewünschte Richtung lenkt. Man wird davon geprägt - ob man will oder nicht...
 
Und noch ein Tipp: man darf nie die Kraft des Unbewußten unterschätzen. D.h. ständig im Hintergrund Musik laufen lassen, die einen in die gewünschte Richtung lenkt. Man wird davon geprägt - ob man will oder nicht...

Da liegt aber auch das Ursprungsproblem - wer klassisch singt, ist eben klassisch geprägt und manchmal läßt sich das kaum noch abstellen.
Trotzdem hast Du natürlich recht, übers Hören der entsprechenden Musik sollte sich auch die Stilistik einprägen.
Oder man macht genau das zum Markenzeichen, wie all die Metal-Bands mit klassisch geprägten Sängerinnen.
 
Der Stil ist an sich schon erwünscht, aber mit mehr Variation, Ausdruck und Volumen. Sie singt derzeit ja eher klassisch inspiriert, anstatt klassisch ausgebildet. Könnt ihr denn eine DVD zum lernen empfehlen? Ich könnte mir vorstellen, dass das für sie besser ist, als wenn ich irgendwas mit ihr herumprobiere. Ich habe nämlich hier und da ein paar verschrobene Ansichten, die für mich funktionieren, aber vielleicht nicht für jeden ;) Und irgendwie will ich sie ja nicht versauen.
 
Hm... DVD... Zen of screaming vielleicht ?? Nur so als Inspiration ?
 
Mich würde mal interessieren welche Übungen sich eignen um meiner Sängerin den O-förmigen Klassik-Gesang abzugewöhnen und sie vom ziehen der Töne hin zu kürzeren und akzentuierteren Betonungen zu bringen.

Der Stil ist an sich schon erwünscht, aber mit mehr Variation, Ausdruck und Volumen. Sie singt derzeit ja eher klassisch inspiriert, anstatt klassisch ausgebildet.

Wenn es Deiner Sängerin so geht wie mir, ist das glaub ich eher ein Kommunikationsproblem. Was meinst Du mit "Ziehen der Töne"? Akzentuiert betonen sollte man klassisch auch können, Ausdruck ist genauso nötig und eine klassische Stimme ist drauf getrimmt, Volumen zu bringen - so ein Opernhaus oder eine Kirche ist groß. Variation, ok, wenn man ned verziert, kommt das eher selten.

Also, wo liegt nun das Problem mit dem Gesang? Singt sie Dir zu "gerade" (das ist in der Tat vielleicht gewöhnungsbedürftig am Anfang, die neue Freiheit)? Singt sie Dir zu legato? Pinsel Pünktchen in die Noten :) Auch Klassiker müssen Staccato können. Ist sie zu introvertiert? Das ist dann vermutlich ein eher persönliches Problem (und m.M.n. am besten mit viel positiver Bestärkung und extrem wenig Anmerkungen, was "schlecht" sei, wegzukriegen).

Hättest mal, mit ihrem Einverständnis, eine Hörprobe? Am besten noch mit Beispiel eingesungen, wie Du Dir diese Stelle vorstellst?
 
Wir haben bis jetzt zwei Demoaufnahmen gemacht:

Eigenkomposition: http://www.youtube.com/watch?v=ttlQhHv1xWI

Cover: http://www.youtube.com/watch?v=aR0iZZ3D5MQ&feature=related

Bei beiden singt sie etwas energischer als sie es live zu tun pflegt. Bei mir ist das eher umgekehrt - was ich hier singe brülle ich live :D

Bei dem Cover kommt das noch etwas deutlicher raus was ich meine - dem Gesang fehlt irgendwie das Fundament aus Bauch und Brust heraus finde ich. Ich kann ihr aber nicht vermitteln was sie besser machen könnte.
 
Bei dem Cover kommt das noch etwas deutlicher raus was ich meine - dem Gesang fehlt irgendwie das Fundament aus Bauch und Brust heraus finde ich. Ich kann ihr aber nicht vermitteln was sie besser machen könnte.
Ihre Stimme ist fast durchgehend überhaucht. Das ist - je nach Herangehensweise - eine Frage von Atemstütze oder Stimmbandschluss (hängt beides zusammen). Das ist nicht unbedingt trivial, da müsste ich mir erstmal Gedanken machen, welche Tipps ihr helfen könnten. Das Problem beginnt mit dem Stimmeinsatz: wenn da schon ein h mitkommt, wird kein klarer Ton mehr entstehen. Vielleicht kann man ihr das mal an reinen Vokalen bewusst machen, die setzt man - wenn keine Stimmstörung wie beispielsweise ein Phonationsdreieck besteht - eigentlich mit gutem Stimmbandschluss an, vor allem das i.
 
