When the music's over - Musik in Anbetracht ihres Endes

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Jim Morrison forderte, nach dem Verklingen der Musik die Lichter auszudrehen, was immerhin noch jemanden voraussetzt, der dazu in der Lage wäre - aber Morrison, dieses Genie des Leidens, zielte mit jeder beiläufigen Geste darauf ab, er ahnte, er wusste, dass er erinnert werden würde - von kommenden Poeten, Musikern, Mitleidenden.

Aber was wird es für die Ästhetik bedeuten, wenn sich in der nächsten Dekade, in den 2030er-Jahren, vielleicht auch bereits in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts, abzeichnet, dass die globale Ökonomie, dieser Mahlstrom der Maßlosigkeit, sich politisch nicht ausreichend zähmen lässt, um die Regeneration der Ökosphäre zumindest als vage Hoffnung bestehen zu lassen? Wie werden wir musizieren, wie komponieren, wenn ernsthaftes Hoffen den Stellenwert einer Wahnerkrankung bekommt?

Können wir uns in die Musiker von Wallace Hartley`s Oktett hineinversetzen, die das Besetzen und Fieren der Rettungsboote der Titanic begleiteten, bis ihnen das Atlantikwasser um die Füße spülte? Wird sich damals jemand gefunden haben, der, da er vielleicht ohnehin nicht auf einen Platz im Rettungsboot hoffen durfte, ihrer Musik lauschte? Vermochten sie es, sich auf die Gestaltung ihres Spiels einzulassen oder wurden sie von den Gedanken an das eisige Wasser in der ohnehin schon frostigen Nacht, vom Aufruhr gegen das Sterben vereinnahmt? Oder hat sie die Resignation, die unabweisbare Unvermeidlichkeit ruhig werden lassen?

Hartleys Leiche wurde 14 Tage nach dem Untergang geborgen, aber erst im Jahre 2012 wurde seine salzwassergeschädigte Geige identifiziert und kurz darauf für über eine Million britische Pfund versteigert. Der Gedanke, dass die Nachwelt das tragische Schicksal - und vielleicht auch einen gewissen Heroismus - würdigen könnte, mag ein schwacher Trost inmitten des nächtlichen Nordatlantiks gewesen sein - allein, es ist noch ein irgendwie menschlicher Sinnhorizont. Wie aber wird es sein, wenn von einer "Nachwelt" gar nicht mehr ausgegangen werden kann, von keinem, der sich auch nur erinnern könnte? Wie wirkt es sich auf die Semantik der Musik aus, wenn ihr Ende absehbar wird?
 
Eigenschaft
 
Schön formuliert, aber IMHO falsch. Weshalb ist das Ende der Musik absehbar?
Die Frage
Wie werden wir musizieren, wie komponieren, wenn ernsthaftes Hoffen den Stellenwert einer Wahnerkrankung bekommt?
impliziert ja, dass die Musiker*innen und Komponis*innen das Hoffen aufgeben? Nicht jede*r empfindet wie Adorno oder Du oder ich oder... - manche warten einfach nur auf eine neue Platte von Helene Fischer. Wer sich - überspitzt und provozierend, dies als Disclaimer - einen 500PS-SUV kauft, um damit in der Stadt zum Flughafen für den Last-Minute-Flug nach Ozeanien oder Grönland zu fahren, zweifelt wohl weniger an Hoffnung...
 
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Ja, RW, ich habe mich zu wenig konjunktivisch ausgedrückt - ich meinte: für den Fall, dass...

Diesem Fall, von dem man heute vielleicht noch hoffen kann, dass er abwendbar sein möge, gilt meine Frage: wie würden wir unter diesen Bedingungen musizieren?

Mir ist klar, dass es heute noch bequem möglich ist, kraft Konsumismus oder alternativer Fakten die sich nähernden Einschläge zu ignorieren. Für den Stadtmenschen ignorierbar werden sich
sukzessive, fast schleichend Waldsterben, Trinkwassermangel, Ernteausfälle, katastrophale Extremwetterereignisse usf. ausweiten bis zu dem Punkt, an dem die Reparaturarbeiten mit den Breakdowns kritischer Infrastruktur nicht mehr mithalten können. Spätestens dann, aber wahrscheinlich früher, wird die Lage für alle so evident wie am 15.4.1912 die Einsicht, dass die Titanic trotz ihrer 16 Schotten sinken würde - die Menge des eindringenden Wassers hatte einfach alle Argumente auf ihrer Seite.

