Röhrenamp mit Endröhre EL 3010 bauen

Fepo
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Hallo, ich habe 2 Röhren EL 3010 bekommen. Als Elektroniker habe ich nachgeschaut, wofür sie benutzt werden kann.
Da der Anodenanschluß oben auf der Röhre ist, habe ich erst an große HF Sender gedacht. (Ist auch ein Einsatzbereich)

Dann habe ich aber noch gelesen, dass diese auch zum Verstärkerbau im Gitarrenbereich genutzt werden.
Habe aber keinen Schaltplan gefunden, oder irgendetwas anderes.

Hoffe, dass mir die AMP Spezialisten hier etwas weiter helfen können..:D

Als ich mal gegoogelt habe, was so ein Satz Röhren kostet ist mir schwindelig geworden.
Die gehen für über 300 Euronen bei Ebay weg.

LG
 
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Ich habe noch nie von einem Gitarrenamp gehört, der auf EL 3010 Röhren läuft. Verkauf die Röhren und hole dir dafür nen richtigen Gitarrenverstärker, das geht schneller und ist billiger.
 
Solche Verstärker hab ich auch noch nie gesehen. Schreib doch mal die Jungs von TubeTown an.
 
Heyho!

Hoffe, dass mir die AMP Spezialisten hier etwas weiter helfen können..:D

Als ich mal gegoogelt habe, was so ein Satz Röhren kostet ist mir schwindelig geworden.
Die gehen für über 300 Euronen bei Ebay weg.

Du hoffst da absolut richtig. Ich habe allerdings mal den wesentlichen Punkt herausgeschnitten, und zwar die Ersatzteilbeschaffung. Willst du dir das wirklich antun?

Klar, die Röhren sind dem Datenblatt nach SEHR gut, qualitativ ist das mit heutigen EL34 usw nicht zu vergleichen. Aber du musst dir Gedanken darüber machen, dass die Röhren verdammt selten sind und dementsprechend der Ersatz sehr teuer wird. Soviel zum finanziellen Teil.

Jetzt zum technischen: Die Röhren sind angegeben mit 50-90 mA / V, je nach Arbeitspunkt. Das ist VERDAMMT steil. Die Röhre braucht am Steuergitter fast keine Signalwechselspannung, um hohe Ausgangsleistungen zu erreichen. Das macht sie leicht anzusteuern, aber du musst dir im Klaren darüber sein, dass diese hohe Steilheit in Verbindung mit der Tatsache, dass das Ding auch bei 30 MHz noch spezifiziert ist und da auch eingesetzt wurde, zu ziemlichen Problemen beim Aufbau des Verstärkers führen können.
Wenn du keine Messmöglichkeiten für Hochfrequenz und Routine im Aufbau dementsprechender Schaltungen (HF - Leistungsverstärker, Sender) hast, dann würde ich an deiner Stelle die Finger davon lassen. 5,5Veff am Steuergitter, -10V Ruhespannung am Steuergitter und 100W mit 2 Röhren in B Gegentakt sind nicht zu verachten.
Du hast oben angemerkt, dass die Röhre den Anodenanschluss oben hat. Das liegt ganz einfach daran, dass eine Röhre mit diesen Daten mit dem Anodenanschluss im Sockel unten einfach nicht mehr zu beherrschen wäre. Das würde nur noch Oszillator spielen. Außerdem solltest du bedenken, dass die Röhre für Anodenspannungen bis 900V zugelassen ist. Das gibt bei Gegentakt-B-Betrieb Spitzenspannungen von 1800 V gegen Schaltungsmasse. Das ist in einem normalen Oktalsockel usw. einfach nicht machbar (bei der EL34 usw ist das so gelöst und gibt daher bei Betrieb an 800V gerne mal Probleme...) und bei höheren Frequenzen (Sender) schon zweimal nicht.

Zum Aufbau eines Verstärkers sei noch zu sagen, dass du auch das "Drumrum" bedenken musst. Du brauchst nicht nur die Röhren, sondern auch noch ein Netzteil und einen passenden Ausgangsübertrager. Geht man vom Datenblatt aus, dann ist ein Arbeitspunkt, der mit üblichen Gitarrenübertragern machbar wäre, der mit einem Raa von 3,1 kOhm, was nah an den erhältlichen Ausgangsübertragern mit 3,4 kOhm liegt.
Aber - und das ist bei der Röhre ein Problem - brauchst du dabei 500V Anodenspannung und 150V für das Schirmgitter, d.h. einfach wie bei den ganzen Gitarrenverstärkern die Ug2 aus der Ua machen, indem man sie mit einer Drossel siebt, das geht nicht. Da brauchst du einen Netztrafo, der eine extra Wicklung für Ug2 hat oder du verheizt die Spannungsdifferenz über einem Spannungsregler, den du dann noch entwerfen müsstest (und das ist nicht trivial bei den Spannungen).

Bei der Verwendung als Gitarrenverstärker ist auch das nichtlineare Verhalten gewünscht bzw wird provoziert. Wenn du das mit diesen Röhren machst, dann werden die das wahrscheinlich mit einem baldigen Ableben quittieren, weil Pg2 von 5,5W nahezu nichts ist. Der Wert wird bei üblichen Gitarrenendstufen gnadenlos überschritten, was bei den üblichen Röhren (EL34, 6L6GC) aufgrund des mechanischen Aufbaus kein allzu großes Problem ist, bei der innerlich sicherlich sehr präzise gefertigten EL3010 werden Überlastungen, die zu mechanischen Veränderungen führen, aber wahrscheinlich nicht gutgehen.

Zusammengefasst rate ich von der Verwendung in einem Gitarrenverstärker ab. Bei HIFI-Anwendung könnte man noch drüber reden, ob das sinnvoll ist, aber für einen Gitarrenverstärker ergibt sich meiner Meinung nach kein Vorteil gegenüber den "üblichen" Röhren. Eher nur Nachteile.
Außerdem kannst du für das Geld, was dich zwei dieser Röhren kosten, für einen Gitarrenverstärker einen Netztrafo, einen Ausgangsübertrager und die Röhren kaufen...

Wenn du was "ungewöhnliches" bauen willst, dann kannst du ja EL36 oder sowas nehmen. Die sind günstig und haben auch eine Anodenkappe :D

Wenn du noch Fragen hast => Ich helfe gerne!

Schreib doch mal die Jungs von TubeTown an.

Ich glaube, das ist nicht notwendig...

MfG Stephan
 
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