Vielleicht hilft es dir, wenn du versuchst, die eine oder andere Phrase nicht direkt auf der 1 anzufangen, sondern erst mit Verzögerung. Dann muss diese Phrase etwas strammer kommen damit sie insgesamt rhytmisch wieder passt. Das Beginnen jeder Liedzeile auf der 1 führt sowieso oft zum "Leiern"
 
Uiii... das is ja ne ganze harte Nuss.

Die Aussprache kommt sehr weich und introvertiert. Das klingt irgendwie so nach MiMi

Ich würde empfehlen die Worte einfach mal härter auszusprechen. Also kein weicher Stimmeinsatz, sondern mit Glottisschlag und die Konsonanten ein bisschen härter aussprechen. Dann kommt das schon.
 
Ich hab' nochmal reingehört. Vor allem fehlt die Kontur - das ist alles ziemlich schwammig und zu weich. Das liegt aber auch daran (nicht zu unterschätzen), daß der Gesang von den Instrumenten völlig plattgemacht wird. Google mal nach "frequency slotting" oder frag' hier bei den Recording-Leutchen nach. Die Instrumente nehmen dem Gesang wichtige Frequenzen weg, die es braucht, um eine erkennbare Struktur zu bekommen.
Es klingt, als habe ein Gitarrist gemischt, Hauptsache fetter Gitarrensound - koste es, was es wolle. Aber so funktioniert es nicht, mischen muß man als Unparteiischer und der Gesang spielt nunmal die Hauptrolle. Er muß also von den restlichen Instrumenten unterstützt werden. Das ist kein Wettstreit, sondern Teamwork ;)

Ich bin sicher, wenn es besser gemixt wäre, käme der Gesang deutlich besser raus. Eine dreckige Rock-Bitch wird aus ihr allerdings nicht werden (zumindest nicht auf dieser Basis). Aber muß ja auch nicht, da Ihr zu zweit singt, könnt Ihr ein größeres Spektrum abdecken, wenn Ihr möglichst unterschiedlich klingt. Trotz alledem sollte sie versuchen, die Worte krasser auszusprechen, mehr Gewicht auf die Konsonanten legen, den Mund die Silben stärker ausformen lassen. Man will die Worte ja auch verstehen können...
 
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Lass uns jetzt bitte nicht von den Aufnahmen reden. Da habe ich keine besondere Zeit und Mühe investiert, da es sich lediglich um Demos handelt. Wie man es richtig macht weiss ich selbst, da ich Tontechnik gelernt habe und gelegentlich freiberuflich als solcher arbeite.

Unterm Strich bleibt bei mir hier hängen: Vokale weniger aushauchen, direkt in die Konsonanten und Vokale gehen, den Mund mehr bewegen beim singen... im Endeffekt die Dinge, die ich bereits selbst festgestellt habe. Das meine ich jetzt nicht böse, aber der weiterführende Schritt wäre jetzt die Überlegung wie man das vermittelt und welche Tools man ihr an die Hand geben könnte. Womit wir wieder bei meiner Einstiegsfrage wären.

Das bereitet mir durchaus Kopfweh ... die Sache mit dem Studiotermin drängt zu einer Lösung.
 
Sowas kann vermitteln man indem man es mit ihr einmal unter Zwang richtig aufnimmt und dann immer zum anhören gibt.
 
Ah, da haben wir's ja wieder: die Zeit ist knapp :D
Von was für einer Frist sprechen wir denn überhaupt? Erwarte nicht, daß sich ihr Gesang in 1 Woche komplett gewandelt hat. Sowas braucht Zeit. Nicht nur, um gesangliche Verhaltensmuster zu verändern (was ohnehin schon aufwändig genug ist), sondern auch um es so zu verinnerlichen, daß es authentisch klingt und nicht nach mechanischem "ich muß jetzt das beachten, und nun dieses, und dann noch jenes, und gleich kommt die Stelle, an der ich......"
Der schnellste und effizienteste Weg wäre, ihr ein paar Gesangsstunden zu spendieren. Natürlich kein lang angelegter Unterricht, sondern nur um das aktuelle Problem zu beseitigen.
Als Do-it-yourself-Lösung fällt mir nur ein, ihr Kram zu geben, der so gesungen ist, wie sie singen soll. Das muß sie sich dann 24/7 anhören und sich somit prägen lassen. Ob das aber schnell genug geht bis zum Termin, weiß niemand... Zusätzlich zu oben genanntem natürlich.