Wenn zu diesem Zeitpunkt keine ausreichende Transformation der destruktiven Dynamik der ökonomischen Megamaschine stattgefunden hat, wird Hoffnung Aberwitz. Wie verhält sich dazu der musische Mensch des 21. Jhdts, wie formt er seine Expression?
 
Das Ende der Musik? Da zweifle ich dran, so lange es Menschen gibt!

Das Ende der Menschheit? Wird früher oder später soweit sein.

Aber ob wir dann beim Musik machen daran denken werden, ob bzw. dass sich jemand oder auch niemand daran erinnern wird? Ob sich die Musiker auf der Titanic Gedanken darüber gemacht haben, ob 100 Jahre später mal die Geige für einen Millionenbetrag verkauft würde oder sich in ihre Moleküle aufgelöst hätte, und ob sich irgendjemand eroisch oder nicht daran erinnert... das war ihnen vermutlich egal. Wer weiß, dass das Ende nah ist und Musik machen kann, findet vielleicht eher Trost darin, dass es ein Ende mit Musik ist.

Wenn der Lauf der Geschichte es tatsächlich nicht so gut mit der Menschheit meint, aber vor dem Ende erstmal "nur" unsere Lebensbedingungen massiv schlechter werden sollten: bedenke, dass es vielen Menschen auf der Welt heute schon mehr als schlecht geht; und oft machen sie trotzdem oder vielleicht gerade deswegen Musik: Beim Lesen Deines Ursprungbeitrags kam mir wieder der Film "Kinshasa Symphony" in den Sinn: Unter schwierigeren Bedingungen hat vermutlich kaum ein Orchester Beethoven auf die Bühne gebracht.

Anders ausgedrückt: In der Geschichte der Menschheit wurde Musik gerade auch in schlechten Zeiten komponiert und gespielt; meine laienhafte Meinung dazu ist: Es war oftmals Ausdruck des persönlichen Umgangs der Musiker mit der jeweiligen Situation, subjektives Empfinden in Noten, Töne, Klänge und Lieder verpackt; unerheblich, ob es nur dem einzelnen Künstler oder einer Gruppe oder der ganzen Bevölkerung "schlecht" ging. Traf die Musik den Nerv der Zeit, dann blieb sie im kollektiven Gedächtnis.
 
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Wie werden wir musizieren, wie komponieren, wenn ernsthaftes Hoffen den Stellenwert einer Wahnerkrankung bekommt?
Diese Frage stand zwischen 1939 und 1945 schon einmal im Raum.

Einer hat so geantwortet:



Der textliche Inhalt des Melodrams entspricht exakt der gestellten Frage.

Viele Grüße,
McCoy
 
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Wie verhält sich dazu der musische Mensch des 21. Jhdts, wie formt er seine Expression?

"Der musikalische Mensch" wird dann genauso divers sein, wie heute. Der eine wir versuchen, seinen Mitmenschen eine möglichst schöne Zeit zu machen. Der andere wird versuchen, seine Mitwelt in dieselben Untergangsängste mit hineinzuziehen, die er selber empfindet, vielleicht im Drogenrausch. Der nächste wird einfach versuchen, sich selbst mit Musik abzulenken. Dann wird wieder einer die Musik versuchen zu nutzen, um möglichst unbeschadet durch die Situation bzw. Entwicklung zu kommen. Und natürlich wird es auch die geben, die in der Musik Anbetracht des drohenden Untergangs keinen Sinn mehr sehen und alles hinschmeissen. Uuuund natürlich die, die versuchen mit Hilfe der Musik bis zum bitteren Ende einen maximalen Gewinn für sich zu erwirtschaften. Ungefähr so stelle ich mir das vor, natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit...

