Waren ein paar Aha Momente dabei gestern beim Mixen.
Das freut mich
Den Mix find ich besser

Die Kick, hmmm die fügt sich noch nicht so richtig ein. Den Anschlag kann man nun gut raushören, aber sie erzeugt für mich zu wenig Dampf untenrum. Das liegt allerdings nicht nur an der Kick, genauso am Bass der die Kick maskiert.
Darf ich fragen, womit hörst du beim Mischen? Viele Abhören können diese Tiefen Frequenzen nicht wirklich hergeben. Falls du nicht über ziemlich krasse Monitore, oder Subwoofer verfügst, würde ich dir um den Bassbereich zu beurteilen Kopfhörer empfehlen. Die können meistens tiefer.
Die neue Kick kann ich dir jetzt nicht genau sagen, wie du sie mit dem Bass in Einklang bringst. Da müsste ich auch experimentieren. Den Bass hatte ich gestern ja genauer unter die Lupe genommen. Dazu kann ich sagen, der Bass dominiert so um die 60Hz. Dort ist am Meisten Energie.
Nimm Folgendes nicht als allgemeingültiges Rezept:
Meiner Erfahrung nach, funktionieren die Meisten Mixe recht gut, wenn:
-die
Kick so um die
50Hz rum dominiert. Das heisst jetzt nicht, dass man da anheben MUSS, es kommt natürlich drauf an wie die Kick klingt. Wenn sie in dem Bereich bereits dominiert, dann ist alles gut, kein Eingriff nötig.
Um die
100Hz rum, macht sich der Bass meistens ganz gut. Wenn der Bass in tiefen Lagen spielt, dann liegt der Grundton zwar eine Okave tiefer, jedoch wenn die Kick um die 50Hz bereits dominiert, kommt das zu Konflikten. Hinzu kommt, dass der Bass in so tiefen Lagen auf kleinen Lautsprechern nicht wirklich hörbar ist, und auch auf grossen Lautsprechern wohl sehr viel Energie hat, welche jedoch ziemlich undefiniert klingt, und wummert.
Wenn du also den Bass bei ca 50Hz absenkst, und bei 100Hz anhebst, dann betonst du die zweite Harmonische (erster Oberton) des Basses. (sofern dieser grad in tiefen Lagen spielt.) Die dritte harmonische liegt folglich um die 200Hz. Dort liegen die Grundtöne vieler Instrumente, daher betone ich die dritte Harmonische meistens nicht, meistens sogar eine Absenkung um die 200Hz rum, um den anderen Instrumenten Freiraum zu geben.
So, jetzt gibts noch ein kleines "Problem". Was wenn der Bass in höheren tonlagen spielt? Dann bricht oft der Mix ein, weil dem Mix Lowend an dieser Stelle fehlt. Lowend, muss stetig schieben, insbesondere in einem Popsong. Daher die Subarmonische, die ich noch erzeugt hab. Wenn der Bass ein A in dritter Oktave spielt, ist der Grundton 440Hz (ich hoff ich erzähl hier kein Mist, mit Harmonielehre kenn ich mich nicht so aus

) Unterhalb 440Hz kommt dann nichts aus dem Bass. Daher eine Subharmonische generieren. Dann wird dem 440Hz-Grundton noch 220Hz hinzugefügt. In dem Beispiel könnte man sogar noch ne zweite Subharmonische untendrunterlegen, um noch bisschen 110Hz hinzuzufügen. Im "richtigen" Verhältnis zusammengemischt, hört man dann wohl dass der Bass höher spielt, aber trotzdem schiebt er im Lowendbereich. Wenn der Bass tief spielt, rutschen diese Subharmonischen in so tiefe Frequenzbereiche ab, die eh nicht mehr hörbar sind, somit tief gespielte Töne kaum eine Veränderung erfahren, nur die höhen Töne, die halt dann auch schieben fast wie die tiefen Töne

Puh, halber Roman zu nem einzigen Thema. Naja, das Zusammenspiel von Bass und Kick, das A und O für nen soliden Mix
Wie gesagt, das ist MEIN Weg, es gibt auch andere Wege die funktionieren. Kürzlich hab ich nen Mix gemacht, da passte diese Vorgehensweise nicht. Ich hab dort ganz andere Frequenzen hervorgehoben, klang irgendwie besser in diesem Fall. Keine Ahnung warum, aber das ist ja auch egal

Wichtig finde ich grundsätzlich, dass sich die Instrumente nicht gegenseitig maskieren, auf welchem Weg auch immer man das anstellt.
Auch ist für mich nicht zu 100% ersichtlich, wie genau die Equalizereinstellungen für die Stimme gemeint sind. Wäre sehr nett, wenn du da noch etwas ins Detail gehen könntest @Zelo01
Klar. hmmm zuerst mal zum oberen Frequenzbereich.
-Um die 1,5kHz hat die Stimme die tendenz ein wenig "telefonartig" zu klingen. Daher die Absenkung.
-Um die 4kHz kommt die Stimme nach vorn im Mix, und macht sie klarer/deutlicher. Jedoch Vorsicht: Unser Gehör ist um die 4kHz sehr empfindlich, dort machts auch schnell mal weh in den Ohren wenns übertrieben wird

