Hallo fiddle,
es hat den Anschein, dass Du vieles in den falschen Hals bekommst und überreagierst.
Es stört mich nur, daß du das Handwerk dikreditierst mit Aussagen:
"..die letzten Prozente Qualität mit einem derben Preisaufschlag bezahlen."
Wo ist das Diskreditierung? Das ist dochh allgemeine Lebensweisheit aus eigentlich allen Produktbereichen. Da steht nicht "das Handwerk betrügt seine Kunden durch überzogene Preise", sondern da steht quasi, dass bei Instrumenten der Aufpreis von Mainstream auf Spitzenprodukt
nicht linear ansteigt.
Ein billiger Wein kostet 5.- Euro, ein sehr annehmbarer 20.- Euro, ein Spitzenwein der aber jetzt nicht gleichzeitig auch zigfach besser ist als der annehmbare Wein, aber schon 500.- Euro.
Und genauso ist das mit Instrumenten, Bögen, Saiten, oder sonstwas. Es ist doch Unfug, darin eine mutwillige Diskreditierung zu sehen ...
Für 1000 Euro kann kein Mensch in Deutschland eine Geige von Hand bauen und davon leben.
Da wäre man mit Hartz 4 besser bedient und muß kein Messer scharf machen.
Richtig. Und deshalb bleibt Geigenbauern, die in Zeiten des Luxusverzichts vieler Käufer auch günstige Schülerinstrumente oder Mietinstrumente anbieten, eben nichts anderes übrig, als Bodies oder dessen Teile vorgeformt zuzukaufen, um diese nach Art des Hauses spielfertig zu machen. Die Geigenbauer selber haben anscheinend eher kein Problem damit, nur Du echauffierst Dich fremdschämend ...
"Von Hand bauen" ist ein seeehr dehnbarer Begriff. Manche verstehen darunter, daß die Saiten von Hand
aufgezogen wurden.
Ich rede von der traditionellen Bauweise mit leichter, maschineller Unterstützung (Bandsäge, Bohrmaschine, Abrichte).
Sehe ich genauso. Ich teile das in kompletten Eigenbau in der eigenen Werkstatt vs. in diversen Stufen aufbereiteten Body.
"Spielfertig machen" ist übrigens ein ähnlich dehnbarer Begriff

Der eine versteht darunter echte Gebrauchsfähigkeit des Instruments, der nächste stimmt das Instrument nur einmal durch, und der andere versteht eher darunter, dass die chinesiche Umverpackung gegen einen Versandkarton mit eigenem Logo ausgetauscht, und ein Rücksendezettel für die kostenlose Rückgabe beigelegt wird.
"Meister" ist nur ein Titel, den es in wenigen Ländern gibt (Deutschland und Frankreich).
Es ist wohl jedem Interessenten zuzutrauen, sich für ein angebotenes angebliches Meisterinstrument den Bau durch einen Geigenbauer mit Meisterprüfung adäquat bestätigen zu lassen. Dass sich seit der Handwerksreform 2003 quasi jeder Depp Geigenbauer nennen darf, sollte jedem Google-fähigen Käufer bewusst sein.
Ich finde es vollkommen in Ordnung, wenn für ein Instrument mehr verlangt wird, wenn es sich qualitativ
von der Masse abhebt.
So ist es.
Ich kann, denn ich kenne mehr Geigenbauer als du, die sehr bescheiden davon leben.
Wenn jemand mit den dicken Autos durch die Gegend fährt, dann sind das deine geschätzten Händler..
Kannst Du nicht. Provokant gesagt: mindestens ein Geigenbauer, also die Meisterwerkstatt die ich persönlich kenne, baut neben den teuren Boliden auch besagte Zukaufbodies auf. Logischerweise kannst Du das also nicht belegen, dass diese Methode nicht stattfindet. Wer kauft denn zudem Deiner Meinung nach die überall sogar bis hin zum Endverbrauchermarkt angebotete Weißware? Der Weihnachtsmann?
Dass Du bescheidene Geigebauer kennst, ist ja ganz toll für Dich, aber ich rede vom allgemeinen Markt und dessen aktuelle Gepflogenheiten. Klar gibt es eine Menge Geigenbauer, die in ihrer Werkstatt hucken und ausschließlich hervorragende Instrumente im hochpreisigen Bereich bauen, auf Terminabsprache in ihrer Werkstatt erreichbar sind, und kein Ladengeschäft haben.
Ich rede von den Geigenbauern, die überhaupt erstmal günstige Instrumente anbieten. Wer das nicht tut, kann auch logischerweise gar nicht zu den besagten Zukaufbody-Aufbauern gehören, und braucht sich als bescheidener Geigenbauer (oder dessen Buddy) auch nicht diskreditiert zu fühlen.
Interessanterweise arbeitst Du selbst bei einem Anbieter, der mit seinen alles unterbietenden Preisen und Hausmarken, die Abkehr des Mainstreams von der Tradition des dezentralen Instrumentenbauers, erst so richtig salonfähig gemacht hat, und sicherlich nicht mit dem bescheidenen Kleinwagen aus seiner Mietwohnung ins Büro fährt.
Und trotzdem empörst Du Dich über die angebliche Diskreditierung des Handwerks und die Händler mit den dicken Autos. Schon komisch. Da schlagen anscheinend zwei Herzen in Deiner Brust ...
Ich bin überhaupt nicht empört, nur etwas genervt wenn jemand Halbwissen verbreitet.
Das ist das Problem mit Leuten wie Dir. Alles was sie nicht sehen wollen oder können, ist angebliches Halbwissen. Dabei merkst Du nicht, wie Du Dich selber ad absurdum führst, während Du Dich vollkommen unnötig aufregst.
Ob Auto, Fotokamera, das eigene Häuschen, Fahrräder, Lebensmittel, Möbel, Computer, Kleidung, oder sonstwas im täglichen Alltag - überall muss man für top Qualität ein Mehrfaches es Preises der Mainstream-Qualität bezahlen, weil bekanntermaßen der Aufwand für diese letzten Prozente Qualität deutlich ansteigt.
Und was machst Du daraus? Eine angebliche Diskreditierung der Geigenbauer aufgrund von Halbwissen ...