Gruß,
glombi
 
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haiiiner, du schreibst mit viel Pathos und auch etwas geschwollen über das Ende der menschlichen Zivilisation. Ein bisschen weniger Poesie würde es auch tun, finde ich. :) Deine Frage ließe sich, wenn überhaupt, nur von einer interdisziplinären Forschergruppe beantworten. Ich mag Gedankenspiele, so unnötig sie auch sein mögen (und damit meine ich meine eigenen noch mehr als deins ;)). Von daher mach ich mal mit. Folgende in Fragen formulierten Faktoren müsste man erörtern, um überhaupt die Hoffnung auf eine halbwegs sinnvolle Prognose zu haben:
- Welches Untergangsszenario steht den Menschen vor Augen? Und wie mittelbar oder unmittelbar fühlen sich die Menschen dafür verantwortlich?
- Welche Gefühle werden überwiegen: Hoffnung/Leugnung des Endes, Resignation, Verzweiflung, ...?
- Wie werden sich menschliche Kulturen entwickeln und resultierend mit fremdem und eigenem Leid umgehen? Das hängt zutiefst vom Menschenbild und verschiedenen Werten ab.
- Welche technischen Entwicklungen werden die Musikpraxis prägen?

Bestimmt gibt es noch einen Haufen mehr, aber die sind mir auf die Schnelle eingefallen. Ich halte die Frage für absolut unbeantwortbar, weil die menschliche Zivilisation im aktuellen Zustand schon zu komplex ist, um sie zu begreifen und hinreichend zu modellieren, von der weiteren Entwicklung menschlicher Kultur in einem oder mehreren Jahrzehnten ganz zu schweigen.
 
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Ja, McCoy, eine Musik, die versucht, das Apokalyptische zu reflektieren wie die Schönbergs, steht im Zentrum einer ästhetischen Diskussion. Ich sehe ein, dass meine assoziativ aufgeworfen Fragen z.T. sozialpsychologische Überlegungen zu möglichen Motiven nahelegen, glombi und Charvelniklas, und diese haben ihren eigenen Wert. Bestimmt lassen sich auch Zwecke jenseits des künstlerischen Ausdrucks aufspüren, die diesen mehr oder weniger korrumpieren.

Doch ich versuche mir aus ästhetischer Sicht vorzustellen, wie eine historisch unbekannte, kollektive Betroffenheit sich im musikalischen Ausdruck niederschlagen wird. Die Qualität der Verzweiflung wird ohne Vergleich sein. Am einen Ende des Kontinuums darf man wohl authentische Formen musikalischer Reflexion mit derselben Ernsthaftigkeit wie der Schönbergs erwarten, aber auch hinsichtlich der anderen Seite frage ich mich, ob nicht in die unmittelbare Expression des Augenblicks auf den Weltuntergangsparties etwas einsickern wird, was die Qualität dieses einzigartigen Abschieds zumindest andeutet. Es wäre schließlich kein solcher "Abschied für immer", wie man ihn schmerzhaft aus seiner Lebensgeschichte aufrufen kann - es wäre der Abschied der Menschheit von sich selbst.
 
Ich hab mich in meinem Studium sehr intensiv mit apokalyptischer und postapokalyptischer Fiktion beschäftigt. Die kann selbstverständlich nicht zuverlässig prognostizieren, aber stellt immerhin Gedankenexperimente dar. Musik taucht darin äußerst selten auf. Mir fällt kein Beispiel ein, wo dein Thema behandelt wird... 🤔

Ansonsten fällt mir spontan "Der Untergang" ein, wo eine Fete hochrangiger Nazioffiziere und ihrer Frauen durch einen Fliegerangriff unterbrochen wird. Eine Frau fordert den Pianisten auf, einen Swing zu spielen, und alle fangen nach dem Schrecken einer nahen Detonation wieder an, zu tanzen. Das ist natürlich nur vorstellbar, wenn sich die Katastrophe eher plötzlich anbahnt. Du hast eher im Sinn, zu überlegen, was passiert, wenn sich ein breites Gefühl der Hoffnungslosigkeit breitgemacht hat, oder? Vielleicht könnte man Musik aus dem dreißigjährigen Krieg untersuchen, auch wenn die Umstände damals vermutlich auch nicht an wirklich apokalyptische Ausmaße heranreichten. Vorzugsweise müsste man sehen, ob man Werke von Menschen findet, die allenfalls kurz vor dem Krieg geboren wurden und nichts anderes kannten. Vielleicht könnte das einen Anhaltspunkt bieten.
 