) Daher hab ich dort nur ne kleine Anhebung gemacht, und dazu noch dynamisch, bzw bereits laute Peaks um die 4kHz werden nicht verstärkt, nur die Stellen die wenig 4kHz aufweisen. Oder mit anderen Worten: Der Frequenzbereich wird ein wenig verdichtet, quasi komprimiert.
Dann wollte ich die Stimme noch ein wenig öffnen obenrum. Die Absenkung um die 12kHz, die ist nur dazu da, weil mir dieser Bereich (Zischlaute) zusehr mit hochkamen, als ich die Shelf Anhebung machte. (Man könnte auch einfach die Flankensteilheit (Q) des Shelf-boosts steiler machen, jedoch finde ich, man hat mit einer Absenkung mehr Kontrolle, und die meisten EQ-Plugins klingen besser/musikalischer, wenn die Flankensteilheit nicht sonderlich steil eingestellt wird. Mit zwei Bändern zu arbeiten (anheben und absenken in benachbarten Frequenzen, führt in Summe auch zu ner grösseren Flankensteilheit, obwohl man Breitbandig arbeitet.)
So nun zu den unteren Mitten. Ich mag die Stimme "dick" gemischt, daher in Summe mehr angehoben als abgesenkt.

Diese vier Eingriffe sind eigentlich als ein einzigen Eingriff zu sehen. Um die 400Hz der bereits genannte "dynamisch absenken, statisch boosten-Trick", und auch hier, die benachbarten Frequenzen angehoben (600Hz und 200Hz abwärts). = bessere Kontrolle über die Flankensteilheit. Wobei die Anhebung bis in den Bassbereich (200Hz abwärts) auch dynamisch ist: Poppgeräusche und sowas möchte ich ja nicht verstärken. Allgemein, wenn man im Bassbereich die Stimme anhebt, muss man aufpassen dass die Dynamik nicht aus dem Ruder läuft, und die Stimme dann Bass und Kick in die Queere kommt.
So nun noch, warum eigentlich dynamisch absenken und gleichzeitig an der selben Stelle boosten? Beides in Summe würde ich als "dynamisch kontrolliertes Boosten" bezeichnen. Der Frequenzbereich wird hervorhehoben, jedoch die Stellen die um die 400Hz bereits präsent sind, bleiben weitgehend unverändert.
So und jetzt wirds noch ein wenig technischer:
Du hast die Attack, Release und Ratiowerte angesprochen.
Nun, im Neutronplugin, was ich verwendet habe, gibts diese Regler nicht.

Ist irgendein default Wert. Aus dem Bauch heraus: Sowohl Attack und Release regeln sehr schnell. Den Ratioregler, ersetze ich quasi damit, wie stark ich absenke. (Nicht absenken = Ratio 1:1 / Je mehr abgesenkt wird, steigt der Ratiowert.) Ein Tresholdregler gibts. Damit kannst bestimmen wo eingegriffen wird: Nur in den Peaks oder dauerhaft regelnd.
Dein Plugin was du genannt hast kenne ich nicht, aber dort scheinst du mehr Möglichkeiten zu haben, was dyn EQs angeht.
Ist gut möglich dass du dir dort den "dyn absenken, statisch anheben-trick" sparen kannst und alles in einem Schritt machen kannst. Man kann ja nicht nur dynamisch absenken, sondern auch direkt dynamisch anheben, ohne statisch zu boosten. Theoretisch kommt das auf das Gleiche raus. Jedoch in meinem Plugin ist es so: Wenn ich nur ein klein wenig booste, wird auch nur wenig abgesenkt, bzw es wird eben höchstens "nicht verstrkt" aber niemals abgesenkt. Wenn ich in den negativen bereich kommen will, bin ich gezwungen mit zwei Bändern zu arbeiten. Gut möglich, dass das in deinem Plugin in einem Schritt geht, wenn du ein Ratioregler etc hast.
Oha, langer Text geworden. Vieles ist halt allgemein gehalten. Ich halte nicht viel davon, jemandem "magische Frequenzen des Gesangs" zu verraten. Denn die sind nunmal in jedem Mix verschieden

Ich hab wohl oft von den 400Hz geschrieben, jedoch das ist spezifisch in diesem Song/Mix so, und kann in einem anderen Mix ganz wo anders liegen

Vieles entscheide ich aus dem Bauch heraus, oder experimentiere rum, bis es passt.
Es gibt halt ein paar Dinge, wie zB was ich oben zu Kick/Bass geschrieben hab, was nach meiner Erfahrung
meistens auf anhieb funktioniert, jedoch eine Garantie gibts nicht
Ich hoffe deine Fragen sind einigermassen beantwortet? Und wenn nicht, immer raus damit
Nachtrag:
Noch was zur Kick: Die alte Kick find ich eigentlich insbesondere im Refrain sehr passend, sie war im alten Mix halt einfach etwas zu laut im verhältnis zur Snare und Toms, und dass ihr ein wenig Attack gefehlt hat. Aber ansonsten ist sie schön poppig

Ich würd mal probieren die beiden Kicks (alt & neu) zu layern. Alte Kick wie gehabt, nur etwas leiser, und die neue Kick einfach drüberlegen. Das wird vermutlich zu Phasenproblemen führen. Jedoch was der alten Kick fehlt, ist ja eigentlich nur der Attack. Daher kannst du die neue Kick heftig beschneiden, Lowcut bei so 1kHz abwärts, den unteren Frequenzbereich kannst du ganz der alten Kick überlassen. Du kannst die "neue Kick Spur" auch mit einem Gate so bearbeiten, bis wirklich nur noch dieses Klicken vom Anschlag stehen bleibt.
