Von einer "Regel" auszugehen, halte ich schon immer für kritisch. Impliziert es doch eine gewisse Kalkulation, z.B. auch für Wiederverkauf bei Nichtgefallen, was halt schon heftig schiefgehen kann.
Auf einem freien Markt hängt der erzielbare Preis vom konkreten Produkt sowie von Angebot und Nachfrage ab. Damit entscheidet halt jeder selbst, welchen Preis er akzeptiert.
Gerne zur Diskussion:
- Was den Gebrauchtmarkt preislich ganz klar herunterzieht, sind die Preise für Neuware. Einerseits werden identische Modelle immer billiger (im Gegensatz zur "normalen" Inflation) - der Wettbewerb drückt. Meine persönliche Erfahrung ist, dass Anbieter den Neupreis nennen oder von ihm ausgehen, obwohl der Neupreis markant gefallen ist.
- Dann kommen extrem schnell neue/alternative Modelle auch anderer Hersteller teils viel billiger auf den Markt. Und, Billiganbieter haben gelernt, dass der niedrige Preis nicht ausreicht, sondern dass auch die Qualität stimmen muss - man lernt auch (in so genannten "Billigproduktionsländern"), wie man die Qualität steigert und auf welche Merkmale der Markt Wert legt. Man schaue sich mal die Entwicklung bei HB an, deren Gitarren inzwischen überwiegend sehr gelobt werden.
- Die Leute (solche mit schwerem "GAS" mal ausgenommen) haben in der Masse weniger Geld und/oder sind nicht bereit, viel auszugehen. D.h., dass tendenziell einfach weniger geboten wird und Angebote mit darüber liegenden Preisen einfach nicht weggehen; was soll man machen, wenn man verkaufen will/muss? Ein Beispiel von vorgestern: Eine Casio PG 380 wurde für 1300 Euro auf kleinanzeigen und ebay angeboten (zugegeben sehr ambitioniert) und innerhalb von 2 Tagen (!!!) in mehreren Schritten auf 380 Euro gesenkt und letztlich für 350 Euro verkauft (ich war's nicht, weil ich nur 250 Euro geboten hatte). Es haben wohl mehrere Interessenten den Anbieter angeschrieben. Es werden noch zwei andere PG 380 angeboten, deren Verkäufer es aber "aussitzen" wollen - na ja, die Träume sterben zuletzt.
Jeder hat wohl seien persönlichen Grenzen. Bei mir kommt dazu, dass ich keinen "haben müssen" Druck habe, sondern für mich alles immer nur "nice to have" wäre. Insofern liegen meine persönlichen Grenzen bei Equipment, das es noch neu gibt, bei 1/2 bis 1/3 des Neupreises. Da ich spaßeshalber auch den Vintage-Markt verfolge, habe ich mir da für mich persönlich 1/3 unter den aufgerufenen Preisen als Grenze gesetzt, d.h. erst mal entsprechend niedrige Angebote und dann hart und geduldig verhandeln - klappt immer wieder. Trotz "günstigem" Einkauf spüre ich aber auch Probleme beim (bei mir grundsätzlich einkalkulierten) Wiederverkauf bei Nichtgefallen, eben aufgrund geringerer tatsächlicher Nachfrage und allgemein niedrigeren Ausgabelimits.