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Hat nicht Nietzsche geschrieben:
"Ein Leben ohne Musik, ist ein Irrtum!"

Musik tot ---> Ewiger Irrtum
 
Manche werden verängstigt sein, und sich deswegen durch Musik ausdrücken.
Manche werden verängstigt sein, und deswegen jedes Interesse an Musik verlieren.
Manche werden gleichgültig/ignorant sein und so musizieren/Musik konsumieren, wie sie es immer getan haben. Bis es halt nicht mehr geht.

Aber sich darüber Geanken zu machen, wie die Musik derer denn aussähe, die dann ihre Verzweiflung durch Musik auszudrücken versuchen werden, finde ich persönlich jetzt nicht so arg interessant. Aber ich will keinem hier die Freude an der Diskussion vermiesen !

LG
Thomas
 
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Ja, McCoy, eine Musik, die versucht, das Apokalyptische zu reflektieren wie die Schönbergs, steht im Zentrum einer ästhetischen Diskussion.
Mir persönlich reicht der Ausdruck "Reflexion der Apokalypse" da nicht. Die Menschen aus dem Warschauer Ghetto standen ja ihrer eigenen Vernichtung unmittelbar gegenüber, die Menschheit in ihren Widersachern war schon längst verschwunden und einer Bestialität gewichen. Was taten sie? Sie sangen! Für mich wird an dieser Stelle deutlich, daß Musik weit mehr ist als nur systemrelevant. Sie scheint in einem solchen Moment, wo das Menschsein nur noch auf die nackte Existenz reduziert ist, plötzlich in einem ganz anderen Gewand zu Tage zu treten. Alle persönlichen Interessen an der Musik sind komplett eliminiert. Zu diesen persönlichen Interessen würde ich allerdings nicht nur Dinge wie wirtschaftliches Interesse, Eitelkeiten udgl. zählen, sondern auch so simple Dinge wie Freude an der Musik und entsprechendes.

Arnold Schönberg war klar, daß er selbst, wenn es nach den Plänen der Unmenschen gegangen wäre, auch in einem Warschauer Ghetto vor seiner eigenen Vernichtung hätte stehen müssen. Aus diesem (vorstellenden) Erleben der eigenen (persönlichen/kulturellen/humanen) Totalvernichtung muß seine Musik entstanden sein. So habe ich das Stück jedenfalls immer erlebt.

Viele Grüße,
McCoy
 
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Ich habe das Gefühl, dass Ihr nicht ganz über dasselbe schreibt. Ok, die Überlebenden sangen - aber sie sangen keine "neuzeitliche" Musik à la Schönberg. Und Schönberg? Er versucht darzustellen, wie sie (scheinbar) auf die bloße Existenz reduziert wurden und sangen, benutzt aber dafür Instrumentalmusik und die gesprochene, nicht gesungene Sprache.

Und ja - aus meiner Sicht geht es nicht um eine Apokalypse im eigentlichen Sinn. Das wäre eine "Entschleierung" oder "Offenbarung" mit religiöser Dimension. Das von @haiiiner skizzierte Szenario scheint mir ein anderes zu sein; als Motor des Ganzen nennt er die (verselbständigte) "globale Ökonomie". Die Geister, die der Mensch rief (bzw. die ein Teil der Menschheit geschaffen hat)...
 
Du eröffnest mir hier eine vertiefende Einsicht, McCoy. Beide Gedanken klingen in mir nach.

