[Gitarre] Harley Benton Shorty (492mm Mensur)

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Erster Eindruck und Daten
Ein weiteres Pflegekind. Na dann…werfen wir mal einen Blick drauf.
Die Gene sind klar zu erkennen: die klassische Strat stand Pate für die Harley Benton Shorty.
https://www.thomann.de/de/harley_benton_ms_jr.htm
Lindenkorpus, Ahorn-Hals, hier noch Ahorngriffbrett. Nicht die ganz klassische Konstellation, aber immerhin ist ihr ein Vibrato-System erspart geblieben.
Nüchtern betrachtet ist die Kleine gar nicht so viel kleiner. Die Mensur ist von 648 auf 492mm geschrumpft, was ja gerade mal knapp eine Kopflänge ist. Der Korpus ist etwas kleiner, aber rein gefühlt ist eine Mandoline immer noch spürbar kleiner.
Standardmäßig mit 9-42ern bespannt, kam diese hier mit 10ern zu mir. Das reicht gerade so für eine A-Stimmung. Da es jedoch eigentlich auch ein Instrument für Kinder ist, ist die niedrigere Saitenspannung ja eher noch förderlich. Ich vermute mal, dass der Nachwuchs sonst eher wegen schmerzender Finger aufgibt – wenn da nicht absoluter Enthusiasmus hinter steckt.
Die übliche elektrische Ausstattung umfasst drei Tonabnehmer mit der bewährten Verschaltung, lediglich ein Poti hat nicht mehr draufgepasst, es gibt also ein Mastervolume und Tone für Neck und Middle Pickup. Was aber für Anfänger vielleicht nicht ganz so verkehrt ist. Außerdem sind Schalter und Regler eher schwergängig. Die Mechaniken arbeiten „so lala“, das geht deutlich besser. Die Bridge ist etwas hoch angelegt, die Saitenreiter müssen für eine vernünftige Saitenlage ganz runter, dadurch stehen die Madenschrauben hervor – nicht unbedingt für den Nachwuchs geeignet. Für Kinderhände ist der Hals vielleicht etwas fett.
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Geplanter Einsatz und Klang

Ursprünglich sollten 7-38er Saiten drauf (Signature-Produkte eines bekannten Bartträgers), um sie in D zu stimmen, also fast eine Oktave über „normal E“. Dann hätte man sie bei Recordings für Top-End Marke Nashville-Tuning oder 12-Saiter hernehmen können. Leider ging es mit den 7ern nur bis zum C, wobei beim Rumstehen (!) die höchste Saite nach 40 Minuten einfach riss und der der Klang vorher einfach furchtbar lächerlich war. Es lag noch ein Satz Saiten rum, ich glaube 11-54. Die ließen sich auf G stimmen, wobei hier die Mechanik der tiefen G-Saite kaum noch zu bewegen ist, die Saitenspannung aber auf normalem Niveau liegt, sogar unter der meiner gewohnten Saiten – die Mechanik hat also ein paar Schwierigkeiten. Nach viel Einstellarbeiten und Stimmen, Stimmen und Stimmen war die Kleine dann spielbar. Der kleine Korpus schwingt kräftig mit, trocken wirkt das alles gar nicht mal verkehrt. Die Tonabnehmer übertragen das Geschehen durchaus angemessen, allerdings eher brav und etwas bedeckt. Der mittlere Pickup ist hier charakterlich ziemlich blass, weil der Raum zwischen den Pickups sehr begrenzt ist. Neben der Tatsache, dass die Kleine für mich durch die fast gleiche Stimmung etwas überflüssig geworden ist, ist einfach unglaublich wenig Platz für erwachsene Hände. Das gilt zwar auch für Mandolinen, aber da versucht man weniger mit seinen gewohnten Akkorden usw. zu arbeiten.
Das hört man, so glaube ich, auch ganz gut. Mit ein wenig Übung wären die Aufnahmen vermutlich sauberer ausgefallen, aber so lange wollte ich sie dann gar nicht behalten, da ich eben reichlich andere Gitarren habe und nicht eine per Kapodaster erreichbare Stimmung brauchte.
https://soundcloud.com/user-766603868/harley-benton-shorty-mini-guitar

Fazit
Tja…Fazit…qualitativ gibt es definitiv nichts auszusetzen, bis auf die Mechaniken und die Saitenreiter. Die Madenschrauben könnte man absägen, die Mechaniken tauschen.
Für Kinder ist der Hals ein wenig fett, für Erwachsene sind die Bundabstände vielleicht zu knapp. Die richtige Saitenspannung für junge Hände zu finden, könnte sich auch als langwieriges Projekt herausstellen. Mit den 11-54er Saiten kann man problemlos bis F stimmen und spielen, d.h. für das möglicherweise angestrebte Gummi-Feeling kann man sogar in Standardstimmung anfangen – was sicherlich für die Motivation und evtl. das Verständnis zuträglich ist. Wenn man weiß, was man vorhat, habe ich keine großen Bedenken, die Kleine zu empfehlen. Wer keine Ahnung hat und seinem Nachwuchs eine Freude machen will, sollte lieber im Laden checken, ob die Finger schon mitmachen, oder nicht.
Wer sich selbst etwas Spielzeug gönnen will, wird bei dem Preis so oder so keine bittere Enttäuschung erleben.
 
Eigenschaft
 

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