Oh, und sie muß sich beim Üben aufnehmen - immer - um Feedback zu haben und Fortschritte kontrollieren zu können. Ohne Aufnehmen dauert's nochmal so lang.
 
Hallo nochmal kurz bevor ich mich zwecks Internetanschlussmangels ins offline begebe,

mir ist aufgefallen, dass bei euch noch nicht ganz klar ist, welchen Platz oder Zweck der weibliche Gesang bei euch hat. Es klingt so, als ob sie sich nicht sicher ist, ob sie jetzt klassisch oder rockig singen soll und macht dann einen Mischmasch, der dann halt wie zu lascher Rockgesang, also MiMi klingt. Ihr muesst euch jedenfalls klar entscheiden, wie ihr Gesang genutzt werden soll. Ist sie eher fuer die episch, dramatischen Parts gedacht, kann sie richtig klassisch singen, also hoeher mit mehr Kuppelklang. Die rockigen Parts machst dann du. Wenn sie die rockigen Parts mitsingen soll, dann sollte sie richtig rockig singen. Also entweder oder bzw. muss sie switchen. Klarockig geht jedenfalls nicht bzw klingt total lasch.
Wenn sie klassisch singen soll, nimmt sie denn auch klassischen Gesangsunterricht? Wenn nicht, braucht sie den auf jeden Fall. Ansonsten wuerde ihr Gesangsunterricht gut tun, denn sie scheint ziemliche Probleme mit der Hoehe zu haben. In den Aufnahmen liegt sie die meiste Zeit ein Tick zu tief von der Intonation her und klingt sehr angestrengt. Da ist technisch gesehen noch viel Luft nach oben und vor allem wuerdet ihr zwei besser zueinander passen. Denn momentan klingst du total geil, aber sie eher so lala, geht also im Vergleich mit deinem tollen Gesang total unter. Nicht gut fuer eine Frontsaengerin in dem Genre.
 
sorry, doppelt
 
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Da sagst du was! Gut beobachtet... wir haben tatsächlich ein Problem mit der Zuordnung. Ursprünglich war vorgesehen sie als zweiten Leadgesang hinzuznehmen. Da ich als Sänger aber viel zu dominant bin in Sprache und Gebärden, haben wir das ganze in Richtung Backings und Adlibs verlagert. Das funktioniert aber auch nicht, weil es gerade bei Dopplungen darauf ankommt, dass Stimmfarbe und Attitüde sich ergänzen. Der dritte Versuch ist deshalb einzelne Parts innerhalb der Sons für sie zu reservieren und sie das singen zu lassen, wo es bei mir mit den Höhen nicht reicht. Das wäre dann so die Richtung additional Leadvocals.

Ich weiss was manch einem jetzt durch den Kopf gehen mag, aber ich bin ein loyaler Typ und halte es lange mit Leuten aus ;) Ich werde es also nochmal mit Nachahmung probieren. Das hatten wir schon mal. Sie konnte die Klangfarbe von Floor Jansen (ReVamp, After Forever) teilweise recht gut imitieren, aber sie hat es nicht geschafft das dann auf eigene Songs zu transferieren.

Unser Studiotermin ist im September. Wem bis dahin noch ein paar Tipps einfallen, der möge sie posten. Ich werde ihr auch nochmal Gesangsunterricht nahelegen. Vielleicht findet man um Bonn herum ja eine für Studenten bezahlbare Lösung.
 
Ich sehe es eigentlich wie Vali. An dich kommt sie stimmlich nicht heran. Ich denke aber nicht, daß das in ein paar Wochen oder auch Monaten großartig anders sein wird.
Vielleicht ist es der ganz falsche Weg, ihr einen Gesangsstil aufzwingen zu wollen, den sie nicht kann (und der ihr womöglich auch gar nicht liegt). Ich würde daher erst recht auf den Kontrast zwischen beiden Stimmen setzen und den noch viel mehr akzentuieren.
 

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