Saitentsauber, ich fasse McCoys Gedanken zum unvermittelten Singen der Menschen im Ghetto und zur Komposition Schönbergs als je separate Einsichten auf. Du hast recht, dass mMn unser aller Verstrickung in die Wachstumsfalle der globalisierten Ökonomie und Finanzwirtschaft eine entscheidende Rolle für die Bedeutung spielt, die sich angesichts deren Zerstörungswirkung in uns entfaltet. Wie könnte sie nicht. Auch liegst Du richtig, dass ich "Apokalypse" trivialisiert verwende. Anthropozid qua Ökozid wäre korrekter.

Charvelniklas, den Gedanken an den dreißigjährigen Krieg finde ich nicht abwegig, nur gelingt es mir kaum, mich in die Lebenswelt der Betroffenen im 17. Jht hineinzuversetzen. Der "Krieg, der sich selbst ernähren musste" und sich damit bis zum Verbrauch seiner Grundlagen weitgehend verselbständigte, erinnert zwar - stark abstrahiert - an einen entkoppelten Ökonomismus, doch misstraue ich derart harten Abstraktionen.

Die Szene aus "Der Untergang" erinnert mich wiederum an den Film "Stalingrad", in dem einige der eingekesselten Soldaten nur noch vor der Entscheidung stehen, ob sie sich sofort erschießen oder erst in ein paar Stunden - doch trotz dieser furchtbaren Düsternis: in beiden Fällen kann man mit gefestigtem Rückgrat und prinzipenverankerten Bekenntnis zum Antifaschismus aus dem Kino kommen, also mit pur vitaler Lebensbejahung.

Ich kann mich irren, aber möglicherweise wird eine Zukunftsperspektive, die auf den Wert eines Lotterieloses schrumpft, eine Rückbesinnung einleiten auf die belebte Mitwelt, die wir nicht nur durch milliardenfache, industriell organisierte Tötungsakte unwiderbringlich ausgelöscht, sondern die wir auch ohne Mitleid und schuldhaft verloren haben.
 
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Endzeitszenarien sind doch Bestandteil jeder kulturellen, historischen und ernsthaften Wissensvermittlung. Der mitleidlose Blick zurück ist schon sehr trotzig. Erst im Erleben des letzten Moments wird gewiss werden, ob Reue nicht doch den letzten Ton spielt. Musikalische Reflexion des Untergangs ist zu weit gedacht . Ob mit oder ohne Reue entscheidet über einen irgendwie gearteten, individuell in jedem Endzeitmusiker verankerten musikalischen Reflex . Die Rückbesinnung als Zukunftsperspektive mutet da schon irgendwie als neurologische Störung an . CC diagnostiziert das als angelernten Reflex. Entspräche der kindliche Reflex doch eher einem ziellosen, alles ausblenden Gekreische. Affektierter Reflex wäre wohl ein harmonieüberladenes Harfenspiel. Vom Licht aus bis zum Weltuntergang ist mir persönlich dann doch zu weit gedacht. Ich hatte schon nach der Jim Morrison Einleitung vermutet, dass das eine schräge Gedankenfahrt wird. Das Lotterielos ist so vollkommen Niebelungenlied untypisch und doch birgt es Hoffnung. Sollte Dantes göttliche Komödie vielleicht noch andersartige Aktualität erfahren, lasst es mich nicht missen.
 
Ich muss lachen, Schoko-Colonel - Du fügst der Schrägheit der Gedankenfahrt etliche Krängungsgrade hinzu! :biggrinB:

Mit Deiner Psychiatrisierung bin ich formal nicht einverstanden, inhaltlich triffst Du einen Nerv: nie wurden mehr Psychopharmaka genommen, Tendenz steigend. Nur handelt es sich nicht um Neurosen, denen man mit ein paar Stunden Psychotherapie beikommen könnte, wir sprechen über handfeste Depressionen. Die therapeutische Standardintervention hierbei ist Aktivitätsaufbau - und (hier insb.: Umwelt-) Aktivismus gilt zurecht als gesünder - und zunächst aussichtsreicher als ein Antidepressivum. Aber wenn die ökologischen Dominokaskaden erst die Vorgärten und Dächer der "heilen" ersten Welt auf links drehen, wird ein neurotisches Welterleben vielleicht sogar ziemlich rational erscheinen.
 

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