. Ist es also so, dass zu dicke Absorber eigentlich unwirksam sind?
Ja.
ABER.
Bitte jetzt nicht denken, dass Absorber mit mehr als 5 cm Dicke plötzlich sinnlos sind - so darf man das natürlich nicht verstehen.
Viel wichtiger ist es bei der Auswahl der Materialien für einen porösen Absorber den spezifischen Strömungswiderstand zu betrachten. Wenn man den Absorber so plant, dass er bis zu Frequenz x reicht, muss er eine gewisse Dicke haben (oder mit gewissem Abstand von der Wand befestigt werden) - um sicher zu gehen, dass der Schall aber auch absorbiert wird und nicht bloß reflektiert (zurückgeworfen) oder transmittiert (unverändert durchgelassen und dann eben an der Wand reflektiert) wird, muss der Absorber irgendwie auch durchlässig sein.
Extrembeispiele: Eine einzelne Lage aus dünnem Gaze lässt alles durch. Der Strömungswiderstand ist verschwindend gering (große Löcher, dünn, kaum Reibungswiderstand).
Eine Lage aus Beton reflektiert alles - der Strömungswiderstand ist ziemlich groß.
Irgendwo dazwischen muss das Material gewählt werden, um bei der gewünschten Dicke den Schall bis zum Ende durchzulassen - aber eben nicht weiter. Idealerweise wird auf dem Weg dorthin dann auch alles an Schall absorbiert. Wenn beides erfüllt wird (Schall wird nicht durchgelassen und dabei absorbiert) gibt das einen Absorber mit Absorptionsgrad 1.
- Wenn der selbe Absorber jetzt noch dicker wird, hat er immer noch Absorptionsgrad 1, ist aber "unnötig" dick.
- Wenn der selbe Absorber nicht alles absorbiert im Material, sinkt der Absorptionsgrad weil Teile des Schalls den Absorber wieder verlassen.
Sagen wir, ich habe die Rückwand meines Raumes flächendeckend mit 10m dicken Steinwolle Absorbern ausgestattet. Ich hätte jetzt erwartet, dass ich im Grunde gar keine Reflexion von der Rückwand mehr bekomme, weil sämtlicher Schall im Absorber geschluckt wird.
Bei einem Absorptionsgrad von 0.99 ist der Schall, der den Absorber wieder verlässt um 20 Dezibel leiser als zuvor.
0.99 ist ein verdammt hoher Absorptionsgrad, und 20 dB weniger Hall ist dann in Wahrheit eigentlich gar nicht soo viel..
Nur um sich das mal vor Augen zu halten: Um die Reflexion völlig zu eliminieren, sagen wir um 60 dB* zu reduzieren muss die Schallenergie auf ein Millionstel des Ursprungswertes gesenkt werden - dafür sind Absorbtionsgrade von 0.999999 notwendig.
*60 dB deshalb weil Nachhallzeit so definiert ist: Die Zeit in der der Hall um 60 dB absinkt.
(Ich hab das jetzt der Kürze halber ausgeblendet, aber ich bin gespannt wann die Frage auftaucht warum Absorptionsgrade auch höher als 1 zu sein scheinen - siehe die Messung der HOFA Vorhänge)
Ich könnte mir vorstellen, dass ich bei "härteren" absorbern, also z.B. Basotect Platten so etwas bekomme, aber Steinwolle ist ja ziemlich luftig gepackt... ?
Wie gesagt, kommt auf den Strömungswiderstand an. Der spezifische Strömungswiderstand von Basotect oder Rockwool Thermarock ist höher als der von zB Rockwool Sonorock - deshalb sind Basotect-Absorber ab einer gewissen Dicke auch nicht mehr sinnvoll.